Das Campingverbot in Wolkenstein ist ein Glücksfall für Campende und Südtirol

Kommentar zum Wohnmobilverbot in Südtirol
Das Camperverbot hat für viele Camper Vorteile

ArtikeldatumVeröffentlicht am 24.09.2025
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Wolkenstein
Foto: Joachim Negwer, Val Gardena/Alex Filz, Trentino Marketing/Pio Geminiani, Romano Magrone, Silvio Angelani. TVB Kronplatz/Harald Wisthaler, Nordic Focus, Helmuth Rier, Hansi Heckmair

Wolkenstein im Grödnertal verbietet das Übernachten in Zelten und Wohnmobilen per Verordnung, um das massiv zunehmende Wildcamping unter Kontrolle zu bekommen. Nicht nur das: Viele Kommunen in Südtirol wollen wohl nachziehen. Große Teile einer Region, für die Tourismus essenziell ist, schlägt einer ganzen Gruppe Urlauber die Nase vor der Tür zu. Trotzdem ist das Wildcampingverbot die richtige Entscheidung und unter dem Strich sogar eine gute für Camper.

Ohne Übernachtungsumsätze keine Tourismus-Infrastruktur

Eine voll ausgebaute Tourismus-Infrastruktur gibt es nicht umsonst. Der Bau und die Beschilderung von familienfreundlichen Wanderwegen auf mehr als 2.000 Metern kosten Geld. Genauso wie der Erhalt von Forststraßen, über die Essen und Getränke zu den Almhütten transportiert werden, oder die Organisation der Feste und Veranstaltungen, die Besucherinnen und Besuchern die Zeit vertreiben. Diese Dinge werden ganz oder teilweise von den Kommunen oder von den Tourismusverbänden bezahlt. Deren Budget speist sich aus Kurtaxen oder Mitgliedsbeiträgen der Gastronomiebetriebe. Das heißt, ohne den Umsatz von Hotels, Pensionen und Campingplätzen gibt es keine Angebote für Touristen.

Europa; Italien; Südtirol
Joachim Negwer

Vor diesem Hintergrund ist Wildcampen mit dem Zelt oder Wohnmobil – solange es nicht aus der Not heraus geschieht – fragwürdig. Natürlich zahlen auch diese Urlaubenden für Bergbahntickets, den Eintritt ins Erlebnisbad oder das Essen auf der Alm. Darüber hinaus fahren sie aber mit ihrer eigenen Unterkunft vor, zahlen keine Stellplatzgebühren und sind oft Selbstversorger. Sie stellen damit die wirtschaftliche Grundlage ihrer Gastgeber infrage. Dieses Verhalten ist also ungefähr so, wie in Wolfsburg bei VW aufzuschlagen, nur die Reifen zu bezahlen und dann einfach mit dem Golf vom Hof zu fahren, der vorher aus einem mitgebrachten Benzinkanister betankt worden ist

Wildcampingverbot entlastet zahlenden Touristen

Natürlich wird es die geben, die darauf pochen, dass manche Wildcampende die Infrastruktur doch gar nicht nutzen möchten, die für den Massentourismus gemacht ist. Mag sein. Die Ausrüstung der Bergwacht, die im Ernstfall verirrte Wohnmobilisten rettet, muss aber auch bezahlt werden. Ebenso der Erhalt der Natur, die gelegentlich vor den Lagerfeuerrresten und vom Müll befreit werden muss, die Campende hinterlassen, die einfach irgendwo ihr Zelt aufschlagen oder ihr Wohnmobil parken. Finanziert oder bezuschusst werden Rettungsdienste oder Landschaftspflege aus öffentlichen Kassen.

Es gibt in Südtirol genug steuerzahlende Betriebe und Bürger, dass weder Wolkenstein noch einer anderen Kommune das Geld ausgehen wird, um Wildcampende zu versorgen. Letztere können sich nämlich auf die Touristen verlassen, die in Hotels, Pensionen und auf legalen Stellplätzen übernachten. Das ist kein fairer Deal. Weil nämlich ein großer Teil der Urlaubenden die Kosten mitbezahlt, um die sich andere drücken. Wenn wir ehrlich sind, ist Wildcampende nämlich der falsche Begriff. Die wenigsten davon suchen das absolute Abenteuer in der Wildnis. Sie wären nicht mal in der Lage dazu, dort längere Zeit klarzukommen. Dem größten Teil geht es darum, sich das Geld für den Camping- oder Stellplatz zu sparen und trotzdem den Komfort und das Erlebnis einer gut aufgestellten Tourismusregion genießen zu können.

Stellplatznetzwerk in Südtirol könnte wachsen

Für die Wohnmobilreisenden, die gerne für ihren Stellplatz zahlen, hat das Camperverbot einen positiven Nebenaspekt. Die Südtiroler Kommunen haben ein Problem ausgemacht, das sich in touristischen Umsatz verwandeln lässt. Die Menschen in Italiens nördlichster Provinz sind nicht dafür bekannt, solche Chancen liegenzulassen. Gut möglich, dass das eher dünne Netz an Wohnmobilstellplätzen zu fairen Preisen in der Region deutlich Zuwachs bekommt.