Wohnmobil-Branche: Kann Bürstner 2026 wieder Trendsetter werden?

Bürstners Radikalkur in der Modellpalette 2026
Kommt jetzt das große Bürstner Comeback?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 08.08.2025
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Foto: Andreas Becker

Kompletter Neustart in nur sechs Monaten – und dazu Modelle, die mit cleveren Details auffallen und preislich am Boden bleiben. 2026 will Bürstner nicht nur zurück ins Spiel, sondern wieder vorne mitspielen. So soll der Sprung vom Aufräumen zum Trendsetzen gelingen.

Radikaler Schnitt in Rekordzeit

Dass ein Hersteller von einer Saison zur anderen seine gesamte Modellpalette austauscht, kommt selten vor. Bürstner hat sich diesen Schritt in nur einem halben Jahr vorgenommen – und umgesetzt. Für den neuen Geschäftsführer Hubert Brandl war klar: Das bisherige Programm war zu breit und unübersichtlich.

Sechs Teilintegrierte, zwei Integrierte, fünf Kastenwagen-Linien, fünf Caravans und zwei Campingbusse – dazu Hunderte Grundrissvarianten. Bürstner hatte sich regelrecht verzettelt. Die Folge: hohe Kosten, schwierige Logistik, wenig klare Botschaften am Markt. Brandl:

"Die Marke war schon immer gut. Und künftig haben wir auch wieder die passenden Produkte"

Neue Ideen statt Modellflut

Mit 2026 setzt Bürstner auf schlankere Strukturen und markante Einzelmodelle. Dabei steht Innovation klar im Vordergrund:

  • Habiton: Auf nur sechs Metern Länge Einzelbetten im Mercedes Sprinter – möglich macht das ein verschiebbares Bad, das den Schlafbereich vergrößert.
  • Signature-Teilintegrierter: Kompaktes 2,27-Meter-Format, Doppelboden und aufwendig geformtes GfK-Heck, wie man es sonst nur aus dem Premiumsegment kennt.
  • Papillon: Citroën-Jumper-Ausbau mit kompletter Möblierung, bewusst reduzierter Basisausstattung und Einstiegspreis unter 40.000 Euro.
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Andreas Becker

"Wir müssen wieder innovativer werden und Trends setzen",

betont Brandl. Vor allem Lösungen wie das verschiebbare Bad oder variable Sitzgruppen sollen wieder das bieten, wofür Bürstner früher bekannt war: praktische Ideen, die im Campingalltag wirklich etwas bringen.

Zurück zur Bürstner-DNA

Für Hubert Brandl ist der Neustart nicht nur eine strategische Aufgabe, sondern auch eine persönliche Mission. "Bürstner war so etwas wie eine Herzensangelegenheit", sagt er rückblickend auf seine Zeit als Händler, als er die Marke selbst ins Sortiment holte.

Früher galt Bürstner als Ideengeber der Branche – etwa mit innovativen Raumlösungen, wie dem Hubbett in Teilintegrierten, die später von vielen kopiert wurden. Lösungen wie das verschiebbare Bad im neuen Habiton oder der Signature-Teilintegrierte knüpfen direkt an diese Tradition an.

Diese Rückbesinnung auf die eigene DNA könnte den Unterschied machen – nicht nur im Wettbewerb, sondern auch in der Wahrnehmung bei langjährigen Bürstner-Fahrern.

Gründe für Optimismus

Mehrere Faktoren sprechen dafür, dass Bürstner mit der Modellgeneration 2026 tatsächlich wieder Impulse im Markt setzen könnte. Die neue Modellstruktur ist klarer und reduziert auf wenige, markante Baureihen – das vereinfacht Produktion und Kundenansprache. Die Preisstrategie sorgt für Aufsehen: 39.999 € für den Papillon oder 72.999 € für den Habiton liegen spürbar unter vielen Wettbewerbern.

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Hersteller

Dazu kommt die Erfahrung von Geschäftsführer Hubert Brandl, ein Branchenkenner, der bereits Tabbert modernisierte und Niesmann + Bischoff neu positionierte. Nicht zuletzt sollen praxisgerechte Innovationen wie verschiebbare Bäder oder modulare Ausstattungen echten Mehrwert für Camper bringen.

Herausforderungen bleiben

Trotzdem ist der Erfolg nicht garantiert. Minimal ausgestattete Modelle wie der Papillon müssen erst beweisen, dass sie bei der Zielgruppe ankommen. Der Preisdruck in der Branche steigt, auch Wettbewerber setzen auf kompakte, günstige Fahrzeuge. Und: Nicht jede Innovation wird automatisch zum Markttrend.

Die Highlights der Bürstner-Neuausrichtung 2026

  • Papillon: 6-Meter-Kastenwagen, ab 39.999 €, erweiterbare Basisausstattung
  • Habiton: Mercedes Sprinter, Einzelbetten dank verschiebbarem Bad, ab 72.999 €
  • Signature: Teilintegrierter mit GfK-Heck, Doppelboden, ab 77.000 €
  • Verschlanktes Programm: weniger Baureihen, effizientere Produktion
  • Innovation im Fokus: variable Sitzgruppen, platzsparende Raumlösungen