Wolkenstein im Grödner Tal hat sich zur Speerspitze der Südtiroler Kommunen im Kampf gegen illegale Camper aufgeschwungen. Per Verordnung verbietet die Gemeinde das Zelten und das Schlafen im Auto auf dem gesamten Gemeindegebiet – also auch mit dem Wohnmobil oder Campervan.
Tagsüber ist Parken in Wokenstein erlaubt
Es ist wohlgemerkt kein Parkverbot für Wohnmobile und Campingbusse. Tagsüber dürfen sie auf Parkplätzen oder am Straßenrand halten. Wer aber nachts im Fahrzeug schläft – auf Parkplätzen, am Straßenrand oder in der Natur – riskiert Bußgelder. Ist das Fahrzeug nicht innerhalb von 30 Minuten verschwunden, lässt es die Gemeinde abschleppen. Die Regelungen gelten auch für Parkplätze, auf denen das Übernachten bisher toleriert wurde.

Unweit von Wokenstein befindet sich das beliebte Wandergebiet Seiser Alm. Im Hintergrund ist links der Langkofel, Wolkensteins höchster Berg, zu erkennen.
Es ist die erste Verordnung dieser Art, die in Südtirol erlassen worden ist. Die einzige wird sie möglicherweise nicht bleiben. "Wir haben gedacht, jetzt als Beispiel voranzugehen. Wir haben bereits auch viele Anfragen erhalten von anderen Gemeinden, nicht nur in Gröden, sondern in ganz Südtirol, unsere Verordnung zu erhalten, damit sie auch dort verabschiedet werden kann", erklärt Anwalt und Gemeindereferent Ernest Cuccarollo gegenüber dem italienischen Fernsehen Rai.
Wildcampen ein Problem in ganz Südtirol
Tatsächlich haben über den kompletten Sommer hinweg mehrere Bürgermeister und Kommunalvertreter aus Südtirol Hilferufe gegen das überbordende Wildcamping ausgesandt. In vielen Orten mehren sich Klagen über Wildcamper, die an Flussufern nächtigen, in der Natur grillen oder Feuer machen oder den Inhalt ihrer Toilettenkassette nicht ordnungsgemäß entleeren. Es gibt Beschwerden über Müll rund um illegale Stellplätze und über Campende, die ihre Notdurft im Wald verrichten, weil kleine Campingbusse keine Toilette haben. Ein Bürgermeister sprach gegenüber lokalen Medien von "Wohnmobilen in jedem Loch" – eine drastische Formulierung, die den wachsenden Frust der Kommunen verdeutlicht. Solche Töne kamen im Sommer unter anderem aus dem Pragsertal, dem Grödnertal und dem Pustertal. Dominik Oberstaller, Bürgermeister von Welsberg-Taisten und Präsident des Gemeindeverbands Südtirol, forderte deshalb gegenüber stol.it: "Gesetze, die uns die nötigen Instrumente in die Hand geben, damit wir endlich handeln können."
Weil solche übergeordneten Vorgaben nicht existieren, hat Wolkenstein den Weg über eine kommunale Verordnung gewählt. Die Gemeindevertretung rechnet mit einer Anfechtung und hat den Text deshalb gemeinsam mit einer Anwaltskanzlei für Verwaltungsrecht formuliert. Deshalb hoffen die Gemeinderatsvertreter, dass die Verordnung vor Gericht standhält – nicht nur in Wokenstein. "Ich glaube, man muss auch gewisse Versuche starten, um dann zu sehen, ob man rechtlich in Ordnung ist. Ich glaube, die Idee der Gemeinde Wolkenstein ist sicher gut. Die Regelung wirkt auch auf den ersten Blick sehr fundiert und gut ausgearbeitet", sagt Dominik Oberstaller gegenüber RAI.
Campingboom trifft auf beliebte Urlaubsregion
Ein zentrales Problem Südtirols ist dabei: Die Infrastruktur hinkt dem Boom hinterher. Vielerorts fehlen ausreichend offizielle Stellplätze, insbesondere in beliebten Tourismusregionen. Die Gemeinden Südtirols liegen oft in engen Tälern und in der Region gibt es einen Nationalpark und viele Naturparks, die einerseits beliebte Ziele für Wildcamper sind, andererseits den Bau großflächiger Campingplätze erschweren. Laut Ernest Cuccarollo denkt man in Wolkenstein aber wenigstens über die Schaffung weiterer Wohnmobilstellplätze nach, um den Campern nicht volldens die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Bisher gibt es nur an der Talstation der Bergbahn zum Piz Sella einen Wohnmobilstellplatz.
Bis dahin können Reisende mit Wohnmobil und Wohnwagen auf einem der hervorragenden Campingplätze Südtirols übernachten, die im folgenden Beitrag vorgestellt werden: