Frankia MT 7 BD Neo im Test
Sprinter-TI mit Überzeugungskraft

Reisemobile mit Querbett im Heck zählen wegen ihrer Bettkonstellation nicht unbedingt zu den beliebtesten Fahrzeugen. Dennoch weiß der Sprinter-TI zu überzeugen. promobil im Test wie!

Frankia MT 7 BD Neo im Test
Foto: Ingolf Pompe

Vor zwei Jahren präsentierte Frankia den Neo, einen modernen Teilintegrierten mit Längsbetten auf Mercedes Sprinter, der sich durch sein Leichtbaukonzept und den reduzierten und cleveren Innenraum von der TI-Baureihe M-Line unterschied. Nun bekommt der Neo ein weiteres Modell in Gestalt des MT 7 BD Zuwachs. Das Modell ist mit 6,82 Meter kürzer als der Frankia Neo GDK, was dem Querbett geschuldet ist. Frankia überrascht bei der Bettwahl des MT 7 BD Neo und es stellt sich die Frage, ob Käufer bei einem derart hochpreisigen Teilintegrierten-Fahrzeugs (Grundpreis 77.900 Euro) bereit sind, die Unannehmlichkeiten eines Querbetts auf sich zu nehmen. In der "Black Line" – wie sie unser Testfahrzeug hat – kommen weitere 11.000 Euro dazu. Doch der Reihe nach.

Wie der erste Frankia Neo vermittelt auch das neue Modell wohltuende Klarheit. Auffällig ist der luftige Innenraum, der sich durch das offene Bett und die niedrige Küche ergibt. Das Interieur ist vom Yucon adaptiert, was sich zum Beispiel bei den mattweißen und grauen Oberflächen oder den dreifach abgeknickten, grifflosen Schrankklappen zeigt. Die Möbelverarbeitung ist hochwertig. Schrankklappen und Schubladen schließen sanft.

Frankia MT 7 BD Neo im Test
Ingolf Pompe
Notizen im Fahrzeug für den Test des Neo.

Teilintegrierter ausgelegt für zwei Personen

Ausgelegt ist der Neo MT 7 BD trotz Notbett-Option prinzipiell für zwei Personen. Das erwähnte Querbett bringt es auf eine stattliche Liegefläche von 1,4 mal 2,04 Metern und ist mit Kaltschaummatratzen ausgestattet. Als Untergrund dient ein Gewirk. Ungemütlich wird es dadurch nicht. Den Zugang erleichtert eine kleine Leiter. Tageslicht bringen zwei Fenster und eine Dachluke. Weitere Lichtquellen sind spärlich vertreten, denn hier hat der Schlafraum lediglich ein eher schwaches, indirektes Lichtband über den vier Hängeschränken und einen Lesespot auf der Beifahrerseite zu bieten.

Frankia MT 7 BD Neo im Test
Ingolf Pompe
Selbst groß gewachsene Menschen passen in das Querbett.

Wegen letzterem ist zudem die Liegerichtung mit den Beinen auf der Fahrerseite quasi vorgegeben. Da so die Oberkörper auf der Seite liegen, zu der sich auch das Bett öffnet, dürfte für den nächtlichen Toilettengang akrobatisches Geschick nötig sein, um unbeschadet über den Nebenschläfer und aus dem Bett zu gelangen. Beidseitig gibt es je eine 230-Volt-Steckdose sowie eine längliche Ablage für kleinere Gegenstände. Ein Lamellenvorhang dient der räumlichen Trennung. USB-Buchsen zum Handy-Laden fehlen leider.

Schlaues Badkonzept, das überzeugt

Der Frankia-TI besitzt zwei Kleiderschränke. In der Summe mehr Gepäck nimmt dabei das zweigeteilte Fach unter dem Bett auf. Dafür lassen sich in dem recht schmalen, raumhohen und beleuchteten Schrank zwischen Bad und Bett Kleidungsstücke aufhängen. Darunter gibt es zudem zwei kleine Fächer, wo aber nicht viel hineinpasst.

Das Badkonzept im Neo ist ausgeklügelt. Öffnet man die schmale Tür, offenbart sich zunächst ein großer Duschraum mit seitlichem Spiegelschrank. Zugang zur Banktoilette und zum Waschbecken erhält man erst durch leichtes Eindrücken der jeweiligen Bauteile, die daraufhin langsam nach vorne fahren. Die Lösung eines Dusch-Bad-Mix ist clever, fraglich ist aber, ob sich beide Komponenten nach vielfachem Gebrauch ebenso einwandfrei ausfahren und nutzen lassen. Zum Duschen klappt man eine transparente Faltwand um sich zusammen, wodurch die Spiegelseite geschützt wird. Die übrigen Wände sind jedoch ungeschützt vor dem Spritzwasser. Der flache Spiegelschrank bildet mit einer kleinen Schublade unter dem Waschbecken die einzigen Aufbewahrungsoptionen. Zu zweit dürfte das passen. Leider fehlen eine Steckdose für einen Föhn oder Ähnliches und ein Fenster. Frischluft kommt aber über die Dachluke.

Frankia MT 7 BD Neo im Test
Ingolf Pompe
Die beiden Gasherde kommen ohne Schutz aus.

Offene Küchenzeile mit halbhohen Einbauten

Der luftige Grundriss ermöglicht auch eine offene Küchenzeile. Frankia verzichtet auf raumhohe Einbauten und stattet den Teilintegrierten mit einem halbhohen Kompressor-Kühlschrank aus, dessen 84 Liter Volumen zwei Reisenden reichen sollte. Es ergibt sich zum einen eine nützliche Ablage direkt am Bett und zum anderen erhält der Innenraum eine Platz spendende Blickachse vom Bett bis zum Fahrhaus. Lebensmittel und Kochutensilien wandern in die sechs Schubladen und drei Dachschränke der Küche. In der Blende des Küchenfensters verbergen sich zudem zwei Ablagen für Gewürze, Handys oder – wegen der Nachbarschaft zum Schlafraum – für die Nachtlektüre. Hier sind auch zwei 230-Volt-Stecker und eine USB-Ladebuchse.

Eine Lichtleiste und ein Spot (wohl eher für das Bett gedacht) unter den Schränken beleuchten die überschaubare Arbeitsfläche. Die zweiteilige Spülabdeckung bringt temporären Schnibbelplatz, wirklich praktikabel ist das aber nicht. Gleiches gilt für den Herd (Zweiflammkocher mit elektrischer Zündung), der bei Nichtnutzung nicht geschützt ist. So lässt sich die Fläche, die gerade wegen ihrer Nähe zur Aufbautür willkommene Ablage sein könnte, nicht anderweitig nutzen. Außerdem liegen die Gasherde so frei und können leicht Schaden nehmen.

Lichtverhältnisse & Stauraum

Die Leder- und Microfaserpolster der Sitzmöbel und die indirekte Beleuchtung werten den Wohnraum auf. Dabei hat der Neo in Sachen Licht Nachholbedarf, denn ohne ein Fenster in der Dachhutze gelangt ausschließlich durch die Rahmenfenster und die Dachluke Tageslicht ins Innere. Hier hängt stattdessen ein Baldachin mit indirektem Licht. Stauflächen gibt es in zwei Dachkästen und der großen Fahrerhaus-Ablage. Zwar sind letztere Gummizug-geschützt, hier ist aber Raum verschenkt. Die Sitzgruppe ist wegen des großen, starren Tischbeins und der geringen Sitzfläche recht eng. Theoretisch finden maximal fünf Personen an Sitzbank, Seitensitz oder und gedrehten Pilotsitzen Platz. Der höhenverstellbare und nicht erweiterbare Tisches ist jedoch eher für weniger Esser gedacht.

Frankia MT 7 BD Neo im Test
Ingolf Pompe
Insgesamt verfügt der Neo-TI über drei Außenzugänge zum Doppelboden.

Lademöglichkeiten bietet der Neo durch seinen beheizten Doppelboden. Darin enthalten ist ein in sich geschlossenes Fach am Eingang (45 Liter), weiterer von innen und außen zugänglicher Stauraum sowie die Wassertanks. Von innen gelangt man über die Sitzbank und den Seitensitz an den Doppelboden. Außerdem bieten drei Außenklappen Zugang.

Noch mehr Stauraum gewährleistet die mehr als 2.500 Liter fassende Heckgarage. Besonders komfortabel für das Beladen ist das optionale Easy-Load-System. Dabei handelt es sich um eine Heckklappe wie man sie vom Pkw kennt.

Zwar gibt es einige Staumöglichkeiten, Zuladungskapazitäten besitzt der Frankia Neo allerdings kaum. Das Testfahrzeug wiegt inklusive Sonderausstattung rund 3,2 Tonnen. Auch wer nur zu zweit reist, muss bei einer 3,5-Tonnen-Zulassung bereits beim Gepäck auf jedes Kilo achten. Gut, dass die Option der Auflastung auf 4,5 Tonnen besteht.

Der eingangs erwähnte Aufpreis für die Black-Line-Version lässt eine lange Ausstattungsliste erahnen. Darin enthalten sind beispielsweise eine Klimaanlage, der Tempomat oder die praktische Heckklappe. Auch die Mercedes-Assistenzsysteme und das MBUX-Multimediasystem sind Teil des Modell-Upgrades.

Das fiel uns am Testfahrzeug auf

 In der Heckgarage ist die Technik untergebracht. Hinter einem Gitterbleck ist sie sehr gut erreichbar.
 Der Adblue-Einfüllstutzen ist beim Sprinter gut erreichbar – ein großer Fortschritt zu alten Modellen.
 Sowohl die Sitzbank als auch der Nebensitz sind als Truhe nutzbar und auch von außen zugänglich.

  Frankia verzichtet beim Querbett auf ein Lattenrost. Das Gewirk leistet aber volle Arbeit.

 Der Frostschutzwächter versteckt sich im Bodenfach. Ist das voll bepackt, ist der Zugang eingeschränkt.
 An der Sitzgruppe hat man aufgrund des großen Tischbeins keine Beinfreiheit.

Daten und Messwerte Frankia MT 7 BD Neo

  • Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, Wände/Boden Alu, Dach GfK, Innen Alu/kaschierter Stoff, Isoliermaterial XPS, Stärke Wand/Dach/Boden 32/32/32 mm, Doppelboden, Höhe 220-425 mm, 4 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 4 Dachhauben.
  • Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, 9 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, 2 x Querbett, 1 x Bad, 2 x Küche, 1 x Eingang, 1 x Garage), Wasseranlage: Frischwasserrohre, Druckpumpe.
  • Basisfahrzeug: Mercedes-Benz Sprinter 414, Alko Tiefrahmen, Vorderradantrieb, Common-Rail-Turbodiesel, Hubraum 1.950 cm3, Leistung 125 kW/170 PS bei 3.800/min, Drehmoment 380 Nm bei 2.400/min, Neungang-Wandlerautomatik.
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,9/12,1/19,6 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4./5. Gang) 4,5/12,0 s, Testverbrauch 10,5 L/100 km.
Frankia MT 7 BD Neo im Test
Redaktion
Innenansicht des Frankia MT 7 BD Neo.

Preise und Ausstattung

  • Grundpreis ab 88.900 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 6,82/2,24/2,90 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 3,5 Tonnen
  • Gurte/Schlafplätze: 2-4/2-3
  • Testwagenpreis: 101.170 Euro

Ausstattung des Testwagens (Auszug):

  • 3,5-t-Chassis/4,5-t-Chassis (0/0 kg): 0/0 Euro (empfohlen)
  • Chassis-Upgrade: 170-PS-Motor, Neungang-Wandlerautomatik, Klimaanlage, Tempomat u.a. (14 kg): 5.590 Euro (empfohlen)
  • TV Paket: Sat-Anlage, LED-Flachbildschirm, DVD, TV-Kombisteckdose (27 kg): 3.990 Euro (empfohlen)
  • Zusatzladegerät Starterbatterie (3 kg): 390 Euro (empfohlen)
  • Batterie Booster (3 kg): 400 Euro (empfohlen)
  • Markise (3,5 m)/ LED-Beleuchtung (3 kg): 400 Euro (empfohlen)

Wertung

  • Wohnen 3,2
  • Beladen 3,2
  • Technik 3,6
  • Fahren 3,8
  • Preis & Service 3,1

Fazit

Der Frankia Neo wird seinem hohen Anspruch weitestgehend gerecht. Das zeigen die Sprinter-Basis mit der komfortablen Wandlerautomatik, das clevere Möbeldesign, die Assistenzsysteme und der hochwertige Aufbau. Teilhaben am Reisevergnügen können aber nur zwei Personen. Daher überrascht das Querbett. Erfreulich, dass die Auflastung auf 4,5 Tonnen nichts am ohnehin schon stolzen Preis ändert.

Ein Querbett ist nicht nach ihrem Geschmack? Dann schauen Sie sich, den Frankia Neo GDK mit Einzelbetten an, wir hatten ihn hier im Test.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten