Wer am späteren Abend ankommt, vermisst erst mal die Aussicht auf die Voralpen ein wenig, dafür steigt die Vorfreude seit Verlassen der A8 ständig: Schnell hat man das bayerisch-charmante Bad Tölz erreicht, nur noch ein Katzensprung bis zum Flößerdorf Lenggries. Die Fenster auf: Es riecht nach frisch gemähtem Heu.
Noch ein Stück weiter über die Isar, dann den Weg am Arzbach entlang und schon stehen wir an der Einfahrt zum Alpen-Camping. "Wir steigen schon mal aus!", sagen meine drei Mädels unisono, denn die wirkliche Aussicht heißt für sie: Riesen-Wiener-Schnitzel oder der lecker-frische Hofsalat-Teller. Und von der Nachtisch-Auswahl träumten Anna-Lea und Leticia schon, seit wir losgefahren sind. Denn der urige Arzbacher Hof genau vor dem Campingplatz allein wäre schon die Reise wert gewesen. Wir sind Wiederholungstäter.
Natürlich darf der Papa sich erst mal um den Rest kümmern. Aber die Anmeldung ist für Spätankommende in der Tat denkbar einfach: Meldezettel ausfüllen, den ausgesuchten Stellplatz von der Liste der freien Plätze an der Tafel streichen und noch schnell den Strom anschließen, schon sitzt man im traditionsreichen Restaurant. Die wundervolle Wirtin Michaela bringt das Weißbier und den ofenfrischen Schweinebraten. Zusammen mit ihrem Mann Thomas betreibt sie den Campingplatz.

Schnitzel, Pommes und ein kühles Getränk – so macht Ankommen auf dem Campingplatz Freude!
Den bayerischen Gasthof mit Biergarten führten schon ihre Eltern. Sie ist eine echte "Isarwinklerin", so nennt man hier die Einheimischen am Lauf des Alpenflusses, und sie kennt einfach alles und jeden zwischen Bad Tölz und dem nahen Tirol, hilft immer gerne mit Tipps und Ideen.
Der nächste Morgen
Gut ausgeschlafen wachen wir am nächsten Morgen mit dem großartigen Blick auf die nahe Benediktenwand auf. Schnell frische Semmeln geholt und schon kann es losgehen. Na ja, so die Theorie; bis wir unsere Mädchen am Start haben, ist der zweite Cappuccino in der Sonne locker in aller Ruhe genossen.

Das Alpen-Camping ist der perfekte Startplatz, egal in welche Richtung man los möchte.
Mit der Gondel geht es im zehn Minuten entfernten Lenggries zum Beispiel auf das 1.556 Meter hohe Brauneck, wo wir früher sogar mit dem Kinderwagen über die breiten Wege die charmanten Hütten erreichten. Ebenso entspannte Bergmomente verspricht der Hausberg von Bad Tölz, der waldreiche Blomberg, auf den es mit einem alten Zwei-Sessellift hinaufgeht: oben eine perfekte Rundumsicht über den Starnberger See, hinüber zur Benediktenwand und weiter auf das schroffe Karwendelgebirge. Bei uns darf eine Fahrt mit der längsten Sommerrodelbahn Europas wieder runter ins Tal natürlich nicht fehlen.
Oder man geht vom Alpen-Camping über die Isar in östlicher Richtung steil hinauf durch die Wälder zum Fockenstein und auf die Aueralm (frische Erdbeer-Buttermilch!) mit Blick zum Tegernsee, das ist ein echt schweißtreibender Wandertag. Besonders reizvoll kann dennoch ein wirklich früher Start in den sogenannten Ahornboden sein, ein geschlossenes Alpental, dessen Ende sich eigentlich schon in Österreich befindet, das aber nur von Bayern aus zugänglich ist. Es gilt als eines der schönsten naturbelassenen Alpentäler.

Auf der Aueralm oben angekommen wird man mit Blick auf den Hirschberg, Wallberg, Roß- und Buchstein sowie den Fockenstein belohnt.
Auf dem Weg zum Ahornboden
Schon die Anfahrt hoch zum Sylvensteinspeichersee, wo die Wolken noch tief über dem smaragdgrünen Wasser hängen, ist ein Traum. Die Sonnenstrahlen weisen den Weg, danach an vereisten Almwiesen entlang und an der hier schmalen Isar. Das abgeschiedene Tal hat seinen Namen von den Ahornbäumen, an deren Blättern an diesem Morgen noch kleine Eiszapfen zu sehen sind und die vor allem im Herbst einen traumhaften "Bavarian Summer" vor der undurchdringlichen ersten Alpenkette Tirols erzeugen. Der große Wanderparkplatz ganz am Ende der engen Mautstraße erlaubt übrigens auch Wohnmobile.

Fünf Kilometer südlich von Deggendorf mündet die Isar in die Donau.
Nicht vergessen: warme Outdoorkleidung für den ersten heißen Kaffee später an den historischen Almen bei Eng. War gar nicht einfach, unsere beiden Mädels vom großen Abenteuerspielplatz am Dorfende wieder wegzubekommen. Die Wanderung zum großen Wasserfall vor der beeindruckenden und oben verschneiten Bergkulisse versprach eine spannende Kletterpartie zu werden.
"Wieso ist hier denn keine Hütte mehr?", heißt es nach eineinhalb Stunden des Weges am Wasserfall. Doch eine Hütte hatte ich gar nicht versprochen – oder besser gesagt: eher die Fragen dazu zuvor geflissentlich überhört. Dafür entdecken die Mädels aber noch einige Schneereste und große Eiszapfen im Schatten der Bergwand. Schon fliegen die Schneebälle. Später braucht es dann Sonnencreme für die Pause am Wildbach mit Bergkäse und frischem Brot auf der Picknickdecke in der Sonne.
Weitere Ausflugsmöglichkeiten
Und wer sich vom Campingplatz aus auch noch die bayerische Landeshauptstadt ansehen möchte, der radelt einfach mal eben über die Isar zum Halt der Bayerischen Oberlandbahn in Obergries und ist, wie die Mädchen genau ausgerechnet haben, in einer "Schulstunde" mitten in München. Am Abend sind alle garantiert wieder im gemütlich-versteckten Alpen-Camping. Und wenn dann Michaela die sichtlich erschöpften Kinder fragt, ob sie heute einen Nachtisch verdient haben, dann bestelle ich diesmal für uns Große gleich einen mit. Und besser dann noch etwas zur Verdauung.
Alpen-Camping Arzbach im Überblick
- Adresse: Alpenbadstraße 20, 83646 Wackersberg- Arzbach, www.alpen-campingplatz.de
- Saisonzeiten: Ganzjährig geöffnet, mit Ausnahme im Herbst ab der letzten Oktoberwoche und der ersten Novemberwoche (bayerische Schulferien) und immer ab 27. Dezember bis 7. Januar geschlossen.
- Anzahl Standplätze: 80 parzellierte Flächen für Zelte, Wohnmobile und Caravans (auch Dauercamper), spezielle Wohnmobilplätze.
- Ausstattung: Neu renovierte Sanitäranlagen, Kinderspielplatz, freies WLAN, Getränkeautomat, Waschmaschine und Trockner. Einkaufen zum Frühstück: um die Ecke in der Arzbacher "Brez’n Stube". Im Winter Zugang zur Loipe direkt ab Campingplatz.
- Besonderheiten: Überschaubarer und absolut ruhiger Platz, der kleine und größere Stellflächen hat, direkter Zugang zum Restaurant Arzbacher Hof, Haltestelle Regionalbus an der Hauptstraße, mit dem Fahrrad 10 Minuten zur Zughaltestelle nach München. Freibad um die Ecke, Haustiere erlaubt.