Was soll denn schon passieren? Schließlich fährt niemand in den Urlaub, um krank zu werden. Für die kleineren Wehwehchen hat man die Bordapotheke dabei, zur Not geht man halt zum nächsten Arzt. Doch ganz so einfach ist es nicht: Zwar sichert die Europäische Krankenkassenkarte ein Anrecht auf Behandlung zu, doch nur bei den Vertragsärzten der Kassen. Nicht in allen Ländern Europas herrscht die in Deutschland gewohnte freie Arztwahl. In Urlaubsregionen gilt zudem, dass gerne privat, also gegen Sofortbezahlung, abgerechnet wird.
Anders sieht es jenseits der europäischen Grenzen aus: Hier kommen die gesetzlichen Krankenkassen kaum bis gar nicht für medizinische Leistungen auf. Privat Versicherte können dort meistens auf einen auf wenige Wochen begrenzten Schutz zählen. Somit lohnt sich eine private Auslandskrankenversicherung sowohl für Reisen innerhalb als auch außerhalb Europas.
Zwar lässt sich die Honorarrechnung nachträglich einreichen. Doch Forderungen, die über den Betrag hinausgehen, der in Deutschland für die gleiche Leistung abgerechnet würde, muss der Patient selber tragen. Dies gilt sowohl für Behandlungshonorare als auch für die Ausgaben für erforderliche Medikamente. Unter Umständen kann so eine erhebliche Belastung der Reisekasse entstehen.
Versicherungsabschluss: Was ist zu beachten?

Die Mehrkosten und im Bedarfsfall auch der Rücktransport in die Heimat werden laut ihrer Werbung von den Auslandsreise-Krankenversicherungen getragen. Die Tarife von etwa zehn Euro für Singles und Alleinreisende und 30 Euro für Familien erscheinen recht günstig. Gerade deshalb lohnt der Blick auf die Vertragsbedingungen. So ist die Anzahl der Reisen pro Jahr zwar nicht limitiert, doch darf die Verweildauer meist nicht mehr als 56 Tage betragen.
Auch das Alter der versicherten Person spielt eine entscheidende Rolle, so müssen Reisende ab etwa 60 Jahren mit erhöhten Beiträgen rechnen. Ab dem 74. Lebensjahr erfolgt meistens eine weitere Tariferhöhung.
Was sollte die Auslandskrankenversicherung leisten?
Zu den medizinischen Leistungen, die auf jeden Fall abgedeckt sein sollten, gehören provisorischer Zahnersatz, Hilfe nach Sportunfällen und die Behandlung psychischer Erkrankungen; bei Bedarf Untersuchungen bei Schwangerschaftskomplikationen. Ein weiterer Punkt sind zusätzlich verordnete Hilfsmittel – das kann z. B. eine Gehhilfe sein.
Der Rücktransport nach Deutschland ist zwar grundsätzlich inkludiert, aus dem Kleingedruckten sollte jedoch hervorgehen, dass dieser schon dann bezahlt wird, wenn er sinnvoll und vertretbar ist. Also nicht nur bei medizinischer Notwendigkeit. Klar ist allerdings auch, dass die Kosten für eine Behandlung von Krankheiten, die bereits vor der Reise festgestellt wurden, nicht übernommen werden.
Zudem sollte auch darauf geachtet werden, dass die Versicherung neben den Rettungskosten auch die Bergungskosten, zum Beispiel mit einem Hubschrauber, übernimmt. Wichtig für Eltern ist, dass sie während des Krankenhausaufenthalts ihres Kindes Anspruch auf eine Unterbringung haben.
Langzeit-Auslandsversicherungen können sich lohnen
Gesetzlich Versicherte, die nicht länger als ein paar Wochen am Stück im Ausland sind, fahren mit einer der üblichen Jahrespolicen gut. In der Regel sind hier Reisedauern von sechs bis maximal zehn Wochen am Stück versichert. Kniffliger wird die Sache für Wohnmobilisten, die zum Beispiel im Süden überwintern oder gar eine Weltreise unternehmen.
Wer bei Reisebeginn noch nicht genau abschätzen kann, wie lange er unterwegs sein wird, muss auf einen Tarif achten, der verlängert werden kann. Im Zweifelsfall ist es aber meist günstiger, gleich den längeren Zeitraum abzudecken, als erst zwischendurch eine teure Verlängerung zu beantragen. Fällt die Reise dann kürzer aus, kann man vom Versicherer den Beitrag anteilig zurückfordern.
Die Stiftung Warentest hat zuletzt in der Finanztest-Ausgabe 9/2013 Anbieter von Langzeit-Auslandskrankenversicherungen getestet. Die mit sehr gut oder gut benoteten Versicherer finden Sie in der Liste weiter unten. Ein sehr guter Schutz beinhaltet zum Beispiel, wie oben bereits erwähnt, den Rücktransport nicht nur in medizinisch notwendigen, sondern auch in medizinisch sinnvollen Fällen. Preislich bewegen sich die Tarife zwischen 400 und mehreren tausend Euro. Die Leistungsmerkmale der einzelnen Tarife fallen sehr unterschiedlich aus.
Stichwort Geltungsbereich: Manche Anbieter unterscheiden zum Beispiel zwischen weltweiter Gültigkeit und weltweiter Gültigkeit exklusive USA und Kanada. Der Grund: Medizinische Behandlungen sind in Nordamerika sehr teuer. Wer dieses Reiseziel ausschließen kann, kommt auch mit einem entsprechend eingeschränkten und somit günstigeren Tarif zurecht.
Wer sollte eine Auslandskrankenversicherung abschließen?
Empfehlenswert sind Auslandsreise-Krankenversicherungen auf jeden Fall für gesetzlich Versicherte. Aber auch Mitglieder von privaten Kassen sollten überprüfen, was ihnen zusteht. Ein Rücktransport ist selbst hier normalerweise nicht enthalten. Andererseits sollte gecheckt werden, ob z. B. durch die Mitgliedschaft in einem Autoclub bereits eine Versicherung besteht. An Kreditkarten geknüpfte Versicherungen gelten üblicherweise nur dann, wenn die Reise auch mit der Karte bezahlt wurde – was bei Campingurlauben nur selten vorkommen dürfte.
Natürlich muss man nicht immer mit dem Schlimmsten rechnen. Die Sicherheit aber, nach einem vorsorglichen Arztbesuch nicht auf seinen Kosten sitzen zu bleiben, hat auch etwas ungemein Beruhigendes. Immerhin: Einer Umfrage der Gothaer Versicherung zufolge ist jeder vierte Urlauber bereits in die Verlegenheit gekommen, während der Ferien einen Arzt konsultieren zu müssen.
Anbieter
Hanse Merkur, www.hansemerkur.de, Telefon 040/41190
LVM, www.lvm.de, Telefon 0251/7022932
Pax Familienfürsorge, www.vrk.de, Telefon 0800/2153456
R+V, www.ruv.de, Telefon 0611/5330
SDK, www.sdk.de, Telefon 0800/2210221
UKV, www.ukv.de, Telefon 0681/8447000
Würzburger, www.wuerzburger.com, Telefon 0931/2795270