An dem kahlen Sandstein krallen sich kleine Bäume und Büsche fest. Ein paar Kletterer seilen sich gerade von einer besonders beeindruckenden Felsnadel ab. Tief unten fließt die Elbe. Und wir spazieren hier oben über das in die Jahre gekommene, schwer romantische Steinbrücklein, das einen etwa 40 Meter tiefen Abgrund überspannt. Erbaut wurde die 76,5 Meter lange und längst weltberühmte Basteibrücke schon 1851. Sieben waghalsige Bögen braucht sie, bis sie auf der anderen Seite ankommt. Und ein bisschen fühlt es sich nun an, als seien wir für einen Augenblick Figuren in einem sehr berühmten Gemälde. So oft hat man die Bastei schon gesehen – fotografiert, gemalt, zu allen Jahreszeiten. Verrückt, aber selbst jetzt, im Hochsommer, inmitten all der Menschen, verliert dieser Ort nicht seine Würde, seine eigenartige, fast mystische Anziehungskraft.

Wir sind das erste Mal im Elbsandsteingebirge unterwegs. Die erste Station unserer kleinen Sachsen-Rundreise war Leipzig, wo wir durch die Gassen der Innenstadt und die noble Mädler-Passage gebummelt sind. Nach einem zweiten Stopp in der Leipziger Baumwollspinnerei mit ihren Galerien, Cafés und Ateliers ging’s weiter nach Dresden, wo unser Reisemobil nun auf dem Stellplatz Wiesentorstraße direkt an der Elbe gegenüber der Altstadt steht. Kein Superplatz, aber einer mit perfekter Lage.
Man hätte auch zu Fuß gehen können, aber wir satteln lieber schnell um, steigen auf die Räder, um einen größeren Bewegungsradius zu haben. Auf den Elbwiesen, die für die Dresdner im Sommer zur riesigen Chill-Area am Wasser werden, steigen gerade zwei Heißluftballone auf, als wir Richtung Zwinger und Semperoper gondeln. Eine friedliche, sommerliche Stimmung liegt über Dresden. Die Pegida-Welt scheint weit weg. Im Multikulti-Szeneviertel Äußere Neustadt, wo wir nach den Alten Meistern im Zwinger ein nettes Restaurant für den Abend suchen, haben wir die Wahl zwischen vielen gemütlichen, günstigen Weltküche-Läden. Und das Publikum, das mit uns durch den Samstagabend flaniert, ist jung und international.
Toll, dass man mit dem Mobil so zentral stehen kann und dann am Morgen auch nur kurz raus aus Dresden muss, um gleich schon wieder mittendrin zu sein – im wild zerklüfteten Elbsandsteingebirge mit seinen gefühlt Millionen von malerischen Wanderwegen. Wie schön diese schützenswerte Landschaft ist, die mittlerweile größtenteils zum Nationalpark Sächsische Schweiz gehört, kann man gut erleben, wenn man mit dem Mobil einfach mal eine kleine Runde dreht: über Lohmen, Hohnstein, Sebnitz Richtung Osten, durchs Tal der Kirnitzsch über Bad Schandau und Königstein zurück nach Dresden. Sehr idyllisch, dörflich und einfach-zauberhaft ist das hier draußen. Und man muss sich in Pillnitz, dessen Schlossanlage wir am nächsten Tag besuchen, erst einmal wieder an die sommerlichen Heerscharen von Reisenden gewöhnen.
Richtung Polen könnte man nun noch fahren und das toll erhaltene Görlitz direkt an der Grenze besichtigen. Oder doch lieber gleich nach Loschwitz, das Blaue Wunder erleben? So heißt die zum Wahrzeichen gewordene schmiedeeiserne Elbbrücke, ein wahres Meisterstück der Ingenieurskunst von 1893. Man lässt sich unten auf den Elbwiesen zum Picknicken nieder oder spaziert bis zur Mitte der altehrwürdigen Brücke, um dort die große Elbparade zu erleben. Viele Ausflugsdampfer machen, aus der City kommend, nämlich hier kehrt. Ein sehenswertes Spektakel, vor der Kulisse gleich dreier weiterer Schlösser am anderen Elbufer: Dort residieren am Hang Schloss Albrechtsberg, Schloss Eckberg und das Lingnerschloss.
Weiter geht’s: Im nahe gelegenen Radebeul kurven wir durch kleine Straßen zum Weingut Hoflößnitz, dem ersten ökologisch zertifizierten Weingut Sachsens. Dort kann man heimische Gewächse probieren, einkaufen, das Weinbaumuseum besuchen und etwas essen. Man sitzt im lauschigen Innenhof, über den Dächern von Radebeul. Auch ein ziemlich schönes Bild. Und wir mittendrin.

Der Film ist seit Jahren fester Bestandteil des Weihnachts-Fernsehprogramms – und hier steht die imposante Kulisse dazu: Auf Schloss Moritzburg unweit von Dresden wurde 1972 der Kultmärchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gedreht. Auch die 1989 veröffentlichte Aschenputtel-Verfilmung spielt dort. Und im Jahr 2004 diente das Wasserschloss als Kulisse für die Liebeskomödie „Eine Prinzessin zum Verlieben“. Doch auch wer mit derlei schönem Kitsch nichts am Hut hat, sollte dem Schloss einen Besuch abstatten. Das barocke Gebäude, das August der Starke im 18. Jahrhundert ausbauen ließ, beherbergt unter anderem ein Porzellanmuseum und ist ein schönes Fotomotiv. Lohnend ist auch das „Moritzburg Festival“ mit einem Kammermusik-Programm, das dieses Jahr vom 5. bis 20. August stattfindet. schloss-moritzburg.de
Meissen
Detailverliebt: In den Schauwerkstätten der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen erleben Interessierte, wie Meißener Porzellan und Porzellanfiguren in Handarbeit hergestellt werden. An mehreren Arbeitsplätzen dürfen Gäste während des Rundgangs den Handwerkern über die Schulter schauen. Außerdem gibt es in der Manufaktur auch Gastronomie, ein Porzellanmuseum sowie den „MEISSEN artCAMPUS“, eine Ausstellung, die Werke internationaler Künstler zeigt, die mit Porzellanhandwerkern aus Meißen zusammengearbeitet haben. meissen.com
Ausflug nach Prag
„Prag läßt nicht los. Dieses Mütterchen hat Krallen“, hat Franz Kafka einst über seine Heimatstadt geschrieben. Heute scheint die halbe Welt hier zu Gast zu sein – und nicht mehr wegzuwollen. Die Altstadt der tschechischen Hauptstadt ist an einem schönen Sommertag kaum mehr betretbar. Trotzdem ist es einfach zauberhaft, auf der Karlsbrücke ein paar studentischen Musikern zuzuhören und auf die Moldau zu schauen. Etwas weniger touristisch geht es rund um die Prager Burg zu. Wir sind mit dem Rad an der Moldau entlanggeradelt – das macht Spaß, auch wenn die Stadt selbst nicht radlerfreundlich ist. Von Dresden braucht man knapp zwei Stunden bis Prag.
Die Region im Überblick: Sechs Kulturschätze in Sachsen
Burgen erobern, durch Altstädte bummeln oder an der Elbe Wein probieren – hier sind sechs Orte und Städte, in denen man mit dem Reisemobil unbedingt einen kleinen Genuss-Stopp einlegen sollte.

1) Meißen
Die Stadt liegt nordwestlich von Dresden an der Elbe und hat eine liebevoll restaurierte Altstadt. Höhepunkte sind ein Besuch der Staatlichen Porzellanmanufaktur und der Albrechtsburg. Dort starten vom 8. bis 18. Juni die Neuen Burgfestspiele Meißen. touristinfo-meissen.de; neue-burgfest-spiele-meissen.de; meissen.com
2) Radebeul
Zwischen Dresden und Meißen, zwischen Weinhängen und Elbe liegt Radebeul. In der Stadt, in der Karl May einst seine Romane schrieb, dreht sich heute vieles um den Wein. Durch die Rebhänge führen schöne Wege. Unterwegs kann man auf Gütern oder in Straußenwirtschaften Wein verkosten. tourismus.radebeul.de
3) Königstein
Bekannt ist die etwa 2.400 Einwohner zählende Stadt wegen ihrer riesigen Festung, die weithin sichtbar über der Elbe erbaut wurde. Der Wallgang der Anlage ist 1.800 Meter lang und hat bis zu 42 Meter hohe Mauern und Sandstein-Steilwände. Heute ist Königstein ein militärisches Freilichtmuseum. festung-koenigstein.de
4) Hohnstein
Schöner kleiner Ort im Elbsandsteingebirge – allgegenwärtig ist die Burg, in der ein kleines Museum, ein Café sowie ein Jugendgästehaus eingerichtet sind. In Hohnstein starten viele reizvolle Wandertouren. Die Region bietet auch gute Möglichkeiten zum Klettern oder zum Erlernen des Klettersports. hohnstein.de
5) Bad Schandau
Das Kurstädtchen liegt direkt am Nationalpark Sächsische Schweiz und hat auch ein Nationalparkzentrum. Von Bad Schandau startet die Kirnitzschtalbahn, eine Überlandstraßenbahn, ins Elbsandsteingebirge. Sehenswert sind der Botanische Garten und der Sendig-Brunnen am Marktplatz. bad-schandau.de
6) Görlitz
Deutschlands östlichste Stadt liegt an der Lausitzer Neiße direkt an der Grenze zu Polen und wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend von Bombenangriffen verschont. Deshalb gilt die wunderschöne Altstadt mit etwa 4.000 renovierten Gebäuden aus vielen Jahrhunderten als größtes Flächendenkmal des Landes. goerlitz.de
Information
Einen guten Überblick über alle touristischen Regionen und Städte Sachsens bietet die Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen. Dort findet man auch aktuelle Termine und kann Prospekte zu verschiedenen Themen anfordern. Auch die Städte und Regionen haben touristische Websites: sachsen-tourismus.de, dresden.de, leipzig.travel, saechsische-schweiz.de