Dethleffs zeigt Mut zur Farbe. Die Oberschrankklappen im neuen Camper foliert der Hersteller in Salbeigrün. Auch die Rückenlehnen der Sitzgruppe tragen diesen Farbton – das prägt den Innenraum. Helles Holzfurnier für die gleichfalls grifflosen Fronten von Schubladen und Schränken, im Kontrast dazu ein Fußboden in dunkler Betonoptik: Dethleffs geht bei der Überarbeitung seines Bestsellers neue, moderne Design-Wege. Der Möbelbau ist aber merklich einfacher – und damit in der Produktion günstiger – geworden.
Einfacher, aber trotzdem gut? Um das herauszufinden, tritt mit dem Camper 560 FMK ein stattlicher Familiencaravan und Kundenliebling im Modellprogramm zum Test an. 2,50 Meter breit, mehr als acht Meter lang – das schafft ordentlich Platz im Innenraum, erfordert aber Vorsicht beim Manövrieren. Wer einen solchen Wohnwagen wählt, der weiß das.
Dethleffs Camper 560 FMK
- Grundpreis ab: 31.599 Euro
- Gesamtlänge/Breite/Höhe: 8,18/2,50/2,71 m
- Zul. GesamtgewichT: 1.700–2.000 kg
- Schlafplätze: 4/5+1

Die Innenansicht des Dethleffs Camper 560 FMK.
Wie bei Nomad und Beduin handelt es sich beim Camper um einen echten Dethleffs, gebaut am Stammsitz in Isny. Die günstigeren Modelle C’Joy und C’Go werden hingegen im Caravan-Werk der Hymer-Gruppe in Sassenberg gefertigt. Die Konstruktion des Camper bleibt konventionell: Holzsandwich-Boden, Seitenwände in Hammerschlag-Blech, Dach mit robuster GfK-Oberseite. Isoliert wird mit EPS-Schaum, besser bekannt als Styropor.
Wer mehr will, muss draufzahlen – hat aber alle Möglichkeiten: Glattblech-Seitenwände in Weiß oder Silber realisiert Dethleffs ebenso wie wasserabweisende XPS-Isolierung in Wänden, Dach und Boden. Auch Updates zur simplen Truma-S-Heizung stehen mit Warmluft-Combi oder Warmwasserheizung bereit. Ziemlich kleinlich: Auch ein isoliertes Dükerrohr, der Warmluftschlauch am Unterboden, kostet 79 Euro Aufpreis oder steckt im Winterkomfort-Paket.
Platz auch für große Familien
Die Eingangstür misst ordentliche 60 Zentimeter in der Breite. Fliegengitter und Mülleimer sind Serie, das Fenster kostet Aufpreis. 2,50 Meter Aufbaubreite ermöglichen im Innenraum eine große U-Sitzgruppe in Wagenmitte gegenüber der Küche. Während zwei, mit optionalem drittem Stockbett auch drei, Kinder ihr Reich im Heck finden, ist der Bug mit großem Längsdoppelbett für die Eltern vorgesehen. Vorn befindet sich auch das Bad mit ausgelagertem Waschtisch.

Ein klappbares Zusatzpolster genügt und die Sitzgruppe wird zur großen Spielwiese. Gäste finden hier einen Übernachtungsplatz.
Diese Raumaufteilung funktionierte im Test ausgezeichnet. Selbst bei der Fotoproduktion mit zwei Erwachsenen, zwei Kindern, einem Baby und dem Fotografen an Bord herrschte keine Enge. Herzstück des Camper ist dabei die Sitzgruppe. Eine vier- bis fünfköpfige Familie findet auf dem 197 Zentimeter langen Längssofa und den je 102 Zentimeter breiten Querbänken locker Platz. Der 99 mal 63 Zentimeter große Hubtisch ist von allen Plätzen gut erreichbar.
Auffällig sind die hängenden Rückenlehnen. An den Querbänken werden sie in Haken gehängt, für die es vorgesehene Vertiefungen an der Lehnenrückseite gibt. Die Polster an der Längsseite müssen hingegen in Kunststoffschienen gehängt und mit Klettband fixiert werden. Beide Varianten erfordern etwas Übung im Handling, damit alles auch sicher sitzt.

Die Befestigung der hängenden Lehnen erfordert Übung im Handling.
Der Bequemlichkeit tun die hängenden Lehnen keinen Abbruch, zudem erleichtern sie unbestreitbar den Zugang zu den Sitztruhen. An den Querbänken hat Dethleffs dafür Aufsteller montiert, die allerdings mit derart kleinen Schräubchen fixiert sind, dass einer von ihnen im Testwagen bei der ersten Benutzung ausriss – das muss solider werden. Die nur lose aufgelegten Polster der Querbänke verrutschen beim Aufstehen zudem ständig, was schnell nervt.
Extra-Breite zahlt sich aus
Bei der Küche gegenüber kommt nun ein Zwei- statt ein Dreiflammkocher zum Einsatz. Das Modell von Can punktet mit ausreichend Brennerabstand, elektrischer Zündung und einem hübschen Gussrost. Der Spüle spendiert Dethleffs eine schicke schwarze Armatur und eine ausreichende Größe zum Abspülen größerer Töpfe.

Kompakte Küche mit relativ wenig Arbeitsfläche, aber ausreichend Stauraum und einem großen, familientauglichen Kühlschrank.
Da der Kocher vergleichsweise schmal baut, bleibt davor ein immerhin bis zu 18 Zentimeter breiter Streifen als Arbeits- und Ablagefläche. Ein Klappbrett an der Stirnseite würde zusätzliche Fläche schaffen, und die Aufbautür bliebe trotzdem passierbar. Zu den Rändern sollte Dethleffs die Küchenplatte besser abdichten. Pluspunkte sammeln der große Absorberkühlschrank neben der Küche und der praktische Apothekerauszug im Unterschrank. Schubladen und Oberschrankklappen schließen sanft per Softclose und verriegeln mit den versteckten Schnapphakenverschlüssen sicher.
An Sitzgruppe und Bett verzichtet Dethleffs auf die Schnapphaken, Haltekräfte und Haptik der Klappen passen aber auch hier. Wie bisher setzt der Hersteller auch beim neuen Camper auf eine lange Stromschiene, in der sich zwei Spots und eine Doppel-USB-Steckdose einklinken und verschieben lassen. Eine gute Lösung, die noch besser wäre, wenn Spots und USB-Würfel beim Verschieben weniger hakeln würden – was mutmaßlich daran liegt, dass Dethleffs hier keine Markenware mehr einkauft.
Französisches Bett für die Eltern

Komfortabel: Das Bett für die Eltern erreicht großzügige 1,58 Meter Breite und taugt so auch als Spielfläche mit den Kindern.
Eine solche Schiene mit Spots und USB kommt auch am französischen Bett im Bug zum Einsatz. Das Bett selbst profitiert von der großen Außenbreite und erreicht üppige 1,58 Meter Breite. Zudem bleibt es auf rund drei Viertel der Länge maximal breit, wird erst dann zum Fußende in einer sanften Rundung schmaler. Trotzdem beträgt die Durchgangsbreite zum Bad ordentliche 38 Zentimeter. Hier ist Dethleffs ein guter Kompromiss gelungen.
Wirklich gut fällt der Liegekomfort auf der 15 Zentimeter starken Mehrzonenmatratze aus, die auf einem flexibel gelagerten Lattenrost ruht. Der lässt sich unterstützt von Gasdruckdämpfern aufstellen, was den Zugang zum großen Bettstauraum erleichtert. Diesen erreichen Camper auch über eine 40 Zentimeter hohe Außenklappe. Wegen des tiefer montierten Bettgestells beträgt die nutzbare Höhe zum Einladen von Campingmöbeln und Co. aber nur 32 Zentimeter. Ein Warmluftschlauch verläuft hier zudem recht ungeschützt.
Einfacher Möbelbau
Zweckmäßig präsentiert sich das Bad. Auf der Banktoilette herrscht gute Knie- und Schulterfreiheit. Ein großes Seitenfenster zum Lüften gehört zur Serienausstattung. Im Testwagen ist das optionale Duschpaket mit Vorhang verbaut, das auf einer Grundfläche von 66 mal 52 Zentimetern leidlich komfortables Abbrausen erlaubt. Die Duschwanne versieht Dethleffs mit einer fetten Dichtnaht, die sich beim Testwagen an manchen Stellen aber bereits zu lösen begann.
Geschlossene Ablagen gibt es im Bad nicht, dafür im Unterschrank des Waschtisches, den der Hersteller an der rechten Seitenwand hinter dem Bad einbaut. Nicht überzeugen kann die Position des Spiegels an der Querwand. Will man sein Gesicht betrachten, wirft man wegen des zu weit entfernten Spots selbst Schatten.

Offener Waschtisch hinter dem Bad gegenüber dem Bett.
Die Matratzen der Stockbetten im Heck fallen mit zwölf Zentimeter Stärke zwar nicht ganz so dick aus wie beim Elternbett, der Liegekomfort ist aber dennoch gut, und auch ältere Kinder finden hier einen bequemen und ausreichend großen Schlafplatz. Ein drittes Stockbett gibt’s optional, dann wird’s naturgemäß kuscheliger. Große Ablagen an den Kopf- und Fußenden gefallen ebenso wie geräumige Wäsche- und Kleiderschränke. In die wahlweise blau oder weiß leuchtenden Kinderlampen ist je eine USB-Steckdose integriert.
Für den Transport sperrigen Gepäcks lässt sich das untere Stockbett hochklappen. Die Arretierung mit nur einem Band per Druckknopf auf der linken Seite fällt etwas dürftig aus. Schienen und Zurrösen erleichtern das Befestigen der Ladung, die über eine große Außentür mit zwei Schlössern leicht einzuladen ist.

Gute Kopffreiheit und bequeme Matratzen in den Etagenbetten. Drittes Bett optional.
Um allen Stauraum zu nutzen, empfiehlt sich die maximale Auflastung auf 2.000 Kilogramm zulässige Gesamtmasse wie beim Testwagen. Mit der 1,7-Tonnen-Serienachse wird es schnell knapp.
Daten und Messwerte
Karosserie
- Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. Dach GfK (34 mm), Seitenwände Alu-Hammerschlag (34 mm), Bug/Heck Glattblech. Boden Sperrholz-Sandwich (42 mm). Deichselkasten aus ABS, Deckel an Parallelogramm-Beschlag mit Gasdruckdämpfer. Einteilige Aufbautür 170 x 60 cm mit Fenster, Einstiegshöhe 56 cm. Serviceklappe 98 x40 cm. Garagentür 59 x 95 cm.
- Anbauteile: Mehrteiliger Heckleuchtenträger ohne Opferecken. Bugelemente in LFI-Technik, integrierte Rangiergriffe.
- Fenster/Hauben: 5 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung. Schiebefenster Küche. 4 Dachluken/-fenster.
Möbel
- Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern, Softclose-Funktion, Kunststoff-Hakenschnäpper an Küchenunter- und -oberschränken sowie an Kleider- und Wäscheschränken. Schubladen mit Selbsteinzug. Magnetfallenschloss Badtür.
Bordtechnik
- Gas/Heizung: Duocontrol mit Crashsensor. Gasheizung Truma S 5004, 2 x 12-Volt-Gebläse, 6 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, 1 x Eingang, 1 x Bett, 1 x Bad, 1 x Heckstauraum), elektrische Fußbodenerwärmung.
- Wasseranlage: 38-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, Truma Therme.
- Elektrik: Umformer Dometic SMP 301-01, 350 W. 9 Steckdosen (3 x Sitzgruppe, 2 x Küche, 2 x Bett, 1 x TV-Platz, 1 x Waschtisch). 6 USB-Anschlüsse.
- Beleuchtung: 4 Spots im Lukenrahmen der Sitzgruppe, 2 Spots Küche, 2 Spots am Waschtisch, 2 Spots im Bad, LED-Bänder über Oberschränken, 4 verschiebbare Lese-Spots, 2 Kinderlampen, Vorzeltleuchte.
- Küchenausstattung: Zweiflammkocher mit Zündhilfe, Rechteckspüle mit abgesetztem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Thetford N4142E+ mit 137 Liter Nutzinhalt, davon 15 Liter Gefrierfach.
- Sanitär: Thetford-C402-Banktoilette mit Spültank. Waschtisch mit integriertem Becken und Hebelmischer.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 31.599 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II 189 Euro
Testwagenpreis: 36.499 Euro
- ✘ Sicherheitspaket mit Alko ATC Trailer Control, Sicherheits-Gasregler Truma Duo Control, Rauchmelder (7 kg) ✔ 999 Euro
- ✘ Auflastung auf 2000 kg zulässige Gesamtmasse inklusive Alufelgen (19 kg) ✔ 1.199 Euro
- ✘ Deichselabdeckung (2 kg) 249 Euro
- ✘ Aufbautür mit Fenster (3 kg) 299 Euro
- ✘ Duschausstattung (5 kg) 299 Euro
- ✘ Elektr. Fußbodenerwärmung (9 kg) 899 Euro
- ✘ Citywasseranschluss (2 kg) 299 Euro
- Styling-Paket weiß/silber (51 kg) 2.699/3.299 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Das fiel uns auf
Gut unterteilter Küchenstauraum inklusive schmalem Apothekerauszug im Unterschrank.
Dicke Mehrzonenmatratze und flexibel gelagerter Lattenrost ergeben einen hervorragenden Schlafkomfort.
WC-Schacht mit Kunststoffwanne, aber wie so häufig ohne Dichtnaht zur Seitenwand.
Sicherung des geklappten unteren Stockbetts nur mit einem in die Wand geschraubten Band mit Druckknopf.
Die an sich sinnvollen Aufsteller der Sitztruhen sind zu schwach dimensioniert und rissen im Testwagen aus.
Der Warmluftschlauch am Unterboden kostet Punkte bei der Wintereignung. Seine Isolierung kostet 79 Euro.