- Wie wichtig sind Assistenzsysteme?
- Überblick: Sensoren und Abkürzungen
- Alle Assistenzsysteme im Überblick
- Die Assistenzsysteme je nach Basisfahrzeug
- Fazit
Im Frühjahr 2019 haben EU-Kommission und-Parlament neue Anforderungen an die Sicherheitsausstattung von Kraftfahrzeugen beschlossen. Dieser Tage soll die Verordnung veröffentlicht und damit rechtskräftig werden. Darin ist vorgesehen, dass elektronische Sicherheitssysteme wie Notbrems- und Spurhalteassistent ab 2022 für neue Typgenehmigungen vorgeschrieben und ab 2024 für alle Neuzulassungen verbindlich werden sollen.
Gut möglich, dass Reisemobilen bei der Einführung dann noch eine "Schonfrist" von ein bis zwei Jahren eingeräumt wird. Aber eins ist klar: Die Systeme kommen. Die Basisfahrzeughersteller für Wohnmobile haben auch schon vorgearbeitet. Die gerade neu aufgelegte Modellgeneration zeichnet sich nicht nur durch die geforderten Euro-6d-Temp-Motoren, sondern auch durch eine umfangreichere Ausstattung mit Fahrassistenzsystemen (FAS) aus. In vielen Fällen sind die Systeme jedoch nicht serienmäßig an Bord, sondern schlagen mit teils empfindlichen Extrakosten zu Buche. Und mancher fragt sich: Muss ich das wirklich haben?
Ergebnisse der Unfallforschung

Die Relevanz für die Sicherheit lässt sich für die einzelnen Assistenzsysteme (FAS) am besten aus der Unfallforschung abschätzen. Nach einer Studie des ADAC könnten bis zu 28 Prozent aller Pkw-Unfälle durch die Einführung der von der EU geforderten Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA) bzw. der meist damit gekoppelten Abstandsregeltempomaten (ACC) vermieden oder zumindest in der Wirkung abgeschwächt werden.
Auch die Versicherer interessiert das Unfallvermeidungspotenzial der FAS. Eine Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) von 2011 favorisiert den Notbremsassistenten als System mit dem höchsten theoretischen Vermeidungspotenzial von bis zu 43 Prozent für die modernsten Systeme. Für den Spurhalteassistenten wird das Potenzial auf 4,4 Prozent, für den Überhol- bzw. Totwinkelwarner auf 1,2–1,4 Prozent und den Rückfahrassistenten auf 2,3 Prozent geschätzt. Eine andere Studie der GDV von 2017 versucht den Einfluss der FAS auf die Entwicklung der Schadenshöhen bis 2035 zu prognostizieren. Haftpflicht- und Kaskoschäden sollen um ca. 15 Prozent sinken. Zwar werden die Fallzahlen deutlicher zurückgehen, doch die Reparaturkosten pro Fall steigen, wegen der eingebauten Sensortechnik.
Welche Systeme sind wichtig?
An erster Stelle der geforderten Systeme steht der Notbremsassistent (AEBS), der, falls der Fahrer nicht rechtzeitig eingreift, eine automatische Bremsung einleitet. Diese Systeme gibt es in unterschiedlicher Ausprägung. Mit AEBS-Systemen der höchsten Stufe –mit Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung – könnten, nach einer Untersuchung des Versicherungsverbands GDV, gut 43 Prozent aller Pkw-Unfälle vermieden oder zumindest abgemildert werden.
Auch bei den aktuell bei Transportern am häufigsten verfügbaren Systemen der Stufe 3 mit City-Brake-Funktion liegt das Vermeidungspotenzial immer noch bei fast 20 Prozent. Aufgrund solcher Untersuchungen wird der Notbremsassistent als wichtigstes Sicherheitssystem neben Airbags und dem Schleuderschutz ESP eingestuft und kann jedem nur empfohlen werden.
Manche Assistenten dienen dagegen vor allem der Erhöhung des Komforts. Doch bei genauerer Betrachtung ist fast immer auch ein mehr oder weniger großer Sicherheitsaspekt mit von der Partie. Bestes Beispiel ist der Abstandsregeltempomat (ACC). Er sorgt in erster Line dafür, dass lange Autobahnstrecken bequem zu absolvieren sind, weil er das vorgewählteTempo automatisch einhält, hinter langsameren Fahrzeugen abbremst und bei freier Bahn wieder auf den gewünschten Wert beschleunigt.
Damit kann der ACC, bei passender Einstellung, gleichzeitig zwei der häufigsten Unfallursachen – überhöhte Geschwindigkeit und zu geringer Abstand – verhindern oder zumindest minimieren. In der EU-Verordnung wird zwar nur der Einbau sogenannter Intelligenter Geschwindigkeitsassistenten (ISA) gefordert, die den Fahrer unmissverständlich auf eine Überschreitung des Tempolimits aufmerksam machen. In der Praxis ist eine Kombination beider Systeme aber sinnvoll. Der neue Ford Transit bietet als erster 3,5-t-Transporter einen Abstandsregeltempomat mit gekoppelter Verkehrsschilderkennung, der Tempolimits automatisch einhält.
Die Verfügbarkeit der einzelnen Assistenzsysteme ist insgesamt noch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Was es für den Kastenwagen als Basis eines Campingbusses gibt, muss noch lange nicht für Fahrgestelle, auf denen Teilintegrierte oder Alkovenmobile aufgebaut sind, verfügbar sein . Noch rarer machen sich die Assistenzsysteme bei Integrierten (siehe unsere Liste weiter unten). Ohnehin bietet nicht jeder Basisfahrzeug-Hersteller einsogenanntes Windlauf-Fahrgestell – also ohne Blechfahrerhaus – an, und die eigenständige Frontgestaltung macht die Integration und Abstimmung der nötigen Sensoren zudem aufwendig und teuer.
Dabei wäre gerade bei diesem Reisemobiltyp besonders der Notbremsassistent sinnvoll. Denn die passive Sicherheit des Integrierten-Cockpits ist mutmaßlich weniger weit entwickelt als beim Original-Fahrerhaus. Denn Crashtests sind wegen der relativ kleinen Serien nicht vorgeschrieben.
Sensoren für Fahrassistenzsysteme
Gyro: Beschleunigungs- und Drehratensensoren erfassen die Bewegung des Fahrzeugs in allen drei Raumachsen und sind für das ESP unerlässlich. Das wiederum bildet die Grundlage vieler anderer Assistenzsysteme.
Infrarot: Die Abschwächung bzw. das Reflexionsverhalten von Lichtstrahlen wird genutzt, um Regen auf der Windschutzscheibe zu erkennen und den Scheibenwischer zu steuern. Dafür wird unsichtbares Infrarotlicht verwendet.

Kamera: Optische Kamerasysteme mit gekoppelter komplexer Bildverarbeitung werden für immer mehr Assistenzsysteme eingesetzt, etwa für die Spurhaltung, Verkehrszeichenerkennung sowie Notbremsassistenten mit Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung.
Lidar: Der Lidar ist ein dem Radar verwandtes System, das statt mit Radiowellen mit Laserstrahlen arbeitet. Es wird auch zur Abstandsmessung eingesetzt und kommt oft für Totwinkel- und Notbremsassistenten zum Einsatz.
Radar: Mit den Radiowellen eines Radarstrahls lassen sich auch Objekte in größerer Entfernung erfassen. Häufigster Einsatz: Abstandsregeltempomat.
Ultraschall: Mit Hilfe von Ultraschallwellen und deren Reflexionsverhalten lassen sich Gegenstände in der Umgebung detektieren. Diese Systeme funktionieren allerdings nur im Nahbereich. Typischer Einsatz: Parkwarner.
Die wichtigsten Abkürzungen im Überblick
- ABS: Antiblockiersystem
- ACC: Abstandsregeltempomat (Adaptive Cruise Control)
- AEBS: Notbremsassistent (Advanced Emergency Braking System)
- ASR: Antriebsschlupfregelung
- BAS: Bremsassistent (Brake Assist System)
- BSA: Totwinkelassistent (Blind Spot Assist)
- CWA: Seitenwindassistent (Cross Wind Assist bzw. Side Wind Assist)
- ESP: Elektronisches Stabilitätsprogramm
- HBA: Fernlichtassistent (High Beam Assist)
- HDC: Bergabfahrhilfe (Hill Descent Control)
- ISA: Intelligente Geschwindigkeitsregelung (Intelligent Speed Adaption)
- LDW: Spurverlassenswarner (Lane Departure Warning)
- LKA: Spurhalteassistent (Lane Keeping Assistant)
- MCB: Multikollisionsbremse (Multi Collision Brake)
- RCD: Rückfahrassistent (Rear Crosspath Detection)
- TPMS: Reifendruckkontrollsystem (Tyre Pressure Monitoring System)
- TSR: Verkehrszeichenerkennung (Trafic Sign Recognition)
Alle Assistenzsysteme im Überblick
Welche Assistenzsysteme gibt es? Wie funktionieren sie? Wie stark sind sie bereits an der Entwicklung zum autonomen Fahren beteiligt? Und wie viel Komfort und Sicherheit bringen sie? Ein Überblick.
1. Notbremsassistent
Unter diesem Oberbegriff werden Systeme mit ganz unterschiedlichem Entwicklungsstand und Funktionsumfang zusammengefasst. Bremsassistenten (BAS) der ersten Stufe erkennen anhand der Art, wie das Bremspedal getreten wird, dass offenbar eine Vollbremsung vorgenommen werden soll, und erhöhen die Bremskraft schnellstmöglich auf Maximalniveau. Dadurch können vor allem bei zögerlich bremsenden Fahrern wertvolle Meter Anhalteweg gespart werden.
Systeme ab Stufe zwei werden auch als aktive Notbremsassistenten bezeichnet, weil sie den Raum vor der Fahrzeugfront durch Sensoren überwachen und bei der Gefahr einer Kollision den Fahrer nicht nur warnen – meist optisch, akustisch und zudem durch kurzes Anbremsen –, sondern anschließend auch selbsttätig eine Notfallbremsung einleiten. Während der Warnphase kann der Fahrer noch jederzeit eingreifen, etwa durch Blinken, Lenken oder Gasgeben, und damit die Notfallbremsung verhindern. Je nach Auslegung des AEBS löst das System aber nur im mittleren und höheren Geschwindigkeitsbereich aus und bremst nicht bis zum Stillstand des Fahrzeugs herunter.

Diese Systeme sind vor allem für die Landstraße und Autobahn gedacht und detektieren in der Regel auch nur Objekte im Autoformat, die sich bewegen. Systeme der nächsten Stufe erkennen auch stehende Autos und bremsen zudem aus geringerem Tempo bis zum Stillstand ab. Solche Systeme werden auch als City-Brake bezeichnet, weil sie die typischen Auffahrunfälle im Stadtverkehr verhindern können. Bei diesen Unfällen kommt es zwar seltener zu gravierenden Personenschäden, aber aufgrund der Häufigkeit geht es insgesamt dennoch um beträchtliche Schadenssummen.
Die nächste Entwicklungsstufe schließt auch die Erkennung von querenden Fußgängern – und im weiteren Schritt von Radfahrern – mit ein. An der Erkennung von Fahrradfahrern, die sich parallel zur Fahrtrichtung des Fahrzeugs bewegen, wird momentan noch getüftelt. Die feinen Unterschiede bei der Definition der erfassbaren Objekte deuten schon darauf hin, dass die Systeme noch längst nicht in jeder Situation zuverlässig eingreifen. In der Beschreibung solcher AEBS ist dann etwa zu lesen, dass sich bewegende Fußgänger zwar erfasst, stehende aber ignoriert werden. Oder es heißt, stehende Hindernisse werden nur erkannt, wenn sich das eigene Fahrzeug im Bereich zwischen 5 und 100 km/h bewegt. Fährt man beispielsweise mit Tempo 120 auf ein stehendes Stauende auf, darf man bei solchen AEBS mit keiner Reaktion rechnen ...
Eine sinnvolle Zusatzfunktion solcher Notbremsassistenten ist schließlich noch die Multi-Kollisions-Bremse (MCB). Sie sorgt dafür, dass das Fahrzeug nach einem Erstaufprall an der Front – unter Auslösung der Airbags – automatisch abgebremst wird. So wird verhindert, dass sich das Fahrzeug unkontrolliert weiterbewegt und einen Folgeunfall auslöst, während der Fahrer bereits durch den Erstaufprall außer Gefecht gesetzt ist.
Sicherheit: +++
Komfort:
2. Abstandsregeltempomat
Tempomaten, die die vorgewählte Geschwindigkeit automatisch halten, sind lange bekannt und selbst in Transportern inzwischen sogar meist serienmäßig an Bord. Der Abstandsregeltempomat (ACC) geht aber deutlich über solche Hilfsmittel hinaus, denn er nutzt mindestens einen Sensor, um den Fahrweg vor dem Bug zu überwachen. Detektiert das System ein vorausfahrendes Fahrzeug mit geringerer Geschwindigkeit, passt es selbsttätig das eigene Tempo an und hält den Abstand aufrecht. Dieser Abstand zum Vordermann kann dabei meist nach dem persönlichen Sicherheitsempfinden in mehreren Schritten vorgewählt werden. Aktuelle Systeme regulieren die Geschwindigkeit nicht nur durch Gaswegnehmen, sondern können auch aktiv bremsen.
Sie arbeiten dabei Hand in Hand mit dem Notbremsassistenten. Anschließend beschleunigen sie wieder selbsttätig bis zur vorgewählten Geschwindigkeit. Solche ACC-Systeme sind vor allem bei zähfließendem Verkehr sehr angenehm. Kommt das Fahrzeug dabei vollständig zum Stillstand, ist – aus Sicherheitsgründen – meist ein kleiner Tipp aufs Gaspedal nötig, damit das Fahrzeug wieder anfährt und beschleunigt.
Bei Pkw schon häufiger, unter den Transportern bislang nur im neuen Ford Transit zu haben ist die nächste Ausbaustufe, die Kopplung mit einer kamerabasierten Verkehrszeichenerkennung und den über das Navigationsgerät verfügbaren Angaben zu Tempolimits. So kann das System automatisch permanente, aber auch variable Geschwindigkeitsbegrenzungen beachten, beispielsweise die, die nur bei Nässe oder zu bestimmten Uhrzeiten gelten.
Solche Systeme erfüllen dann auch die künftige Anforderung nach einem Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA). Die Kopplung mit dem Navigationsgerät birgt aber noch weitere Möglichkeiten, nämlich die automatische Anpassung an den Streckenverlauf. So könnte der Tempomat vor Kurven automatisch die Geschwindigkeit reduzieren oder vor Steigungen rechtzeitig zurückschalten – was beispielsweise in Lkw schon genutzt wird. Natürlich funktioniert dies nur, wenn ein Automatikgetriebe an Bord ist. Das empfiehlt sich aber ohnehin als Sparringspartner für das ACC, weil nur dann der volle Funktionsumfang und Komfortvorteil genutzt werden kann.
Ein moderner Abstandsregeltempomat steigert aber nicht nur den Fahrkomfort beträchtlich, sondern erhöht – richtig eingesetzt – auch die Sicherheit, weil er nicht nur vor überhöhter Geschwindigkeit schützen kann, sondern gleichzeitig auch vor zu geringem Sicherheitsabstand.
Sicherheit: ++
Komfort: +++
3. Seitenwindassistent

Je größer die Angriffsfläche, desto stärker beeinflusst plötzlich auftretender Seitenwind das Fahrverhalten eines Fahrzeugs. Hohe Reisemobile mit langem Hecküberhang sind davon besonders betroffen auf Brücken und in Waldschneisen. Aufgrund des Aktivitätsmusters der Querbeschleunigungs- und Drehratensensoren des ESP-Systems kann die Steuerungseinheit solche Situationen erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten. In der Regel wird durch gezielte Bremseingriffe an den Rädern der windzugewandten Seite das Fahrzeug auf Kurs gehalten. Übrigens erfolgt auch bei Fahrzeugen mit elektromechanischer Lenkung das Gegensteuern meist trotzdem über die Bremsanlage, da diese Form des Eingriffs schneller reagiert. Damit kann der seitliche Versatz des Fahrzeugs so klein wie möglich gehalten werden, was für die Vermeidung einer Kollision mit einem Fahrzeug auf der Parallelfahrspur entscheidend ist.
Wie stark ein Fahrzeug auf Seitenwind reagiert, hängt aber auch von der Auslegung des Fahrwerks und der Lenkung ab. Eine direkte Lenkung gepaart mit einer satten Straßenlage lässt geübte Fahrer auch ohne Assistent ganz gut mit Seitenwind zurechtkommen. Insgesamt stellt der Assistent aber auf jeden Fall ein Sicherheitsplus dar.
Sicherheit: ++
Komfort:
4. Verkehrszeichenassistent
Wie schnell hat man ein Verkehrsschild übersehen angesichts des ganzen Schilderwalds am Rande deutscher Straßen. Da kann ein elektronisches Erkennungssystem sicher nicht schaden, das zumindest die wichtigsten Zeichen registriert und im Kombiinstrument anzeigt – und damit nicht nur den ein oder anderen Strafzettel vermeiden hilft.
Klar können das auch moderne Navigationssysteme ein Stück weit leisten, doch die Daten sind oftmals nicht aktuell genug. Vor allem temporäre Tempolimits an Baustellen oder Ähnlichem sind dem Navi meist unbekannt. Insbesondere im Zusammenhang mit der EU-Forderung nach einem serienmäßigen Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA) wird die Verkehrszeichenerkennung zunehmend wichtig – und in Kombination mit einem Abstandsregeltempomat besonders sinnvoll.
Allerdings sind auch diese Systeme nicht vor Fehleinschätzungen gefeit, etwa wenn viele Schilder verschiedener Fahrbahnen eng beieinander stehen oder wenn Aufkleber oder Schnee auf den Schildern das Erkennen erschweren.
Sicherheit: ++
Komfort: +
5. Totelwinkelassistent
Totwinkelwarner, auch Überholassistent genannt, warnen vor sich bewegenden Objekten in den Bereichen, die via Außenspiegel nicht einsehbar sind. Typischer Fall ist der Spurwechsel, sei es bei einem Überholvorgang oder bei mehrspurigem Verkehr in der Stadt. Dazu detektieren Sensoren an den hinteren Kotflügeln die Nebenfahrbahn und zeigen meist durch Lichtzeichen am Außenspiegel an, wenn ein anderes Fahrzeug im betreffenden Bereich fährt.

Aktiviert der Fahrer den Blinker auf dieser Seite, intensiviert sich das Signal durch Blinken oder eine zusätzliche akustische Warnung. Dies soll den Fahrer davon abhalten, die Fahrspur trotz des erkannten Hindernisses zu wechseln. Damit verhindert der Totwinkelwarner einerseits Unfälle, sorgt aber auch für etwas mehr Bequemlichkeit: Wenn der Assistent bereits ein Gefahrenpotenzial anzeigt, kann man sich das Kopfdrehen sparen und muss warten, bis die Nebenbahn wieder frei ist. Dann sollte man jedoch auf den zusätzlichen Schulterblick sicherheitshalber nicht verzichten.
Da der Totwinkelwarner auf seine Sensoren seitlich am Fahrzeugheck angewiesen ist, wird er meist nicht für aufgebaute Reisemobile angeboten, sondern ausschließlich für Campingbusse mit der Original-Kastenwagen-Karosserie.
Sicherheit: ++
Komfort: +
6. Spurhalteassistent
Totwinkelwarner und Spurhalteassistent sind zwei Systeme, die am besten Hand in Hand gehen. Während das eine System die Nachbarspuren überwacht, bemüht sich der kamerabasierte Spurhalter, das Fahrzeug auf der gewählten Fahrbahn zu halten. Grundsätzlich gibt es dabei zwei Ausbaustufen. Spurverlassenswarner (LDW) wie etwa beim Fiat Ducato machen dem Fahrer durch akustische, optische oder mechanische Signale deutlich, dass das Fahrzeug gerade dabei ist, die seitlichen Fahrbahnmarkierungen zu überfahren. Während der Fahrer an dieser Stelle dann selbst eingreifen muss – durch Zurücklenken –, übernimmt dies beim Spurhalteassistenten (LKA) das Fahrzeug selbst. Modelle mit elektromechanischer Servolenkung wie etwa der VW Crafter steuern dann am Lenkrad gegen und können das Fahrzeug tatsächlich ein Stück weit autonom auch durch sanfte Kurven führen. Nach rund zehn Sekunden meldet sich dann aber das System und fordert den Fahrer auf, das Steuer wieder zu übernehmen.
Modelle mit hydraulischer Servolenkung müssen die steuernde Wirkung dagegen durch gezielte Bremseingriffe – ähnlich wie beim Seitenwindassistenten – realisieren. Diese Technik nutzt der Mercedes Sprinter. Das führt allerdings zu deutlich ruppigeren Manövern mit oft spürbarem Geschwindigkeitsverlust, was Fahrer verärgern und zum Abschalten des Systems veranlassen kann. Wie andere kamerabasierte Systeme ist der Spurhalteassistent für Integrierte praktisch nicht verfügbar.
Sicherheit: ++
Komfort: +
7. Lichtassistent

Lichtautomatiken, die bei Einbruch der Dunkelheit oder in Tunneln selbsttätig das Abblendlicht einschalten, sind inzwischen weit verbreitet und erhöhen die Sicherheit und den Komfort. Einen Schritt weiter gehen moderne Fernlichtassistenten (HBA), die das Fernlicht automatisch auf- und abblenden. In der Regel arbeiten diese Systeme erst ab einer Geschwindigkeit von 40–60 km/h. Ein Kamerasystem überwacht dabei den Verkehr auf der Straße vor dem Fahrzeug. Auf freier Bahn wird das Fernlicht aktiviert. Sobald die Scheinwerfer eines entgegenkommenden oder die Rücklichter eines vorausfahrenden Fahrzeugs erkannt werden, blendet der Assistent automatisch ab.
Zwar lassen sich diese Systeme auch mal durch andere Scheinwerfer – etwa Flutlichter eines Sportplatzes – irritieren, dennoch funktionieren sie recht zuverlässig und verhindern vor allem, dass entgegenkommende Fahrer versehentlich geblendet werden.
Besonders wichtig sind Fernlichtassistenten im Zusammenspiel mit modernen LED-Hauptscheinwerfern, die mit deutlich mehr Licht auf der Straße einerseits die Sicherheit bei Nachtfahrten erhöhen, andererseits aber auch den Gegenverkehr um so mehr blenden können. Bei Integrierten sind Fernlichtassistenten bislang leider nicht verfügbar.
Sicherheit: +
Komfort: +
8. Parkassistent

Parken ist für manche ein Graus, zumal mit einem großen Fahrzeug wie einem Reisemobil, das die meisten nur gelegentlich bewegen. Neben Parkwarnern, die per Ultraschall die Umgebung abtasten und meist durch Piepsen vor Hindernissen warnen, sind vor allem Rückfahrkameras ein probates und bei Reisemobilen bereits verbreitetes Mittel zur Vermeidung von Parkschäden. Noch weiter gehen 360-Grad-Kameras, die nicht nur die Umgebung hinter dem Fahrzeug darstellen, sondern rundum. Solche Systeme sind auch für Reisemobile verfügbar – zumindest als Nachrüstung –, sind allerdings nicht ganz billig.
Halbautomatisches Parken, teils sogar mit Anhänger, ermöglichen Parkassistenten. Die tasten die Parklücke im Vorbeifahren ab und lenken dann das Fahrzeug automatisch hinein, während der Fahrer nur nach Anweisung Gas geben und bremsen muss. Solche Systeme sind bislang aber nur für Kastenwagen verfügbar.
Sicherheit: +
Komfort: ++
9. Rückfahrassistent
Beim Ausparken und anderen Rangiermanövern kann es immer wieder vorkommen, dass man auf die Straße zurückstoßen muss. Je nach baulicher Situation und Fahrzeuglänge hat der Fahrer dabei wenig Sicht auf den herannahenden Querverkehr. Eine Rückfahrkamera kann dabei oft nur bedingt helfen, weil der abgebildete Blickwinkel lediglich den Nahbereich direkt hinter dem Fahrzeug zeigt. Rückfahrassistenten erfassen durch Radarsensoren in den hinteren Stoßfängern ein größeres Areal gerade auch seitlich hinter dem Fahrzeug und warnen vor herannahenden Fahrzeugen.
Da diese Systeme bislang aber nur für Kastenwagen angeboten werden, sollte man bei aufgebauten Reisemobilen in solchen Situationen auch weiterhin die Dienste eines Einweisers in Anspruch nehmen.
Sicherheit: ++
Komfort: +
10. Müdigkeitsassistent
Wer lange, monotone Strecken hinter sich bringen möchte, kämpft früher oder später mit der Müdigkeit. Nach ein paar Stunden sinkt die Aufmerksamkeit auch beim besten Fahrer ab und die Reaktionszeit verlängert sich. Wer nicht selbst rechtzeitig eine Pause einlegt, wird von einem Müdigkeitsassistenten dazu aufgefordert. Neben der reinen Fahrtdauer achtet das System vor allem auch auf kleine ruckartige Bewegungen am Lenkrad, die ein Anzeichen für den sogenannten Sekundenschlaf sind. Teils werden auch noch andere Signale wie die Blinkerbetätigung und Pedalbewegungen sowie die Auswertung des Spurhalteassistenten mit einbezogen. Die Überwachung der Augenbewegungen per Kamera, wie sie manche Systeme anfangs nutzten, hat sich nicht durchgesetzt. Ob der Fahrer am Ende auf die Warnungen reagiert, bleibt ihm überlassen.
Sicherheit: +
Komfort:
11. Bergan-/-abfahrhilfe
Das Anfahren am Berg ist bei Fahrzeugen mit Schaltgetriebe nicht immer einfach und kann in kniffligen Situationen auch mal zu kleinen Remplern führen. Besonders im Zusammenspiel mit den immer häufiger angebotenen elektrischen Feststellbremsen sind Berganfahrhilfen sehr sinnvoll. Denn die an sich bequemen elektrischen Feststellbremsen haben den Nachteil, dass sie nicht so feinfühlig gelöst werden können wie eine Handbremse. Dann hilft es, wenn das Fahrzeug am Berg automatisch für etwa eine Sekunde am Wegrollen gehindert wird. Die Bergabfahrhilfe dagegen ist ein elektronisches System, das besonders auf matschigem, losem Untergrund dafür sorgt, dass das Fahrzeug nicht schneller wird und ins Rutschen gerät.
Sicherheit: +
Komfort: ++
12. Regenassistent

Eine gute Sicht ist für das sichere Lenken eines Fahrzeugs mitentscheidend. Das gilt natürlich auch bei Regenwetter. Ein Sensor an der Frontscheibe kann erkennen, ob Regentropfen darauf fallen oder nicht. Je nach Intensität des Regens wird der Scheibenwischer dann auf schnelleres oder langsameres Tempo oder auch nur auf Intervall gestellt.
Damit kann der Fahrer entlastet werden und sich ganz auf das Verkehrsgeschehen auf der Straße konzentrieren. Die Erfahrung mit solchen Systemen zeigt allerdings auch, dass die Regenassistenten den Scheibenwischer nicht immer so steuern, wie es der Fahrer für nötig und wünschenwert hält. Deshalb werden häufig trotzdem noch nachsteuernde Eingriffe nötig. So werden die Systeme in der Praxis oft nur ergänzend genutzt. Wegen des nötigen Sensors an der Frontscheibe sind die Regenassistenten bei integrierten Reisemobilen kaum verbreitet.
Sicherheit: +
Komfort: ++
13. Reifendruckassistent
Der richtige Reifendruck spielt gleich in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle. Er beeinflusst nicht nur den Bremsweg, sondern wirkt sich auch auf den Verbrauch aus und ist vor allem für die Tragfähigkeit des Reifens und damit die Zuladung entscheidend. In den meisten Fahrzeugklassen sind Reifendruckkontrollsysteme (TPMS) inzwischen vorgeschrieben, nicht jedoch bei Reisemobilen. Sie verhindern, dass ein schleichender oder plötzlicher Druckverlust unbemerkt bleibt, und beugen so auch nachfolgenden Reifenschäden vor. Zur Druckmessung sind in der Regel innen an den Felgen Sensoren angebracht, die ihre Werte an den Überwachungsmonitor im Cockpit übertragen. Manche Systeme können sogar bis zu sechs Reifen überwachen. Es gibt auch nachrüstbare Reifendruckkontrollgeräte.
Sicherheit: ++
Komfort: +
Verfügbarkeit und Arbeitsweise der Assistenzsysteme
Welches Basisfahrzeug hat welche Assistenzsysteme im Angebot? Ein genauer Überblick über die Systeme, die dafür geeigneten Fahrzeuge sowie die Form der Anzeige und des Eingriffs.
Fiat Ducato/Citroën Jumper/Peugeot Boxer
Die Fahrassistenzsysteme für den Fiat Ducato, den Citroën Jumper und den Peugeot Boxer nach Fahrzeugart im Überblick.

Nur für Campingbusse
- Rückfahrassistent: optische und akustische Anzeige
Für Campingbusse, Alkoven und Teilintegrierte
- Spurhalteassistent: optische und mechanische Anzeige
- Notbremsassistent: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Fernlichtassistent: optische Anzeige
- Scheibenwischerassistent
- Verkehrszeichenerkennung: optische Anzeige
Für Campingbusse, Alkoven, Teilintegrierte und Integrierte
- Reifendruckassistent: optische Anzeige
- Berganfahrhilfe: Eingriff durch Bremse
- Bergabfahrhilfe: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
Ford Transit
Die Fahrassistenzsysteme für den Ford Transit nach Fahrzeugart im Überblick.

Nur für Campingbusse
- Totwinkelassistent: optische Anzeige
- Einparkassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Lenkung
- Rückfahrassistent: optische und akustische Anzeige
- 360-Grad-Kamera: optische Anzeige
Für Campingbusse, Alkoven und Teilintegrierte
- Spurhalteassistent: mechanische Anzeige, Eingriff durch Lenkung
- Seitenwindassistent: Eingriff durch Bremse
- Notbremsassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Abstandsregeltempomat: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Fernlichtassistent: optische Anzeige
- Scheibenwischerassistent
- Verkehrszeichenerkennung: optische Anzeige
- Reifendruckassistent: optische Anzeige
- Müdigkeitsassistent: optische und akustische Anzeige
- Berganfahrhilfe: Eingriff durch Bremse
Iveco Daily
Die Fahrassistenzsysteme für den Iveco Daily nach Fahrzeugart im Überblick.

Nur für Campingbusse
- Einparkassistent: optische Anzeige, Eingriff durch Lenkung
Für Campingbusse, Alkoven und Teilintegrierte
- LED-Hauptscheinwerfer
Für Campingbusse, Alkoven, Teilintegrierte und Integrierte
- Spurhalteassistent: optische Anzeige, Eingriff durch Lenkung
- Seitenwindassistent: optische Anziege, Eingriff durch Bremse
- Notbremsassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Abstandsregeltempomat: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse/Retarder
- Fernlichtassistent: optische Anzeige
- Scheibenwischerassistent
- Reifendruckassistent: optische Anzeige
- Elektrische Parkbremse: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Berganfahrhilfe: Eingriff durch Bremse
- Bergabfahrhilfe: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
Mercedes Sprinter

Die Fahrassistenzsysteme für den Mercedes Sprinter nach Fahrzeugart im Überblick.
Nur für Campingbusse
- Totwinkelassistent: optische Anzeige
- Rückfahrassistent: optische und akustische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- 360-Grad-Kamera: optische Anzeige
Für Campingbusse, Alkoven und Teilintegrierte
- Spurhalteassistent: mechanische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Fernlichtassistent: optische Anzeige
- LED-Hauptscheinwerfer
- Scheibenwischerassistent
- Verkehrszeichenerkennung: optische Anzeige
Für Campingbusse, Alkoven, Teilintegrierte und Integrierte
- Seitenwindassistent: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Notbremsassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Abstandsregeltempomat: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Reifendruckassistent: akustische und optische Anzeige
- Elektrische Parkbremse: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Müdigkeitsassistent: optische und akustische Anzeige
- Berganfahrhilfe: Eingriff durch Bremse
- Bergabfahrhilfe: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
Renault Master
Die Fahrassistenzsysteme für den Renault Master nach Fahrzeugart im Überblick.

Nur für Campingbusse
- Totwinkelassistent: optische Anzeige
- Rückfahrassistent: optische Anzeige
Für Campingbusse, Alkoven und Teilintegrierte
- Spurhalteassistent: optische und akustische Anzeige
- Seitenwindassistent: Eingriff durch Bremse
- Notbremsassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Fernlichtassistent: optische Anzeige
- Scheibenwischerassistent
- Reifendruckassistent: optische Anzeige
- Berganfahrhilfe: Eingriff durch Bremse
VW Crafter/MAN TGE
Die Fahrassistenzsysteme für den VW Crafter/MAN TGE nach Fahrzeugart im Überblick.

Nur für Campingbusse
- Seitenwindassistent: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Totwinkelassistent: optische Anzeige
- Einparkassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Lenkung
- Einparkassistent mit Anhänger: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Lenkung
- Rückfahrassistent: optische und akustische Anzeige, Eingriff durch Bremse
Für Campingbusse, Alkoven und Teilintegrierte
- Spurhalteassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Lenkung
- Notbremsassistent: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Abstandsregeltempomat: akustische und optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
- Fernlichtassistent: optische Anzeige
- LED-Hauptscheinwerfer
- Scheibenwischerassistent
- Verkehrszeichenerkennung: optische Anzeige
- Reifendruckassistent: optische Anzeige
- Müdigkeitsassistent: optische und akustische Anzeige
- Berganfahrhilfe: Eingriff durch Bremse
- Bergabfahrhilfe: optische Anzeige, Eingriff durch Bremse
Fazit
Wer am Ende befürchtet – oder hofft –, durch die ganzen Assistenzsysteme als Fahrer bald überflüssig zu werden, dem sei gesagt: Bis zum autonomen Fahren fehlt noch ein gutes Stück. Es gibt noch genügend Situationen, die die Systeme falsch einschätzen, darum sollten sie bis auf weiteres immer auch abschaltbar sein.