Liner-Spezial
Wärmedämmung bei Linern

Bei Oberklasse- Wohnmobilen gehören eine gute Aufbauisolierung und ein Doppelboden zum guten Ton. Doch eine dicke und hochwertige Isolierung ist nicht alles – wo sorgen Wärmelecks für Verdruss?

Alles weitere zum Thema Liner erfahren Sie hier in unserem Themenspecial .

Liner-Spezial: Wärmedämmung
Foto: Jürgen Rath, Konstantin Tschovikov

Wer sich ein edles Wohnmobil in der Liner-Klasse leistet, setzt beste Wintertauglichkeit voraus. Kalter Fußboden im Fahrerhaus, zufrierende Stauraumklappen, Wärmelecks am Aufbau – alles kein Thema. Tatsächlich?

Zumindest gegen Fußkälte in der ersten Reihe scheinen die fünf Liner im Test gut gerüstet. Sie setzen alle auf eine Technik, die bei Integrierten der Oberklasse inzwischen Stand der Technik ist: Fahrersitzkonsolen und Armaturenbrett inklusive aller Bedienelemente sind angehoben. Daher besteht der Fahrerhausboden nicht mehr aus schlecht zu dämmendem Stahlblech, sondern bei jedem Liner aus einer Sandwich-Platte mit Isolierschaumschicht. Auch die Trennwand zum Motorraum soll besser gedämmt sein, besonders bei Carthago, Concorde und Morelo, die eine eigene Armaturentafel einbauen.

Ebenso haben sich die Hersteller zu den Außenklappen Gedanken gemacht – mit durchaus unterschiedlichen Ergebnissen. Klappenfüllungen aus Sandwich-Material der Wände sind beim Liner Usus. Ebenso setzt sich die thermische Trennung der meist aus Aluminum gefertigten Rahmen durch. Die Liner von Dethleffs und Carthago gehen einen anderen Weg: Ihre Klappen sitzen nicht in, sondern vor der Seitenwand des Doppelbodens und überlappen an den Rändern – ohne klassischen Rahmen. Beim Dethleffs- Liner werden die Klappen nach oben geschwenkt,  Carthago setzt auf parallel zur Wand öffnende Hubklappen wie bei Reisebussen. Und die Wirkung?

Thermografie zeigt Kältebrücken im Wohnmobil-Aufbau

Die Thermografie ist eine faszinierende Technik, die Wärmeunterschiede bildlich darstellen kann. Im Prinzip handelt es sich dabei um mehrere hunderttausend Einzeltemperaturmessungen, die auf elektronischem Weg zu einem Bild zusammengesetzt werden.

Wie am Wasserhahn weist man dabei üblicherweise den hohen Temperaturen Rottöne und den tiefen Blautöne zu, so dass der Betrachter intuitiv und ohne größere Kenntnis der Technik die Aussage des Bildes erfassen kann. Bausachverständige, wie promobil-Partner Jürgen Rath, untersuchen damit Baumängel an Häusern oder stellen Maßnahmenpläne zur besseren Wärmedämmung bei der Renovierung auf.

Diese Technik eignet sich genauso gut für Liner, vor allem wenn sie im Wert einer Immobilie nahekommen. Eines vorweg: Alle fünf Kandidaten bewegen sich auf klassengerecht hohem Niveau. Das wird deutlich beim Vergleich der aktuellen Thermografie-Aufnahmen mit den Ergebnissen eines großen Integriertentests verschiedener Klassen. Vor allem die günstigeren Modelle zeigten damals deutlich höhere Wärmeverluste, besonders im Bereich des Fahrerhauses.

Die Testergebnisse der Wohnmobil-Thermografie

Auf den Außenaufnahmen (siehe Bilderstrecke oben) lassen alle fünf Liner im Test nur relativ geringe Wärmeabstrahlung durch die teils sehr großen Frontscheiben erkennen. Die durchgängig eingebauten Rollladen leisten hier ganze Arbeit – verglichen mit den sonst üblichen Faltverdunkelungen. Die Scheiben könnten noch kühler sein, würden nicht Konvektoren vorn quer im Armaturenbrett für Wärmezufuhr sorgen – ein gewollter Effekt, um das Glas eisfrei zu halten, gut zu erkennen beim Phoenix- Liner .

Größere Unterschiede offenbaren sich an den seitlichen Fenstern neben dem Beifahrersitz. Es handelt sich um Glasschiebefenster, die in dieser Preisklasse meist Doppelscheiben besitzen und damit in der Fläche eine gute Dämmung aufweisen. Doch die Rahmen bestehen üblicherweise aus Aluminium-Profilen. Sie wirken ohne thermische Trennung als Wärmebrücke. Ein Effekt, der bei allen Kandidaten zu sehen ist, am wenigsten beim Concorde- Liner. Beim Dethleffs kommt hinzu, dass die aufsteigende Wärme des Konvektors unterhalb des Seitenfensters zwischen Scheibe und Faltverdunkelung gelangt – und dabei zum Teil verloren geht.

Auch die Aufbautüren der Liner – meist mit reichlich Komfortund Sicherheitsfeatures ausgestattet – zeigen aus thermischer Sicht Verbesserungspotenzial, teils an den Rahmen, teils an anderen Stellen. Besser schneiden im Schnitt die Außenklappen ab. Sowohl die klassischen Klappen von Concorde und Morelo als auch die vorgesetzten Klappen von Dethleffs und Carthago überzeugen mit geringen Wärmeverlusten. Lediglich der Phoenix- Liner , bei dem zwar der Rahmen um die Klappe, aber nicht der Rahmen in der Seitenwand thermisch getrennt ist, fällt durch rote Ränder auf, also gewissen Wärmeverlusten.

Bleibt bei den Außenansichten noch ein Phänomen des Carthago- Liner zu deuten: Wie ein roter Gürtel zieht sich eine Line an den Seitenwänden entlang. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass hier ein Aluminium-Ringanker Fußboden und Seitenwand miteinander verbindet. Was der Stabilität dient, offenbart sich im Thermogramm als Wärmebrücke.

In den Fahrerhäusern zeigt die aufwendige Höherlegung ihre Wirkung. Die Fußböden der Liner erreichen in der Fläche Temperaturen von 16 bis 20 Grad, am kräftig beheizten Carthago-Boden sogar gut 25 Grad. Die kälteste Stelle im Cockpit findet sich bei ihm deshalb in den vorderen Ecken der Seitenscheiben mit noch angenehmen 15 Grad. Bei allen anderen ist die kälteste Stelle jeweils im Fußraum zu finden. Mit Temperaturen zwischen 13 und elf Grad ist es dort auch nicht eisig.

Weiß man aber, dass der Taupunkt in bewohnten Räumen bei rund zwölf Grad liegt, bleiben noch ein paar Ansatzpunkte zur Perfektionierung.

Carthago Liner de Luxe

Die Höhepunkte des Carthago sind die exklusiven, gut gedämmten Außenklappen und die angenehme Fußbodenheizung im Cockpit. Der Türrahmen und die Verbindung von Fußboden und Seitenwand sind aus thermischer Sicht optimierbar.
 
Positiv: Neuartige Busklappen mit guter Isolierwirkung, warme Füße durch Fußbodenheizung bis ins Fahrerhaus.
Negativ: Fußboden-Wandverbindung als Wärmebrücke erkennbar. Seitenfenster- und Aufbautürrahmen mit Wärmeverlusten.


Concorde Charisma

Der Concorde überzeugt mit einer sehr gleichmäßigen Dämmwirkung des Aufbaus und einer ebensolchen Wärmeverteilung im Fahrerhaus, allerdings ohne Fußbodenheizung bis ganz vorn. Etwas Verbesserungspotenzial bleibt an der Aufbautür.
 
Positiv: Aufbau mit weitgehend gleichmäßiger Isolierwirkung. Sehr gleichmäßige Wärmeverteilung im Fahrerhaus. Außenklappen ohne größere Wärmeverluste am Rahmen.
Negativ: Aufbautür mit leicht erhöhten Wärmeverlusten.


Dethleffs Premium-Liner

Der Dethleffs kann mit eine relativ gleichmäßigen Aufbauisolierung gefallen. Die neuartigen Außenklappen bewähren sich. Die Fahrerhausbeheizung ist etwas ungleichmäßig. Verbessert werden sollte die Warmluftführung an den Seitenfenstern.
 
Positiv: Relativ gleichmäßige Aufbauisolierung und gut gedämmte, neuartige Stauraumklappen. Deutliche Wärmeverluste durch Schiebefenster.
Negativ: Eher ungleichmäßige Wärmeverteilung im Fahrerhaus mit etwas kühlerem Fußraum.


Morelo Manor

Der Morelo überzeugt mit gleichmäßiger Dämmwirkung des Aufbaus und Wärmeverteilung im Fahrerhaus mit Fußbodenheizung. Verbesserungspotenzial bleibt an kleinen Isolationslücken im Fahrerfußraum und an Tür- und Schiebefensterrahmen.

Positiv: Aufbau und Außenklappen mit gleichmäßiger Isolierwirkung. Gleichmäßige Wärmeverteilung im Fahrerhaus.
Negativ: Kleine Isolationslücken am Fahrerhausboden. Tür- und Fensterrahmen mit erkennbaren Wärmeverlusten.


Phoenix Maxi-Liner

An der insgesamt guten Aufbauisolation des Phoenix fallen die weniger gut gedämmten Rahmen von Schiebefenstern, Aufbautür und Außenklappen auf. Der Fußboden ist grundsätzlich warm, in den Fußraumecken bleiben aber kühlere Stellen.

Positiv: Aufbau mit weitgehend gleichmäßiger Isolierwirkung.
Negativ: Schiebefenster-, Tür- und Außenklappenrahmen mit erkennbaren Wärmeverlusten. Etwas ungleichmäßige Wärmeverteilung im Fahrerhaus.