Camping-Highlights an der südlichen Ostseeküste

Die südliche Ostseeküste Schleswig-Holsteins
Camping-Reise von Kiel bis Lübeck

vom Campingprofi seit 1959
Veröffentlicht am 01.02.2025

Nehmen wir heute drei Seen, vier, fünf oder mehr? Hier haben wir die große Auswahl: An der Holsteinischen Seenplatte gibt es wunderbar viele blaue Flecken auf der Landkarte. Also, machen wir heute die Plöner-See-Tour, 37 Kilometer rundherum? Oder die Dörfer-, die Städte-, die Land- oder die Mühlen-Tour? Egal, wir radeln erst mal los und folgen den Schildern der 5-Seen-Tour, die in Plön startet und dann tatsächlich auf 25 Kilometern gleich an fünf Seen vorbeiführt.

Es gibt herrliche Wege, die direkt am See-Ufer verlaufen, andere führen durch den Wald, dann wieder an einen anderen See. Vorbei geht die Fahrt an frisch gemähten Wiesen, den würzigen Duft würden wir am liebsten irgendwie einpacken. Schafe liegen entspannt am Rand der Wiese im Schatten herum. Ist das jetzt der Dieksee oder schon der Behler See? Ach egal, bei dieser Radtour blitzt alle paar Minuten Blau durch – und es gibt viele Möglichkeiten für eine Kaffeepause am Wasser.

In Malente im Bootshaus am Dieksee zum Beispiel: Man sitzt an kleinen Tischchen, ein bisschen wie im Theater. Der See ist die Bühne, mal kommt das Fahrgastschiff der "Fünf-Seen-Fahrt" und legt gleich daneben an, mal schieben ein paar Stand-up-Paddler vorbei, mal sticht ein Boot bei Fiete’s Tretbootverleih in See. Aber ansonsten ist das Leben hier ruhig. Genau das, was man im Urlaub braucht. Okay, die Sprüche an der Wand sind vielleicht ein bisschen zu zotig "Bratkartoffel-Verhältnisse – da können Sie nicht widerstehen …" Würde man heute wahrscheinlich etwas anders an die Wand schreiben, auch, wenn man in seinen Texten nicht unbedingt gendern will. Aber Kaffee und Kuchen sind wunderbar – und auch die Matjes mit besagten Bratkartoffeln sind eine Sünde wert.

Die Höhepunkte rund um Kiel

Wasser ist das prägende Element dieser Reise. Wir sind an der Ostsee in Kiel gestartet – und wollen in Lübeck landen. Zwei Städte, die unterschiedlicher nicht sein können – und dazwischen das interessante Hinterland und wunderbare Urlaubsorte an der Ostsee.

Segelschiffe
Joachim Negwer

Der Start in Kiel war gleich vielversprechend: Die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt liegt ja am Ende der Kieler Förde, die in der Ostsee in die Kieler Bucht mündet. Das haben die Gletscher gut gemacht, die vor etwa 20.000 bis 70.000 Jahren die Becken von Ostsee und Kattegat bedeckten und deren Eispanzer sich in flachem Gelände landwärts bewegten, dabei tiefe Täler gruben, die sich später mit dem ansteigenden Ostseewasser füllten. Heute schippert da alles rum, was man sich vorstellen kann: große Pötte, Kreuzfahrtschiffe, alte Segler, kleine Kajütboote.

Und wir mit dem Linienschiff von Kiel nach Laboe. Nach 50 Minuten flotter Fahrt steigen wir aus und genießen den Spaziergang auf der Strandpromenade mit Blick auf die Kieler Förde, den Sandstrand mit seinen Strandkörben, den netten Läden und Restaurants.

Laboe
Joachim Negwer

Zurück nach Kiel geht’s mit dem Bus. Dort ist die Kieler Woche im vollen Gange, wie jedes Jahr in der letzten Juniwoche. Das bedeutet auf dem Wasser: eins der größten, erstklassigen, internationalen Segelevents der Welt, von knapp über einer Million Menschen besucht. Die Krönung ist am Samstag die Windjammer-Segelparade, angeführt von der Gorch Fock. Und an Land: Riesenräder und Rummel mit Achterbahnfahrt, Zuckerwatte, Schwenkgrill. Und volle Campingplätze in Kiel und Umgebung.

Das ruhige Hinterland und die Seenplatte

Da zieht es uns schnell weiter an die Holsteinische Seenplatte. Am Großen Plöner See haben wir nicht nur die große Auswahl an Radtouren, sondern auch an Campingplätzen, insgesamt neun haben wir rund um den See gezählt. Wir sind im Naturcamp Spitzenort bei Plön gelandet. Ein Campingplatz, bei dem alles stimmt – mit vielen Plätzen direkt am Wasser. Kein Wunder, das Camp liegt auf einer schmalen Halbinsel, die links, rechts und vorne von Wasser umgeben ist.

Naturcamping Spitzenort
Joachim Negwer

Der weitere Weg in Richtung Lübeck führt uns nach Heiligenhafen, Grömitz, Neustadt/Holstein und Scharbeutz. Jeder Ort ist anders, jeder einen Besuch wert. Wir unternehmen lange Spaziergänge an lebendigen Promenaden, gehen auf den Seebrücken weit raus ins Meer, machen ausgiebige Radtouren auf dem Ostsee-Radweg. Und wir finden jeden Tag mindestens einen Lieblingsplatz direkt am Wasser – mal für eine Kaffeepause, mal für ein Mittag- oder Abendessen, mal einfach nur, um zu schauen und zu genießen.

Stadtführung durch Lübeck

Holstentor
Joachim Negwer

In Lübeck tauchen wir tief ein in die Geschichte. Bei der Stadtführung lernen wir alles über das Holstentor, das ja weltberühmt ist, nicht nur, weil es den 50-Mark-Schein zierte, sondern weil es auch Symbol für die Hanse und für das Lübecker Marzipan ist. Der mittelalterliche Stadtkern ist UNESCO-Welterbe und bietet versteckte Romantik in idyllischen Hinterhöfen. Heutzutage, muss man sagen. Entstanden sind die Buden und Gänge einst nämlich aus purer Wohnungsnot: Um Wohnraum zu schaffen, schlug man schmale Gänge zwischen den Bürgerhäusern zu Hinterhöfen, die vollgestopft wurden mit primitiven Buden. Einst gab es rund 180 solcher Gänge, heute existieren noch etwa 90. Die kleinen, liebevoll restaurierten Häuschen sind jetzt begehrter Wohnraum im Herzen der Stadt. Wir lassen uns durch ein Wechselspiel schmaler Gänge, kleiner Buden, hofähnlicher Großflächen, scheinbarer Sackgassen und versteckter Ausgänge treiben. Durch den Bäckergang, den Hellgrünen Gang – und vom Lüngreens Gang in die Fischergrube.

Nach so viel Geschichte schwingen wir uns wieder aufs Rad, fahren raus, dorthin, wo die Trave in die Ostsee mündet. Bummeln durch die Fußgängerzone von Travemünde, bestaunen die neue Seebrücke. Aus den Restaurants duftet es verführerisch, radeln macht hungrig! Am Ende des Tages haben wir 12.000 Schritte auf der Uhr und 44 Kilometer auf dem Tacho. Gefühlt hatten wir Gegenwind auf dem Hin- und auf dem Rückweg, singen ein Loblied auf unsere geladenen Akkus, prosten uns über unsere Fischteller hinweg zu: Auch das war ein schöner, aktiver Tag.

Das Meer eröffnen

Anbaden
Olaf Malzahn

Das traditionelle Anbaden Mitte Mai in Travemünde ist Kult. Angefeuert vom Applaus der Zuschauer, stürzen sich kühne Badenixen und Wassermänner – oft in historischer oder origineller Badekleidung – massenweise in die kalten Fluten. Wagemutig – das Wasser hat um diese Jahreszeit durchschnittlich zehn Grad! Wer tapfer eine Boje umschwimmt, wird mit einem Quietscheentchen belohnt, das im Anschluss gegen ein original "Anbaden"-T-Shirt eingetauscht werden kann. Für jeden Badegast gibt es auch eine Urkunde, ein belegtes Brot und ein Gläschen Rum zum Aufwärmen.

Die besten Urlaubsorte an der Ostsee-Küste

Kiel: Stadt, Strand, Schiff. Kreuzfahrtpötte aus nächster Nähe beobachten, an der Kiellinie flanieren oder auf der Förde den Wind in den Segeln spüren. Die "Kieler Woche” ist die weltgrößte Segelveranstaltung und gleichzeitig ein riesiges Volksfest. Tipp zum Baden: das Naherholungsgebiet Falckensteiner Strand am Stadtrand mit tollem Blick auf die Kieler Bucht.

Plön
Joachim Negwer

Plön: Alte Residenzstadt, umgeben von über einem Dutzend Seen. Die Anfänge gehen auf das 7. Jahrhundert zurück, als sich slawische Stämme hier niederließen und die Festung "Plune" errichteten. Sehenswert: das prächtige Plöner Schloss und die Altstadt mit den malerischen Twieten (Gassen). Venedig-Feeling kommt bei einer Kanustadtführung auf.

Heiligenhafen
Joachim Negwer

Heiligenhafen: Charmantes Küstenstädtchen. Must-sees? Die spannende Erlebnisbrücke, das verträumte Naturschutzgebiet Graswarder, der urige Hafen. Das Aktiv-Hus als gute Schlechtwetter-Alternative für Groß und Klein. Fürs perfekte Foto: die Meeresschaukel, 15 Meter vom Ufer entfernt, vier Meter hoch, immer Mai bis Oktober.

Grömitz
Joachim Negwer

Grömitz: Ostseeheilbad unterhalb der Insel Fehmarn an der Westküste der Lübecker Bucht. Beliebter Treffpunkt ist die 398 Meter lange Seebrücke. Eine Tauchgondel bringt Ostseefans ein paar Meter unter die Wasseroberfläche und gewährt so spannende Einblicke in die hiesige Flora und Fauna. Immer einen Besuch wert ist das Spaßbad "Grömitzer Welle".

Neustadt/Holstein
Joachim Negwer

Neustadt/Holstein: Der fjordähnliche Hafen verbindet die offene See nahezu direkt mit dem Zentrum des Örtchens. Große Traditionssegler liegen da an dicken Tauen, und die Hafenrestaurants laden auf ihre Terrassen am Kai oder auf ein Fischbrötchen auf die Hand ein. Empfehlenswert: eine Tour mit dem historischen Ausflugsschiff, der "MS Sturmvogel 2”.

Lübeck
Joachim Negwer

Lübeck: Königin der Hanse für 500 Jahre und heute das Tor zur Ostsee, nach Skandinavien und zum Baltikum. Die Stadt steht für schmale Gassen, historische Häuser, die sieben Türme, UNESCO-Weltkulturerbe, das Holstentor und feinstes Marzipan. Im neuen Europäischen Hansemuseum tauchen Besuchende in die Welt und das Leben zur Zeit der Hanse ein.

Campingplätze zwischen Kiel und Lübeck

Volles Programm Ostsee zum Baden und für Wassersportler bietet der Campingplatz Südstrand in Neustadt in Holstein. Wer lieber an einem See Urlaub macht und dennoch ein vielfältiges Wassersportangebot nutzen will, wird sich auf dem Campingplatz Spitzenort am Plöner See wohlfühlen, der liegt direkt am Wasserweg Schwentine und hat Surf- und Sportbootkurse im Programm.

24326 Ascheberg (D)
Lange Wisch
3 Bewertungen
28,00 EUR/Nacht
24326 Dersau (D)
Campingplatz Seeblick
12 Bewertungen
27,00 EUR/Nacht
24159 Kiel (D)
Campingplatz Kiel-Falckenstein
18 Bewertungen
19,50 EUR/Nacht
23730 Neustadt in Holstein (D)
Campingplatz Südstrand
5 Bewertungen
35,00 EUR/Nacht
24306 Plön (D)
Wohnmobilhafen Plön-Spitzenort
29 Bewertungen
26,00 EUR/Nacht
23570 Lübeck (D)
Campingplatz Ivendorf
9 Bewertungen
38,00 EUR/Nacht