Benchmark Apprentice Van: Viel Show, wenig Wohnkomfort

Viel Technik, wenig Alltagsnutzen im Benchmark
Warum der US-Kastenwagen kein gutes Wohnmobil ist

Veröffentlicht am 26.07.2025
Benchmark Apprentice, Campingbus, Außen
Foto: Benchmark

Auf den ersten Blick beeindruckt der Benchmark Apprentice. 250.000 Dollar, Allrad, Offroad-Paket, Designer-Küche – alles drin, was Vanlife-Videos auf YouTube versprechen. Doch im Alltag auf dem Campingplatz zeigt sich schnell: So viel Stil ersetzt keinen echten Wohnmobil-Standard.

Technik trifft Stil: Was der Apprentice kann

Der Benchmark Apprentice basiert auf einem 2024er-Mercedes Sprinter 144 AWD. Ausgestattet mit Allradantrieb, Höherlegung und grobstolligen BFG-Reifen fährt der Kastenwagen auch dorthin, wo normale Reisemobile längst aufgeben. Der Innenraum ist edel ausgebaut: Fenix-Küchenschränke, Massivholzmodule, Organizer von Blum – das Design erinnert eher an Loft als an Camper.

Für Autarkie sorgt ein Lithium-Akkupaket mit 640 Ah. Kombiniert mit einer 245-Watt-Solaranlage und einem 3000-Watt-Wechselrichter bleibt der Strombedarf auch fernab von Steckdosen gedeckt. Dazu kommt ein Starlink-Internet-System – ideal für Remote-Arbeit oder YouTube-Uploads direkt aus dem Nationalpark.

Wärme liefert eine Espar-Hydronic-Dieselheizung. Die Dämmung mit Havelock-Wolle und ein beheizter Artek-Kompositboden sollen ganzjähriges Reisen ermöglichen. Bei Hitze sorgt die Nomadic X3 12V-Klimaanlage für Kühlung.

Die andere Seite: Was fehlt zum echten Reisemobil?

So durchdacht der US-Campingbus in manchen Details wirkt – beim Blick auf das Gesamtpaket zeigt sich: Der Apprentice ist kein vollwertiges Wohnmobil.

Keine Nasszelle, kein Badkomfort: Eine integrierte Dusche fehlt. Stattdessen gibt’s eine Außendusche mit Warm- und Kaltwasser – brauchbar bei Sonne, aber im Regen? Fehlanzeige. Auch eine Toilette sucht man vergeblich. Für viele Camper ein klarer Minuspunkt.

Wassertanks ohne Komfortlösung: Zwar bietet der Frischwassertank mit 35 Gallonen (rund 132 Liter) genügend Volumen, aber ein fest integrierter Grauwassertank fehlt. Abwasser wird manuell entsorgt – das ist umständlich und auf vielen Stellplätzen kaum praktikabel.

Küche mit Grenzen: Ein mobiler Induktionsherd ersetzt die klassische Küchenzeile. Gasherd, Backofen oder Dunstabzug sind nicht vorgesehen. Wer regelmäßig kocht, stößt hier schnell an die Grenzen. Auch der Platz ist begrenzt: Für eine vierköpfige Familie ist der Innenraum schlicht zu klein.

Schlafkomfort mit Kompromissen: Das Hauptbett besteht aus einem umbaubaren Sitzsystem mit 4,5-Zoll-Memory-Matratze auf Froli-Unterfederung. Gut durchdacht – aber kein Vergleich zu einem festen Heckbett mit Lattenrost wie in vielen Teilintegrierten.

Lifestyle statt Langzeitkomfort?

Benchmark setzt auf Markenwirkung: Le Creuset-Töpfe, Yeti-Becher, japanische Messer – alles klappert sicher verstaut. Das spricht die Vanlife-Zielgruppe an, ersetzt aber keine funktionale Verbesserung. Im Gegenteil: Während europäische Reisemobile mit Trennwänden, klappbaren Nasszellen oder klimagetrennten Bereichen punkten, bleibt der Apprentice ein stylisher Kompromiss.

Die Innenraumlösung ist auf Wochenendtrips ausgelegt, nicht auf lange Aufenthalte. Wer dauerhaft unterwegs ist, vermisst schnell Basics wie eine Innenraumdusche, ausreichend Stauraum oder Wetterschutz beim Kochen.