Grenzerfahrung: Mit dem Camper entlang der wilden Küste und Naturschutzgebiete Nordspaniens

Abenteuer an Nordspaniens Mittelmeerküste
Traumhafte Wanderungen, Strände und Naturparks

ArtikeldatumVeröffentlicht am 15.10.2025
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Das Fernziel unserer Reise ist Südwest-Europa. Ein besonders interessanter Abschnitt der langen Anfahrt dorthin beginnt direkt an der französisch-spanischen Grenze. Zu sehenswert, um einfach vorbeizufahren. Noch in Frankreich verlassen wir die schöne Küstenstraße D 914 und rollen den steilen Weg zum Campingplatz hinab. Der wird auch Cerberus genannt und liegt auf dem Cap Peyrefite ausgesetzt, hoch überm Meer. Haust auch hier ein Höllenhund, der den Zugang zur Unterwelt bewacht? Fast klingt es so, als des Nachts ein Sturm die Busse schüttelt und donnernde Wellen gegen die Felsen wirft. Tatsächlich leitet sich der Name eher vom nahen Küstendorf Cerbère ganz im Südosten Frankreichs ab.

66290 Cerbère(FR)
Camping Cap Peyrefite
Strom vorhanden
Wasser vorhanden
Grauwasser-Entsorgung vorhanden
Chemie-WC vorhanden
WC vorhanden
Dusche vorhanden

Trotz Sturm und Mythen machen wir uns zu Fuß auf, die Geschichte der spanischen Grenzregion zu entdecken. Vom schattigen Cerbère geht es bei strahlendem Sonnenschein hinüber nach Spanien und weiter zum Cap Creus und über den steilen Pfad der Retirada. Hier flüchteten zwischen 1942 und 1944 viele Deutsche vor den Nazis. Am Puig Cerbère bieten Graffiti an den alten Zollgebäuden einen düsteren Blick auf die Vergangenheit.

Von Schmugglern und Schutzgebieten

Von hier oben lässt sich die gewaltige Eisenbahnstation von Cerbère bewundern, wo früher die Züge zwischen Perpignan und Girona von der einen Spurweite auf die andere gestellt wurden. Die steilen Treppen und Steige zur Meerseite hin gehören zum geheimen Verkehrssystem der Schmuggler und Schieber, die jahrzehntelang im eher unwegsamen Gelände ihrer Arbeit nachgingen.

Küstendorf
Andreas Fischer

Das Meer allerdings erzählt von friedlicheren Sachverhalten: Die Gewässer gehören zum Schutzgebiet der Côte Vermeille, wo Unterwasserflora und -fauna erfolgreich vor der Zerstörung durch Fischerei und Küstenbebauung gerettet werden. Dank des windgefegten, klaren Himmels kann man heute Richtung Süden viele Kilometer der kunstvoll zerklüfteten spanischen Mittelmeerküste überblicken. Diese Aussicht hat es auch einigen Wanderern angetan. Sie sind mit großem Rucksack unterwegs und wollen die Küste der Costa Brava komplett zu Fuß erkunden: Hier beginnt auch der GR 92, ein spektakulärer Wanderweg, von Cerbère bis Blanes.

Costa BravaDer Dichter Ferran Agullo (1863–1933) gab der Kosta Brava ihren Namen: Von Cerbère "bis zum Cap de Creus und Port de la Selva ist die Küste mutig (brava!) und windig, fantastisch und süß. Nützlich auch für Maler, um das Licht einzufangen, das einem Sturm aus dem Norden folgt". Beschrieben wird mit dem Namen aber der gesamte nördlichse Teil der spanischen Mittelmeerküste von der Grenze zu Frankreich bis etwa 60 Kilometer nördlich von Barcelona.

Rambla de Catalunya

Um am Nachmittag noch ein Stückchen weiterzukommen, laufen wir zurück zu unseren Bussen und rollen entlang der kurvenreichen, ab der spanischen Grenze unter der Nummer N 260 geführten Landstraße nach Portbou hinab. Es lohnt sich, die von großen Platanen beschattete, geniale Rambla de Catalunya zu besichtigen und dann den schmalen Passeig de la Sardana am Wasser entlang zum kleinen Hafen zu schlendern: Dort steht das Memorial Passagtes, das auch dem Schriftsteller und gescheiterten Flüchtling Walter Benjamin gewidmet ist. Er fand 1940 oben in den Hügeln sein trauriges Ende.

Grenzgebäude
Andreas Fischer

Weiter der N 260 folgend, passieren wir eine Reihe schöner, kleiner Badebuchten. Die Straße folgt stets der Küste, Llanca taucht auf, dann El Port und schließlich das Cap de Vol mit dem Far de S’Arenella. Lauter Plätze, die zum Baden und Verweilen laden, sodass man sich schwer entscheiden kann, welchem der Vorzug zu geben ist.

Für uns ist es Zeit, einen Nightspot am Wasser zu suchen. Fündig werden wir auf dem Camping Port de la Val, finden endlich Ruhe und können das Abendlicht am Meer genießen.

Kunst und Kult am Cap de Creus

Am nächsten Tag hat die Kraft des Sturmes nachgelassen: Wir passieren die glänzend weiße, kleine Hafenstadt Port de la Selva und biegen in das schmale Sträßchen Gl 613, das sich durch die landseitigen, westlichen Flanken des Naturpark Cap de Creus windet und am höchsten Punkt steil hinab zum noblen Künstlerdorf Cadaqués führt. Kurz vorm Ortszentrum wechseln wir auf die schmale Carretera del Port Lligat. Sie führt zum Leuchtturm des Cap de Creus.

Ankerplatz
Andreas Fischer

Die Grenze zum Naturpark markiert eine Schranke, davor ein großer Parkplatz. Für alle, die keine Zufahrtsberechtigung haben, z. B. große Wohnmobile. Campervans wie unsere dürfen tagsüber bis zum Ende der kleinen Straße fahren, müssen aber den herrlichen Ort des nachts verlassen.

In der Vorsaison und unter der Woche verbreitet die karge, weite, fast baumlose Landschaft des Caps ihre eindrucksvolle Atmosphäre. Rote, braune und graue Felsbastionen ziehen sich bis zum Horizont. Sie umrahmen unzählige tiefblaue Buchten. Kein Platz für die hässlichen Bauten des Massentourismus. Hier hat die Natur das Sagen und gestaltet die Umgebung mit ganzer Kraft: Der Wind trägt Regen, Salz und Sand heran, bürstet Tag und Nacht die Felsen. Sodass sie Formen annehmen, deren Anblick das Bewusstsein von Künstlern offenbar sehr fruchtbar erweitert. Ganz nachdrücklich im Falle des berühmten Salvador Dalí. Der schlug in den sechziger Jahren sein nobles Domizil im nahen Cadaqués auf. Und nahm die bizarr geformten Steine als Inspiration für seine Werke. Das ist lange vorbei. Um auch eher schlichten Touristen den kulturellen Wert von Steinlandschaften klarzumachen, stehen heute vor den schönsten Natur-Objekten eiserne Tafeln: Sie sollen dem Betrachter beim Finden der treffenden Assoziation auf die Sprünge helfen: Hase, Ziege, Möwe ... ach so! Aha!

Traumhafte Sonnenaufgänge

Der Pfad trägt den würdigen Namen Paratge de Tudela, führt an stillen Buchten, lieblichen Badeplätzen und all den vielen, grandiosen Felsformationen vorbei. Er gehört zum ersten Teilabschnitt des GR 92, der Cami de Ronda. In dieser Szenerie verbringen wir einen meditativen Nachmittag, gehen schwimmen, preisen Kunst und Götter, trinken eine Flasche Rotwein leer.

Leuchtturm
Andreas Fischer

Das ist die sachgerechte Vorbereitung auf unser nächstes Highlight: Neben dem Leuchtturm auf der Landspitze steht ein einziges, einsames Haus. Es ist das Restaurant des Engländers Chris Little, eine verwitterte, umgewidmete Polizeistation. Dort wollen wir am Abend essen, möglichst lange auf den warmen Felsen unterm Sternenhimmel sitzen und später den östlichsten Sonnenaufgang Spaniens erleben. Was nicht einfach ist: Denn im Campingbus darf man hier nicht übernachten. Also reservierten wir zeitig ein Zimmer bei Chris, samt Parkplatz vor dem Haus.

Dünenwandern am "Delta del Ebre"

Bald geht es vorbei an Barcelona weiter nach Süden an die Costa Daurada (spanisch: Costa Dorada), wir rollen in flacheres Gelände. Hinter Tarragona senkt sich die Küste und geht ins riesige Delta des Ebro-Flusses über. Das ist Spaniens größter Strom. Er kommt weit aus dem Westen, nagt auf einer Strecke von 500 Kilometern an Felsen und Hügeln, um dann gewaltige Sandmassen ins Mittelmeer zu schieben. So viel, dass sich ein stolzes Land-Dreieck gebildet hat. Es ragt weit ins Meer hinaus, bietet beste Bedingungen für den Anbau von Reis und wuchs früher von Jahr zu Jahr. Heute leider nicht mehr, weil viele Stauwerke den Ebro bremsen. Der Sandsockel bekommt keinen Nachschub mehr, das Meer leckt eine Düne nach der anderen weg – und verkleinert das Delta jährlich um viele Quadratmeter. Eine Katastrophe für die ansässigen Reisbauern. Für uns allerdings ein interessantes Lehrstück über die stetig wirkenden Kräfte von Fluss und Meer. Wie sie die Landschaft verändern, lässt sich auf unserer Wanderung in Richtung Ebro-Mündung beobachten.

Costa DauradaDie Costa Daurada (span. Costa Dorada) liegt an der südlichen Mittelmeerküste Kataloniens, beginnt etwa 40 km südlich von Barcelona und reicht bis zur Mündung des Ebro. Bekannt für ihre goldenen Sandstrände und charmanten Küstenorte, bietet sie eine gute Mischung aus Erholung und Kultur.

Schwimmen, Kochen und Chillen

Uns Touristen bietet das Delta, was wir an vielen Abschnitten der Costa Brava nicht finden: viel, viel Ruhe, bildschöne Wanderwege entlang der Dünen und Lagunen, Meeresrauschen, einsame Sandstrände, das Spektakel der vielen Vogelschwärme. Und was liegt am Abend näher, als all die guten Meeresfrüchte zu kosten, die hier von den Fischern geborgen und auf den Verkaufstischen der Märkte feilgeboten werden. So können wir abends vor der bordeigenen Campingküche hocken und das am Morgen erstandene Meeresgetier unter freiem Himmel zu einem klassischen Gericht verarbeiten: Zusammen mit dem guten Arroz (Reis) von den hiesigen Feldern ergibt das eine perfekte Paella.

Paella
Andreas Fischer

Der große Vorteil für badelustige Campingbus-Reisende: Im Ebro-Delta finden wir Plätze direkt hinter den Sanddünen, wo es sich lohnt, Sonnensegel, Tische und Stühle in aller Einsamkeit aufzubauen. Zum Beispiel die Platja Bassa de l’Arena bei Riumar. Hier kann man den ganzen Tag mit Schwimmen, Kochen und Chillen im Sand verbringen. Am späten Abend allerdings müssen wir zurück auf den Campingplatz im Ort. Denn nachts ist die Dünenlandschaft für Camper gesperrt: Der äußere Rand des Deltas ist Naturschutzgebiet. Und einige nette Locals drängen auf Einhaltung der Verbote, um keine härteren Regeln zu provozieren.

Stell- und Campingplatz Tipps

43895 L'Ampolla(ES)
Camping L'Ampolla Playa
6 Bewertungen
Strom vorhanden
WC vorhanden
Dusche vorhanden
Hunde erlaubt
17488 Cadaqués(ES)
wecamp Cadaqués
1 Bewertung
Strom vorhanden
Wasser vorhanden
Grauwasser-Entsorgung vorhanden
Chemie-WC vorhanden
WC vorhanden
Dusche vorhanden
Hunde erlaubt