Bunte Fahnen knattern im Wind, am blauen Himmel segeln Schäfchenwolken entlang. Im weitläufigen Gelände stehen die Reisemobile in unmittelbarer Nähe zum Meeresufer auf Gras und weichem Dünensand, der Blick geht weit über Ostsee und Bodden. Surfbretter stapeln sich neben Wassersportschule und Kiosk, in einer Schubkarre wird Brennholz fürs Lagerfeuer vorbeigeschoben. Über Rügens einsam gelegenem Stell- und Campingplatz Surfoase Mönchgut (Dörpstraat 2, 18586 Klein Zicker) liegt ein Hauch von Fuerteventura oder Hawaii, nicht umsonst wird der Ort Thiessow nebenan auch liebevoll "Thiewaii" genannt – Surfer aus ganz Europa fühlen sich hier pudelwohl.
Doch auch bequemere Zeitgenossen, die den Gewalten des Meeres lieber von ihrem Klappstuhl vorm Reisemobil oder von einer nahen Caféhausterrasse aus trotzen, sind in dieser Region Rügens genau richtig. Deutschlands größte Insel, mit ihren schönen Badeorten ein Lieblings-Urlaubsziel der Republik, verwöhnt Individualisten mit ihren stillen Seiten. Ein paar Minuten von der Surfoase Mönchgut Richtung Nordwesten spaziert, schon ist man auf der winzigen Landzunge Zickerhörn beim possierlichen Weiler Klein Zicker – hier führt der einsame Wanderweg über dem hohen Ufer zwischen duftenden Wiesen und Bäumen einher, Insekten summen im Gras, Seevögel schreien, irgendwo in der Ferne ertönt eine Schiffssirene.
Wer Rügen hört, denkt wohl zunächst an die berühmten, über 100 Meter hohen Kreideklippen, Lieblingsmotiv großer Maler wie Caspar David Friedrich. Oder an bekannte Badeorte wie Sassnitz, Binz und Sellin mit ihren Seebrücken und den schneeweißen Bauten im Zuckerbäckerstil. An lange Uferpromenaden und Strände voller Trubel und Frohsinn und sicher nicht an ruhige Dörfer und an Wanderwege im sanften Hügelland oder zwischen Rapsfeldern. Doch auch stille Orte gibt es auf Rügen, teilweise sogar im Sommer.

Halbinsel Mönchgut
Die Halbinsel Mönchgut, die sich im Südosten des großen Eilands mit vielen kleinen Buchten, hügeligen Landzungen und Stränden weit ins Meer hineinreckt, ist so eine Region – die ideale Gegend für eine geruhsame Rundtour mit dem Reisemobil. Urige Dörfer wie Middelhagen mit der uralten Kirche und kleinem Schulmuseum, Alt Reddevitz samt seinen schönen Reetdachhäusern, der kleine Hafenort Gager oder Lobbe mit seinem alten Windkraftschöpfwerk reihen sich hier aneinander, gern machen wir Pause in einem der vielen gemütlichen Dorfkrüge. Zwischen Moritzdorf und Baabe quert die wohl kleinste Personenfähre der Welt den schmalen Wasserweg zwischen Having und Selliner See: Wie schon 1891 rudert der Fährmann seine Passagiere ans andere Ufer, zuvor hat man sich durch Läuten einer Schiffsglocke am Anlegesteg bemerkbar gemacht.
Nach einem Spaziergang am meist ruhigen Sandstrand von Thiessow und ein paar frischen Waffeln im Café am Südende der langgezogenen Bucht fahren wir ein Stückchen nach Norden. Sozusagen als "Wächter" am Eingang zur Mönchgut-Halbinsel liegt der Badeort Sellin mit zwei guten Stellplätzen, bildschöner Architektur und einem absoluten Glanzlicht von Rügen – die Seebrücke von 1906 ragt weit ins Meer hinaus, ihr feines Restaurant ist einen Besuch als Abwechslung zur Reisemobilküche allemal wert. Dann reicht es aber auch schon wieder mit dem Trubel, und wir suchen erneut nach Rügens Ruhe und Beschaulichkeit.
Halbinsel Wittow
Ein Gegenpart zum Mönchgut im Süden ist die stille Wittow-Halbinsel oben im Norden des Eilands. Sie wird gerne auch Windland genannt, ist weitgehend flach, hat viele Rapsfelder und ist durch eine kilometerlange Nehrung samt Sandstrand (genannt die Schaabe) mit der Hauptinsel verbunden. Wer etwa auf dem Stellplatz von Glowe am Ostende der Schaabe Quartier bezieht, hat den sichelförmigen Beach gleich nebenan – ein schöner Wanderweg Richtung Altenkirchen inklusive.

Bergig auf dem flachen Wittow ist nur das Kap Arkona an der äußersten Spitze mit seinen markanten Leuchttürmen. Unweit davon liegt, in einer Senke versteckt, das winzige Fischerdorf Vitt, das komplett unter Denkmalschutz steht. Wer dann am Abend auf dem Stellplatz Ostseeblick in Dranske landet, dem eröffnet sich vorm Reisemobil ein Sonnenuntergang erster Klasse. Und man mag staunen, wie still es auf Deutschlands größter Ferieninsel sein kann – selbst in der Hochsaison.
Die sechs schönsten Orte Rügens
Rügen hat natürlich nicht nur viel Ruhe auf seinen Halbinseln wie Mönchgut und Wittow zu bieten, sondern auch quirlige Urlaubszentren. Hier eine kleine Auswahl an stillen und mondänen Orten, quer über die Insel verteilt.
1) Altenkirchen: Ein stilles Kleinod ist diese etwa sieben Kilometer vom Kap Arkona entfernt liegende, bezaubernde Gemeinde mit gut 1.000 Einwohnern. Neben malerischer Dünenlandschaft und grünen Küstenwäldern ringsum bietet sie mit ihrer sehenswerten evangelischen Pfarrkirche einen der ältesten Sakralbauten der Insel.
2) Sassnitz: Die 10.000-Einwohner-Stadt Sassnitz mit ihrem quirligen Hafen ist bekannt für die vielen weißen Gebäude im Stil der Bäderarchitektur. Die "Alten Buchenwälder" nahebei zählen zum Unesco-Welterbe, und unweit davon liegt das Wahrzeichen Rügens, die Kreidefelsen mit dem 117 Meter hohen Königsstuhl.
3) Bergen: Im Zentrum Rügens gelegen, bietet die 14.000-Seelen-Stadt einen guten Ausgangspunkt für Touren über die Insel. Besonders sehenswert sind die schönen Fachwerkbauten im Zentrum. Auf der nur sieben Kilometer von Bergen entfernten Naturbühne Ralswiek finden jedes Jahr die Störtebeker-Festspiele statt.
4) Binz: Das größte Seebad der Insel (etwa 5.700 Einwohner) wartet nicht nur mit einem langen Strand und entsprechender Strandpromenade auf, sondern auch mit einer besonders charmanten Bäderarchitektur; sehenswert ist auch das Kurhaus von 1908. Eine drei Kilometer lange Wanderung entfernt liegt das Jagdschloss Granitz.
5) Putbus/Lauterbach: Als ehemalige Residenzstadt kann Putbus noch immer
mit beeindruckenden Gebäuden im Stil des Klassizismus glänzen. Etwas außerhalb liegt der Stadtteil Lauterbach als ältestes Seebad Rügens am Greifswalder Bodden – in seinem Hafen endet auch die Trasse des Rasenden Roland.
6) Sellin: Als "Perle der Insel Rügen" wird Sellin auch bezeichnet – zweifellos zählt die kleine Gemeinde (rund 2.700 Einwohner) zu den schönsten Orten. Ihr Wahrzeichen ist die 394 Meter lange Seebrücke, aber auch die zentrale Wilhelmstraße mit Prachtbauten in historischer Bäderarchitektur und vielen Shops und Cafés ist ein Hit.
Die promobil-Tipps für die Insel Rügen

Dampfeisenbahn "Rasender Roland": Sie startet in Göhren im Norden der Halbinsel Mönchgut und zuckelt dann tagtäglich alle zwei Stunden (im Sommer stündlich) im Linienverkehr auf ihrer 60 Kilometer langen Trasse durch den Nordosten von Rügen. Mit gemütlichen 30 km/h befördert die alte, dampfbetriebene Schmalspurbahn, im Volksmund Rasender Roland genannt, schnaufend ihre Fahrgäste via Baabe, Sellin und Binz nach Putbus und zurück, an etwa 100 Tagen im Jahr geht es von dort noch weiter bis zur Mole der Marina von Lauterbach. Der erste Streckenabschnitt der Rügenschen Kleinbahn (RüKB) zwischen Binz und Putbus wurde bereits 1895 eröffnet. Nostalgiker und Technikfans geraten angesichts der alten Dampflokomotiven und Wagons ins Schwärmen. Als Extra werden in den Sommermonaten auch Spätfahrten angeboten sowie zeitweise Speisewagons oder Aussichtswagen an die Züge gehängt. Empfehlenswert ist eine Tageskarte (22 Euro, Kinder 11 Euro), mit der man den ganzen Tag lang fahren und dabei an dem guten Dutzend Stationen beliebig oft ein- oder aussteigen kann.
Sanddorn: "Die Zitrone des Nordens" wird der Sanddorn liebevoll genannt, schließlich steckt viermal mehr Vitamin C in den zahlreich vor Ort wachsenden orangefarbenen Beeren als in der Zitrusfrucht. Und nicht nur das: Der fleißig zu Saft, Tee, Likör, Marmelade und seit neuestem auch zu Salbe verarbeitete Sanddorn soll auch eine cholesterinsenkende und entzündungshemmende Wirkung haben. Tipp: Jedes Jahr gegen Ende des Sommers kann man auf der großen Sanddornplantage des Rügenhofs Putgarten am Kap Arkona bei der Ernte helfen.