Es ist Abend, die Sonne versinkt in tiefem Rot am Horizont. Sie sitzen entspannt mit Ihrem Kompagnon vor Ihrem Wohnmobil, mit einem Glas Wein in der Hand und denken sich "das Leben ist schön".
Plötzlich grölt der Nachbar vom nächsten Stellplatz herüber. Sein Brüllen hat die Hunde auf der anderen Seite auf den Plan gerufen, die wild durcheinander bellen. Willkommen in der Realität: das ist Camping.
Mit dem Camper los in die Rente. Das klingt wie ein schöner Traum. Die Realität bringt allerdings manche dazu, den Traum auch wieder aufzugeben. Wenn Sie auch vom Ruhestand im Wohnmobil träumen, sollten Sie unbedingt die folgenden Tipps beachten:
1. Camping ausprobieren
Lassen Sie sich nicht von schönen Bildern und Storys blenden, sondern sammeln Sie selbst Erfahrungen. Sollten Sie noch nie campen gewesen sein, könnten Sie eventuell eine falsche, gar romantisierte Idee vom Leben im Wohnmobil haben. Die hat aber selten viel mit der Realität zu tun.
Vor Ihrem Ruhestand als Dauercampende sollten Sie mindestens ein paar Wochen Campingurlaub gemacht haben, damit Sie die vielen kleinen Eigenheiten des Campingalltags kennenlernen. Außerdem wissen Sie so, ob Sie auf so beengtem Raum des Wohnmobils oder Wohnwagens zurechtkommen.
Es bietet sich an, bei Vermietungen einmal Wohnmobile und Campingbusse in unterschiedlichen Größen auszuprobieren. Sie träumen vom Vanlife im Campingbus? Achtung: auf Fotos wirken Campervans gerne geräumiger, als sie sind. Vielleicht ist ein Teilintegrierter am Ende die bessere Wahl – oder sogar ein Wohnwagen.
2. Kontakt zur Camping-Community
Ob direkt auf dem Campingplatz oder über Foren oder Facebook-Gruppen. Unterhalten Sie sich mit anderen Seniorinnen und Senioren. Da bekommen Sie schnell einen Einblick in die Realität. Außerdem haben erfahrenere Campende vielleicht noch den ein oder anderen Praxistipp für Sie.
Natürlich finden Sie auch bei uns viele praktische Tipps und Inspirationen. Wie beispielsweise das Basiszubehör für den Camper, Basis-Tipps für Neulinge im Video-Format oder Tipps für lange Reisen, wie Überwintern im Süden. Obendrein finden Sie mit unserer App "Stellplatz-Radar" alle Stell- und Campingplätze in Ihrer Nähe oder an Ihrem Zielort.
3. Finanzcheck
Kann ich mir ein Wohnmobil überhaupt leisten? Und ab wie viel Wochen im Jahr lohnt es sich? Diese und weitere Fragen beantworten wir Ihnen im Artikel "mieten oder kaufen".
Finanzieren Sie Ihr neues Mobil, müssen Sie dieses natürlich auch ein paar Jahre abbezahlen und in diesen Jahren sollten Sie es idealerweise einige Wochen im Jahr nutzen, damit sich der Kauf lohnt. Rentnerinnen und Rentner haben da deutlich mehr Zeit, als Arbeitnehmer mit festen Urlaubstagen oder Campende mit schulpflichtigen Kindern. Trotzdem müssen Sie es wollen, so viele Wochen im Jahr unterwegs zu sein.
Zum Wohnmobilkauf kommt der Unterhalt hinzu und natürlich noch der Campingplatz-Preis. All das muss man sich heutzutage erst einmal leisten können. Hier kann ein Gespräch mit der Bank hilfreich sein.
4. Selbsttest mit Fragenkatalog
Ob sich Camping für Ihre Rentenzeit eignet, können Sie außerdem feststellen, wenn Sie ein paar Fragen ganz ehrlich beantworten.
- Bin ich gerne und viel draußen? Auch bei wechselhaftem Wetter?
- Bin ich kontaktfreudig?
- Habe ich ein minimales handwerkliches Geschick?
- Macht mir Kochen, Duschen und Schlafen auf kleinem Raum etwas aus?
- Bin ich gesundheitlich mobil genug (Ein-/Ausstieg, Manövrieren)?
- Traue ich mir Technik zu (Gas, Strom, Wasser, Navigation)?
- Fahre ich noch gerne auf der Autobahn bzw. lange Strecken?
- Bin ich ordentlich und organisiert?
5. Welches Ziel haben Sie?
Welchen Camping-Traum verfolgen Sie? Wichtig ist, ob Ihre Träume vom Ruhestand mit der Realität übereinstimmen. Träumen Sie von Campingurlauben in Spanien, Frankreich und Italien? Dann sollten Sie alle Mautvorschriften und Verkehrsregeln im Ausland kennen, sonst kommt Stress auf. Oder wollen Sie lieber im eigenen Land bleiben? Dann darf Ihnen wechselhaftes Wetter nichts ausmachen. Oder wollen Sie ganz abenteuerlich unterwegs sein und eher abgelegene Orte in Albanien, Marokko und Co. bereisen? Dort sollten Sie zumindest einmal vorher Urlaub gemacht haben, um den Reiz einer solchen Reise und die möglichen Schwierigkeiten richtig einzuschätzen. Wer gerne autark, abseits bekannter Campinginfrastruktur steht, muss gut mit Wasser, Strom und den Vorräten haushalten können.