Die Sonnenstrahlen lassen die Tauchgondel am Ende der Seebrücke in Zingst aufblitzen. Sie nimmt Neugierige mit auf den Grund der Ostsee. Währenddessen treibt der Wind die Wolken vor sich her. Bunte Drachen flattern am Himmel. In Richtung Osten gehen wir am Strand entlang. Unser Wohnmobil parkt auf dem Reisemobilhafen vor dem Campingplatz Am Freesenbruch, von dem es rund 100 Meter zur Ostsee sind. Wer Lust hat, kann sich hier morgens schon im Fitnessraum auspowern – gegen eine zusätzliche Gebühr. Fast endlos reihen sich im Seebad die Strandabschnitte aneinander. Ab Oktober dürfen auch Vierbeiner in den heranrollenden Wellen toben. Allerdings besteht Leinenpflicht.
Natur pur auf der Halbinsel
Wir halten die Augen auf und suchen nach Hühnergöttern, den Steinen mit dem Loch in der Mitte. Hinter dem Deich, auf dem ein Fuß- und Radweg verläuft, beginnt bald schon der Osterwald. Der Darßwald verströmt Urwald-Feeling mit Totholz und grün bemoosten Bäumen. Er bietet nicht nur Vögeln Schutz, sondern auch Rot- und Schwarzwild. Wenn die Hauptsaison vorbei ist, setzt er an trüben Tagen bunte Akzente. Gelbe, rote und orangefarbene Blätter rascheln im Wind.
Dann versperrt ein krummer Holzzaun das Weiterkommen am Wasser – der Strand ist ab hier nur noch Rückzugsgebiet für Vögel. Nach rechts und über den Deich gehen wir am Wald entlang in Richtung Sundische Wiese. Der Name ist von der Bezeichnung als "Stralsundischen Wiesen" abgeleitet, da diese Flächen einst zum Einzugsgebiet Stralsunds gehörten.

Die Landzunge wurde während des Zweiten Weltkriegs militärisch genutzt, danach begann ihre Renaturierung. "Heute ist sie Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft", erklärt Naturfotograf Mario Müller, der hier Seeadler beobachtet. Er lebt an der Ostsee und ist Landeskoordinator Seeadler am Landesamt für Umwelt und Natur Mecklenburg-Vorpommern. Durch diese langjährige Aufgabe weiß er, wo die majestätischen Tiere am besten beobachtet und fotografiert werden können. "Die äußerste Spitze – Pramort genannt – eignet sich besonders gut zur Beobachtung der Tiere." Heute ist weit und breit kein Seeadler zu sehen, trotz steigender Zahlen an Brutpaaren. Mitten in dieser einzigartigen Naturlandschaft liegt das Hotel Schlösschen Sundische Wiese, um 1900 als Jagdschloss erbaut. Es ist das einzige Hotel am Nationalpark.
Schönster Strand der Welt
Am nächsten Morgen fahren wir nur zehn Kilometer weiter, zur Ferienanlage Regenbogen Prerow. Der Campingplatz ist fast legendär und war schon zu DDR-Zeiten äußerst beliebt, Meerblick und Meeresrauschen inklusive. An der westlichsten Spitze der Halbinsel liegt der Darßer Weststrand. Der TV-Sender Arte hat ihn mal als einen der schönsten Strände der Welt genannt. Hierher kommt man nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Pferdekutsche und zwar direkt vom Campingplatz und durch den Wald.

In den Sonnenstrahlen, die es durch das schüttere Blätterdach schaffen, tanzen feine Staubteilchen. Es duftet nach Kiefern und Meer. Der lange feinsandige Strand grenzt direkt an den Wald. Umgestürzte Bäume werden auch hier liegengelassen. Je weiter wir uns von den Strandzugängen wegbewegen, desto weniger Menschen begegnen uns. Auf dem schier endlosen Strandspaziergang entdeckt man ein Fotomotiv nach dem anderen. Denn die herumliegenden Äste und Holzreste sind immer wieder von kreativen Strandspaziergängern zu Unterständen zusammengebaut worden. Der gesamte Strand ist FKK-Bereich, freiwillig versteht sich. Hunde können hier mit Leine ganzjährig ohne Einschränkung herumtollen.
Leuchtturm, Kunst und frischer Fisch
Hier liegt auch der Darßer Ort mit dem über 160 Jahre alten, noch aktiven Leuchtfeuer. Über 130 Stufen sind es bis zur Aussichtsplattform des Leuchtturms – drum herum Natur und Wasser. An schönen Tagen reicht der Blick bis Warnemünde und Hiddensee. Im Turm und ringsherum ist das Natureum beheimatet, das die Besonderheiten der Natur und der Landschaft erklärt. In den Becken des Meeresaquariums tummeln sich über 30 verschiedene Lebewesen aus der Ostsee.
Mit der Pferdekutsche fahren wir zurück zum Campingplatz. 20 Minuten sind es mit dem Camper weiter nach Ahrenshoop, wo es einen schönen Stellplatz am Wasser gibt, der allerdings seinen Preis hat. Alternativ gibt es einen Tagesparkplatz für den Stopp. Er eignet sich für kleinere Wohnmobile geeignet und befindet sich am Strandabschnitt L21. Vor der Weiterfahrt könnte man beispielsweise zum Camping in Neuhaus auf dem Festland.

In der ehemaligen Künstlerkolonie an der Steilküste treffen sich auch heute noch Maler und Bildhauer. Die Galerien zeigen wechselnde Ausstellungen. Im nahen Boddenhafen im Stadtteil Althagen liegen die Zeesboote vor Anker, die bis 1970 mit ihren Zeesen, kleinen Treibnetzen, auf Fischfang gingen und mit denen heute Touristen über den Bodden segeln.
Im Hafen-Restaurant Räucherhaus gibt es immer eine gute Auswahl an frisch geräuchertem Fisch aus Bodden und Ostsee. Wir entscheiden uns, über Nacht in Ahrenshoop stehen zu bleiben und noch einen weiteren Tag an den Stränden der Halbinsel zu verbummeln. Zurück im Wohnmobil rieselt der feine Sand nur so aus den Schuhen und Socken.
Camping-Tipps in Fischland-Darß-Zingst
Die Camping- und Stellplätze auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bestechen durch ihre Lage, die sich in den Preisen niederschlägt.