Keine zehn Minuten dauert der Umbau vom Alltagsfahrzeug zum nützlichen Campingbus. Alles über die Wochenendcamper Sabrina, Igor und deren Mercedes Vito Togo.
Keine zehn Minuten dauert der Umbau vom Alltagsfahrzeug zum nützlichen Campingbus. Alles über die Wochenendcamper Sabrina, Igor und deren Mercedes Vito Togo.
Alles hat im Sommer 2018 im Portugalurlaub begonnen: Pärchenurlaub, klassisch, in einer Airbnb-Unterkunft in Lissabon. Unterwegs in der Stadt und bei Tagesausflügen sind dem Paar immer wieder verschiedenste Campingbusse mit deutschen Nummernschildern aufgefallen. „Noch im Urlaub haben wir uns gedacht, wie cool es doch wäre, wenn wir auch mit einem Van unterwegs und total unabhängig wären“, erzählt Sabrina im Interview. „Unser Schlüsselerlebnis war, als wir zwei Surfer beobachtet haben, die nach dem Surfen mit ihren Brettern zu ihrem Van gelaufen sind und dabei einfach total glücklich und zufrieden aussahen.“
Im Campingbus einmal durch Europa zu reisen, davon hat Sabrina bereits in der Schule geträumt. Nur zwei Wochen, nachdem das Paar wieder zurück im heimatlichen Trier ist, finden sie das perfekte Basisfahrzeug für den eigenen Campingbus bei einem Händler in der Nähe. Mit Togo hat sich das Paar ein Stück Unabhängigkeit erkauft. Schon immer reisen sie in ihrer Freizeit viel und sind gerne in der Natur unterwegs. Am liebsten auf Wanderwegen, öfter in den Bergen – einfach dem Alltag entkommen. „Zudem stelle ich immer wieder fest, dass es sogar in unserer näheren Umgebung, aber natürlich auch in Europa so viel zu entdecken gibt. Es muss nicht immer eine Fernreise sein“, erzählt Sabrina weiter, die im „echten“ Leben studierte Bio- und Umweltwissenschaftlerin ist und heute in einem Reisebüro als Redakteurin arbeitet. Studium, Hobby und Beruf passen gut zusammen. Der Bus ist dafür die perfekte Ergänzung.Der Ausbau fehlte anfangs allerdings noch. Doch der hat dem Paar keine Angst gemacht.
Für den gelernten Schreiner Igor war der Kauf des Busses eine willkommene Möglichkeit zum privaten Möbelbau. Von der Planung über Isolierung bis hin zur ersten, fertigen Version des Ausbaus hat das Paar gemeinsam nur einen Monat gebraucht. Das Budget lag bei 10.000 Euro, wovon für den Vito 5700 Euro draufgingen. Der erste Innenausbau hat 2800 Euro geschluckt. Aufstelldach, Küche und Toilette gibt es nicht. Dafür erst eine, mittlerweile zwei Batterien für Strom. Dazu kommen drei Stauschrankmodule, ein 10-Liter-Wasserkanister und ein Sofa, das bei Bedarf zum Doppelbett wird. Ausgeklappt nimmt das Bett den kompletten Innenraum hinter der Fahrerkabine ein. Die Liegefläche misst bequeme 1,40 mal 2,00 Meter.
Unterwegs mit Togo verbringt man viel Zeit draußen, außerhalb des Autos – auch weil sich der Esstisch des Campingbusses im Heckmöbelmodul unter der hochgeklappten Laderaumklappe befindet. Für Sabrina und Igor ist das „richtig campen“.
Seit einem Jahr reisen die beiden mit dem Bus. Mittlerweile haben Sabrina und Igor viele Details für noch mehr Praktikabilität verändert: Das klappbare Bettmodul haben sie zum Rein- und Rausziehen umdesignt, damit die Matratze beim Bettbau nicht extra angehoben werden muss. Außerdem ist ein Solarmodul fürs Dach geplant, und vor dem großen Sommerurlaub soll noch die Tischkonstruktion vergrößert und insgesamt stabiler gemacht werden. Mit den weiteren Optimierungen und auch ein paar Reparaturen am Basisfahrzeug hat das Paar rund 12.000 Euro investiert.
Nicht wenig Geld für das junge Paar, aber der Gegenwert stimmt: „Abends unter dem Sternenhimmel einzuschlafen, am nächsten Morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt zu werden und mitten in der Natur aufzuwachen – es gibt einfach nichts Besseres“, schwärmt die 29-Jährige. Ihren Sommerurlaub will das Paar dieses Jahr in Schottland verbringen: eine Rundreise inklusive Highlands und einem Abstecher zur Isle of Skye. Davor sind noch kleinere Touren ins Waldachtal im Schwarzwald und ins Allgäu geplant.
Was muss man bei einem Selbstausbau alles beachten? Sabrina und Igor haben sich davor einige Gedanken gemacht. Ihnen war es insbesondere wichtig, dass der Bus eine Standheizung hat. Hinzu kam die festgelegte Budgetgrenze von 10.000 Euro. Der Mercedes Vito für 5700 Euro stammt von 2008 und hatte beim Kauf 190.000 Kilometer auf dem Tacho. In die erste Version des Ausbaus hat das Paar weitere 2800 Euro investiert.
Das Basisfahrzeug
Hersteller: Mercedes-Benz
Typ: Vito 115 CDI (W639), 110 kW/150 PS, 352 Nm
Maße und Gewichte: 5220 x 1900 x 1940 mm, 3000 kg
Erstzulassung: 2008
Laufleistung: 190 .00 km beim Kauf, mittlerweile über 210.000 km
Das Konzept
Da Sabrina und Igor beide Vollzeit arbeiten und nur am Wochenende unterwegs sind, haben sie sich für einen variablen Ausbau mit umbaubarer Sitzbank und darunterliegendem Stauraum entschieden. Eine vollwertige Küche und ein Bad gibt es nicht, lediglich zwei zusätzliche Aufbaubatterien. Ein Solarmodul für das Dach ist geplant.
Die Isolierung
Der erste Schritt des Selbstausbaus war die Isolierung zum Schutz vor kälteren Temperaturen. Nach dem Abnehmen der Innenverkleidung der Seitenwände und der Decke sowie einer gründlichen Reinigung hat das Paar die Karosserie mit selbstklebender, neun Millimeter dicker Armaflex-Isolierung (PE-Schaummatten) gedämmt.
Der Möbelbau
Grundmaterial der modularen Möbel sind Fichte-Leimholzplatten. Sie sind einfach verarbeitbar, preiswert und leicht. Spannhaken in der Sitzbankhalterung halten das Heckmodul während der Fahrt. Damit die Möbel schnell ein- und ausgebaut sind, bestehen sie aus drei Modulen, in denen herausnehmbare Staukästen unterkommen. Die drei Module werden von Scharnieren mit herausziehbaren Stiften gesichert und miteinander verbunden. Zusätzlich gibt es im Heckbereich drei Schubladen, wovon die mittige auch als Außentisch dient. Nach dem Bau der Korpusse hat das Paar abschließend das gesamte Holz mit Acryllack auf Wasserbasis versiegelt.
Auf ihrem Blog „Explore the Outdoor“ und ihren Instagramkanälen „Brina_travels“ und „Igor.outdoors“.