Toilettenentleerung ist eine der weniger schönen Pflichten beim Campen. Alle paar Tage, je nach Nutzungsfrequenz, heißt es, die Kassette zur Entsorgungsstation zu schleppen. Alles anders möchte das Indus-System von Thetford machen. Bereits im letzten Jahr hat promobil über das innovative Toilettensystem berichtet.
Neben den Frisch- und Abwassertanks ist bei der Indus auch ein Schwarzwassertank und ein Zerhacker für die Toilette an Bord. Aktuell gibt es das System zwar nur im Bürstner Elegance I und dort sogar als Serienausstattung. Früher oder später werden aber andere Hersteller folgen.
Wie genau funktioniert die Zerhackertoilette von Theatford?
Das System ist erst einmal etwas erklärungsbedürftig. Im Detail funktioniert Indus so: Die Hinterlassenschaften werden mit wahlweise 200 oder 500 Milliliter Wasser aus dem Abwassertank (Frischwasser wird nur dann automatisch verwendet, wenn der Abwassertank leer ist) durch den Zerhacker gespült. Von dort gelangen sie zerkleinert in den Schwarzwasser-/Fäkaltank. Aus der Dosiereinheit wird den Tanks beziehungsweise dem Spülwasser automatisch der entsprechende Zusatz beigemischt. Das Chemikalien-Gebinde kostet übrigens 30 Euro und soll für rund 30 Tage genügen.





Hinter einer Außenklappe sitzt auf einer ausschwenkbaren Abtropfschale der Entsorgungsschlauch. Die Glocke an dessen Ende wird auf das Entsorgungsgitter gestellt. Nach dem Öffnen des Ventils an der Glocke läuft zunächst der Fäkaltank leer, dann der Grauwassertank. Dabei wird der Fäkaltank aus- beziehungsweise durchgespült. Dieses innovative Toilettensystem hat sich promobil nun genauer angeschaut und einem Test unterzogen.
Böse Überraschung gleich zu Beginn
Beim Blick in den Indus-Schacht, wo sonst die Kassette ihren Platz hat, finden sich unschöne Hinterlassenschaften des Vorbenutzers. Dies machte gleich einen ungewollten Praxistest nötig: Wie gut lässt sich die Aufnahme der Entsorgungseinheit (Discharge-Unit) reinigen?

Zum Glück einfach. Eine abnehmbare Schale hat die Fäkalflüssigkeit aufgefangen, und der Rest des Halters ist mit Lappen und Reinigungsmittel schnell sauber gemacht.
Wie funktioniert das Ganze?
Für die Toilettenspülung benutzt das System das Grauwasser im Tank. Ist keines da, wird auf den Frischwassertank zurückgegriffen. Nach dem Spülen verschwindet alles durch einen Zerhacker in den Schwarzwassertank. Bei der Benutzung werden dabei drei verschiedene Additive für Grau-, Schwarz- und Spülwasser automatisch zudosiert.

Drei Flaschen müssen dazu in die vorgesehenen Aufnahmen in der Heckgarage gesteckt werden, was wirklich einfach funktioniert. So ein Set soll für vier Wochen Benutzung reichen, ein Ersatzset kostet rund 30 Euro.
Die Überwachung der Vorgänge erfolgt per App
Kostenloser Download aufs Handy und Kopplung mit der Toilette funktionieren problemlos. In der Indus-App bekommt man einen detaillierten Überblick zu den Tankfüllständen, dem Inhalt der Additivflaschen und eine Prognose, wie lange man noch unterwegs sein kann bis zur nächsten Entleerung. In einem Untermenü werden sogar Entsorgungsstationen in der Nähe angezeigt. Um die Additiv-Wirksamkeit und die problemlose Entleerung zu gewährleisten, werden die Abwassertanks viermal täglich – hörbar – umgewälzt. In der App kann man bei Bedarf aber Ruhezeiten einstellen.

Ist die Zeit der Entleerung gekommen, stellt man den Discharger auf den Bodeneinlass. Wichtig: Erst dann mittels Drücken des blauen Knopfs am Haltegriff das Ventil öffnen. Danach durch Drücken des Knopfs an der Bedieneinheit im Entsorgungsschacht den Abpumpvorgang starten. Zuerst wird der Schwarzwassertank entleert, danach mit Grauwasser gespült, was Tank, Schlauch und Entsorgungseinheit reinigt.

Ist der Vorgang abgeschlossen, stoppt die Pumpe automatisch, und man bekommt eine Meldung in der App. Vor dem Anheben der Entsorgungseinheit muss das Ventil wieder manuell geschlossen werden, um Nachtropfen zu verhindern. Danach kommt die Einheit samt rund zwei Meter langem Schlauch zurück in den Halter.
Nachgefragt bei Dirk Valder, Produktmanager bei Thetford
Ich gehe davon aus, dass irgendjemand einfach mal die verschiedenen Knöpfe ausprobiert hat. Folgendes Szenario könnte passiert sein. Der Entleerungsprozess ist unterbrochen worden, indem jemand das Ventil an der Discharge-Unit geschlossen hat, obwohl die Tanks noch nicht vollständig leergepumpt waren. Dann pumpt das System noch etwas nach, bevor es abschaltet. Dabei entsteht ein Druck in der Leitung – was nicht weiter schlimm ist, außer wenn ein Benutzer an der geparkten Discharge-Einheit das Ventil öffnet.
Ein anderes Szenario könnte gewesen sein, dass im geparkten Zustand der Unit an den Knöpfen gespielt wurde – kurz den Entleerungsknopf angeschaltet und dann das Ventil geöffnet. Dann kann ebenfalls dieses unschöne Ergebnis entstehen.
Manchmal ist es eben sinnvoll, die beigelegten Bedienungshinweise, die der Fahrzeughersteller am besten an der Schachtklappe anbringen sollte, zu beachten. Mittels gut verständlicher Piktogramme wird hier die Funktionsweise erklärt.
Fazit
Insgesamt funktioniert das Indus-System echt gut. Trotzdem bekommt es nur den gelben Daumen, weil es für Fehlbedienungen anfällig ist. Ein automatisch schließendes Ventil könnte unliebsame Überraschungen verhindern.