Alkovenmodelle sind günstige Familienmobile mit einfacher und zweckmäßiger Ausstattung – richtig. Doch nichts davon gilt für den mega-Alkoven von Concorde.
Alkovenmodelle sind günstige Familienmobile mit einfacher und zweckmäßiger Ausstattung – richtig. Doch nichts davon gilt für den mega-Alkoven von Concorde.
Vorsicht! Der Wagen ist mit Sat-Schüssel 3,80 Meter hoch, und der Alkoven steht vorn gut 20 Zentimeter über„, rufe ich mir selbst ins Gedächtnis. Als ich das erste Mal in den Concorde Cruiser 840 RRL steige und losfahren möchte, habe ich schon einigen Respekt – schließlich sind Reisemobile dieses Kalibers nicht alle Tage zum Test in der Redaktion.
Die Gesamtlänge von 8,54 Meter ist dabei überraschend moderat – in ähnliche Dimensionen stoßen auch Ducato-Dreiachser vor, und dabei ist der Concorde mit 4,18 Meter Radstand und größerem Lenkeinschlag sogar merklich wendiger. Doch der Iveco Eurocargo als Basis ist eben ein Lkw und kein Transporter. Man muss sich erst mit ungewohnten Bedienelementen wie Motor- und Druckluft-Feststellbremse, sechs Außenspiegeln und einer relativ gefühllosen Lenkung anfreunden. Aber die Skepsis weicht erstaunlich schnell einer entspannten Lässigkeit. Dazu trägt der potente 4,5-Liter-Vierzylinder bei, der optional 210 PS und 750 Nm Drehmoment abliefert.
Einen Sechszylinder gibt es zwar erst bei den schwereren Chassisvarianten, doch Kraft ist auch hier schon reichlich vorhanden. Allerdings bremst das automatisierte Schaltgetriebe den Vorwärtsdrang des 7,49-Tonners beim Beschleunigen durch bedächtige Gangwechsel aus. Dennoch lohnt sich der Aufpreis für den Schaltroboter, weil er die ideale Ergänzung ist zu den serienmäßig eingebauten Abstandsregeltempomaten (ACC) und Notbremsassistenten (AEBS).
Dem Namen “Cruiser„ macht der Concorde auf der Autobahn damit alle Ehre. Hinter einem Lkw bei Tempo 88 oder einem Reisebus bei 100 “eingeloggt„, zieht der große Alkoven seine Bahn. Der Fahrer braucht sich nur aufs Lenken zu konzentrieren. Fahrbahnstöße mildert der Schwingsitz ab – eine Luftfederung gibt es beim kleinsten Eurocargo nur für die Hinterachse. Das wohlige Brummen des Motors, das Dudeln des Radios in Stirnhöhe und das Zischen der Feststellbremse beim Parken werden bald zu wohlvertrauten Geräuschen des Reisegefährten – allerdings auch das Klappern der Schiebetür am Durchstieg zum Aufbau.
Beim Einparken ermöglicht eine anwählbare Kriechfunktion präzises Rangieren. Die Rückfahrkamera wird im Dunkeln nun durch eine zuschaltbare Heckbeleuchtung unterstützt – nach promobil-Kritik beim letzten Concorde-Test.
Der Aufbau ist in gewohnt souveräner Concorde-Manier ausgeführt: dicke XPS-Isolierung, Aluminium ringsum – außen wie innen – und ein 42 Zentimeter hoher Doppelboden. Zum auch in dieser Preisklasse offenbar unvermeidlichen Grundpaket gehören etwa die Decken- und Wandverkleidung in Mikrofaser, die eleganten Holzjalousien und die dunkel getönten Scheiben. Nach der Mühe des Aufstiegs über fünf Treppenstufen entfaltet sich die Wohnlandschaft vor dem Auge in ihrer ganzen Pracht. Winkelküche und C-förmige Sitzgruppe bilden eine ideale Einheit. Die Küchenarbeit geht so noch leichter von der Hand, weil stets für Unterhaltung gesorgt ist – ob verbal oder per Fernseher.
Der Tresen, der beide Bereiche trennt, könnte aber noch etwas breiter ausgeführt sein, um noch besser als Anrichte zu dienen. Mit der optionalen Arbeitsplattenvariante in Mineralwerkstoff und veredeltem Kocher mit Glasboden wird die Küche zum Schmuckstück. Bereits serienmäßig eine Schau sind die beiden Regalböden im Unterschrank, die durch eine clevere Ausziehkinematik den Stauraum in der Ecke ganz bequem zugänglich machen.
Der 160-Liter-Kühlschrank wächst optional auf 190 Liter und lässt sich noch mit einem Gas-Grill oder einem Mikrowellenherd kombinieren. In der Schrankwand gegenüber findet sich neben Stauraum auch eine Vitrine mit vier mal vier Gläsersets, die die Besatzung für jede Gelegenheit rüsten. Schließlich kann man in der Hecksitzgruppe – dem Prunkstück des 840 RRL – die Feste feiern, wie sie fallen. Aber auch ohne Gäste profitiert die Crew von der großen Sitzrunde. Auf den Querbänken kann man sich gemütlich ausstrecken, etwa zum Filmabend auf dem 32“-Fernseher, der gegenüber zusammen mit den Lautsprechern elegant in die Zeile schwarzer Hängeschränke integriert ist.
Wer den 840 RRL gelegentlich zu viert nutzen möchte, bekommt optional Beckengurte und Kopfstützen für die Bank gegen die Fahrtrichtung und einen Bettumbausatz für den Tisch. Das Eignerpaar nächtigt dagegen im eigentlichen Schlaftrakt, vorn im Alkoven. Eine ausziehbare, allerdings nicht ganz wackelfrei stehende Treppe macht die einzeln längs oder gemeinsam quer nutzbare, sehr bequeme Liegefläche ohne Mühe erreichbar. Großzügige Ablagen und Kopfstützen erfreuen Bücherwürmer – ein weiteres TV-Gerät ist zudem montierbar.
Zwei solide Schiebetüren trennen das Badezimmer ab, in dem sich auch zwei Personen gemeinsam aufhalten können. Der Waschtisch mit Kunststein-Oberfläche auf der einen Seite, die optionale Porzellan-Festtanktoilette mit Sprossenheizkörper daneben und die geräumige Duschkabine auf der anderen Seite – Platz wie zu Hause. Zusammen mit dem großen Kleiderschrank und den Schubladen und Fächern im Fahrerhausdurchstieg wird das Bad auch zum Ankleidezimmer.
Der Stauraum insgesamt sollte für zwei Personen selbst zum Überwintern im Süden reichen. Zwei Fahrräder oder ein Motorroller passen neben weiterem Gepäck in die Heckgarage und die Außenfächer. Alle Bedienelemente der Bordtechnik finden sich gut erreichbar und frostfrei im Außenfach.
Die Wasser- und Stromreserven sind schon serienmäßig stattlich und können optional noch ausgebaut werden – wie vieles am Cruiser. So stecken auch im Testwagen Extras für rund 60.000 Euro, die den Preis auf über 240.000 Euro heben – aber Träumen ist ja erlaubt.
(maximal 5 Punkte möglich)
Wohnen: 4,8
Beladen: 4,0
Technik: 4,8
Fahren: 3,6
Preis & Service: 3,1
Gurte/Schlafplätze: 2-4/2-4
Zul. Gesamtgewicht: 7490 kg
Länge/Breite/Höhe: 8,54/2,46/3,68 m
Grundpreis ab: 181.200 Euro
Auf- und Ausbau
Sandwich-Bauweise, PU-Schaum-Verstärkungen, außen Alu, innen Alu/Mikrofaser, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 40/40/40 mm, Doppelboden, Höhe 420 mm, 7 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 3 Dachhauben, 2 Dachfenster.
Bordtechnik
Gas-Warmwasserheizung/Boiler Alde Compact 3010, 15 Konvektoren (2 x Alkoven, Durchstieg, 2 x Bad, 2 x Einstieg, Küche, 2 x Doppelboden, 4 x Sitzgruppe, Garage), Wasseranlage: Frisch- und Abwasserrohre, Druckpumpe.
Basisfahrzeug
Iveco Eurocargo 75 E 21, Leiterrahmen, Hinterradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 4500 cm3, Leistung 152 kW/210 PS bei 2500/min, Drehmoment 750 Nm ab 1400/min, automatisiertes Sechsganggetriebe.
Fahrleistungen
Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,6/15,1/24,2 s; Elastizität 60–80/100 km/h (5./6. Gang) 6,2/15,1/8,3/19,1 s, Testverbrauch 19,1 L/100 km.
Beladungstipps: Concorde verspricht im Prospekt eine Zuladung von rund 1200 Kilo. Das klingt zwar sehr viel, doch bei fast 800 Kilo Extras an Bord des Testwagens bleiben auch nur noch 600 Kilo übrig. Aber für zwei – oder auch mal vier Personen reicht das schon. Die optionale 8-t-Chassisvariante mit Sechszylindermotor bringt für die Zuladung übrigens wenig, da sie 385 Kilo Mehrgewicht mitbringt.
Der Concorde Cruiser 840 RRL ist ein Traum für zwei. Bei Wohnen und Technik bekommt man von allem mehr als üblich – Luxus eben. Das Truckerfeeling des Eurocargo ist reizvoll. Wer darauf keinen Wert legt, hat mit dem Daily eine günstigere Alternative.