Der reizvolle Nationalpark Bayerischer Wald ist Herzstück des schönen Mittelgebirges im deutschen Südosten und Lebensraum für vielerlei Tierarten. Eine Mobil-Tour durch diese Region bietet noch mehr.
Der reizvolle Nationalpark Bayerischer Wald ist Herzstück des schönen Mittelgebirges im deutschen Südosten und Lebensraum für vielerlei Tierarten. Eine Mobil-Tour durch diese Region bietet noch mehr.
Lautlos schleicht der Luchs durch das Unterholz. Ein Bär schärft seine Krallen an einem Baum, während sich die Elchkuh um ihren Nachwuchs kümmert. In der Ferne traben ein paar Wisente durchs Gehölz. Wir haben Glück, so viele Bewohner des Wildfreigeheges im Nationalpark Bayerischer Wald direkt vor die Linse zu bekommen. Alles Tiere, die in der Region beheimatet sind oder waren, erklärt Siegfried Schreib, Ranger aus Leidenschaft. Bereits seit seinem 20. Lebensjahr arbeitet er hier, jetzt ist er 45. Ob frühmorgens die Sonnenaufgangstour auf den Gipfel vom Berg Lusen oder Reparaturen an den Gehegen – das Aufgabenspektrum eines Nationalparkwärters ist vielseitig.
Wir sind mit dem Reisemobil unterwegs im Bayerischen Wald, jenem 100 Kilometer langen Mittelgebirge, das sich zwischen Donau, Böhmerwald und der österreichischen Landesgrenze ausbreitet. Herzstück der Gegend ist Deutschlands einziger Urwald, der Nationalpark Bayerischer Wald mit einer Größe von 243 Quadratkilometern. Er wurde 1970 unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“ gegründet – mit großem Erfolg, wie man sieht.
Das urbane Tor zu dieser schönen Region ist Regensburg. Wir genießen Atmosphäre und Angebot der historischen Wurstkuchl, der ersten Imbissbude der Welt: Bratwurst, Sauerkraut und Brot, dazu ein Bier. Gestärkt geht es durch die mittelalterliche Altstadt zum Dom, dessen hohe Türme weit in den Himmel ragen. Zum Spaziergang im Grünen lockt dann der schöne Park vom fürstlichen Schloss St. Emmeram, der größten noch bewohnten Schlossanlage Deutschlands.
Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, ambitioniert oder sportlich: Aktiv sind eigentlich alle, die im Bayerischen Wald Urlaub machen. Der höchste Berg ist der Große Arber mit 1456 Metern, der Wanderweg startet beim Großen Arbersee. Das Wasser des Sees glitzert im Sonnenschein, als hätte Prinzessin Lillifee ihren Feenstaub darüber verstreut. Immer wieder kommen uns andere Wanderer entgegen, und wir staunen nicht schlecht über die Utensilien, die einige dabeihaben: Modernste GPS-Geräte und Taschenlampen, die einen ganzen Dorfplatz ausleuchten könnten, baumeln an den vollgestopften Rucksäcken der Tagesausflügler. Und es wird auch schon mal ein Bärentöter ausgepackt, um den Kindern eine Stulle zu schmieren.
Vergnügen ganz anderer Art bringt ein Besuch bei Josef Schätzl. Der hätte nach Jahrzehnten als Bürgermeister von Ruderting im Landkreis Passau eigentlich seinen Ruhestand genießen können. Stattdessen steht Schätzl täglich in seiner Brennerei und tüftelt an neuen Schnäpsen, Bränden und Likören. Himbeere, Birne, Quitte und Marille – ein ganzes Obstregal edelster Tropfen, selbstverständlich nur mit bestem Quellwasser und ohne zusätzliche Aromen produziert. Die Grundlage für die Schnapsverkostung ist deftig: Braten aus dem hauseigenen Rotwildgehege mit Knödeln und Soße. Nach dem üppigen Mahl samt Hochprozentigem sind wir froh, dass wir uns für ein Mittagsschläfchen in unser mobiles Schlafzimmer zurückziehen können. Die Schnapseinkäufe schlummern derweil sanft in der Heckgarage.
Er hat heute Schrankendienst. Im strömenden Regen steht Reinhard Fildhuth am Bahnübergang und kurbelt den Schlagbaum runter, damit die Ilztalbahn sicher passieren kann. 50 Kilometer lang ist die idyllische Strecke, von Passau über Waldkirchen bis nach Freyung, ins höchstgelegene Städtchen des Bayerwaldes, direkt am Nationalpark gelegen. Die Trasse zählt zu den schönsten Eisenbahnrouten Deutschlands – und wurde trotzdem vor einigen Jahren aus Kostengründen vorübergehend stillgelegt. Nur zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern und Förderern ist es zu verdanken, dass die Ilztalbahn nun an Wochenenden und Feiertagen im Sommer wieder fährt.
Die Sonne beleuchtet wie bestellt die Spitzwaldkanzel, Ziel unserer letzten Wanderung. Der Rundweg führt direkt an unserem Campingplatz in Drachselsried (www.campingplatz-haufenmuehle.de) vorbei. Oben am Gipfel blicken wir über endlose Wälder, über Bergrücken, die sich mit sanften Kuppen abwechseln. Über kleinen Bergseen und Wiesen hängen zarte Nebelstreifen. Dazwischen beschauliche Orte, die gastfreundlich ihre Tore öffnen. Eine Natur-Tour ganz so, wie wir sie uns gewünscht haben.
Im Nationalpark Bayerischer Wald, liegt der weltweit längste Baumwipfelpfad, der in einer Höhe zwischen acht und 25 Metern über dem Waldboden verläuft. Für 8,50 Euro ist man dabei und darf den Einstiegsturm erklimmen. Die überwiegend aus Holz bestehende Konstruktion ist behutsam in den Bergmischwald integriert. Schautafeln informieren über Lebensbedingungen von der Wurzel bis ins Kronendach sowie über die biologische Vielfalt des hiesigen Waldes. Für Abenteuerlustige finden sich drei Erlebnisstationen mit Seil- und Wackelbrücken, Trapezen und Balancierbalken.
Wer es gemütlicher mag, für den eignet sich das Tierfreigelände. Auf einer Gesamtfläche von rund 250 Hektar hat man hier Wolf, Luchs, Wildschwein, Otter, Marder, Braunbär und andere Wildtiere angesiedelt. Unsere Rundwanderung führt auch zu Aussichtstürmen, von denen man einen herrlichen Überblick auf das Gelände hat.
Info: www.baumwipfelpfad.bayern
Wir folgen der Glasstraße Richtung Norden und genieße die Kulisse aus bewaldeten Höhen und beackerten Tälern. Stille Wälder wechseln sich mit wilden Schluchten und geheimnisvollen Hochmooren. Überall grünt, blüht und duftet es in diesem größten Waldgebiet Europas.
„Ein Feriendorf mit viel Kultur“ – mit diesem Slogan wirbt der 3000-Seelen-Ort Rinchnach mit seiner ehemaligen Klosterkirche. Im elften Jahrhundert hatte der Mönch Gunther hier eine schlichte Eremitenzelle begründet, aus der 1040 ein Kloster entstand. Zwischen 1727 und 1729 wurde das zugehörige Gotteshaus von Michael Fischer im Stil des Barock neu errichtet.
Der „Wald aus Glas“ thront zwei Kilometer südlich des Zentrums der Kreisstadt Regen in luftiger Höhe direkt bei der Burgruine Weißenstein. Der Glaskünstler Rudolf Schmidt hat hier auf 2000 Quadratmetern Einmaliges geschaffen. Die bis zu 4,50 Meter hohen Skulpturen sind aus braun, blau und grün schimmerndem Glas in mühevoller Arbeit entstanden und werden nachts von Dutzenden in den Boden eingelassenen Lämpchen in ein magisch wirkendes Licht getaucht.
Info: Die Glasstraße in Ostbayern zählt zu den schönsten Ferienstraßen Deutschlands. Auf rund 250 Kilometern führt sie durch den Oberpfälzer und Bayerischen Wald. Gäste finden hier eine große Anzahl von handwerklich oder künstlerisch orientierten Glasbetrieben, von denen viele ihren Besuchern die Möglichkeit bieten, bei der individuellen Herstellung einzelner Glasprodukte zuzusehen. Beim Gästeglasblasen kann unter fachmännischer Betreuung selbst Hand und Mund angelegt werden. www.die-glasstrasse.de
Info: Im Weiler Rauhbühl zwischen Viechtach und Schönau, steht die „Gläserne Scheune“. Eine außergewöhnliche Architektur ist der besondere Rahmen für überdimensionale, mit Figuren und Moritaten bemalte Glaswände und für liebevoll gearbeitete Objekte www.glaeserne-scheune.de
Morgendämmerung auf dem Stellplatz am Berggasthof. In aller Frühe fahren wir zum Großen Arbersee, wo unsere Wanderung beginnt. Still liegt er in seiner ganzen Pracht vor mir. Der gut markierte, zwölf Kilometer lange Panoramaweg führt durch schattiges Terrain stetig bergauf bis zum Arberschutzhaus in 1380 Meter Höhe. Der Ausblick vom Gipfel aus reicht bis weit nach Tschechien hinein. Weiter geht es in Richtung Berggasthof Sonnenfels. Ein zünftiges Tiroler Gröstl mit Spiegelei und grünem Salat lässt mich die Strapazen des Aufstiegs vergessen. Danach schreite ich beschwingt und ausgeruht fast nur noch bergab, und von der Talstation der Gondelbahn folge ich der Markierung 10 b zurück zum Großen Arbersee.
Der Pfahl, eine markante Gesteinsmauer aus milchigweißem Quarz, durchzieht den Bayerischen Wald über eine Distanz von 150 Kilometern. Besonders eindrucksvoll zeigt er sich bei Viechtach – auf dessen Gemarkung sich übrigens sieben kleinere Reisemobilstellplätze finden. Hier hat sich eine bis zu 30 Meter hohe, teils mehrfarbige Wand ausgebildet. Wo die Felsen mit Schwefelflechten bewachsen sind, leuchten sie grün; wo sich Eisen eingelagert hat, blitzen sie rot.
Info: Der Bayerische Wald präsentiert sich gerne als Deutschlands Wanderregion Nummer eins. Zu Recht, gibt es hier doch eine schier unendliche Vielfalt an Wanderwegen. Gipfelglück auf über 1300 Metern erfährt man auf den höchsten Wanderbergen der Region, dem Großen Falkenstein, dem Großen Rahel und dem Großen Arber. Alle Pfade sind bestens beschrieben und ausgeschildert, wie etwa der Goldsteig, der 249 Kilometer lange Königsweg in Bayern. www.goldsteig-wandern.de
Bräuche werden intensiv gepflegt im Bayerischen Wald. So treffen wir auf unseren Rundfahrten immer wieder auf sogenannte Totenbretter. Noch im vorigen Jahrhundert war es üblich, Tote zu Hause auf Brettern aufzubahren, die man später mit dem Namen des Verstorbenen versah, verzierte und an Kapellen oder anderswo aufstellte. Weil nach dem Volksglauben der Tote erst dann erlöst werden konnte, wenn das Holz verfault war, stellte man die Bretter aus weichem Fichtenholz her. Restauriert wurden sie nie – und so gingen sie rasch den Weg allen Irdischen. Mittlerweile verwendet man Eiche oder Buche, selbst auf die Gefahr hin, dass die Seele ein wenig länger auf den Himmel warten muss ...
1) Regensburg: Die Unesco-Welterbestadt, deren mittelalterliches Zentrum von Patrizierhäusern geprägt wird, ist eine Reise wert. Den schönsten Blick auf die Altstadt, die sich von der Donau bis zum fürstlichen Schloss St. Emmeram erstreckt, hat man von der Steinernen Brücke. Die Universitätsstadt ist berühmt für ihre hohe Kneipendichte. www.regensburg.de
2) Furth im Wald: Das 9000-Einwohner-Städtchen steht ganz im Zeichen des Drachens: Hier findet seit über 500 Jahren der Drachenstich statt, Deutschlands ältestes Volksschauspiel. Häuser aus dem 19. und 20. Jahrhundert bestimmen das Bild des malerischen Zentrums um Schloss- und Stadtplatz. www.furth.de
3) Bodenmais: Vom Bergbau zum Kurort – so lässt sich die Geschichte von Bodenmais zusammenfassen. In einem klimatisch begünstigten Talkessel gelegen, ist Bodenmais der bekannteste Ferien- und Wintersportort im Bayerischen Wald. Besonders sehenswert sind die alte Kirche Mariä Himmelfahrt und das Alte Rathaus. www.bodenmais.de
4) Nationalparkzentrum Lusen: Das bei Neuschönau gelegene Zentrum zählt zu den Hauptattraktionen des Nationalparks. Von hier aus kann man auf einem 7 km langen Rundweg Wölfen, Bären und Luchsen begegnen. Der mit 1,3 km längste Baumwipfelpfad der Welt bietet beeindruckende Ausblicke. www.nationalpark-bayerischer-wald.de
5) Waldkirchen: Die „gute Stube“ dieses schönen Luftkurorts mit gut 10 000 Einwohnern ist der langgestreckte Marktplatz. An seinem oberen Ende steht die aus Granitsteinen erbaute neogotische Kirche St. Peter und Paul. Das Museum Goldener Steig dokumentiert die Geschichte Waldkirchens und des Abteilands.
www.waldkirchen.de
6) Passau: Die Drei-Flüsse-Stadt (rund 50 000 Einwohner) an Donau, Inn und Ilz mit ihrem prachtvollen barocken Zentrum bietet viel Charme. Die historische Altstadt entzückt mit verwinkelten Gassen, malerischen Plätzen und vielen Sehenswürdigkeiten. Darüber liegt die Veste Oberhaus, eine der größten erhaltenen Burganlagen Europas. www.passau.de
Der Tourismusverband für Ostbayern bietet auf seiner Website viele Informationsmöglichkeiten zum Bayerischen Wald, darunter eine interaktive Karte, Veranstaltungstipps und mehr. Man kann auch einen Newsletter und Prospekte bestellen. www.bayerischer-wald.de