Mautregeln für Wohnmobile ab 2026: Kroatien schafft Staus vor Mautschranken ab

Kroatien schafft ab 2026 Mautschranken ab
So funktioniert die digitale Maut für Wohnmobile

ArtikeldatumVeröffentlicht am 15.09.2025
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Kroatien  Mautstation Autobahn
Foto: Thomas Demarczyk via Getty Images

Keine Tickets mehr ziehen, kein Suchen nach Kleingeld: Ab 2026 ersetzt Kroatien das bisherige Mautsystem durch ein digitales Modell mit automatischer Kennzeichenerfassung. Für Wohnmobil-Reisende bedeutet das: weniger Wartezeit, mehr Flexibilität – aber auch neue Regeln.

Technik: Kennzeichen statt Kassenhäuschen

Bislang mussten Autofahrer in Kroatien an Mautstationen anhalten und bar oder mit Karte zahlen – mit langen Staus zur Hauptsaison. Damit ist ab 2026 Schluss. Kroatien setzt auf eine sogenannte Free-Flow-Maut: Kameras an 208 stationären Portalen erfassen Ihr Kennzeichen (ALPR), Antennen erkennen zudem die Signale von ENC-Geräten an der Windschutzscheibe.

Die Maut wird weiterhin streckenabhängig berechnet – eine landesweite Vignette ist nicht vorgesehen. Ihr Einstieg ins System erfolgt entweder per Online-Registrierung des Kennzeichens, für bisher nicht registrierte Nutzer direkt an 140 sogenannten Schnellspuren an den Autobahnauffahrten, oder über eine ENC-Box im Fahrzeug. Die Abrechnung erfolgt digital, wahlweise per Kreditkarte, App oder automatisch über das On-Board-Gerät.

Leicht oder schwer? Die entscheidende Grenze liegt bei 3,5 Tonnen

Ob Sie das System per Kennzeichen oder mit ENC-Box nutzen können, hängt maßgeblich vom zulässigen Gesamtgewicht Ihres Fahrzeugs ab:

Wohnmobile unter 3,5 Tonnen: In dieser Kategorie haben Sie die Wahl: Entweder registrieren Sie Ihr Kennzeichen einmalig online oder an der Auffahrt – oder Sie nutzen ein ENC-Gerät. Letzteres wird wie ein digitaler Mautchip an der Windschutzscheibe befestigt und ermöglicht eine besonders schnelle Durchfahrt über reservierte Fahrspuren.

Wohnmobile über 3,5 Tonnen: Fahrzeuge über dieser Gewichtsgrenze – etwa viele Integrierte oder Liner – benötigen ab 2026 verpflichtend ein ENC-Gerät. Ohne diesen Transponder ist das Befahren der mautpflichtigen Strecken künftig nicht mehr zulässig. Die Abrechnung erfolgt dann automatisch über Funk.

Praxis: Welche Strecken sind betroffen – und was kostet die Maut?

Mautpflicht besteht auf allen kroatischen Autobahnen sowie auf einigen Schnellstraßen. Die Abrechnung erfolgt streckenbasiert. Seit Juli 2024 wurden die Gebühren zudem um durchschnittlich zehn Prozent erhöht. Hier einige Preisbeispiele (Kategorie I Pkw):

  • Zagreb – Rijeka: 10,10 € (statt 9,20 €)
  • Zagreb – Zadar: 17,60 € (statt 16,00 €)
  • Zagreb – Split: 26,40 € (statt 24,00 €)

Für Vielfahrer kann sich die Nutzung der ENC-Box lohnen – nicht nur durch schnellere Abwicklung, sondern auch durch potenzielle Rabatte, die im Laufe der Zeit erwartet werden.

Acht Jahre Planung für ein digitales Mautsystem

Bereits 2016 kündigte Kroatiens Verkehrsminister Oleg Butković an, das bestehende Mautsystem grundlegend zu modernisieren. Nach mehreren Verzögerungen fiel im September 2024 schließlich der Startschuss: Den Auftrag zur Umsetzung erhielt ein Konsortium aus den Firmen Sky-Toll und Toll-Net, das auch in der Slowakei und Tschechien ähnliche Systeme betreibt. Die Investitionssumme beträgt rund 100 Millionen Euro, ein Großteil davon stammt aus EU-Fördermitteln im Rahmen des nationalen Resilienzplans. Die technischen Arbeiten laufen seitdem auf Hochtouren: Bis Ende 2026 sollen über 200 Mautportale errichtet, 74 mobile Kontrollfahrzeuge ausgestattet und 140 Schnellspuren für die Vor-Ort-Registrierung eingerichtet werden.