Wer individuelle Vorstellungen und Ideen hat, oder ganz bestimmte Voraussetzungen braucht, um sein Mobil umfassend nutzen zu können, stößt bei konventionellen Modellen rasch an seine Grenzen. Obwohl sich die Konfigurationsmöglichkeiten von Reisemobilen in den letzten Jahren stark verbessert haben, können Hersteller nicht jeden Kundenwunsch umsetzen.
In der Galerie ist das Ausbauprojekt von Paul Nitschke zu sehen. Er selbst hat ein Buch darüber geschrieben. Nimmt man dazu die immer größer werdende Anzahl an DIY-Videos und Camper-Umbauanleitungen auf Webseiten und Blogs, entsteht schnell der Eindruck, dass der Selbstausbau eines Reisemobils einen neuen Trend markiert. Und mehr oder weniger "einfach" umzusetzen ist. Doch entspricht das wirklich den Tatsachen?
Selbstausbau als neuer Trend?
Wir waren neugierig und haben promobil-LeserInnen nach Ihrer Meinung zum Selbstausbau befragt. Hier eine Auswahl der Antworten dazu.
Norbert und Inge Schneider, per E-Mail:
Noch als Student diente mir 1972 ein gebrauchter VW Bulli als Basis für die selbst gezimmerten Möbel. 1976 folgte ein gebrauchter Ford Transit; die danach folgenden Basisfahrzeuge (Mercedes T1 bzw. Sprinter und Renault Master) wurden jeweils neu gekauft und umfassend ausgebaut.

Mittlerweile führt ein Eigenausbau selbst bei Vernachlässigung der investierten Arbeitszeit (gut 1000 Arbeitsstunden pro Eigenausbau) zu deutlich höheren Kosten als ein Neukauf. Unsere beiden letzten Reisemobile (2013 und 2020, Fiat Ducato) waren Serienfahrzeuge, die wir noch "individualisiert" haben. Im Vergleich zu einem liebevoll selbst ausgebauten Campervan ist der Kauf eines vergleichbaren Mobils von der Stange zwar kostengünstiger, erfordert jedoch hinsichtlich Wohlfühlcharakter und optimaler Raumnutzung spürbare Zugeständnisse.
Erhard und Carmen Klein, per E-Mail:
Zum Selbstausbau ist anzumerken, dass ein gewaltiges Potenzial an handwerklichem Geschick vonnöten ist. Alleine die Elektrik mit allen Schutz- und Sicherheitskomponenten ist eine riesige Herausforderung. Außerdem ist es ratsam, sich vorher die Kataloge von Campingausstattern anzusehen, um die Menge an benötigten Komponenten auszumachen – und sich den Einbau letztlich auch zuzutrauen. Am Ende spart man vielleicht 10.000 Euro, aber mit welchem Aufwand?
Caroline und Gregor Lucas, per E-Mail:
Wir bauen uns unser Wohnmobil selbst aus. Seit nunmehr drei Jahren nutzen wir jede freie Minute und sind noch nicht fertig. Es handelt sich um einen 7,5-t-Atego Möbelkoffer. Mein Mann ist selbstständiger Schreiner und hat bereits an unserem Vorgänger-Mobil einige Reparaturen und Verbesserungen vorgenommen. Eine Neuanschaffung kam für uns weder preislich noch ausstattungsmäßig in Frage. Um die Zeit des Möbelbaus zu sparen, haben wir einen Unfallwohnwagen mit intakten Möbeln gekauft und unseren Grundriss dann mit diesen "gepuzzelt". Die reinen Materialkosten, inklusive Fahrzeug, belaufen sich derzeit auf rund 35.000 Euro, ohne Berechnung der Arbeitszeit.
Wir würden uns immer wieder für diesen Weg entscheiden, obwohl uns im Vorfeld klar war, dass dies ein langer Arbeitseinsatz wird und wir anfangs stark improvisiert unterwegs sein werden.
Jürgen Rathke, Hasloh
Grundsätzlich kann nur der Selbstausbau ganz individuelle Lösungen ermöglichen. Doch wer allein mit Enthusiasmus, Spax und Spanplatten seinen Traum verwirklichen will, endet oft mit technischen Kompromissen, hohem Eigengewicht und dementsprechend kleiner Zuladung. Und sitzt wegen teurer Zukaufteile in der Kostenfalle.
Ein individueller Ausbau setzt neben einem guten Basisfahrzeug eine umfassende Planung und handwerkliches Geschick in gewerksübergreifendem Umfang voraus. Eine Alternative könnte sein, einen fertigen Camper zu kaufen, der die meisten Bedürfnisse deckt, diesen dann aber über einen Umbau der Details zu "seinem" Camper zu machen.

Linde und Werner Schönborn, per E-Mail:
1986 haben wir einen 7,5 Meter langen Mercedes-Bus von der Post gekauft. Diesen haben wir komplett ausgebaut mit Fenstern, Dinetten, kleiner Dusche, WC, Küchenzeile und Hubbett. Der Umbau war so teuer wie ein gebrauchtes Wohnmobil. 1987 haben wir ihn in Zahlung gegeben für einen gebrauchten Niesmann Clou. Seither hatten wir zehn verschiedene Wohnmobile und sind über eine Million glückliche Kilometer gefahren.