Handwerkskunst und Funktionalität: Ist der Campervan Kompanja 2 sein Geld wert?

Ist der coole Campervan seinen Preis wert?
Der Kompanja 2 im Test

ArtikeldatumVeröffentlicht am 18.10.2025
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Es weht eine kühle Brise durch die vielen Fenster, ringsum scheint die Sonne in den Camper. Ich öffne die Augen und blicke gegen eine Holzdecke. Klar, ich bin in einem Kompanja 2 aufgewacht. Es ist der erste Morgen von drei in diesem Handwerksstück, das so anders daherkommt, als was man gewohnt ist.

Ich habe gut geschlafen und freue mich aufs Frühstück. Ich stehe auf und zieh die Badkabine zu mir her, damit wird sie größer, 30 Zentimeter. Es ist keine Kassettentoilette verbaut, sondern eine Trockentrenntoilette. Sie ist mit einem Gummiband fixiert. Es gautscht ein wenig bei der Morgenroutine.

Zähne werden am Spülbecken geputzt. Kein Waschbecken im Bad, dafür hochwertige Armaturen. Das ist hier schon alles vom Feinsten. Und Duschen? Das geht auch ohne Duschvorhang. Die Kabine ist abgedichtet, und die Wände so beschichtet, dass sie das auch dauerhaft abkönnen sollen. Es macht den Eindruck, dass sie das können.

Der Kompanja 2 im Überblick

  • Gurte/Schlafplätze: 4/5/4
  • Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 5,40/2,05/2,52
  • Grundpreis ab: 64.150 Euro

Bad gibts auf Wunsch

Das Bad ist übrigens kein Muss. Wer keines will, muss hier gar nichts reinbauen. Oder alternativ einen Schrank. Womit wir uns mal an die schmale Dinette setzen sollten und uns anschauen, wie das hier so bei diesem Van funktioniert. Und vielleicht insofern ausholen, als dass das hier der erste Citroën-Ausbau der Firma aus Brühl ist. Bisher haben sie sich einen sehr guten Namen mit einem sehr eigenen Van-Ausbau-Konzept auf Basis des Renault Trafic gemacht. Hohe Funktionalität, viele Details etwas anders gedacht, aber immer mit Herzblut und Können.

Preis und Ausstattung im Überblick

Der Basis-Campingausbau startet bei 64.150 Euro. Damit bekommt man einen Citroën mit Bett, Küche und dem Notwendigsten. Aber ohne Bad oder Aufstelldach und auch ohne Heizung und Hängeschränke. Aber das ist ein Anfang, auf dem sich aufbauen lässt. Denn alles lässt sich nachrüsten. Bad wie Hängeschränke. Unser Testwagen, das muss man sagen, ist mit 108.067 Euro ein ganz schön hochpreisiger Van im 540er-Segment.

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Ingolf Pompe

Da kriegt man schon maximal ausgestattete V-Klassen, Allrad-Sprinter und Ähnliches dafür. Zugutehalten darf man dem liebenswerten Testobjekt: Er ist mit allem ausgestattet, was die Citroën- sowie die Kompanja-Preisliste hergibt. Der Citroën hat neben der Automatik einen Abstandsregeltempomat sowie einen Spurhalteassistenten. Beide, das darf an dieser Stelle angemerkt sein, denn so viele Modelle mit dieser Ausstattung gibt es noch nicht auf den Straßen, funktionieren einwandfrei. Leider sind die neuen Systeme, je nach Hersteller, noch nicht immer konfigurierbar.

Küche mit Köpfchen – Design trifft Alltagstauglichkeit

Das Frühstück wartet. Heute mal Eier und Speck. Die sind im Kühlschrank, der ist von vorne zugänglich und öffnet beidseitig, für den Zugang von innen und außen. Den Herd kann man sich konfigurieren, wie man mag. Auch als Induktionskocher. Der hier eingebaute Doppelgasherd wirkt erstmal wertig und kocht die Eier zuverlässig kross, aber die Arretierung des Topfrosts lässt sich nicht einstellen. Die Roste wackeln.

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Ingolf Pompe

Weitere kleine Kritik an der Küche sind die fehlenden Haken für Müll und Spültücher, auch könnten noch ein, zwei Ablagen für Gewürze und Ähnliches montiert sein. Ansonsten sind der Arbeitsraum und die Staumöglichkeiten hervorragend. Die Schubladen sind prima in ihrer Größe ausgelegt. Eine schmale für Besteck, eine etwas tiefere und eine ganz tiefe für große Töpfe und Pfannen. Es gibt eine große Arbeitsflächenerweiterung, die geschickt zwischen Küche und Bett unsichtbar aufgeräumt ist, seitlich am Küchenblock eingehängt wird und so den Arbeitsplatz enorm erweitert. Richtig gut.

Genauso das Edelstahlwaschbecken und die Armatur. Die Qualität stimmt mit dem Preis überein. Genauso ins Schwärmen darf man beim Anfassen, Bedienen und Betrachten der Hängeschränke kommen. Die Federscharniere öffnen und schließen mit einer Feinheit, wie sie ihresgleichen sucht. Es braucht keine Pushlocks, sie halten einfach die Klappe zu. Als Griff ist eine ergonomisch perfekte Griffkante gefräst. Besser geht es kaum. Die Schubladen laufen geschmeidig, und ihre Schnapper sind fingerfreundlich und hochwertig ausgeführt.

Hochwertige Materialien und feine Details

Die Wände sind mit edlem Stoff bezogen, der Boden mit einem robusten, bastartigen Kunststoffbelag – auch optisch eigenständig. Die Fenster sind von Holz eingerahmt.

Die Rahmenfenster im Testwagen haben weder Plissees noch Fliegengitter. Zum Verdunkeln liegen Magnetmatten bei. Durchaus Geschmackssache. Das sieht clean und edel aus, und ich mag es in den drei Nächten, in denen es noch keine Mücken gab, so früh im Sommer. Und ich schlafe eh ohne Verdunklung. Aber trotzdem: Wenn man sich mal umziehen möchte oder sich einfach Privatsphäre wünscht, fehlt mir der schnelle Griff zum Rollo.

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Ingolf Pompe

Ansonsten ist das Bett unten sehr gemütlich. Dicke Matratzen, von hoher Qualität, Polster wie Bezug. Der vordere wie der hintere Teil lassen sich aufstellen, Loungefunktion nennt man das. Zum Chillen, zum Abhängen, zum Sich-anlehnen. Die Beleuchtung ist ebenfalls erstklassig. Jeder Teil der Beleuchtung wird über ein Poti gesteuert, lässt sich also stufenlos dimmen.

Raffinierter Außentisch – klein, aber genial

Bevor ich abends aber ins Bett gehe, genieße ich den Tisch draußen am Küchenblock. Der sitzt unsichtbar in der Außenwand. Über einen schwenkbaren Metallrahmen kommt er nach unten. Über den Rahmen wird die Tischplatte abgestützt.

Der gleiche Rahmen hält den Tisch eingeklappt im Holz, über einen versteckten Magneten. Kann mich nicht erinnern, das anderswo gesehen zu haben. Nicht nur das ist exemplarisch für diesen Bus. Die Höhe des aufgeklappten Tisches ist perfekt. Nicht zum Stehen, sondern um in der Tür zu sitzen, abends noch eine halbe Stunde in die Sterne schauen, mit einem Glas Tee oder Rotwein den Tag ausklingen lassen.

Das fiel uns auf

 Die Holzkombinationen in Verbindung mit den Beschichtungen sind hochwertig und schön gemacht.

 Ganz schön Druck auf der Pumpe. Dazu kommt, dass die Armaturen aus Metall wertig sind.

 Das Ablagebrett über dem Fahrerhaus lässt sich in drei verschiedenen Stufen in der Tiefe verstellen.

 Die Metallschnapper sind elegant versteckt und in der Funktion erstklassig. Viel besser als Pushlocks.

 Der Außentisch klappt sich in das Küchenmöbel. Das Abstützgestell hält ihn per Magnet in der Form.

 Geschmackssache: Fenster ohne Plissees und Fliegengitter. Sind dadurch clean, aber Fliegen können rein.

Daten und Preise

  • Aufbau: Stahlblechkarosserie, Innenverkleidung Multiplex, teils mit Stoffbespannung und Birken-Sperrholz, Rahmenfenster, Dämmung an Wand und Decke.
  • Ausbau: Heckbett 1950 x 1300 mm mit zweiteiligem Lattenrost, Trockentrenntoilette, ausziehbare Dusche, Küche mit Gas- oder Induktionskochfeld und beidseitig zu öffnendem Kompressorkühlschrank 70 L.
  • Bordtechnik: Diesel-Standheizung/Boiler Truma Combi D, Frischwassertank 90 L, Abwassertank isoliert 50 L, Bordbatterie 100 Ah LiFePO, Gasflasche 2,75 kg (bei Gasherd).
  • Basisfahrzeug: Citroën JumperL2H2, Frontantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2179 cm³, Leistung 103 kW/140 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe.
  • Maße und Gewichte: Länge x Breite x Höhe 5410 x 2050 x 2520 mm, Radstand 3450 mm, zulässiges Gesamtgewicht 3500 kg.
  • Preise: Grundpreis 64.150 Euro, Testwagenpreis 108.067 Euro.

Wertung

  • Betten: 4,5 von 5 Punkte.
  • Sitzgruppe: 3,5 von 5 Punkte.
  • Küche: 4 von 5 Punkte.
  • Möbelbau: 4,5 von 5 Punkte.