Eine junge Marke, ein neuer Campingbus und ein starker Händlerverbund: Das ist die hochinteressante Konstellation für diesen Test. Seit 2014 bietet die Fachhandelskette Intercaravaning unter dem Namen Van-Tourer einen eigenen ausgebauten Fiat Ducato an. Man konzentriert sich auf die beliebtesten Grundrisse; es gibt einen 600 mit Querbett und den längeren 630 mit Einzelbetten im Heck.
Neu in 2015 ist die Abstufung in eine günstige, aber einfacher ausgestattete Variante Basic ab 38.990 Euro, die mittlere Linie Comfort ab 44.990 Euro und für mindestens 46.280 Euro den Prime in Topausstattung. Ein Rundum-sorglos-Paket? Wir werden sehen.
Ausgesucht für den Test haben wir uns einen 630 Prime, der schon beim ersten Beschnuppern mit schmucker Optik und gelungenem Grundriss beeindruckt. Obwohl im Lohnauftrag von Knaus gebaut, ist der neue Van-Tourer nicht einfach ein Abguss des bekannten Box-Star. Intercaravaning hat den Ausbau an einigen Stellen nach eigenen Wünschen umgestalten lassen, spürbar etwa an den Hängeschränken. Die Staukästen mit schicken zweifarbigen Klappen verjüngen sich nach unten. Das kostet etwas Volumen, tut aber dem Raumeindruck gut. Vor allem hinten im Schlafzimmer, aber auch vorn an der Sitzgruppe.
Der neue Vantourer spart am Platz
Das ändert jedoch nichts daran, dass man sich beim unvorsichtigen Durchsteigen ins Fahrerhaus am Brett darüber gehörig den Kopf anhaut. Zumal auch die Stufe am Boden die Durchgangshöhe zusätzlich einschränkt. Eine textile Verkleidung der Kante täte gut.
Die Sitzgruppe selbst besteht aus leicht drehbaren Vordersitzen, dahinter steht ein Tisch und die Rückbank. Diese lässt sich auseinanderziehen, sodass Mitfahrer mehr Platz haben. Dann empfiehlt es sich, den schweren Tisch abzubauen und hinten im Bettkasten zu verstauen. Wer nur zu zweit unterwegs ist, lässt die standfeste Tafel an Ort und Stelle. Am gemütlichsten sitzt man sich auf Fahrersitz und Rückbank gegenüber. Dank einer unter dem Tisch herausdrehbaren Platte ist der Beifahrersitz gut eingebunden, doch das linke Bein baumelt dabei immer in der Luft.
Eine Körperdrehung, und man steht in der Küche, die direkt im Einstieg liegt. Kaum merklich wird der Küchenblock nach vorne schmaler; so kommt keine Enge auf, und man kann gut arbeiten. Am meisten Spaß macht das im Sommer bei geöffneter Schiebe- und geschlossener Fliegenschutztür, die wie die unentbehrlichen Verdunklungsrollos fürs Fahrerhaus ab der Ausstattungslinie Comfort serienmäßig an Bord ist. Der Abstand zwischen den beiden Kochflammen ist knapp, reicht aber für zwei Töpfe, die man für klassische Pasta-Gerichte braucht. Vorne verlängert die Küche bei Bedarf eine kleine Abstellfläche, die zwar den Ausstieg blockiert, sich aber mit einer Hand schnell wieder einklappen lässt. Die Spüle ist groß, beim Hochklappen der Abdeckung ist aber der Wasserhahn oft im Weg. Nach einer Weile hat man’s drauf, zuerst sowohl den Mischhebel als auch den Hahn zur Seite zu drehen. Ein paar Tropfen landen jedoch zwangsläufig immer mal daneben.
Für gleichmäßige Beleuchtung sorgt eine LED-Lichtleiste. Reichlich Stauraum ist ebenfalls vorhanden, und an den 80-Liter-Kühlschrank kommt man – trotz der tiefen Einbauposition – gut heran, weil der Bereich davor viel Bewegungsfreiheit bietet.
Der Grund ist das Design des Sanitärraums, der den Mittelgang nur bei Bedarf in Anspruch nimmt. Wird das Bad nicht gebraucht, weichen die zwei gerundeten Plexiglasschiebetüren zurück und schaffen viel Platz im Gang. Zur Benutzung schließt man die beiden, in Schienen an der Decke geführten Türen hinter sich. Zum Duschen wird das WC mit einem zusätzlichen Rollo abgeteilt. Das Resultat ist ein für Campingbusse außerordentlich großes Badezimmer.
Menschen ab 1,85 Meter Körpergröße haben jedoch mit der Stehhöhe zu kämpfen, und an das Waschbecken kommt man nur in unbequem gebückter Haltung heran. Außerdem gibt es im Bad nur sehr wenig Stauraum. Die Beleuchtung ist dagegen ansprechend.
Bei überzeugenden Vorzügen hat das Funktionsprinzip auch Nachteile. Geschlossen blockieren die Schiebetüren den Durchgang und teils auch die Küche. Außerdem sammelt sich im Alltag in der Duschtasse im Gang trotz großer Abdeckplatte zwangsläufig Schmutz, der vor dem Duschen jedes Mal entfernt werden muss.
Man darf breit, aber nicht lang sein
Im Heck des 630 breitet sich das Schlafzimmer in Form von zwei Einzelbetten aus. Über die breite Trittstufe gelingt der Zustieg sehr bequem. Die Breite ist mit je 84 Zentimeter großzügig; zudem sind beide auf drei Viertel der Länge mit einem Mittelpolster verbunden. So schläft man richtig bequem, und das kürzere rechte Bett reicht immerhin gerade noch für Menschen bis 1,80 Meter Größe.
Gelungen ist auch die Gestaltung. Es gibt viele Ablagen, praktische Stofftaschen, zwei helle, justierbare Leselampen, vier Fenster, drei Steckdosen und für Musikliebhaber sogar zwei Lautsprecher. Allerdings lässt sich weder das Radio noch die Deckenlampe vom Heck aus ausschalten. Der Heizungsregler wäre hier ebenfalls gut platziert; das laute Gebläse des Ofens im Bettkasten kann ziemlich penetrant werden. Wie bei vielen Kastenwagen lässt sich Strahlungskälte etwa durch den unverkleideten Spalt zwischen den Hecktüren kaum vermeiden.
Reichlich Stauraum für zwei
Stauraum für zwei hat der Van-Tourer 630 reichlich. Die erwähnten, praktisch unterteilten Hängeschränke tragen ihren Teil bei. Hinzu gesellt sich unter anderem ein Kleiderschrank bei der Küche, eine Truhe für Schuhe und einige Kleinfächer, an die man aber nur herankommt, wenn man Lattenroste und Matratzen abnimmt.
Das tut man üblicherweise auch, um den großen Kofferraum unter den Heckbetten für sperrige Frachtgüter zu erweitern. In diesem Punkt wirkt der Van-Tourer unausgereift, denn eine Verstaumöglichkeit für Roste und Matratzen während der Fahrt fehlt; so lassen sich etwa Fahrräder kaum geschützt im Innenraum mit in den Urlaub nehmen. Um den Platz frei zu bekommen, müssen allein zehn Teile angepackt und verräumt werden – das geht auch einfacher.
Die Bordtechnik ist dagegen leicht beherrschbar. Sie spendet ausreichend Wasser und Strom. Die Beleuchtung ist mit gleich mehreren hellen Deckenlampen sehr gut. Die im Prospekt angegebenen zwei 11-Kilo-Flaschen lassen sich aber nur mit Mühe im Gaskasten unterbringen. Platz finden sie durchaus, waren beim Testwagen aber nicht wie vorgesehen befestigbar. Der Abwassertank ist gegen Aufpreis beheizt.
Mit großem Tempo auf der Straße
Viel Spaß macht der Van-Tourer beim Fahren – besonders mit dem optionalen 148-PS-Motor, der den Bus flott und geschmeidig voranbringt. Bei Tempo 130 dreht die Maschine bei nicht mal 3000 Touren, nimmt sich im Schnitt rund zehn Liter Diesel auf 100 Kilometer. Der Geradeauslauf ist stoisch, nur in der Stadt stört der große Wendekreis.
ESP und Airbags bringt vernünftigerweise schon der Basic mit. Doch das reellere Angebot ist die Comfort-Linie, bei der unentbehrliche Ausstattung bereits serienmäßig ist. Der nochmals 1290 Euro teurere Prime ist mit seinen 16-Zoll-Alufelgen und dem schwarzen Kühlergrill vor allem ein Fall für Menschen, die auch auf eine schicke Optik Wert legen.
Der Van-Tourer im Überblick
Preise: 38.990-49.680 Euro
Basis: Fiat Ducato
Längen: 5,99–6,36 m
Gesamtgewicht: 3500 kg
Modelle: Zwei Grundrissversionen gibt es vom Van-Tourer. Den 600 mit Querbett und den getesteten 630 mit Längseinzelbetten. Beide werden in drei Ausstattungsvarianten angeboten: Basic, Comfort und Prime.
Fazit
Ausgebaute Kastenwagen sind enge, schmucklose Blechkisten? Vergessen Sie’s. Im Van-Tourer 630 schaffen Finessen wie das Bad mit den Schiebetüren erstaunlich viel Bewegungsfreiheit – ein sehr gelungener Einzelbetten-Grundriss mit wohnlich-schickem und solidem Ausbau. Technisch ist der Van-Tourer dank Knaus-Geburtshilfe auf der Höhe der Zeit. Beim Gaskastenzugang und beim Heckstauraum sollte der Anbieter aber nachbessern.