Wohnmobil-Tour Zentralspanien
5 Tipps für Kastilien und La Mancha

Kastilien und La Mancha: Südspanien- und Marokkoreisende finden in Spaniens Mitte Routen auf recht gut ausgebauten Schnellstraßen und schlagen so den hohen Mautkosten an der Ostküste ein Schnippchen. Doch warum nicht länger verweilen?

Zentralspanien
Foto: Günther Ultes

Viele Reisemobilisten zieht es in Spanien an die Küsten. Doch auch Zentralspanien ist sehenswert und bietet viel Interessantes für eine Wohnmobil-Tour. promobil gibt Tipps für einen längeren Aufenthalt in der Region zwischen Madrid und Toledo.

1. Die Spuren von Don Quijote

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Günther Ultes
Die Windmühlen aus dem 16. Jahrhundert in Consuegra sind heute als Baudenkmäler geschützt.

Die Geschichte von Don Quijote und seinem aussichtslosen Kampf gegen die Windmühlen in der Mancha hatte den Plan in uns reifen lassen, Zentralspanien zu bereisen. Als wackere Reisemobilisten fühlen wir uns dem berühmten Träumer und Abenteurer, der durch die Ebenen Kastiliens reitet, um „das Unrecht und die Unterdrücker zu bekämpfen“, irgendwie verbunden.

Erwartet hatten wir eine karge Landschaft voller Windmühlen. Wir finden vor Ort tatsächlich Windmühlen, aber nur einige wenige. Von über 1000 Exemplaren im Mittelalter sind in der Region gerade noch 50 der kegelförmigen Gebilde erhalten, die wenigsten davon funktionsfähig. Gleich elf ihrer Art stehen in Consuegra, südöstlich von Toledo, nahe dem Castillo auf dem Hügel Calderico. Als wir vom Ort aus hinaufsteigen und zu den weißen Riesen aufschauen, können wir uns vorstellen, wie Don Quijote in seinem Wahn diese Kolosse für übermächtige Feinde gehalten hat. www.spain.info

2. Das pulsierende Leben in den Städten

Zwischendurch tauchen wir gerne mal ins Stadtleben ein. Toledo mit seiner mittelalterlichen Prägung und der Mischung dreier Kulturen – Christen, Juden und Mauren –, Madrid mit seinem quirligen Leben bei Tag und bei Nacht, Segovia mit seinem Acueducto – der mächtigen Wasserleitung aus der römischen Kaiserzeit, noch bis 1974 in Betrieb –, seinen sonnenüberfluteten Plätzen und seinem berühmten Alcázar auf dem schmalen Bergrücken zwischen den Flüssen Eresma und Clamores – so unterschiedlich diese Städte sind, haben sie doch eines gemeinsam: Sie quellen über vor Lebenslust und diesem typisch spanischen Lebensgefühl.

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Günther Ultes
Pause im Straßencafé in Madrid.

Nicht zuletzt die Hauptstadt Madrid hat es uns angetan. In spätwinterlicher Abendkühle mischen sich Einkaufs- und Kneipenbummler zwanglos mit Damen des leichten Gewerbes, und ein paar Meter weiter legt ein älterer Herr zur Musik einer Indio-Gruppe einen Solotanz auf das Pflaster der Plaza Puerto del Sol, des zentralen Platzes der Stadt. Viva Madrid, viva España!

Natürlich werden wir in den Städten der Region auch ein paar der zahlreichen Museen, Kirchen und sonstigen kulturellen Stätten besuchen, die man hier einfach gesehen haben muss. Aber am meisten genießen wir es, uns durch die Gassen spülen zu lassen, von Cervecería zu Tapas-Bar zu Café zu Restaurant … und einfach die Atmosphäre zu spüren.

3. Die erstaunliche Landschaft

Zugegeben, es gibt auch die kargen, fast wüstenähnlichen Landstriche in Zentralspanien. Aber um Consuegra herum zeigt sich die Landschaft, als wir Anfang März hier unterwegs sind, geradezu farbenprächtig. In allen Schattierungen von Grün, Braun und Rot präsentiert sie sich. Und über den Olivenhainen und Weinbergen wölbt sich ein fast immer strahlend blauer Himmel.

Nördlich von Madrid, am Rand der Sierra de Guadarrama, erwartet uns ein ganz besonderes Naturparadies. In der Felsenwelt La Pedriza im Naturschutzgebiet Cuenca Alta wandern wir durch zerklüftete Felslandschaften, wie wir sie sonst nur im Devils Garden im Arches Nationalpark in Utah/USA gesehen haben.

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Günther Ultes
Eine Region im Farbenrausch: La Mancha bei Consuegra.

Dazwischen finden wir regelrechte Märchenwiesen, auf denen um uns herum Steinböcke weiden, ohne groß Notiz von uns zu nehmen. Über unseren Köpfen kreisen Geier mit mächtiger Flügelspannweite. Wir fühlen uns in eine Fabelwelt versetzt. Während in den Hochlagen des Gebirges noch Ski gefahren wird – an einem schönen Sonntag scheint halb Madrid hier hinaufzupilgern –, radeln und wandern wir im und um das Lozoya-Tal herum in faszinierenden Landschaften, die uns beim Blick auf die schneebedeckten Berge ein wenig an Norwegen erinnern. www.parqueregionalcamanzanares.org

4. Die mächtigen Castillos und Kathedralen

Kastilien, auf Spanisch Castilla, heißt die Landschaft, die auf der Hochebene im Zentrum Spaniens liegt. Dieser Name kommt von den vielen teils prächtigen Castillos – Schlössern, Burgen und Kastellen, welche die Landschaft und zusammen mit den zahlreichen mächtigen Kathedralen gleichfalls die Zentren der Städte überragen und prägen. Den Kriegen zwischen Christen und Mauren und dem Hin-und-her-Wogen der kirchlichen und weltlichen Machtverhältnisse hat Spanien Hunderte dieser Castillos ebenso zu verdanken wie zahlreiche große Gotteshäuser.

Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist die Kathedrale Santa María aus dem 13. bis 15. Jahrhundert in Toledo mit ihrem mächtigen und prächtigen, aber doch nicht überladenen Innenraum; ein weiteres die Kathedrale Nuestra Señora de la Asunción y de San Frutos in Segovia, erbaut in der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, mit ihrem hoch aufragenden Turm. Ein ganz anderes, aber nicht minder spannendes Erlebnis ist ein Besuch in der noch jungen Almudena-Kathedrale von Madrid mit ihren Deckengemälden, die eher an Pop-Art als an Kirchenkunst erinnern.

5. Das Quecksilber-Museum in Almadén

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Günther Ultes
Mehr als 2000 Jahre lang wurde in Almadén Zinnober abgebaut und Quecksilber gewonnen.

Wer sich Zentralspanien vom Süden her nähert, kann schon bei der Anreise in Almadén ein besonderes Highlight entdecken. Bis zur Einstellung der Förderung in 2003 wurde hier ein Drittel des weltweit jemals geförderten Quecksilbers gewonnen – insgesamt schätzungsweise mehr als 250.000 Tonnen. Nach umfassenden Sanierungsarbeiten gehört die Anlage heute zum Weltkulturerbe der Unesco und ist zu einem Museum mit Besucherbergwerk, dem Parque Minero de Almadén, umgewandelt worden. Bei einer Führung unter Tage und in einer umfassenden Ausstellung taucht man hier ein in die Geschichte des Quecksilbers und seiner Förderung sowie Verwendung. www.mayasa.es, www.parqueminerodealmaden.es

Der besondere Tipp: Keramik

Toledo ist eine Keramikstadt. In der Calle San Juan De Dios Nº 16 zwischen der Iglesia de Santo Tomé und der Casa del Greco befindet sich zum Beispiel J. Serrano, ein Spezialist für handgefertigte Reproduktionen von Keramik verschiedenster Stile und Epochen. www.ceramicajserrano.com

Zentralspanien im Überblick

Anreise: Die direkte Route führt aus dem Breisgau in rund 1500 Kilometern quer durch Frankreich über Bordeaux und Irun in Richtung Madrid. Sie lässt sich recht „mautarm“ gestalten, wenn man in Frankreich die Route Nationale und in Nordspanien die mautfreien Schnellstraßen nutzt.

Sehenswertes:

  • Die Altstadt von Cuenca liegt auf einem Felsplateau zwischen den Flüssen Huécar und Júcar. Unesco-Weltkulturerbe. www.cuenca.es
  • Das Museo Thyssen-Bornemiszain in Madrid ist eine der wichtigsten privaten Kunstsammlungen der Welt. www.museothyssen.org

Auskunft:
Spanisches Fremdenverkehrsamt München Postfach 15 19 40, 80051 München
Touristeninformation und Prospektbestellung: Telefon 0 89/53 07 46 11 und 0 89/53 07 46 12, E-Mail: munich@tourspain.es, www.spain.info/de

Campingplatz-Tipps in Zentralspanien

ES-13650 Puerto Lápice: Area de Puerto Lápice
Gebührenfreier Stellplatz für 12 Mobile. Untergrund Schotter. Gut geeignet zum Besuch des benachbarten Ortes Consuegra (Blick auf die Windmühlen vom Platz aus). Ver- und Entsorgung kostenlos, Strom gegen Gebühr. Ganzjährig.
Standort: Calle Sierrecilla, GPS 39°19’35”N, 03°29’00”W, www.turismocastillalamancha.es

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Günther Ultes

ES-28042 Madrid: Camping Osuna
Einfacher, gepflegter Platz mit alten Bäumen, parkähnliche Anlage. Wiesenuntergrund. Relativ laut durch Straße und Bahn, ca. 15 Min. zur U-Bahn. 300 teilweise parzellierte Stellplätze. 26 bis 32 Euro/Mobil/2 Personen inkl. Strom. Ganzjährig geöffnet.
Standort: C. Jardines de Aranjuez, GPS 40°27’14”N, 03°36’12”W, Telefon 00 34/9 17 41 05 10, www.campingosuna.com

ES-28739 Madrid (Gargantilla del Lozoya): Camping Monte Holiday
Sehr gut ausgestatteter Platz. Teils alter Baumbestand, teils neu angepflanzt, Untergrund Wiese/Kies; 125 parzellierte Stellplätze. Sehr reisemobilfreundlich, ruhig. Hanglage nach Süden auf ca. 1200 m Höhe. Ca. 2,5 km zum Dorf mit Supermarkt. Gepflegte Sanitäranlagen. 16 bis 29 Euro/Mobil/ 2 Personen inkl. Strom, akzeptiert Camping Cheque. Ganzjährig.
Standort: Gargantilla del Lozoya, GPS 40°57’00”N, 03°43’45”O, Telefon 00 34/9 18 69 52 78, http://monteholiday.com

ES-28791 Soto del Real: Camping La Fresneda
Einfacher Platz, Schatten durch einzelne große Bäume, Plätze Gras. Sehr ruhige Lage, 4 km von Manzanares. 100 Stellplätze, teilweise parzelliert; einfache, aber saubere Sanitäranlagen. 24 Euro/Mobil/2 Personen inkl. Strom. April bis Oktober geöffnet.
Standort: Partida Vall del Pi s/n, GPS 40°44’25”N, 03°48’53”W, Telefon 00 34/9 18 47 72 13, www.campingfresneda.com

ES-45004 Toledo: Camping El Greco
Gepflegter Platz ca. 2 km vom Zentrum. 140 durch Hecken parzellierte Stellplätze auf Kies und Sand. 30 bis 36 Euro/Mobil/ 2 Personen inkl. Strom. Ganzjährig.
Standort: Carretera CM-4000. Km 0.7, GPS 39°51’53”N, 04°02’48”W, Telefon 00 34/ 925 220 090, www.campingelgreco.es

Stellplatz-Tipp für Zentralspanien

Stellplätze in diesem Artikel
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Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten