Mit dem Wohnmobil nach Hohenlohe
Schlösser-Tour in Baden-Württemberg

"In jedem Nescht a Schloss...", sagt der Schwabe, wenn er durchs benachbarte Hohenlohe im Norden Baden-Württembergs reist, und meint dabei mit "Nescht" eine kleine (oder größere) Ortschaft. Öhringen, Schwäbisch Hall, Künzelsau, Bad Mergentheim, Weikersheim und das bayerische Rothenburg ob der Tauber – das sind die Stationen dieser Reisemobil-Tour mit Glamour-Faktor.

Mobil-Tour Hohenlohe
Foto: Joachim Negwer

Also ehrlich, muss man denn so grimmig gucken? Mit finsterer Miene blickt Europa in die Welt, dabei ist alles, was er sieht, schön und auch irgendwie besonders: Vor ihm liegt der Barockgarten mit vielen steinernen Figuren, mit Brunnen und angelegten blühenden Beeten, und ganz hinten macht sich die Fassade des Schlosses in Weikersheim breit.

Mobil-Tour Hohenlohe
Joachim Negwer
"Europa" aus Sandstein aus dem Garten des Schloss Weikersheim.

Europa ist eine von 70 Sandsteinfiguren, die seit mehr als 300 Jahren auf demselben Fleck stehen, ein älterer Mann, der aussieht wie ein König. Für UrlauberInnen ist der Spaziergang durch Schloss und Garten ein Genuss – begonnen schon mit der Zwergengalerie. Es sind Karikaturen von 16 Hofbediensteten, denen allerdings der Schlossherr seinen Respekt zollt. Zum Beispiel dem Braumeister, dem Trommler, dem Küchen- und Kellermeister oder der Haushofmeisterin.

Wir sind unterwegs im Land der Burgen und Schlösser im nördlichen Baden-Württemberg. Und diese besondere Reisemobil-Tour gerät immer wieder zu einer Zeitreise: Bei jeder Station findet man sich in einer anderen Zeitzone wieder. Beim Weikersheimer Schloss, dem Stammsitz der Herren von Hohenlohe zum Beispiel, sind wir im Barock gelandet.

Von Öhringen bis nach Rothenburg ob der Tauber

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Joachim Negwer
Beruhigende Aussicht für die Stadtverwaltung in Öhringen: der Blick in den Hofgarten des Renaissanceschlosses ...

Los geht unsere Tour in Öhringen, dem netten Weinort in Hohenlohe. Im Renaissanceschloss dort mit Park und Schlosshof sitzt jetzt die Stadtverwaltung. Sie guckt auf der einen Seite auf den Marktplatz mit Stiftskirche, auf Brunnen und Fachwerkhäuser und auf der anderen Seite auf die herrschaftliche Treppe in den hübschen Hofgarten mit einem tollen Kinderspielplatz.

Den zweiten Teil unserer Öhringer Zeitreise unternehmen wir mit dem Rad – und landen in der Zeit der Römer. Das Mobil steht solange auf dem schönen und gut ausgestatteten Stellplatz Hei-Camp ein bisschen außerhalb. Öhringen gehörte 100 Jahre lang, von 160 bis um 260 n. Chr., zum römischen Weltreich. Hier verlief der Obergermanische Limes schnurgerade über eine Entfernung von rund 80 Kilometern. Das alles kann man gut nachvollziehen von den Limesblicken aus, hohen Plattformen, die direkt am Radweg liegen.

Nächster Stopp: Schwäbisch Hall. Der Heller, also die Münze, hat ihren Namen von hier. Er war weit verbreitet durch die Handelsbeziehungen nach Basel und Straßburg zum Beispiel im späten Mittelalter. Verkauft wurde das heißbegehrte Salz, gewonnen aus einer Salzwasserquelle, die nahe am Fluss ausgeschöpft wurde. Innerhalb der Stadtmauern gab es mehrere Marktplätze zum Verkauf von Fleisch, Milch und Fisch, Räume für den Verkauf von Salz und Brot.

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Adobe Stock/Manel Schönfeld
Die einstige Salzsiedlerstadt Schwäbisch Hall zählt heute rund 40.000 Einwohner.

Heute schlendert man durch die große Markthalle Kornhausscheunen der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. So lieben wir es: regional, saisonal, ungewöhnlich und ungewöhnlich gut. Wie viel Platz haben wir noch im Reisemobil-Kühlschrank? Auf jeden Fall am Ende noch genug für den Holunderzauber, Sekt aus Holunderblüten, gemacht vom originellen Zauber-Winzer Bernulf Schlauch.

Bad Mergentheim ist dagegen ganz anders – wir landen hier im Mittelalter: Die Deutschordensstadt ist größter Kurort Baden-Württembergs – und Hochschulstandort. Das Residenzschloss liegt mitten im Ort, die Fassade leuchtet schneeweiß, wenn man vom Marktplatz darauf zuläuft.

Am Ende landen wir dann in Rothenburg – ist das jetzt Kitsch, oder ist das schön? Die alte Innenstadt von Rothenburg o. d. Tauber, eingefasst in die Stadtmauer, läuft auf der anderen Seite aus in den Burgplatz. Das muss vor vielen Jahrhunderten ein erhabener Anblick gewesen sein: Die etwa 250 Meter lange Spornburganlage, hoch über der Tauber gelegen. Heute stehen noch die Blasiuskapelle, die Toranlage, die Stauferstele im Burggarten und die Umfassungsmauern.

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Joachim Negwer
Idyllisch, wohin man schaut vom Marktplatz in Rothenburg: ganz unten der Siebersturm.

Für uns gibt es den schönen großen Stellplatz, stilecht gelangen wir über die alte Stadtmauer bei Vollmond zu Fuß bequem dorthin zurück. Fotomotive schon wieder überall! Und jetzt: Prost! Genau – Zeit für den mittlerweile eiskalten Holunderzauber.

Die Region im Überblick:
Kleine Städte mit großer Vergangenheit

Gut erhaltene mittelalterliche Altstädte, beeindruckende Kirchen und sehenswerte Schlossanlagen – vor allem die kleinen und mittelgroßen Orte der Region lohnen einen Besuch.

Mobil-Tour Hohenlohe
promobil
Alle Stationen der Hohenlohe-Tour

1. Öhringen
Mit ihren knapp 25.000 EinwohnerInnen ist das etwa 25 Kilometer östlich von Heilbronn gelegene Öhringen die größte Stadt des Hohenlohekreises. Herzstück der Stadt ist der mittelalterliche Marktplatz mit der spätgotischen, dreischiffigen Stiftskirche St. Peter und Paul und dem Öhringer Renaissanceschloss. www.oehringen.de

2. Schwäbisch Hall
Gut 40.000 EinwohnerInnen zählt die einstige Salzsiederstadt im Nordosten Baden-Württembergs. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die gotische Hallenkirche St. Michael, das barocke Rathaus und die Kunsthalle Würth. Von Juni bis August finden vor St. Michael die Freilichtspiele Schwäbisch Hall statt. www.schwaebischhall.de

3. Künzelsau
Die an einem rechten Nebenfluss des Neckars gelegene, zweitgrößte Stadt des Hohenlohekreises zählt etwa 15.000 EinwohnerInnen. In der sehenswerten Altstadt lohnen das Alte Rathaus und Schloss Bartenau einen Besuch. Rund um den Ort befinden sich einige alte Burgruinen und Türme, die besichtigt werden können. www.kuenzelsau.de

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Joachim Negwer
Künzelsau.

4. Bad Mergentheim
Das etwa 35 Kilometer südwestlich von Würzburg an der Tauber gelegene Bad Mergentheim ist mit gut 24.000 EinwohnerInnen die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises. In der ungewöhnlich gut erhaltenen Altstadt kann man unter anderem das Deutschordensschloss und das Rathaus der Stadt besichtigen. www.bad-mergentheim.de

5. Weikersheim
Der 7500-EinwohnerInnen-Ort liegt etwa zehn Kilometer östlich von Bad Mergentheim. Highlight des als historische Gesamtanlage denkmalgeschützten Stadtkerns ist Schloss Weikersheim, das schönste der hohenlohischen Schlösser. Der umliegende Park zählt zu den frühesten Barockgärten in Franken. www.weikersheim.de

6. Rothenburg ob der Tauber
Die mittelfränkische 11.000-EinwohnerInnen-Stadt verfügt über eine außergewöhnlich gut erhaltene Altstadt. Zahlreiche Fachwerkhäuser, schmale Gassen, kleine Plätze und die begehbare Stadtmauer sorgen für eine einzigartige mittelalterliche Atmosphäre. www.rothenburg-tourismus.de

Deftige Küche

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Joachim Negwer
Hier mal ohne Spätzle: Linsen und Saitenwürstle

Der absolute Klassiker der schwäbischen Küche – Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle – hat sich auch in Hohenlohe fest verwurzelt. Einst ein Arme-Leute-Essen – die robusten Linsen wuchsen auch auf den wasserarmen Steinböden der Schwäbischen Alb und eigneten sich dank ihrer hohen Konzentration an Eiweiß, Kohlenhydraten und Ballaststoffen ideal als Ergänzung zu den Spätzle –, sind sie bis heute ein beliebtes Alltagsgericht. Dazu werden Saitenwürstchen serviert, im Saitling geräucherte und gebrühte Würste. Traditionell wurde das Gericht freitags oder zur Fastenzeit aufgetischt.

Taubertal-Radweg

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Adobe Stock/Animaflora PicsStock
Der Tauber-Radweg (hier bei Rothenburg) zählt zu den schönsten Radwegen in Deutschland.

Der offiziell als "Liebliches Taubertal – der Klassiker" bezeichnete Radwanderweg führt 100 Kilometer lang auf einer der schönsten Radstrecken Deutschlands von Rothenburg ob der Tauber bis Wertheim am Main. Die Strecke lässt sich gut in drei Tagesetappen mit je einem Zwischenstopp in Weikersheim und Tauberbischofsheim gliedern. Landschaftlich geprägt wird der gut ausgeschilderte Radweg durch das waldreiche fränkische Hügelland, ausgedehnte Obst- und Weinanbaugebiete und zahlreiche historisch gewachsene Ortschaften mit kleinen Kirchen, alten Mühlen sowie sehenswerten Burgen und Klöstern. Tipp: ein Stopp bei einem der örtlichen Weingärtner und Winzer. liebliches-taubertal.de

Romantische Straße

Weltberühmte Schlösser, mittelalterliche Städte und vielgestaltige Landschaften – Deutschlands romantische Straße erstreckt sich über 460 Kilometer vom unterfränkischen Würzburg über Rothenburg ob der Tauber und Augsburg bis nach Füssen im Ostallgäu. Auf ihrem Weg von Nord nach Süd führt die 1950 gegründete und sich inzwischen weltweit großer Beliebtheit erfreuende Ferienstraße durch wildromantische Flusstäler, fruchtbares Ackerland, Wälder, Wiesen und hoch aufragende Berglandschaften. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen unter anderem die Würzburger Residenz, die gut erhaltenen mittelalterlichen Altstädte von Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl und Nördlingen, eines der berühmtesten Kunstwerke des Rokoko, die Wieskirche, sowie das allseits bekannte Schloss Neuschwanstein. www.romantischestrasse.de

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