Klimakrise trifft Alpentourismus: Höchster Campingplatz der Schweiz muss schließen

Klimakrise trifft Alpentourismus
Höchster Campingplatz der Schweiz muss schließen

Veröffentlicht am 15.07.2025
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Foto: Camping Arolla

Ein absolutes Idyll für Camperinnen und Camper fällt der menschengemachten Klimakrise zum Opfer – jedenfalls indirekt. Seit vorgestern ist der Camping Arolla, der bisher höchstgelegene Campingplatz der Schweiz, in der Gemeinde Evolène Val d'Hérens (Kanton Wallis) zu. Die Lage auf einer saftig-grünen Terrassenwiese direkt am Bergfluss Borgne ist zwar wundervoll, bei heftigen Unwettern jedoch gefährlich. Eines davon hatte im 2024 Überschwemmungen ausgelöst, die die Uferböschung schwächten. Daraufhin bewerteten die Behörden des Kantons die Sicherheitslage neu und verfügten im Juni die Schließung. Die Betreiber, Eva und Sébastien Colli, hatten noch gehofft, wenigstens den Weiterbetrieb für die aktuelle Saison durch eine Beschwerde sichern zu können. Aber der Staatsrat des Wallis lehnte diese Anfang Juni ab.

Zeitpunkt der Schließung überrascht

Überraschend traf die Betreiber dabei höchstens der Zeitpunkt der Schließung. Sie hatten – wie viele wichtige Akteurinnen und Akteure in Evolène – damit gerechnet, dass die Gefahrenkarte der Gemeinde nach den Unwettern von 2024 angepasst werden müsse und Camping Arolla mittelfristig umziehen muss. "Auf dieser Höhe verschärfen sich die Gefahrenzonen. Das Thema Gefahren zeigt sich heute an vielen Orten und wir müssen uns überlegen, wie man darauf reagieren und dem begegnen kann", erklärte die Gemeindepräsidentin Virginie Gaspoz gegenüber dem Schweizer Rundfunk (SRF).

Lac Bleu with autumnal larch trees in Val d'Arolla, Mt Dents de Veisivi at the back, Canton of Valais, Switzerland
imageBROKER RF

Denn die Gefahr für Unwetter, die in den Hochalpen unberechenbar sind, ist durch die Klimakrise und die Erderwärmung gestiegen. Gerade der Kanton Wallis hat in den letzten Jahren und Monaten einige Naturkatastrophen überstanden – im Mai den Gletscherabbruch im Löschental und im Juni bedingt durch starken Regen Murgänge im Val de Bagnes. Die Wahrscheinlichkeit für solche Murgänge ist laut Walliser Baukommission auch im Val d'Herens rund um den Fluss Borgne erhöht. Trotzdem kam die Schließung des Camping Arolla zur aktuellen Saison unvermittelt. Das Team trägt sie mit viel Fassung. "Ihre Sicherheit ist unsere oberste Priorität und wir respektieren diese Entscheidung. Diese Nachricht ist ein echter Schock, aber die Natur ist heute stärker als wir", schreiben die Collis auf Nachfrage.

Campingplatz Arolla soll weiter bestehen

Die beiden sind sich sicher, dass sie in Arolla weitermachen. "Wir wollen Sie unbedingt weiterhin hier in Arolla willkommen heißen. In diesem kleinen, versteckten Paradies, das einen Campingplatz verdient hat, koste es, was es wolle", schreiben sie. Schon jetzt läuft die Suche nach einem alternativen Gelände, wo der Campingplatz Arolla sogar noch in diesem Jahr befristet öffnen kann. An langfristigen Plänen für eine Umsiedlung werde laut Gemeindepräsidentin Gaspoz gearbeitet.

Die Nachricht über die Schließung kam allerdings zu spät, um alle Ausfälle der Saison zu kompensieren. Ein Teil der Anzahlungen von Gästen ist wohl auch schon in den Erhalt des Platzes investiert worden. Deshalb hat Eva Collin auf gofundme.com eine Fundraising-Aktion gestartet.

Aus Sicht der Camping-Community bleibt zu hoffen, dass die Collis und die Gemeinde einen neuen Standort für den Campingplatz Arolla finden. Denn es gibt in Europa tatsächlich nur sehr wenige legale Stellplätze für Wohnwagen und Wohnmobile, die so weit oben liegen und wundervoll in die höchsten Berge der Alpen eingebettet sind. In der Bildergalerie und in unserem Beitrag finden Sie eine Übersicht der höchsten Camping- und Stellplätze Europas um 2000 Meter über Normalnull. Bis vor wenigen Tagen gehörte Camping Arolla dazu.