In uralten Felskantinen Glühwein schlürfen, in traditionellen Konditoreien Weihnachtszuckerleckereien wie Pan d’oro und Panettone schlemmen, Weihnachtsmärkte besuchen, die etwas anders ticken als bei uns und historische Orte und Monumente besichtigen, die mit der Weihnachtsgeschichte verbunden sind – all das gehört zu einer italienischen Winter-Weihnachts-Reise. Zugegeben, die Suche nach einem Übernachtungsplatz ist im Winter nicht so ganz einfach, da viele Campingplätze geschlossen haben. Aber es gibt nette Agriturismi, der ein oder andere Campingplatz hat ganzjährig geöffnet, und außerdem findet man jede Menge offizielle Stellplätze.
Wir legen unsere Weihnachtsroute nach Zentralitalien, genauer in das "Dreiländereck" Latium-Toskana-Umbrien. Dort sind die Temperaturen im Dezember und Januar camperfreundlich, aber auch nicht so frühlingswärmend wie ganz im Süden. Schließlich wollen wir für unsere "Tour di Natale" urige, gemütliche Atmosphäre und kein Sonnenbad am Strand. Was wäre passender, als unser Tempo nach zügiger Reise auf der Autostrada del Sole A1 über Bologna und Florenz dort zu verlangsamen, wo der größte Weihnachtsbaum der Welt leuchtet?
Der größte Weihnachtsbaum der Welt
Gubbio, eine der ältesten, mittelalterlichen Städte Umbriens, liegt zu Füßen des 900 Meter hohen Monte Ingino. An dessen Hang erstrahlt seit 1981 jedes Jahr zur Weihnachtszeit (8. Dezember–6. Januar) eine gigantische Weihnachtsbaumform aus rund 1.000 Lichtern. Das Lichtspiel zeigt den Baum mit einer Höhe von 750 Metern und einer Breite von 450 Metern. Auf der Spitze befindet sich der Weihnachtsstern mit einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern. Aufgebaut wird der Lichterbaum von einer Gruppe aus 53 Ehrenamtlichen, dem "Comitato albero di natale più grande del mondo". Zusammen mit der ganzen Stadt Gubbio waren sie besonders stolz, als ihr Baum 1991 in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Dem Engagement des Camper Club Gubbio ist der Stellplatz vor Ort zu verdanken. Die Area di Sosta Gubbio bietet ganzjährig 56 Stellflächen mit Strom und Wasser und liegt nur 850 Meter vom historischen Zentrum entfernt.
Über Perugia und die ebenfalls besuchenswerten Cascate delle Marmore, die weltweit höchsten von Menschen geschaffenen Wasserfälle nahe der Stadt Terni, geht es weiter in das Krippendorf Greccio. Es gilt als eines der schönsten Dörfer Italiens und ist vor allem bekannt als der Ort, an dem der Heilige Franziskus von Assisi 1223 die erste lebendige Krippe erschuf.
Kunsthandwerk in Greccio
Serpentinen führen den Berg hinauf, und mir stehen die Schweißperlen auf der Stirn, als ich den Van in das kleine Greccio hineinsteuere. Der erste Parkplatz ist bereits voll und für Wohnmobile auch eigentlich zu eng. Am anderen Ende Greccios – es gibt nur eine Durchgangsstraße – sind zum Glück weitere Parkplätze, und später bemerken wir, dass der Ort in der Weihnachtszeit zwar voll ist, aber es sich doch alles angenehm verläuft. Wir schlendern über den Weihnachtsmarkt auf dem Dorfplatz und staunen über noch wirklich individuelles Kunsthandwerk. Über dem Platz thront die Stiftskirche San Michele Arcangelo. Als der Magen knurrt und wir enttäuscht feststellen, dass das Restaurant am Platz zur Mittagszeit ausgebucht ist, sind die Hausmacher-Panini, die an der Ecke der Piazza Roma aus dem Küchenfenster gereicht werden, die leckere Rettung.

Das Kloster von Greccio hängt wie ein Adlernest am Fels. Vor Ort gibt es Parkplätze, etwas weiter einen Stellplatz.
Das Krippenmuseum in Greccio lassen wir aus, rollen lieber mit dem Van hinunter zum Kloster. Dort gibt es weitläufigere Parkmöglichkeiten, man kann aber auch in rund 40 Minuten von Greccio aus dorthin wandern. Das Santuario di Greccio liegt wie ein Adlernest am Fels, beeindruckend. Es ist über der Naturgrotte entstanden, in der Franziskus zum ersten Mal in der Geschichte des Christentums in der Weihnachtsnacht 1223 die Geburt Jesu in Form einer Weihnachtskrippe darstellte. Bis heute wird in Greccio zur dieser Zeit ein Krippenspiel mit mehreren Abendterminen aufgeführt, das am 24. Dezember gegen 22 Uhr seinen Höhepunkt hat. Im Kloster sind neben der Grotte bemerkenswerte Fresken sowie die Schlafräume und der Essbereich zu sehen, die Franziskus und seine Anhänger bewohnten. Von den Terrassen aus bieten sich spektakuläre Aussichten auf das Rieti-Tal und die schneebedeckten Apennin-Gipfel. Eine große Ausstellung mit Krippen aus aller Welt gibt es auch.
Für die Übernachtung müssen wir nicht mehr weit fahren. Ein paar Serpentinen unterhalb des Klosters liegt das Campingareal. Die Area Sosta Camper Greccio hat 14 Stellflächen mit Stromanschluss und Wasser, zudem Toiletten und Duschen, Rasenflächen mit Tischen und einen Grillbereich.
Wer einen Ski- oder Rodeltag in seine Winterreise einbauen möchte, macht von Greccio aus den Abstecher zum 2.217 Meter hohen Monte Terminillo. Dort oben gibt es Schneegarantie und im Skiort Pian de’ Valli zünftige Hüttenstimmung sowie einen wintertauglichen Wohnmobilstellplatz mit Sauna (Area Sosta Camper Monte Terminillo). Zurück über Terni geht es dann in Richtung Viterbo in die Region Latium.
Bevor wir in Viterbo, der "Stadt der Päpste", einfallen, stoppen wir in Bomarzo. Natürlich lassen wir dort den berühmten Sacro Bosco nicht aus, einen Park voller skurriler Skulpturen, die der Adlige Vicino Orsini 1552 hat bauen lassen und die in ihrer rebellischen Art einzigartig in Italien sind.
Miniaturwelt aus Krippen
Eigentlich sind wir aber wegen eines Geheimtipps hier. Ugo Giacomi, Polizist aus Bomarzo, fertigt seit vielen Jahren eine Miniaturwelt aus Krippen. Ist Weihnachten vorbei, beginnt er mit der Erstellung einer Neuen und so entsteht jedes Jahr mindestens eine weitere Krippe. "Meine Familie erklärt mich für verrückt, aber für mich ist es eine Passion, in die ich mit Freude Zeit und Geld investiere”, erzählt uns Ugo. Schaut man sich die Krippen genau an, gibt es kleine Geschichten zu entdecken, die diese Krippen über ihre Bewohner erzählen – ein bisschen wie in den Wimmelbüchern aus Kindheitstagen. Ugos Ausstellung findet man in der kleinen Sant-Anselmo-Kirche, versteckt in den verwinkelten Altstadtgassen. Am besten fragt man sich durch. Jeder hier kennt Ugo und seine Krippen. Unterhalb der auf einem Steinplateau thronenden Altstadt Bomarzos gibt es einen Parkplatz, auf dem Camper kostenlos eine Nacht stehen dürfen. Campinglogistik ist dort nicht vorhanden, dafür aber viele nette Restaurants in direkter Nähe.

Ugo Giacomi fertigt in Bomarzo Krippen, die kleine Geschichten über die Bewohner der Gegend erzählen.
In Viterbos Altstadtbereich San Pellegrino, einem der größten, mittelalterlichen, erhaltenen Quartiere Europas, wartet das Christmas Village. Hier wandeln wir mit süßem Vino Caldo, dem italienischen Glühwein in der Hand unter uralten Bogengängen, gönnen uns regionaltypische Reisbällchen mit schmelzendem Mozzarellakern, die Suppli genannt werden, und statten dem kerzenbeleuchteten Dom einen Besuch ab. Viterbo hat viel zu bieten und lohnt einen Mehrtagesaufenthalt.
Magisches Weihnachtsdorf am Meer
Der Weihnachtsmann heißt in Italien "Babbo Natale", und den treffen wir endlich im Ort Vetralla. Zwischen Glitzer, Weihnachtshits und winkenden Elfen lassen wir uns vollends von der Magie von Weihnachten einfangen. Das "Regno di Babbo Natale" liegt etwas außerhalb Vetrallas, ist von September bis 7. Januar täglich geöffnet, hat einen großen Parkplatz und wird besonders Kinder oder Kind Gebliebene faszinieren. Auch Hunde dürfen mit hinein in den Tunnel der Wünsche, das Haus des Weihnachtsmanns, das viktorianische Dorf und den riesigen Christmas-Shop. Ein ideales Schlechtwetterprogramm mit kostenlosem Eintritt.

Wahrlich wie in einem Märchen liegt das Castello Santa Severa am Meer. Im Winter wird dem Schloss durch Lichteffekte noch ein Hauch Magie verliehen.
Von Vetralla aus ist es nicht mehr weit bis zur westlichen Küste. Märchenhaft liegt dort, in Santa Severa, das Schloss am Meer. Im 14. Jahrhundert entstanden, direkt neben dem Etrusker-Hafen Pyrgi aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., spendet es heute im Sommer Strandgängern Schatten und im Winter den Weihnachtsfans das "Magische Weihnachtsdorf".
Mit dem Van nehmen wir die Zufahrt vor der eigentlichen Haupteinfahrt, biegen in die schmale Via Cartagine ein. An deren Ende finden wir einen Parkplatz direkt am Meer und genießen den Sonnenuntergang mit einmaligem Blick auf das Castello Santa Severa. Im Dunklen laufen wir auf die zauberhaft angestrahlten Burgmauern zu, genießen eine heiße Schokolade in den Innenhöfen, besuchen dort auch das spannende Seefahrtmuseum und freuen uns über diesen mal ganz anders erlebten Jahreswechsel in mildem Klima, mit anderen Traditionen.
Winterfreude für den Magen
Weihnachtszeit in Italien ohne einen Panettone geht eigentlich nicht. Diese fluffigen Hefekuchen in verschiedensten Ausführungen, mit Rosinen, überzogen mit weißer und dunkler Schokolade oder mit Pistaziencreme gefüllt, kauft man am besten in einer örtlichen Pasticceria oder im Forno. Tipp: Der Forno in Bomarzo backt unglaublich leckere Panettone.

Unbedingt probieren: Die leckeren Panettone in Italien.
Ähnlich beliebt wie der Panettone ist Pan d’oro, auch Hefekuchen, allerdings schlichter, ohne Rosinen oder kandierte Früchte und in achteckiger Sternform. Er wird mit Puderzucker bestäubt, damit der Kuchen aussieht wie ein verschneiter Berggipfel. Typisch für die Region Latium ist Pangiallo mit getrockneten Früchten und Honig. Für alle, die gesünder unterwegs sein wollen: Der Winter ist auch die Zeit des lila Blumenkohls, des unglaublich leckeren Broccoletti-Gemüses (auch Cime di Rapa genannt) und der besten Zitrusfrüchte in Italien.






