Ein Kabe ist anders als die meisten anderen Reisemobile. Das merkt man auch beim Novum Compact sofort. Die top isolierten Alu-Sandwichwände sind nicht mit schnöden Zieraufklebern versehen – der schwedische Hersteller lässt sie tatsächlich bedrucken und sorgt so für eine lange Haltbarkeit des Dekors. Die vier Aufbaufenster mit PU-Rahmen ähneln – auch das typisch Kabe – eher Schießscharten. Ein Zugeständnis an die Wintertauglichkeit, die im hohen Norden eben Priorität hat. Über große Fenster kann mehr Wärme entweichen.
Im Innenraum birgt das natürlich Nachteile, denn durch die kleinen, getönten Fenster fällt wenig Licht. Das lässt sich durch eine gute Beleuchtungsausstattung kompensieren. Hier kann der Novum auch Punkte sammeln. Zahlreiche Lichtbänder, Lesespots und zwei Deckenleuchten erhellen den Innenraum sehr gut. Da fast alle Lichtquellen dimmbar sind, lässt sich der Ausbau von strahlend hell bis schummrig gemütlich variabel ausleuchten. Allerdings – und das stört dabei etwas – viele der Lichtquellen lassen sich nur über das hoch über der Tür hängende zentrale Bedienpanel steuern. Kleinere Camper müssen sich schon strecken, um die richtigen Schaltflächen zu treffen, und aus tieferem Blickwinkel ist das Display schlechter abzulesen. Eine App-Steuerung schafft zwar Abhilfe, deren Nutzung ist aber kostenpflichtig.
Kabe Novum C 720 LGB
- Grundpreis ab: 121.250 Euro
- zul. Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Länge/Breite/Höhe: 7,16/2,24/2,91 m
- Gurte/Schlafplätze: 4/2

Die Innenansicht des Kabe Novum C 720 LGB.
Schmaler Aufbau
Den Innenraum betritt man über eine elektrische und eine integrierte Trittstufe mit einer komfortablen, maximalen Stufenhöhe von rund 22 Zentimetern. Die Tür fällt mit 53,5 Zentimeter Durchgangsbreite dagegen eher schmal aus. Den Ausbau dominieren dunkle Brauntöne mit cremefarbenen Kontrasten. Zusammen mit den stoffverkleideten Wand- und Deckenflächen wirkt das zwar gemütlich, aber insgesamt etwas dunkel.

Die Aufbautür ist nur 53,5 cm breit, die Stufen aber komfortabel niedrig.
Ist das knapp 10.000 Euro teure Royal-Paket an Bord, sorgt jedoch ein riesiges, nicht zu öffnendes Panoramafenster in der T-Haube für reichlich Licht an der Sitzgruppe. Diese ist im 720 LGB als Längsbank-Variante ausgeführt. So kann die Zwei-Personen-Besatzung auch ohne das Drehen der Fahrersitze bequem dinieren. Die Sitzbänke gefallen mit hohen Rückenlehnen und komfortabler Polsterung. Das Hinsetzen auf der breiteren linken Bank gelingt allerdings nur mit etwas Mühe, da der Tisch und vor allem das nah an der Bank stehende Tischbein hinderlich sind.
Hier wirkt es sich aus, dass der Aufbau des Compact rund 15 cm schmaler ist als der des "normalen" Novum. Die Tischplatte lässt sich der Länge nach einklappen, drehen und verschieben und steht trotz des außermittig montierten Tischbeins einigermaßen stabil. Über der Sitzgruppe befinden sich drei Hängeschränke mit geschwungenen Klappen.
Ausreichend Arbeitsfläche in der Küche

Die Sitzgruppe ist bequem und auch ohne gedrehte Fahrerhaussitze – die etwas zu hoch sind – gut nutzbar.
Im Anschluss an die Sitzgruppe folgt links die Küche. Die Kochzeile ist angemessen groß, Stell- und Arbeitsfläche sind ausreichend vorhanden, was vor allem an der Kocher-Spülen-Kombination liegt. Eingebaut ist nämlich ein platzsparendes Modell mit zwei Gasflammen und integriertem Spülbecken samt Klapparmatur, wie man sie eher aus Campingbussen kennt. Das ist recht funktional, manch einer würde in dieser Fahrzeugklasse aber ein edleres Exemplar erwarten. Eine Abstellfläche für die für manche obligatorische Kaffeemaschine findet sich links des Herds – eine Steckdose dafür aber nur rechts oben am Hängeschrank. So hängt das Kabel dann einmal quer über den Küchenblock.
Stauraum bietet die Küche in drei Oberschränken, einem schmalen Staufach unter dem Kühlschrank und sieben Schubladen insgesamt genug – allerdings nicht für hohe Gegenstände, da alle Schubladen eher flach bauen. Der Absorberkühlschrank mit 142 Liter Volumen samt 15 Liter Gefrierfach ist komfortabel erreichbar.

Genug Arbeitsfläche bietet der Küchen-block. Daneben der 142-L-Kühlschrank.
Das Badezimmer gegenüber der Küche ist sehr schlicht gestaltet, und auch die Ausstattung könnte manchen angesichts der Preisklasse enttäuschen. So fehlen zum Beispiel ein Klorollenhalter oder eine Kleidertrockenstange an der Decke. Das Bad ist zwar praktikabel nutzbar, die komplett aus weiß-beigen Kunststoffteilen bestehende Einrichtung wirkt aber optisch etwas uninspiriert. Über dem WC sorgt ein großes Klappwaschbecken für eine gute Raumausnutzung. Die Beinfreiheit auf dem Thron ist auch für größere Camper ausreichend. Hinter der Spiegeltür obendrüber versteckt sich ein ansprechend großer Oberschrank. Weiteren Stauraum gibt es aber nicht. Handtücher und anderes können an einer Handtuchstange oder den zwei Kleiderhaken Platz finden.
Kompakte Dusche
Die Lüftung übernimmt eine kleine Dachhaube über der Dusche. Deren Fläche wird durch den Radkasten stark eingeschränkt, und sie verfügt nur über einen Abfluss, was bei schräger Parkposition das Wasser mitunter schlecht ablaufen lässt. Da hilft dann auch die Pumpe nicht, die das Wasser aus dem Abfluss in den Grauwassertank pumpt. Sie ist nötig, weil das Gefälle von Dusche zum Tank nicht ausreicht.

Das Bad ist schlicht, aber funktional. Platzsparendes Klappwaschbecken.
Auch die Gliederschiebetür bietet Anlass zu Kritik, denn man kann den Sanitärraum nicht komplett dicht abschließen. So können beim Duschen Wasserspritzer im Flur landen. Im vorderen Teil ist die Führung der Tür mit einer zu langen Schraube befestigt, die die Decke durchstößt und oben in eine Ablage hineinragt und damit Verletzungsgefahr birgt. Der Wasservorrat ist mit 130 Litern angemessen dimensioniert. Der isolierte und beheizte Abwassertank fasst 90 Liter. Beide Tanks werden komfortabel per elektrischem Ventil entleert.
Die Einzelbetten-Matratzen im Heck sind 192 und 194 Zentimeter lang. Das ist nicht üppig angesichts der Fahrzeuglänge von 7,16 Metern, dürfte aber für die meisten Nutzer reichen. Der Liegekomfort auf den dicken Federkernmatratzen samt Topper ist dagegen markentypisch sehr hoch.

Auf dicken Matratzen mit Toppern liegt man sehr bequem. Die Liegeflächen sind 192 und 194 cm lang.
Der Kleiderschrank befindet sich unter dem linken Bett und fällt klein aus. Mit ein, zwei Winterjacken ist er bereits gut gefüllt. Ebenso wie der Regalschrank gegenüber ist er nur relativ unbequem durch die Fronttür zu bestücken. Weitere Kleidungsstücke können in zwei Treppenschubladen und vier schmalen Hängeschränken im Heck verstaut werden.
Die Heckgarage mit zwei serienmäßigen Türen fällt für ein Fahrzeug dieser Länge eher klein aus. Zur Beladung mit höheren Fahrrädern können die Kopfteile der Lattenroste aber immerhin um rund 20 Zentimeter angehoben werden. Zum Schlafen müssen die Betten aber wieder abgesenkt werden. Praktisch zum Verstauen von Zubehörteilen sind die vielen kleinen Staufächer hier.

Die Garage ist für ein Fahrzeug dieser Größe eher schmal. Spätestens mit gedrehten Lenkern bekommt man zwei Fahrräder aber unter.
Alle Kabe-Reisemobile tragen den Namen Travel Master vor der Baureihen-Bezeichnung wie Novum, Crown oder Imperial. Beim Fahren beweist der Novum Compact auch, dass er zu Recht als "Reisemeister" bezeichnet werden kann. Die Sprinter-Basis mit Alko-Chassis fährt komfortabel, die Assistenzsysteme verrichten ihren Dienst unauffällig und gut. Der 170-PS-Motor ermöglicht sicheres und flottes Einfädeln auf die Autobahn. Sehr auffällig: Selbst bei hohem Tempo von 140 km/h sind nahezu keine Windgeräusche zu hören. Einzig auf Querfugen reagiert das Fahrwerk hölzern und gibt sie hart an die Passagiere weiter. Dann hört man auch Geräusche aus dem Ausbau, die sich sonst vornehm zurückhalten. Auf den diversen, teils zügigen Testfahrten gönnte sich der Kabe vertretbare rund zehn Liter auf 100 Kilometern.
Licht und Schatten gibt es in Sachen Technik-Ausstattung. Top sind die Isolierung und die serienmäßige Wasserheizung mit Elektroheizpatrone. Im Royal-Paket ist sogar eine Fußbodenheizung inkludiert, die für ein besonders angenehmes Wärmegefühl sorgt. Punktabzug erntet der Gaskasten. Hier stehen die Flaschen hintereinander, die Ladekante liegt relativ hoch, und einen komfortablen Flaschenauszug sucht man auch in der Optionsliste vergeblich.

Der nicht abgedichtete Toilettenschacht ist am Boden mit Teppich ausgekleidet.
Die Gestaltung des Toilettenschachts kann nicht überzeugen: Er ist nicht ausreichend abgedichtet und sogar mit Teppich ausgelegt, der sich im Falle des Falles vollsaugen kann. In Sachen Elektroversorgung gibt es serienmäßig Standard, eine 90-Ah-Blei-AGM-Batterie. Zum Royal-Paket gehört immerhin ein Lithium-Akku mit 100 Ah Kapazität. Diese ist auch sinnvoll, denn der Testwagen zog pro Tag rund zehn Prozent der Kapazität aus dem Akku, obwohl die 12-V-Versorgung ausgeschaltet war. Vor Standzeiten sollte man tunlichst den in der Heckgarage gut erreichbaren Batterie-Trennschalter betätigen.
Die Waage attestiert dem Novum ein reisefertiges Leergewicht von 3.100 Kilogramm – eher wenig für ein Fahrzeug dieser Größe und Ausstattung. Für die Zwei-Personen-Besatzung reicht die 400-kg-Zuladungsreserve meist, selbst bei einer 3,5-t-Zulassung.
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, PU-Verstärkungen, Wände/Dach Alu, Boden Holz, Innen Alu/Textilbezug/PVC, Isoliermaterial XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 38/38/45 mm, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 2 Dachhauben, 2 Panorama-Dachfenster.
- Bordtechnik: Gas-Warmwasserheizung/Boiler Alde 3030, 13 Konvektoren (4 x Sitzgruppe, Einstieg, 2 x Küche, Bad, 3 x Schlafzimmer, 2 x Garage), Fußbodenheizung, Steckdosen 12 V/230 V/USB-A/-C/Antenne 2/6/1/6/1, Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Tauchpumpe.
- Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 317 CDI, Alko-Tiefrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1950 cm3, Leistung 125 kW/170 PS bei 3800/min, Drehmoment 400 Nm bei 1700/min, Neungang-Automatikgetriebe.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 121.250 Euro
(Mercedes Sprinter, Motor 110 kW/150 PS)
Testwagenpreis: 143.302 Euro
- ✘ 170-PS-Motor/4,5-t-Chassis Paket/Paket
- ✘ Elektr. Markise 4 m (30 kg) 2.161 Euro
- Mercedes-Paket: 170-PS-Motor, Aufmerksamkeitsassistent und Lederlenkrad (10 kg) 1.062 Euro
- Heavy-Paket: 4,5-t-Chassis, 92-L-Tank, Backofen, 130-Ah-AGM-Batterie u. a. (100 kg) 3.015 Euro
- ✘ Royal-Paket: 170-PS-Motor, Fußbodenheizung, Lautsprecher hinten, 100-Ah-LFP-Batterie u. a. (55 kg)✔ 9.791 Euro
- ✘ Abstandsregeltempomat ✔ 1.263 Euro
- Solaranlage 150 W (12,5 kg) 1.424 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Das fiel uns auf
Die Fußboden-Warmwasserheizung ist in der Bodenplatte verlegt und sorgt für mollige Wärme.
Der Abwassertank ist isoliert und beheizt. Die Entleerung erfolgt per elektrischem Ventil.
Die automatische Schließfunktion der ZV birgt die Gefahr, dass man sich aussperrt.
Unschöner Verarbeitungsmangel: diese überstehende Schraube oben auf dem Sanitärraum.
Wertung
maximal 5 Punkte möglich // Maßstab: Teilintegrierte über 75.000 Euro