Alko-Chassis: Ist der Automatikzwang für Ducato-Wohnmobile eine versteckte Preiserhöhung?

Alko-Chassis für Wohnmobile
Automatikzwang für die Camperversion des Ducato

ArtikeldatumVeröffentlicht am 09.08.2025
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Alko-Werk in Ettenbeuren
Foto: Andre Becker Photography

Das Alko Motor Chassis (AMC) ist es allem bei oberklassigen Wohnmobil eine verbreitete Fahrgestellvariante und damit mehr oder weniger Gold-Standard. Der wird in Zukunft deutlich teurer und schwerer. Bei Teilintegrierten, Integrierten und Alkoven, die auf dem Fiat Ducato basieren und mit dem Alko-Tiefrahmen ausgestattet sind, muss inzwischen zwingend das Automatikgetriebe dazugebucht werden. Oder besser gesagt: Die Kunden haben gar nicht mehr die Wahl. Das 6-Gang-Schaltgetriebe ist für solche Modelle nicht mehr verfügbar.

Höhere Preise, mehr Gewicht

Dabei unterscheidet Stellantis/Fiat zwischen Fahrgestellen für Reisemobile und solchen für Nutzfahrzeuge. Triebköpfe für Reisemobile werden zur Nachrüstung des AMC an Alko ausschließlich mit der 8-Gang-Wandlerautomatik geliefert, Nutzfahrzeuge gibt es dagegen nach wie vor mit Schaltgetriebe. Technische Gründe für diese Zwangsoption liegen demnach nicht vor.

Der übliche Aufpreis für die Automatik beträgt – bei Modellen, bei denen Campende die Wahl hab – um 3400 bis 3700 Euro. Diese Summe ist bei Reisemobilen auf Fiat Ducato mit Alko-Chassis also bereits im zwangsläufig höheren Grundpreis eingerechnet. Nicht unwesentlich ist das Mehrgewicht des Automatikgetriebes, das Hersteller mit 35 bis 60 Kilo angeben – je nach Konfiguration an. Damit wiegt die Zwangsoption das Mindergewicht des AMC zum Teil wieder auf. An eine bestimmte Motorisierung ist die Automatik-Option nicht gebunden. Nach wie vor haben Kunden die Wahl zwischen dem 140- und dem 180-PS-Motor.

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Ingolf Pompe

Für Wohnmobile auf Basis des Mercedes Sprinter gilt die Zwangsoption im Übrigen nicht. Sprinter-Triebköpfe sind weiterhin sowohl mit Schaltgetriebe als auch mit Automatik erhältlich.

Das spricht gegen eine versteckte Preiserhöhung

Ist der Automatik-Zwang also eine versteckte Preiserhöhung? Klar, die Automatik verteuert den Kaufpreis eines Reisemobils eindeutig. Allerdings ist der Anteil der Kunden, die sich für ein Automatikgetriebe entscheiden, generell hoch. Reisemobile mit Alko-Chassis sind üblicherweise im eher hochpreisigen Segment positioniert, und in diesem Bereich liegt die Automatik-Quote bei annähernd 100 Prozent. Auch Käufer von Mittelklasse-Reisemobilen bevorzugen den höheren Fahrkomfort. Kunden, die ein preisgünstigeres Fahrzeug wählen, entscheiden sich logischerweise öfter dafür, beim Schaltgetriebe zu bleiben. Definitiv reduziert sich jedoch die Wahlmöglichkeit. Unabhängig von den Kosten gibt es nach wie vor gute Gründe für ein Schaltgetriebe, das insbesondere nach dem letzten Modellwechsel bei Fiat Ducato, Citroën Jumper und Peugeot Boxer knackiger und präziser geworden ist.

Tiefrahmen mit fahrdynamischen Vorteilen

Das Alko-Chassis, das an den Rahmenstummeln hinter dem Fahrerhaus angeflanscht wird, unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten vom Original-Rahmen von Fiat. Statt der konventionellen Starrachse mit Blattfedern setzt Alko bei seinen Rahmenvarianten für die Hinterräder eine Einzelradaufhängung mit Drehstabfedern ein. Die Vorteile: eine geschmeidige, ansprechende Federung und ein komfortableres Fahrverhalten. Noch weiter verbessern lässt sich das durch die Nachrüstung des adaptiven Fahrwerks Alko Comfort Drive.

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Andreas Becker

Tendenziell verbessert sich zudem oft der Geradeauslauf, und die Seitenwindanfälligkeit wird geringer, was mit dem oft tieferen Fahrzeugschwerpunkt zusammenhängt. Die hintere Spur ist zudem bei Reisemobilen überwiegend 1,98 Meter breit. Dadurch stützt sich das Fahrzeug in Kurven stämmiger ab, was die Seitenneigung reduzieren kann. Fiat bietet allerdings schon seit vielen Jahren ebenfalls eine breitspurige Hinterachse mit 1,98 m Spurbreite an.

Dass Reisemobile auf Fiat Ducato mit Alko-Tiefrahmen nur noch mit Automatikgetriebe ausgestattet erhältlich sind, macht die Modelle teurer. Hersteller verkaufen die Zwangsoption gleichwohl als Aufwertung der Serienausstattung. Für einige Kunden fällt dieser Mehrpreis tatsächlich kaum ins Gewicht, da viele sich ohnehin für die optionale Wandlerautomatik anstelle des Schaltgetriebes entscheiden. Allerdings schafft Stellantis mit der Zwangsoption die Wahlfreiheit ab. Käufer, denen ein Schaltgetriebe lieber ist, müssen sich anderweitig umsehen.