Die neue, schrankenlose Free-Flow-Maut in Frankreich erweist sich weiterhin als Angriffspunkt von Cyberkriminellen. Das Problem hat sich so ausgeweitet, dass das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland offiziell vor gefälschten Mautforderungen auf französischen Autobahnen warnt. Besonders betroffen sind die Strecken A13 und A14 zwischen Paris und der Normandie. Betrüger verschicken täuschend echte Zahlungsaufforderungen. Wohnmobilreisende sollten besonders aufmerksam sein.
Umstellung auf Free-Flow-Mautsystem
Frankreich modernisiert sein Mautsystem. Auf mehreren Autobahnen, darunter die A13 zwischen Paris und Caen, die A14, A4 und A79, entfallen die Schranken. Fahrzeuge passieren die Mautstellen ohne Halt. Kameras erfassen die Kennzeichen, die Abrechnung erfolgt digital im Nachhinein. Die sogenannte Free-Flow-Maut soll den Verkehr flüssiger machen und den Komfort erhöhen. Gleichzeitig entstehen neue Angriffspunkte für Phishing-Betrug. Berichte darüber gibt es schon länger, aktuell sollen sie sich die Fälle laut Außenministerium aber häufen.
Betrugsmasche wirkt täuschend echt
Die Betrugsmasche beginnt meist mit einer SMS oder E-Mail. Absender und Aufmachung erinnern an ULYS oder VINCI Autoroutes – zwei offizielle Mautbetreiber. Die Nachricht wirkt glaubwürdig: Logos und Farben entsprechen dem Original, der Text klingt sachlich und amtlich.
Im Inhalt geht es um eine angeblich offene Mautgebühr, oft in Höhe von 6,80 Euro. Die Empfänger werden aufgefordert, den Betrag umgehend zu begleichen. Andernfalls drohten Zusatzkosten oder die Sperrung des Kontos. Ein Link verweist direkt auf eine gefälschte Zahlungsseite.
Die Warnung des Auswärtigen Amts ist eindeutig. Offizielle Zahlungsaufforderungen verschicken Anbieter nur über bekannte Kanäle – nie per SMS oder E-Mail mit Zahlungslink. Wer eine verdächtige Nachricht erhält, sollte keine Links anklicken, keine Zahlungsdaten eingeben und den Vorgang direkt beim offiziellen Mautanbieter prüfen.
Betroffene Routen bei Wohnmobilisten beliebt
Betroffen sind vor allem die Autobahnen A13 und A14. Diese verbinden Paris mit der Normandie und gehören zu den meistbefahrenen Routen von Urlaubern. Viele Wohnmobilreisende nutzen diese Strecke für die Fahrt Richtung Atlantikküste. Das Risiko, dort in eine Betrugsfalle zu geraten, ist besonders hoch. Camper bewegen sich oft über mehrere Tage im Land und nutzen mobile Endgeräte, WLAN-Netze und digitale Zahlungsmittel.
Angewendet wird die Free-Flow-Maut aber auch auf einem Abschnitt der Autobahn A4 von Saarbrücken nach Metz, also auf der Route von Westdeutschland nach Paris. Auf der etwa 100 km langen A79 arbeitet ebenfalls das schrankenlose Mautsystem. Damit auf einem Teilabschnitt einer Route aus dem Südwesten Deutschlands oder Teilen der Schweiz in Richtung Atlantikküste rund um Bordeaux. Auch auf diesen Autobahnen kann es zu Phishing-Betrug kommen.
So identifizieren Sie korrekte Mautforderungen
Um Verbraucher zu informieren, haben die Mautbetreiber ULYS und VINCI Autoroutes veröffentlicht, woran sich echte Mitteilungen erkennen lassen. Gültige E-Mail-Absender enden ausschließlich auf:
- @ulys.com
- @vinci-autoroutes.com
- @services.ulys.com
- @clients.ulys.com
- @contact.ulys.com
- @email.vinci-autoroutes.com
- @e.ulys.vinci-autoroutes.com
- @enquete.vinci-autoroutes.com
Auch bei SMS gibt es klare Merkmale: Offizielle Nachrichten stammen nur von der Kurzwahl 36035 oder tragen den Absendernamen VINCI. Meldungen von französischen Mobilnummern, die mit 06 oder 07 beginnen, gelten grundsätzlich als verdächtig.
Was Sie tun sollten, wenn Sie betroffen sind
- Öffnen Sie Links in verdächtigen Nachrichten nicht.
- Tragen Sie keine Zahlungsdaten auf unbekannten Webseiten ein.
- Nutzen Sie bei Unsicherheit die offizielle Website von Sanef oder Aliae – rufen Sie diese direkt im Browser auf, nicht über einen Link aus der Nachricht.
- Bei Fragen hilft der Kundenservice der Betreiber weiter – telefonisch oder über deren offizielle Kontaktwege.
Wer persönliche Daten bereits eingegeben hat, sollte umgehend seine Bank informieren und die Karte vorsorglich sperren lassen. Auch eine Anzeige bei der Polizei – in Frankreich oder im Heimatland – ist sinnvoll.





