Seit Jahren gelten Campingbusse als Inbegriff von Freiheit und Flexibilität. Doch genau diese Stichworte scheinen den meisten Herstellern beim Design und Aufbau ihrer Modelle abhandengekommen zu sein. Immer wieder sieht man die gleichen Grundrisse inklusive Heckbett, kompakter Küche und einfacher Sitzgruppe, man könnte meinen, die Branche sei in ihrer Art Campingbusse zu gestalten festgefahren.
Trotz der weit verbreiteten üblichen Bauweisen gibt es eine Handvoll Hersteller, die bewusst gegen den Strom schwimmen und ihre eigenen Wege gehen. Sie brechen mit Konventionen, nutzen jeden Zentimeter neu oder denken den Wohnraum komplett um – sei es mit quer eingebauten Schlafplätzen, verschiebbaren Möbelmodulen oder cleveren Multifunktionslösungen.
Individualität wird immer gefragter
Gerade wer mehr als "Schema F" sucht, findet in diesen Fahrzeugen spannende Alternativen. Sie richten sich an bestimmte Zielgruppen, die besonderen Wert auf Individualität legen, auf ungewöhnliche Raumaufteilungen und smarte Details, die den Alltag unterwegs spürbar erleichtern oder einfach überraschen.
Wir stellen fünf Campingbusse vor, die mit einzigartigen Grundrissen auf sich aufmerksam machen – und zeigen, warum sie für bestimmte Zielgruppen die perfekte Wahl sind. Von alleinreisenden Personen über Paare, bis zu fünfköpfigen Familien.
Globe-Traveller Falcon XS
Unser erster Campingbus ist der Globe-Traveller Falcon XS, der im Jahr 2026 neu aufgelegt wird und seinen Original-Grundriss von 2023 noch einmal optimiert hat. Laut Hersteller richtet sich der Falcon XS vor allem an alleine reisende Frauen, die häufig in Begleitung eines Hundes unterwegs sind. Eine Zielgruppe, die mehr Komfort und Platz sucht.
Schon beim ersten Blick ins Innere fällt die längs eingebaute Schlaf-Sitzbank auf, die direkt hinter dem Fahrersitz eingebaut wurde. Im zusammengeklappten Zustand fungiert sie so als bequeme Sitzgelegenheit mit Aussicht aus der geöffneten Schiebetür. Ausgeklappt bietet sie bis zu zwei Schlafplätze. Das Fußende liegt dabei fast schon auf dem Fahrersitz auf.

Das Fußende des Betts im Falcon XS liegt so quasi schon auf dem Fahrersitz auf.
Der Tisch für die Sitzbank ist beim neuen Flacon XS im Boden versteckt und kann seitlich an der Sitzbank befestigt werden, ohne dass ein Standfuß im Weg ist. So kann der Tisch zum Abendessen oder zum Van-Office genutzt werden.
Die Küche zwischen Heck und Schlaf-Sitzbank fällt durch ihre vielen Schubladen und Staumöglichkeiten auf. Ein Highlight ist die Weinschublade unter dem Kühlschrank, die auf eine Zielgruppe schließen lässt, die sich gerne wohlfühlt und das Campingbusleben genießen möchte.
- Basis: VW Crafter, 2,0 TDI 177 HP 4Motion AT
- zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 5,99 / 2,04 / 2,93 m
- Sitz-/Schlafplätze: 2/2
- Preis: ab ca. 100.000 Euro
Sunlight Cliff 540V Vanlife
"Vanlife" nennt sich der neue Campingbus von Sunlight der ab dem Jahr 2026 erhältlich sein wird. Hier denken Sunlight Wohnraum auf ihre eigene Weise neu und zielen so vor allem auf Campende, die ihren Campingbus als langfristigen, minimalistischen Lebensraum gestalten – Vanlife eben.
Aus diesem Grund trennt Sunlight Fahren und Wohnen und zieht eine komplette Wand zwischen Fahrerkabine und Wohnraum. Durch diesen Schritt entsteht ein komplett anderes Raumgefühl im Wohnbereich, das, dank cleverer Konzepte, erstaunlich viel Platz zum Vorschein bringt.

Der eigentliche Hauptschlafbereich liegt oben im Aufstelldach, das man im Vanlife über eine feste Treppe erreicht.
Das zeigt sich auch an der großzügigen Lounge samt Tisch und Stauraum im Heck, welche in kalten Nächten zum Bett umgebaut werden kann. Das eigentliche Bett befindet sich schließlich im Aufstelldach. Dieses erreicht man nicht, wie üblich, über eine Leiter, sondern über eine ausgeklügelte Treppe, unter der sich sowohl Stauraum, ein Kühlschrank als auch Teile des Bads befinden. So bleibt das Konzept gleichzeitig platzsparend und funktional.
- Basis: Citroën Jumper
- zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 5,41 / 2,05 / 2,81 m
- Sitz-/Schlafplätze: 2/3
- Preis: ab 58.999 Euro
Affinity Duo
Die größte Zielgruppe für Campingbusse sind weiterhin Paare. Und wenn diese zu zweit verreisen, wozu braucht es dann eine Rückbank? Genau das denkt sich auch Affinity und lässt diese beim Affinity Duo einfach weg.
Das Ergebnis ist ein reines Platzwunder: Die Sitzgruppe entsteht aus einem ausklappbaren Tisch sowie den umgedrehten Fahrer- und Beifahrersitzen, somit bleibt im Wohnraum mehr als genug Platz für eine kleine Küche neben dem Tisch sowie Stauraum auf der gegenüberliegenden Seite.
Das Highlight: das französische Doppelbett, welches sonst eher in teilintegrierten Reisemodellen zum Einsatz kommt. Dieses ist hinter der Küche längs eingebaut und bietet unter der Matratze noch viel Stauraum.

Das Highlight des Affinity Duo ist sein französisches Doppelbett.
Hinter einer Schiebetür versteckt sich im Heck noch ein Raumbad, das für Campingbus-Verhältnisse erstaunlich geräumig ist. Dieses rundet den Duo nochmal ab, der durch die ausgebliebene Rückbank viel Raum und Komfort für Camper-Pärchen bieten kann.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato
- zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,36 / 2,20 / 2,90 m
- Sitz-/Schlafplätze: 2/2
- Preis: ab 91.080 Euro
Nomade Neo S
Auch Neomade verzichtet auf eine Rückbank und spezialisiert sich mit dem Neomade Neo S auf Paare, die Wert auf Komfort und ein wohnliches Design legen. Der Grundriss zeichnet sich durch einen offenen Wohnraum und eine klare Trennung zum Fahrerhaus mit einem kleinen Durchgang aus.
Das Highlight des Neo S steckt direkt hinter der Fahrerkabine, durch einen kleinen Durchgang betritt man die Küche, welche sich einmal in Kochfeld und Spülbecken entlang der seitlichen Schiebetüre aufteilt. Die Küche lässt sich durch zwei ausklappbare Bretter an den Einstiegen zur Fahrerkabine und zur Schiebetür zu einer, für Campingbusse riesige L-Küche erweitern.

Beim Nomade Neo S schließt an die Sitzgruppe vor dem Querbett auf der Beifahrerseite die Küchenzeile, gegenüber das Kompaktbad an.
Ebenso clever angeordnet ist das Bad direkt hinter dem Fahrersitz, welches so die Blickachse bis ins Heck des Neo S öffnet. Dies, sowie die auf beiden Seiten hinter dem Bad und der Küche angebrachte Sitzgruppe verleiht dem Raum eine zusätzliche Tiefe,
Im Heck befindet sich das Doppel-Querbett, das dank seiner Höhe für zusätzlichen Stauraum unter dem Bett sorgt. Alles in allem besticht der Neomade Neo S so durch ein offenes Raumkonzept, das aus seiner Länge von sechs Metern das Optimum herausholt.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato L3H2
- zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 5,99 / 2,05 / 2,52 m
- Sitz/Schlafplätze: 2/3
- Preis: ab 74.600 Euro
Forster Flip 599 VB5
Nachdem Paare und Einzelpersonen bei den ersten vier Modellen im Fokus standen, widmen wir uns jetzt Familien. Für vierköpfige Familien ist die Auswahl an Campingbussen groß, für fünfköpfige Familien nicht. Das liegt meistens nicht an der Anzahl der Schlafplätze, sondern eher an der Anzahl der vollwertigen Sitzplätze mit Gurt.
Die Marke Forster hat sich genau diesem Problem angenommen und den Flip 599 VB5 mit fünf Sitz- und Schlafplätzen auf den Markt gebracht. Der fünfte Sitzplatz versteckt sich hier entgegen der Fahrtrichtung hinter dem Fahrersitz, gegenüber der gewöhnlichen Rückbank.
Um die Rückbank zur Sitzgruppe umzubauen, ist ein wenig Arbeit notwendig. Der fünfte Sitzplatz wird umgeklappt, um so die Querbank zur L-Sitzgruppe zu verwandeln. So finden, nachdem die beiden Pilotensitze umgedreht wurden, 5 Leute an der großen, ausgeklappten Tischplatte Platz.

So löst Forster das Problem: Hinter den beiden Fahrerhaussitzen reisen drei weitere Personen mit: zwei auf der Rücksitzbank und eine weitere gegenüber auf dem Einzelsitz.
Zum Schlafen wird die Sitzgruppe erneut umgebaut und dient so als Bett. Dieses taugt allerdings nur für Kinder, da Erwachsene bei einer Liegefläche von 176 auf 104 Zentimetern schnell an ihre Grenzen stoßen dürften. Ähnliches gilt für die beiden Stockbetten im Heck des Busses mit einer Länge von 184 Zentimetern. Die größte Liegefläche bietet das Bett im Aufstelldach, hier können zwei Erwachsene auf zwei Matratzen nebeneinander liegen.
Ein weiteres Highlight ist das Bad im Forster. Es besteht aus Waschraum samt Toilette auf der linken Seite sowie einer separaten, großen Dusche gegenüber. Durch Türelemente lassen sich die beiden Bereiche in ein Raumbad vereinen, welches in seinen Dimensionen schon fast dem eines aufgebauten Reisemobils gleicht.
So bleibt zu sagen, dass der Forster die Herausforderungen eines fünften Sitzplatzes elegant gelöst hat. Kleine Einsparungen mussten jedoch in der Küche und beim Stauraum sein, um das ebenso überraschend große Raumbad auszugleichen.
- Basisfahrzeug: Fiat Ducato 120 Multijet
- zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 5,99 / 2,05 / 2,65 m
- Sitz/Schlafplätze: 5/6
- Preis: ab 57.900 Euro





