Wer kennt sie nicht, die lauwarme, überteuerte Brühe, die viele Raststätten als Kaffee verkaufen? Wie wäre es, sich stattdessen auf der Raststätte im Wohnwagen mal eben eine Kaffeekapsel durch die Maschine zu jagen? Ein heißer Wachmacher, ohne den Gaskocher zu bemühen und anschließend das glühende Mokka-Kännchen reinigen zu müssen?
Mit der V2L-Techik ist das kein Problem. Schließlich bunkern moderne E-Autos riesige Energiemengen in ihren Traktionsbatterien. Kurzum: Wer die Vorzüge der E-Mobilität voll ausschöpfen will, der kommt um die Vehicle-to-Load-Funktion (V2L), also bidirektionales Laden nicht herum.

Die Padmaschine funktioniert via V2L an der Innensteckdose oder am Ladebuchsenadapter gleichermaßen.
Erstaunlich bis bedauerlich in diesem Kontext ist, wie wenig deutsche Hersteller aktuell auf die V2L-Technologie setzen – obwohl die Vorteile klar auf der Hand liegen. Ganz besonders gilt dies für Caravaner und Caravanerinnen, deren rollendes Urlaubsdomizil ja oftmals ohne Bordbatterie unterwegs ist. Über einen Adapter mit der Steckdose am Zugfahrzeug verbunden, sind im Wohnwagen alle Landstrom-Funktionen aktiv und die Autarkie ist gegeben.
E-Auto-Vorteile für den Caravan
Zusammengefasst bietet die V2L-Technik die folgenden Vorteile für Camperinnen und Camper:
1. Autarke Stromversorgung unterwegs
- Kaffeemaschine, Wasserkocher, Kühlschrank oder E-Bikes lassen sich ohne Landstromanschluss direkt am Stellplatz betreiben.
- Besonders praktisch auf Festivals ohne Stromversorgung.

V2L macht beim Campen autark, da sich der Caravan komplett aus der Traktionsbatterie des Zugfahrzeuges speisen lässt.
2. Ersatz für laute Generatoren
- Viele Caravaner setzen beim Festival-Camping auf Benzin- oder Dieselgeneratoren für die autarke Stromversorgung.
- V2L ersetzt diesen Bedarf: leise, lokal emissionsfrei und sofort verfügbar.
- Keine zusätzlichen Kraftstoffkosten oder Lärmprobleme.
3. Sicherheit & Komfort
- Die V2L-Technik liefert in Europa in der Regel ab 3,0 kW Dauerleistung – das entspricht in etwa einer Haushaltssteckdose und ist somit genug für alle üblichen Campinggeräte.

Die V2L-Technik ist in vielen Kia Modellen bis 16 Ampere abgesichert. Das entspricht der klassischen Haushaltssteckdose und ermöglicht bis zu 3680 Watt Entnahmeleistung.
- Moderne E-Autos überwachen die Spannung und sichern die Ausgänge elektronisch ab – sicherer als viele herkömmliche Generatoren.
4. Mehr Flexibilität beim Reisen
- Caravaner können sich freier bewegen und Plätze ohne Infrastruktur nutzen.
- Geräte wie Elektrogrill, Licht oder Ladegeräte laufen unabhängig von Campingplatz-Steckdosen.
- Ideal für Festivals, abgelegene Naturplätze oder spontane Zwischenstopps.
5. Backup-Strom im Notfall
- Sollte auf dem Campingplatz der Strom ausfallen oder zu wenig Anschlüsse verfügbar sein, springt das Fahrzeug als mobile "Powerbank" ein.
- Auch daheim kann das Auto als Notstromquelle dienen – praktisch bei Stromausfällen oder beim Arbeiten im Garten.

Parallel zu Steckdosen im Fahrzeuginnenraum bieten einige Hersteller auch Adapter, mit denen sich die Batterie über den Ladeanschluss anzapfen lässt.
Was spricht gegen das E-Auto und V2L?
Größtes Gegenargument der E-Auto-Kritiker dürfte das Reichweitenmanagement bei Nutzung der V2L-Technologie sein. Hierbei gilt allerdings, dass der Verbrauch eines Wohnwagens durch die moderne LED-Beleuchtung angesichts der großen Kapazitäten kaum ins Gewicht fällt.
Einen sinnvollen Energiespartipp gibt es dennoch: Wer einen Absorber-Kühlschrank hat, sollte diesen bei Nutzung des E-Auto-Energie lieber auf Gas statt auf 230-Volt laufen lassen. Das spart zusätzlich Strom und somit Reichweite. Und letztlich lässt sich die Entladegrenze für die V2L-Funktion bei beispielsweise 30 % Ladestand einrichten, sodass man es nach dem Campen noch zum nächsten Schnelllader schafft.
Pkw-Modelle mit V2L-Technologie
Am weitesten verbreitet ist die V2L-Technik bei den verbandelten südkoreanischen Herstellern Kia und Hyundai und der zugehörigen Premiummarke Genesis. Sie machen in ihren E-Modellen nicht nur die 800-V-Schnellladetechnik bezahlbar, sondern haben fast immer einen Wechselrichter an Bord, der die Energie in nutzbaren 230-V-Wechselstrom wandelt.
Im Folgenden zeigen wir alle in Deutschland verfügbaren Modelle mit V2L-Technologie und Anhängelast:
Hyundai (V2L bis 3,6 kW):
- Ioniq 5: Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,6 t, Preis ab: 900 Euro.
- Ioniq 6: Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,5 t, Preis ab: 900 Euro.
- Ioniq 9: Akku: bis 100 kWh, Anhängelast: bis 2,5 t, Preis ab: 68.500 Euro.
Kia (V2L bis 3,6 kW):
- EV3: Akku: bis 81 kWh, Anhängelast: bis 1,0 t, Preis ab: 990 Euro.
- EV4: Akku: bis 81 kWh, Anhängelast: bis 1,0 t, Preis ab: 37.590 Euro.
- EV5: Akku: bis 81 kWh, Anhängelast: bis 1,2 t, Preis ab: 45.990 Euro.
- EV6: Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,8 t, Preis ab: 990 Euro.
- EV9: Akku: bis 100 kWh, Anhängelast: bis 2,5 t, Preis ab: 63.190 Euro.
- PV5: Akku: bis 71 kWh, Anhängelast: bis 1,5 t, Preis ab: 38.290 Euro.
Genesis (V2L bis 3,6 kW):
- GV60 : Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,6 t, Preis ab: 54.680 Euro.
- GV70 electrified: Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,8 t, Preis ab: 70.230 Euro.
Smart (V2L bis 4,0 kW):
- #1: Akku: bis 66 kWh, Anhängelast: bis 1,6 t, Preis ab: 990 Euro.
- #3: Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,8 t, Preis ab: 490 Euro.
- #5: Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,6 t, Preis ab: 900 Euro.
BYD (V2L bis 3,0 kW):
- Seal U: Akku: bis 87 kWh, Anhängelast: bis 1,3 t, Preis ab: 980 Euro.
- Sealion 7: Akku: bis 84 kWh, Anhängelast: bis 1,5 t, Preis ab: 980 Euro.
- Tang: Akku: bis 109 kWh, Anhängelast: bis 1,5 t, Preis ab: 72.390 Euro.
Xpeng (V2L bis 3,3 kW):
- G6: Akku: bis 80 kWh, Anhängelast: bis 1,5 t, Preis ab: 47.600 Euro.
- G9: Akku: bis 92 kWh, Anhängelast: bis 1,5 t, Preis ab: 59.600 Euro.