Nur der Junge aus dem Ruhrpott der 1970er Jahre mit dem frühen Hang zum Komödiantentum, der dann später einfach „mal weg war“? Nein, wir alle sollten viel mehr Zeit an der frischen Luft verbringen. Am besten natürlich dort, wo sie am intensivsten zu spüren ist und mit ihrem Salzgehalt zusätzlich heilend wirkt – etwa an der Ostsee, auf der Insel Rügen mit den drei Strand-Klassikern im Südosten zwischen Thiessow und Lobbe (5 km), dem Mittelstück zwischen Binz und Neu Mukran (10 km) sowie dem Nordoststrand zwischen Glowe und Juliusruh (9 km). Hier lässt sich geruhsam spazieren, straff wandern, flott joggen und im Tang intensiv nach Bernstein suchen. Die Kultivierung der gefundenen Rohlinge übernimmt dann, wenn gewünscht, Bernstein-Fischer Finbarr Corrigan in Binz.
Zur Abwechslung bieten sich Besuche all jener Attraktionen an, die im Sommer geschmäht werden, weil jeder Sonnenstrahl am Strand genutzt werden will und an Nicht-Strandtagen zu viele Menschen unterwegs sind. Also Rügen auch am Nicht-Strand im Winter. Etwa auf dem südöstlichen Zipfel, dem Mönchgut, das zum Wandern einlädt. Auge und Geist können sich über eine landschaftliche Vielfalt, gespickt mit historischen Gebäuden und hübschen neuen, aber der Landschaft angepassten Häusern, freuen. Geführte Touren erlauben tiefere historische Einblicke. Hier wie am Kreidefelsen ließ sich Caspar David Friedrich zu berühmt gewordenen Gemälden inspirieren. Anregungen anderer Art bietet die Mönchguter Hofbrennerei „Zur Strandburg“ in Alt Reddevitz. Ein Muss für jeden stilbedachten Nicht-Antialkoholiker. Ist er mit dem Reisemobil angereist, darf er auf dem hauseigenen Stellplatz über Nacht den Alkohol abbauen.
Touristische Attraktionen

Wer im Begriff ist, touristische Attraktionen wie das Kap Arkona, die Stubbenkammer oder das Jagdschloss Granitz zu besuchen, gerät in Entscheidungsnot: Laufe ich oder nehme ich den Shuttle-Bus? Diese drei Besuchermagneten haben ihre zentralen Parkplätze (auch für Reisemobile) jeweils reichlich zwei Kilometer vorgelagert, sodass sie sich gut als Ausgangspunkte für Wanderungen eignen. Der Sassnitzer Stadthafen dagegen kann direkt angesteuert werden. Hier lohnen ein Gang über die 250 Meter lange Hängebrücke („Balkon mit Meerblick“) und ein Bummel über die Hafenstraße und Mole. Die Liegeplätze sind zu dieser Zeit vielfach verwaist, trotzdem geht die Hafenatmosphäre nicht verloren. Alle Geschäfte und touristischen Einrichtungen von Belang haben geöffnet. Das Kultrestaurant „Kutterfisch“ ist auch im Winter gut besucht, was man von abseitig gelegenen Gaststätten und Cafés in den Städten und Dörfern nicht behaupten kann. Aber: Keiner muss Hunger leiden oder andere gravierende Einschränkungen hinnehmen. Es ist mehr offen, mitunter mit Einschränkungen, als mancher erwartet. Das gilt zum Beispiel für die schon erwähnten touristischen Zentren, für Museen rund um Schifffahrt, Fischerei, Natur, Technik, Geschichte der Insel und deutsche Geschichte in Prora ebenso wie für kleine, feine Oasen im Raum Garz mit der Senfmanufaktur oder dem Poritzer Café in einer Molkerei.
Kulturmetropole Putbus
Die Kulturmetropole Putbus hält die Orangerie und Galerien offen, am Markt lockt eine Handweberei zum Mitmachen, und bei Silmenitz findet der Urlauber den „Himmel“ auf Erden, ein Hünengrab mit knorrigem Baumschmuck. Mehrere Thermen laden zum Verwöhnen ein, und „Wintersport“ lässt die Selliner Eisbahn zu. Ist man schon mal im östlichen Norden, sollte im Tor zur Insel, in Stralsund, Zwischenstation gemacht werden. Die Altstadt mit dem Markt und das Hafengelände mit dem Ozeaneum und der (unzerlegten) Gorch Fock I lassen grüßen.
Die leeren und in der großen Mehrheit gut ausgebauten Straßen machen allein schon das Fahren mit dem Reisemobil zu einem Vergnügen, wenngleich unter irritierenden Umständen: Die massenhaften kahlen typischen Alleenbäume bilden nun kein grünes Dach, sondern ein braunrötliches Gitter, einem Käfig gleich. In den Städten lassen sich überraschenderweise Parkmöglichkeiten finden, meist mit Parkuhr zu nutzen.
Unbefriedigend ist dagegen das Angebot an offenen Stellplätzen. Das gilt ganz besonders für die Bäderstrecke von Binz bis Göhren. Dort sollten sich die Tourismus-Verantwortlichen auch einmal ihre frische Luft um die Ohren wehen lassen und auf die Suche nach Möglichkeiten gehen, vorhandene Plätze über die kalte Jahreszeit hinweg offen zu halten oder neue anzulegen. So könnte das an sich umfangreiche touristische Winterangebot besser genutzt werden. Zur Gesundheit! Und: Zum Vergnügen!

Rügens Bäume
23.000 Bäume wachsen an Rügens klassifizierten Straßen (25 Prozent Ahorn, 23 Prozent Linden, elf Prozent Eichen), die meisten sind erfasst und nummeriert. Nr. 772 steht bei Putbus, eine Buche mit einem Abstand des Stammfußes vom rechten Fahrbahnrand von 250 Zentimetern.
Stellplätze auf Rügen
Alle Infos
Touristik-Information: Dort kann man den informativen Rügen Katalog 2020 bestellen. www.ruegen.de
Rügen-Zeit: jeden Morgen um 8 Uhr aktuelle und generelle touristische Tipps für Rügenurlauber per Whatsapp über www.inselzeitung.de