Selbstausbau Fiat Ducato
Im DIY-Campervan leben und arbeiten

Viele träumen vom Arbeiten, wo und wann man will. Doch wo gibt es das passende Wohnmobil dafür? Ivo Potthast hat sich einfach eins gebaut.

Selbstausbau von Ivo Potthast
Foto: Ivo Potthast

Kann man im Campingbus leben und arbeiten? Den Wunsch, flexibler arbeiten zu können, hat Ivo Potthast schon länger. Dabei ist Homeoffice für den selbstständig Tätigen ohnehin normal. Irgendwann aber fragt sich Ivo Potthast: "Warum sitze ich immer nur zu Hause? Ich brauche ein mobiles Büro."

Und so reift der Wunsch nach einem Campervan als Basis, mit dem er einfach losfahren kann. Mit einem Fiat Ducato hat er sich einen solchen Campingbus selbst ausgebaut.

Grundlage für den Selbstausbau

Acht Stunden tägliche Arbeit, fünf Tage die Woche, sind nicht so die Sache des Aacheners. Als junger Mann studiert er auf Bauingenieur und hat dabei bereits eine Schreiner-Ausbildung in der Tasche. "Ich bin mit Leib und Seele Techniker und es macht mir Spaß, Dinge zu entwickeln." Sein handwerkliches und konzeptionelles Können ist auch die Basis seines Unternehmens.

Seit den 1990er Jahren verkauft er Produkte aus Holz. Damals entwickelt der Ingenieur ein modulares Laufgitter-System für Kleinkinder. Die Vermarktung macht er von zu Hause aus. In Potthast wächst die Vorstellung, solch administrative Arbeiten auch von anderswo erledigen zu können.

Selbstausbau von Ivo Potthast
Ivo Potthast
Mit 6,36 Meter Länge und 2,76 Meter Höhe bietet der Fiat Ducato reichlich Ausbauvolumen.

Basisfahrzeug Fiat Ducato

Das ist der Startschuss für das Projekt rollendes Büro. Er begibt sich auf die Suche nach einem passenden Fahrzeug und findet in Bayern einen Fiat Ducato. Noch ehe in der Pandemie eine Vielzahl von Menschen auf die Idee kommt, einen Kastenwagen auszubauen, hat Potthast den Ducato schon eingetütet. 27.000 Euro, Baujahr 2020, 140 PS, EU-Import.

Im Internet informiert er sich über Materialien für den Innenausbau seines Kastenwagens und macht sich schlau über Bordtechnik und Möbelbau. Fragt man ihn heute, sagt er, er habe den Kastenwagenausbau unterschätzt. Er sagt: "Ein Haus zu bauen, ist einfacher."

Noch im ersten Corona-Sommer holt Potthast seinen Ducato ab und beginnt ihn auszubauen. "Ich wollte unbedingt einen vollwertigen Arbeitsplatz mit einem richtigen Schreibtisch. Und ein solides Bad sollte auch an Bord sein, damit ich über eine längere Zeit im Fahrzeug wohnen kann," erzählt Potthast.

Acht Monate Bauzeit

Selbstausbau von Ivo Potthast
Ivo Potthast
Ohne Werkstatt ist so ein Selbstausbau kaum zu machen.

Einen passenden Platz, um den Kastenwagen auszubauen, hat der Aachener allerdings nicht – aber einen Bruder, der eine Autostunde entfernt in der Eifel wohnt und ihm seine große Halle dafür überlässt. So fährt der Bauingenieur alle zwei, drei Tage zum Bruder, um dort zu schrauben — und zu fräsen. Er kauft sich eine Oberfräse und baut sich seinen eigenen Frästisch dafür.

Im Juni 2021 ereilt allerdings auch ihn das verheerende Hochwasser – Potthasts Wohnung ist unbewohnbar. Kurzerhand schlägt er sein Lager einfach vor der Halle auf, wohnt nun vorübergehend im Wohnmobil seines Bruders. Acht Monate geht das so – Motivation zum Fertigstellen des eigenen Campers. Bei der Planung hilft dem Rheinländer die Erfahrung im Umgang mit CAD-Software. So hat er später einen genauen Überblick über das verbrauchte Material und die Zahl eingebauter Teile.

Herausforderung Wasserinstallation

Schwieriger als zunächst angenommen ist die Installation der Abwassertanks, die einfach nicht unter das Fahrzeug passen wollen. Die Möbel ordnet er wie bei vielen Campingbus-Grundrissen an: Die Küche kommt an die Schiebetür. Dort reicht eine Fünf-Kilo-Gasflasche zum Kochen. Zum Heizen setzt der Bauingenieur auf eine Dieselheizung und einen Durchlauferhitzer. "So muss man nicht vorheizen", freut sich Potthast.

Gegenüber liegt das Bad, das der Ingenieur mit einer Trockentrenntoilette ausstattet. Geschlafen wird hinten in einem Hubbett. Die Matratze liegt auf einem grobgelochten Brett – zur Unterlüftung und als Designelement. Mit je zwei seitlichen Polstern ergibt sich eine Liegefläche von 1,84 mal 1,60 Meter. Dank des großen Dachfensters hat man freie Sicht in den Nachthimmel. Unter dem Bett, quer im Heck steht der Schreibtisch. Bei geöffneten Hecktüren kann Potthast über den Bildschirm hinweg ins Freie schauen – am besten mitten in die Natur.

Selbstausbau von Ivo Potthast
Ivo Potthast
Abdeckplatte hoch, Schreibtisch bereit – die Arbeit kann beginnen. Zum Schlafen wird das Hubbett abgesenkt, Zusatzpolster verbreitern noch.

Möbel aus Pappelsperrholz

Für die Möbel verwendet er Pappelsperrholz. Für die Holzrahmen zur Versteifung der Möbel und bei der Unterlattung der Decke kommt Fichte zum Einsatz. Die Deckenpaneele selbst, der Esstisch – der sich aus dem Schreibtisch ausziehen lässt – und die Küchenarbeitsplatte haben Oberflächen aus gebeiztem Nussbaumfurnier.

Um das Furnier anzupressen, bedient sich Potthast des Sieben-Tonnen-Baggers seines Bruders. Nach ein paar Stunden hat die ungewöhnliche Presse die Arbeit erledigt.

Selbstausbau von Ivo Potthast
Ivo Potthast
Für ein so umfangreiches Projekt ist neben ausreichend Platz auch eine gut bestückte Werkstatt nötig – und genug Licht, wenn es mal spät wird.

Durch die Tür ins Fahrerhaus

Typisch Lieferwagen, schottet eine Trennwand, das Fahrerhaus des Ducato vom Ausbau ab. Potthast kam die Abtrennung ganz gelegen, deshalb hat er sie auch nicht entfernt, sondern eine Tür als Durchstiegsmöglichkeit eingebaut.

Zum Wunsch nach Flexibilität gehört auch Autarkie. Mindestens eine Woche kann Potthast freistehen, dafür sorgen Lithium-Batterien mit 400 Ah Kapazität und Solarpaneele, die bis zu 460 Watt einspeisen. Sie wollen auch Solarenergie nutzen? Solarpaneele im Test finden Sie hier.

Kosten des Ducato-Ausbaus

Insgesamt fließen 20.000 Euro und geschätzte 1.500 Arbeitsstunden in den Ausbau – plus ein paar hundert für die Planung. An Material werden rund 100 Quadratmeter Pappelsperrholz, 3.000 Schrauben und fünf Liter Weißleim verbraucht. Es hat sich gelohnt.

In unserer Serie DIY-Selbstausbau haben wir unseren Kollegen Fabian Drechsler bei seinem speziellen Selbstausbau begleitet. Hier finden Sie Teil 1 der Selbstausbau-Serie.

Fazit

Für ungefähr 47.000 Euro hat sich Ivo Potthast einen großen Fiat Ducato ausgebaut. Mit allem, was man sich von einem mobilen Arbeits-Campingbus wünschen kann. Platz für einen Schreibtisch, Solarpaneele, Bad, Heizung und Co. sind an Bord.

Noch ein schicker Selbstausbau: Der VW Crafter namens Grulli.

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Erscheinungsdatum 03.05.2023

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