Wer vor hat mit dem VW California Wintercamping zu machen, erntet meist nur Mitleid. Wer damit gar in Norwegen nördlich des Polarkreises unterwegs sein möchte, wird gar für verrückt erklärt. Ein Selbstversuch.

Im Schnee am Strand im Norwegen
7. März, 6 Uhr morgens, Außentemperatur ein Grad. Vom Schlagen der straff gespannten Stoffwand gegen die Streben des Aufstelldachs bin ich aufgewacht. Draußen fegt ein eisiger Wind durch die kleine Bucht von Unstad. Ein Blick auf den Thermometer neben meinem Kopf – 6,8 Grad. Eigentlich habe ich ganz gut geschlafen. Die Standheizung auf Stufe 4 hat ausgereicht um das Zelt auf dem Dach des VW T6 auf passabler Temperatur zu halten. Mit Daunenschlafsack und Mütze geschützt lässt es sich auf dem – für eine Personen – großen und bequem gefederten Bett komfortabel die Nacht verbringen – selbst unter diesen Bedingungen.
Nachdem ich mich aus dem Schlafsack gepellt habe und abgestiegen bin, empfängt mich im Erdgeschoss wohlige Wärme. Nur ein kurzer Blick hinter die elegant integrierten Verdunklungsrollos und die in unglaublich klares nordisches Licht getauchte Landschaft draußen weckt meine Unternehmungslust. Schnell angezogen und raus, doch nach dem Öffnen der Schiebetür mahnt die kalte Brise Mütze und Handschuhe nicht zu vergessen. Dann verfolge ich das Schauspiel, wie die Sonnenstrahlen nach und nach über den Pass in die Bucht hinunterwandern und bald auch die unablässig auflaufenden, blaugrün schimmernden Brandungswellen zum Glitzern bringen.
Ein Surfer mit Neopren und Longboard bewaffnet steigt ins Wasser und paddelt zu den Wellen hinaus. Angesichts der schneebedeckten Felsen ringsum und des sieben Grad kalten Wassers frage ich mich, ob ich noch träume. Sieben Grad warm! Denn es ist dem wärmenden Golfstrom zu verdanken, dass es auf den Lofoten selten so kalt wird, wie auf dem Festland und diese Bucht den Winter über eisfrei bleibt. Und so hat sich Unstad gerade auch in dieser Jahreszeit zu einem Insidertipp für Surfbegeisterte entwickelt, wie mir der unerschrockene Wellenfreak hinterher erklärt.

Winterfester VW California beweist sich im Schnee
Schnurrend schließt sich das Aufstelldach elektrisch und die Fahrt kann weitergehen. Auf den Nebensträßchen abseits der zentralen Lebensader E 10 bewähren sich die Spike bewehrten Reifen des Test-California. Während Abrollgeräusch und Grip auf Asphalt etwas schlechter sind als bei normalen Winterreifen, staune ich über den deutlich ausgedehnten Haftbereich auf schnee- und eisbedeckter Piste. Beim Fotostopp legt es mich auch prompt fast auf die Nase, so glatt ist die Fahrbahn – Spikeschuhe wären auch nicht schlecht.
Die Straße windet sich auf und ab entlang der steil abfallenden Felsküste zwischen zyklopischen Steinklötzen hindurch. Im Wasser ragen sie als schwarze Buckel zwischen den Wellen heraus, die im grellen Gegenlicht tanzen. Um zum Fischerörtchen Henningsvaer zu gelangen, das auf vorgelagerten Felsinseln gebaut wurde, muss man zwei einspurige Bogenbrücken mit Ampelverkehr passieren. Auch in den engen Sträßchen des Ortes bewährt sich der kompakte VW T6 California, der sich mit seiner attraktiven Rot-Weiß-Lackierung zwischen den ebenso farbenfrohen Holzhäusern hindurchschleicht. Überall riecht es nach Fisch, von den frisch angelandeten Fängen ebenso, wie von den abertausenden Dorschen, die auf riesigen Holzgestellen zu Stockfisch gedörrt werden.
Auf der E 10 rollt der California Richtung Lofoten-Südspitze. Die einzelnen Inseln sind teils mit Brücken, teils mit tief unters Meer führenden Tunneln verbunden. Die Dämmerung zieht sich über rund zwei Stunden und taucht die atemberaubende Kulisse aus Fels und Wasser in immer neue Traumszenerien. Mein rechter Fuß ist stets versucht vom Gas- aufs Bremspedal zu wechseln für einen Fotostopp. Gut, dass das Zusammenspiel von 204-PS-Motor und DSG-Doppelkupplungs-Getriebe so famos funktioniert, dass man darauf keine Aufmerksamkeit verschwenden muss.
Es ist schon dunkel, als ich Sorvagen erreiche. Im stimmungsvollen Restaurant Maren Anna genieße ich den Abend und den fangfrischen Fisch, der hier zu einem feinen Menü verarbeitet wird. Als Vorspeise gibt es Dorschzunge – eine norwegische Spezialität, die ähnlich frittierter Calamari schmeckt, wirklich lecker.
Auf dem nahen Camping Mokenes der im Winter eigentlich geschlossen hat, schnurrt das California-Dach wieder nach oben. Ich habe Gefallen gefunden am luftigen Himmelbett und entscheide mich erneut gegen die "Weichei-Variante" auf der wohltemperierten umgelegten Sitzbank im Erdgeschoss.

Abends unter den Polarlichtern einschlafen
Doch der Schlafsack muss heute noch warten, denn am Himmel wird ein besonderes nordisches Schauspiel aufgeführt: Polarlicht. Meist grüngefärbte Leuchterscheinungen die am nächtlichen Himmel auftreten, als Bänder, Wirbel oder tanzende Vorhänge. Ich kann mich an den sich ständig wandelnden Lichtspielen, die vom Sonnenwind verursacht werden, kaum sattsehen.
Irgendwann wird es dann doch zu kalt und auch der Gedanke an den Wecker zieht mich in den angenehm gewärmten VW T6 California zurück. Denn am nächsten Morgen geht es zeitig los zurück nach Stamsund, wo die Hurtigruten anlegt und mich mitnimmt zum Festland. Die legendäre Postschiffverbindung entlang der Küste von Bergen nach Kirkenes entwickelt sich immer mehr zur alternativen Kreuzfahrtroute für Nordlandfans. Doch man kann auch nur eine kurze Strecke als Überfahrt buchen inklusive Fahrzeug – in der Regel aber nur Pkw. Doch der Kompaktcamper passt auch noch gerade so auf den eigenwilligen, seitlichen Aufzug, der es ermöglicht bei wechselnden Wasserständen und Kaihöhen zu verladen.
Bei der Überfahrt schwindet der Sonnenschein und eine trübe Wolkendecke zieht auf. Doch die schroffe Lofoten-Landschaft in ihrer nordischen Klarheit hat sich fest ins Gedächtnis eingegraben. Bestimmt werde ich wieder kommen. Am besten mit einem VW T6 California – dann aber vielleicht mal im Sommer.