Es begab sich nachts, in einem langen, tiefen Tal. Es war spät und dunkel. Wir hatten an einem Restaurant gestoppt und mittelmäßig gute Käsespätzle gegessen. Die Straße schlängelte sich Richtung Stausee, der dieses Tal abschließt. Ein Ausflugsziel für FlachlandtirolerInnen, die mit der Gondel hochfahren und dann flanieren, und ein Ausflugsziel für ambitionierte Bergfreunde, die von da aus in hohe Höhen steigen.
Die Nacht war sternenklar. Rechts kam ein Parkplatz, auf dem drei oder vier Camper standen. Ein T3 Joker und ein moderner Kastenwagen und noch was in Weiß. Wir stellten unseren Bulli dazu. Alles war friedlich. Wir schliefen und wachten auf und der Bach nebenan plätscherte. Eine Hand des frischen Bergstroms ins Gesicht geschwappt und die Camperidylle war perfekt. So war es halt dann.
Immer häufiger gibt's Campingverbote
In der Woche drauf unterhielt ich mich mit einem Mann, der 20 Jahre lang Bullis ausbaute. Und zwar darüber, dass es immer mehr CamperInnen gebe und dass das uns "echten" CamperInnen, wie er sich ausdrückte, noch auf die Füße fallen würde. Er meinte, wenn solche Parkplätze wie der oben beschriebene immer öfter mit einem Campingverbot belegt werden würden, wäre das unglaublich schade, weil es ja genau um das Erleben der Freiheit in der Natur gehe.
Nicht immer und zwingend hinter Schranken also, in abgesperrten Stell- oder Campingplätzen. Das hat ja alles seine Berechtigung, aber das freie Stehen – auch da, wo kein ausgewiesener Übernachtungsplatz ist – sollte weiterhin geduldet werden. Die Regionen und ihre Entscheider sollten Kulanz walten lassen. Denn es würde viel verloren gehen. Ich will nicht immer erst an eine Anmeldung, an einen Parkscheinautomaten, in eine Parzelle. Ich will manchmal rechts ranfahren und die Welt genießen. Die Ruhe haben, die Erholung schafft. Die Natur in mich aufsaugen. Und am nächsten Morgen dann weiter. Natürlich ohne Taschentücher im Wald zu hinterlassen. Oder Mülltüten neben überfüllte Abfalleimer zu legen.
Wildcamping als Tourismusfaktor
Geld gebe ich dann, was ja für die Region wichtig ist, auf der Hütte aus, wenn ich die Bergsteigerspaghetti bestelle, genieße und bezahle. Das ist der Deal, den ich allen denen vorschlage, die seit einiger Zeit, und durch Corona teils befeuert, mit dem Campingboom umgehen müssen: Handelt besonnen. Manches muss sich einpendeln mit den neuen CamperInnen, aber nehmt uns nicht die letzten Plätze weg. Die Kulanz mit uns wird sich auf Dauer bezahlt machen.
Es ist wie mit den MotorradfahrerInnen. Die waren in den Alpen lange nicht gern gesehen, wenn sie abends, in Leder, ins Hotel stolperten. Heute wissen die GastgeberInnen: Die MotorradfahrerInnen von heute wollen Wellness, gutes Essen und sie bezahlen das gern.
Es gibt sicher schwarze Schafe unter uns CamperInnen, aber die sind nach meiner Beobachtung in der Minderheit und durch Übernachtungsverbote allein lassen sie sich gewiss nicht regulieren. Der Weg in Südtirol, wo Stellplätze von der Schließung bedroht sind, weil sie die unsinnigen Regularien der Gastgewerbeverordnung nicht erfüllen können, führt in eine Sackgasse. Schafft lieber (ihr TouristikerInnen) mehr Übernachtungsplätze, die so unwiderstehlich schön sind, dass wir gerne dafür bezahlen. Und lasst uns ein paar schöne, einsame Flecken, um ab und an mal frei zu stehen.