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"Kaffee trinken ist Bestandteil des Kletterns", hat ein berühmter Kletterer mal gesagt. Kaffee trinken und Kuchen essen, würde ich gern ergänzen. Wer einmal im Gasthof Eichler in Untertrubach war und dort den selbstgebackenen Kuchen probiert hat, weiß, wovon ich rede.

Nach dem kurzen sommerlichen Regenschauer, der uns in den Gasthof getrieben hatte, läuten wir die zweite Runde Klettern ein. Nun stehen wir an einem ausladenden Felsmassiv: Weiß und grau ragt es vor uns auf. Besser gesagt vor mir, denn mein Kletterpartner Nils befindet sich schon 12 Meter hoch in der Wand.
Bis hierhin ist er ohne größere Probleme hochgeklettert, doch nun sind seine vorher flüssigen Bewegungen ins Stocken geraten. Die Wand ragt immer weiter vor und er hängt immer stärker über, was dafür sorgt, dass seine Arme mehr und mehr Körpergewicht halten müssen. Mit der rechten Hand hält er sich im Fels fest, mit der anderen fischt er an seinem Gurt nach einer "Exe", so nennen wir die Schlingen mit den zwei Karabinern, um den nächsten Haken einzuhängen. Doch bevor er die Exe vom Gurt lösen kann, eilt seine Hand zurück zur Wand, auf der Suche nach einem besseren Griff zum Festhalten. Endlich findet er eine stabile Position.

Schwupp, Exe in den Haken, Seil in den unteren Karabiner geklippt. Sein Körper entspannt sich sichtlich; nur noch wenige Züge, dann ist er aus dem Ärgsten heraus. Sein Körpergewicht lastet jetzt wieder hauptsächlich auf den Füßen und weniger an den Armen. Noch zweimal klippen, nach wenigen Metern ist er an der Umlenkung angekommen. "Zu!" ruft er hinunter – das Kommando an mich, das Seil zu blockieren und ihn zum Boden abzulassen. Als er unten ankommt, ist er etwas außer Atem: "Puh, das war vielleicht doch ein Stück Kuchen zu viel."
Beim Klettern lässt sich nicht immer alles planen, und man muss Regen, Kaffee und Kuchen nehmen, wie sie kommen. Hätten wir gewusst, dass es nach dem Schauer so schnell wieder aufklart, hätten wir uns vielleicht lieber nur ein Stück geteilt ... aber dass alles anders kommt, war diesen Urlaub bereits Programm. Denn eigentlich wollten wir nach Südfrankreich. Provence, Rotwein, Leben wie Gott in Frankreich! Doch kurz vor der Abreise sieht das Wetter im Süden gar nicht gut aus. Und dass der langersehnte Kletterurlaub mit einem Tag auf der Autobahn beginnen soll, schmeckt uns auch nicht.
Statt Frankreich geht’s ins Frankenjura
Eine Wetter-Recherche und ein kurzes Brainstorming später steht der neue Plan: Statt Frankreich geht’s ins Frankenjura! Und wir sollen es nicht bereuen. Hier kann es einem nur gefallen mit den lieblichen, von klaren Bächen durchzogenen Tälern, den nahezu kitschigen Dörfern und den gemütlichen Gasthäusern.

Unsere Tage gestalten sich einfach, morgens nach dem ersten Kaffee gibt es eine Runde Yoga, danach suchen wir uns eines der vielen Felsmassive aus, um dort zu klettern. Alle zwei Tage gibt es einen Pausentag, meistens wandern wir zur Erholung eine kleine Runde. Da das Fränkische vor entzückenden Wanderwegen nur so strotzt, fällt uns die Auswahl oft schwer.
Nach jeder Tour kehren wir zufrieden zurück, um vor dem Bus ein Kaltgetränk zu genießen. Wir kochen meist selbst – zu urig ist es, abends vor dem Bus zu sitzen: Getränk in der Hand, der dämmrige Himmel über uns, die Grillen zirpen. Die Region im nördlichen Bayern ist landschaftlich wunderschön, es gibt tollen Kalkstein, an dem Tausende von Kletter-Routen darauf warten, dass man sich in ihnen austobt. Das Beste an unserer spontanen Planänderung: Wir mussten nichts ändern außer der Fahrtrichtung. Weder Tickets noch Hotels mussten storniert werden; wir haben das Gleiche an Ausrüstung gepackt, und mein Bus fuhr auch nach Bayern ohne Murren.

Es sollte unbedingt ein VW sein, als ich den Kastenwagen vor Jahren erstand. Ich war zuvor lange genug in einem alten MB 100 mit Hochdach und Lkw-Feeling durch die Gegend gefahren. Den Plan für den Ausbau habe ich auf einem Bierdeckel entworfen. Ich wusste ganz genau, was ich brauche: Im Alltag Platz fürs Fahrrad, am Wochenende ein Bett und eine kleine Küche mit einem besonderen Kniff. In meinem alten Bus musste man erst das Bett wegbauen, um an den Hahn der Gasflasche zu kommen. Diese Misere habe ich mir beim Selbstausbau des neuen natürlich erspart. Dank einer Auflage kann ich aus dem Bett heraus Kaffee kochen.
Denn wenn es mal kalt ist (eine Standheizung haben wir nicht, sondern dicke Schlafsäcke), dann ist es genial, den heißen Kaffee zu schlürfen, bevor man aus dem Bett muss. Abgesehen von dem Schachzug mit der Kaffee-Kocherei ist der Bus vermutlich eine eher schlichte Karre. Außen Lieferwagen, innen Ferienhaus. Mittlerweile kann ich mir aber nichts Besseres mehr vorstellen. Kletter-Ausrüstung und Yoga-Matte sind immer gepackt, bereit hinzufahren, wo es uns gefällt, das Wetter gut ist und uns Kaffee und Kuchen schmecken.
Infos zur Region

Das Klettergebiet nördliches Frankenjura erstreckt sich über die Fränkische Schweiz, die Hersbrucker Alb und die bayerische Oberpfalz und liegt zwischen Bamberg, Nürnberg und Bayreuth. Es ist Deutschlands größtes Sportklettergebiet. Zahlreiche Routen in allen Schwierigkeitsgraden locken Profis wie Beginner. Das Frankenjura ist berühmt für Kellerbier und Schäuferla (Schweineschulter), aber auch die Forelle schmeckt hier gut.
Und natürlich der Kuchen!
Mehr Info: fraenkische-schweiz.com
Campingplätze
- Camping Betzenstein, Hauptstr. 69, Telefon 09244/7305
- Camping Fränkische Schweiz, Tüchersfeld, Telefon 09242/440
- Camping Moritz, Gasthaus zum Pfaffenstein, Gößweinstein, Telefon 09242/359
Reisemobilstellplätze
Sarahs "Best of"-Tipps für die Fränkische Schweiz
Kuchen: Gasthof Eichler, Untertrubach, Telefon 0 92 45/3 83
Essen: Gasthof Zöllner, Kleinziegenfeld; Gasthof Zur Behringersmühle, Behringersmühle; Gasthof Zur Goldenen Krone, Pottenstein.
Wandern: Von Pottenstein durchs obere Püttlachtal bis Hollenberg und zurück über die Elbersberger Kuppe.

Klettern:
- Für Einsteiger: Weißenstein, Zehnerstein, Schlosszwergwand
- Für Fortgeschrittene: Aalkorber Wände, Heldwand, Breitenberg Südwand
- Für Profis: Roter Fels, Schlaraffenland, Gößweinsteiner Wände
Infos und Angebote für Einsteiger: