Gehen Chemnitz und Kultur überhaupt zusammen? Traditionell heißt es in Sachsen noch immer: "In Chemnitz wird das Geld erarbeitet, in Leipzig vermehrt und in Dresden ausgegeben." Ein solcher Ruf wirkt auch dann noch, wenn seine Basis dünn geworden ist.
Mit dem Wiederaufbau der im Krieg zu 80 Prozent zerstörten Stadt ging es weder zu DDR-Zeiten noch nach der 1990er-Wende so richtig voran. Es entstanden sehenswerte Einzelstücke, die Stadt als Ganzes blieb eher Stückwerk. Im Zentrum, rund um den Roten Turm, bilden neue Geschäfts- und Wohnhäuser die sogenannte "Ostmoderne", ergänzt um Neubauviertel am Stadtrand wie das Fritz-Heckert-Gebiet im Süden. Der Bau von Garagenkomplexen schuf die Basis einer städtischen Subkultur, die heute als Merkmal der damaligen Zeit gesehen wird und Potenzial auch für heute und die Zukunft birgt.
Eine kleine, aber wirkstarke rechte Szene suchte sich in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Chemnitz als Aktionsort aus – teilweise mit fatalen Auswirkungen, was den Ruf der Stadt schädigte, obwohl es sicht- und hörbare Gegenreaktionen gab und gibt. Kurzum: Chemnitz wurde kaum wahrgenommen, zumindest nicht positiv. Am ehesten schätzen junge Leute aus Ost und West die Stadt als einen optimalen Studienort, nicht nur der niedrigen Lebenshaltungskosten wegen.
Chemnitzer Kunstsammlungen am Theaterplatz, Zentrale und Carlfriedrich-Claus-Archiv.
Und trotzdem wird Chemnitz nun 2025 eine "Kulturhauptstadt Europas"? Ja, aber nicht trotzdem, sondern gerade deswegen. Kunstkenner werden davon nicht überrascht sein. Mit den Theatersparten Oper, Philharmonie, Schauspiel, Ballett und Figurentheater verfügt die Stadt über eine solide professionelle Kunstszene. Diese genauso wie die Subkultur mit Festivals, Club- und Open-Air-Konzerten mehr ins bundesweite und europäische Bewusstsein zu rücken, ist das Hauptanliegen einer Kulturhauptstadt Europas.
Umfangreiches Programm mit vielen Events
Unter diesem Gesichtspunkt ist das verschlüsselte Motto "C the Unseen" zu verstehen, als die Einladung "Kommt zu uns, schaut, wer wir sind, was wir werden wollen". Das am 18. Januar 2025 startende Programm umfasst 1.000 Veranstaltungen mit 150 Projekten. Sie füllen 438 Seiten eines massiven Katalogs und sind auch unter www.chemnitz2025.de zu finden. Die Stadt hat die Programmvielfalt in fünf Hauptprojekte gegliedert. Das für Chemnitz Wichtigste dürfte die "Europäische Werkstatt für Kultur und Demokratie" werden, das helfen soll, Schranken zwischen den Generationen der Zivilgesellschaft zu überwinden, wobei polnische und tschechische Nachbarn einbezogen werden.
Die ehemalige Hartmannfabrik, Anlaufstelle für das Kulturhauptstadt-2025-Projekt.
Gemeinschaftliche Baumpflanzaktionen, von Kunst- und Bildungsangeboten begleitet, sollen die "Gelebten Nachbarschaften" stärken. Auch die anderen drei Hauptprojekte sprechen vorwiegend die Einheimischen an, weniger die Gäste. Die Auswärtigen sollten, soweit noch nicht geschehen, erst einmal die ständigen Kultureinrichtungen kennenlernen. Sie warten 2025 mit Sonderveranstaltungen und -ausstellungen auf. Highlights sind beispielsweise das optisch und inhaltlich hergerichtete Industriemuseum und das Staatliche Museum für Archäologie.
Das gut an das Autobahnnetz angeschlossene Chemnitz ist stellplatzmäßig unterentwickelt. Die zeitweilige Freigabe einiger Stellflächen auf Pkw-Parkplätzen zeugt von gutem Willen, ist aber keine befriedigende Lösung – schließlich verfügt die Stadt immer noch über viele freie Flächen. Auch hier hat Chemnitz noch viel ungehobenes Potenzial.
Kunst aus dem Erzgebirge: Silberglanz & Kumpeltod
Die Sonderausstellung Silberglanz & Kumpeltod ist bis zum 29. Juni 2025 im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz zu sehen.
Unter diesem Titel ist im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz (smac) noch bis zum 29. Juni 2025 eine Sonderausstellung zu sehen. Sie greift eine der fundamentalen Säulen für Chemnitz und die Region auf: "Alles kommt vom Berg". Das Gebirge südlich von Chemnitz heißt nicht grundlos Erzgebirge. Jahrhundertelang lebte die Gegend vom Bergbau, von Kohle und Erzen – das brachte Reichtum und Elend zugleich. Die Ausstellung gibt gleichermaßen Rück- und Ausblicke.
Stellplatz-Tipps
Stellplatz Klaffenbach
Gebührenfreier Stellplatz für 4 Mobile auf einem Groß-Parkplatz mit weiteren Park-/Übernachtungsmöglichkeiten. Untergrund eben, Asphalt und Pflaster, stellen- und zeitweise Schatten, Hunde erlaubt. 40 Minuten mit Bahn ins Zentrum Chemnitz, mit Fahrrad 11 km, ÖPNV (Bahnhof) 400 m. Ganzjährig.
Stellplatz Alte Ziegelei
Gebührenfreier Stellplatz für 6 Mobile auf einem Parkplatz, Teil eines Freizeitparks. Ebener Untergrund, geschottert, kein Schatten, Hunde erlaubt. 45 Minuten mit Bahn ins Zentrum von Chemnitz, ÖPNV (Bahnhof) 1,7 km. Ganzjährig.
Stellplatz Am Gradierwerk
Gebührenpflichtiger Stellplatz für 12 Mobile auf einem für Wohnmobile und Caravans angelegten Areal am Bürger- und Familienpark. Videoüberwacht und beleuchtet, ebener, geschotterter Untergrund, kein Schatten, Hunde erlaubt. 90 Minuten mit Bahn ins Zentrum von Chemnitz, ÖPNV (Bahnhof) 200 m. Preis pro angefangene 24 Stunden und Mobil 12 Euro inklusive Entsorgung Grauwasser, Chemie-WC, WC und Hunde. Strom (an 8 Plätzen) 2 Euro/2 kWh, Wasser 1 Euro/100 Liter. Ganzjährig nutzbar, im Winter kein Frischwasser.
Weitere provisorische Stellplätze ohne V+E auf dem Parkplatz Waisenstraße (GPS 50°50’09’’N, 12°55’39’’E).
