Dethleffs XL Family A 7872-2 (2025) im Test

Dethleffs XL Family A 7872-2 (2025)
Moderner Familienalkoven im Test

Veröffentlicht am 28.12.2024

Anfang der 80er Jahre begann mit dem Modell Pirat auf dem damals nagelneuen Fiat Ducato nicht nur der Siegeszug dieses Basisfahrzeugs in der Reisemobilbranche, sondern auch der Alkovenmobile aus Isny. Es folgte manch erfolgreiche Baureihe wie der Globetrotter und der Esprit oder der ungewöhnliche Alpa, der die Hecksitzgruppe wieder salonfähig machte. Mit dem allgemeinen Niedergang dieser Aufbauform wurde es aber auch bei Dethleffs etwas stiller, obwohl man dem "Nasenbären" mit ein paar wenigen Modellen noch die Treue hielt. Darum überraschte es schon ein wenig, dass der Allgäuer Hersteller zu Saisonbeginn mit dem XL Family noch mal eine neue, zusätzliche Alkovenbaureihe vorstellte.

Neben den Alpa-Modellen für alleinreisende Paare und dem wuchtigen, fast neun Meter langen, über 200.000 Euro teuren Globetrotter XXL A auf Iveco Daily soll der neue XL Family A 7872-2 auf Fiat Ducato ebenfalls viel Platz für vier- bis sechsköpfige Besatzungen bieten, wird aber mit rund 120.000 Euro Grundpreis in einer noch einigermaßen moderateren Preisrange angeboten.

Dethleffs XL Family A 7872-2

Dethleffs XL A 7872-2 (2025) f Grundriss
Ingolf Pompe
  • Grundpreis ab: 124.999 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 8,60/2,33/3,27 m
  • Zul. GesamtgewichT: 5.400 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 6/4–6

Gemütliches Wohnzimmer

Dethleffs XL A 7872-2 (2025) f Sitzgruppe
Ingolf Pompe

Mit einer Länge von 8,6 Metern, einer Höhe von 3,27 Metern, dem dreiachsigen Fiat-Alko-Chassis und einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,4 Tonnen ist der A 7872-2 ein durchaus respekteinflößendes Mobil. Zur optischen Wucht trägt auch die vom Alkoven bis zum Heck durchgängige Dachlinie bei, die im Wohnraum eine Stehhöhe von 2,09 Metern ermöglicht – trotz des 40 Zentimeter hohen Doppelbodens.

Das Herzstück des Alkovenmobils ist die große Rundsitzgruppe, die sich direkt ans Fahrerhaus anschließt. Mit den bequemen Polstern und dem üppigen Platzangebot hat man die gemütlichen Abende förmlich vor Augen, an denen man nach einem ausgiebigen Essen noch fröhlich mit Freunden zusammen sitzt oder ausgedehnte Spieleabende veranstaltet.

Dethleffs XL A 7872-2 (2025) f Rundsitzgruppe
Ingolf Pompe

Dafür lässt sich der schmale Durchgang ins Cockpit mit einer Bankerweiterung verschließen, so dass sich eine fast komplette Sitzrunde ergibt, in der locker fünf bis sechs Erwachsene Platz finden. Dazu klappt man die seitlichen Sitzbretter hoch und hängt für die Rückenlehne drei Metallstangen ein. So ergibt sich zusammen mit den Sitz- und Rückenpolstern die Bankerweiterung.

Die große, verschiebbare Tischplatte komplettiert die Wohnlandschaft. An der rechten Seitenwand hängt optional ein 22 Zoll großer TV-Screen. Die beiden Querbänke sind mit vier Gurten ausgestattet – macht zusammen mit dem Cockpit sechs Fahrplätze.

Schlafplätze für sechs Personen

Dethleffs XL A 7872-2 (2025) f Alkoven
Ingolf Pompe

Genügend Schlafplätze für das Sextett sind ebenfalls vorhanden. Die erste Koje befindet sich – bauarttypisch – in der Dachnische über dem Fahrerhaus und fällt mit 2,11 mal 1,68 Metern wirklich großzügig aus. Die Kopffreiheit – oft der Punkt, warum Erwachsene hier nicht schlafen wollen – ist mit bis zu 68 Zentimetern hier ganz annehmbar gestaltet. Die Kaltschaummatratzen auf Lattenrosten machen das Bett bequem. Erhellt wird die Schlafnische durch ein Fenster und eine Dachluke oder zwei Lesespots am Abend. Die Bettlektüre wandert anschließend in Ablagetaschen an der Wand. Stromanschlüsse für Handys gibt es hier zwar nicht direkt, aber unterhalb der nahegelegenen Hängeschränke. Zur Sitzgruppe trennt ein Vorhang ab.

Eine weitere Schlafgelegenheit für zwei Personen lässt sich aus der Sitzgruppe bauen (1,95 x 1,30 m). Mehr Platz und Komfort bietet aber das hintere Querbett, das wie im Alkoven mit 2,11 mal 1,50 Meter üppig bemessen ist. Zwei große Seitenfenster, eine Dachluke und die indirekte Beleuchtung an der stoffkaschierten Rückwand sorgen für ein luftiges und gemütliches Ambiente. Offene Ablagen für Brille & Co. sind ebenfalls vorhanden.

Dethleffs XL A 7872-2 (2025) f Bett
Ingolf Pompe

Geräumige Küche und Bad

Die Küche ist solide ausgestattet. Zum 137-Liter-Kühlschrank gesellt sich serienmäßig ein Backofen. Der Küchenblock vis-à-vis überzeugt mit ordentlich Arbeitsfläche. Das wird jedoch erkauft durch einen platzsparenden Kocher mit nur zwei Flammen, auf dem es mit zwei großen Töpfen schnell eng wird. Ähnliches gilt für die kleine, runde Spüle, in der sich großes Geschirr nur mühsam reinigen lässt. Drei Schubladen nehmen allerhand Küchenge- und -vorräte auf. Einen Mülleimer gibt es auch. Die Beleuchtung der Arbeitsfläche ist allerdings verbesserungswürdig.

Neben dem Kühlschrank platziert Dethleffs gleich zwei große Kleiderschränke. Beide sind beleuchtet, mit Regalböden und einer Kleiderstange ausgestattet und damit variabel nutzbar. Daran schließen sich Bad und separate Dusche an, die sich zum großzügigen Raumbad vereinigen lassen – und zum Ankleidezimmer, denn der eine Kleiderschrank steht dann innerhalb des Raums. Die Duschkabine ist geräumig und kein Radkasten stört am Boden den Fußraum. Trockenstange, Dachhaube und Ablage, ja sogar ein Flächenheizkörper, der im Winter angenehme Strahlungswärme abgibt, sind vorhanden.

Dethleffs XL A 7872-2 (2025) f Bad
Ingolf Pompe

Auch der Waschraum verfügt über eine gute Ausstattung. Fenster und Pilzlüfter sorgen für Licht und Luft, Badutensilien wandern in Hänge- und Unterschrank oder die offene Ablage. Das Waschbecken ist nicht besonders groß, lässt sich aber gut reinigen. Auch ein Klopapierhalter, ein großer Spiegel und eine 230-Volt-Steckdose sind vorhanden.

Staufläche für die ganze Familie

Die stattliche Fahrzeuglänge ist natürlich auch gute Voraussetzung für ein üppiges Stauraumangebot. In Wohn- und Schlafraum finden sich sieben Hängeschränke. Dazu kommen riesige Fächer in den drei Sitztruhen plus die erwähnten beiden großen Kleiderschränke.

Dethleffs XL A 7872-2 (2025) f Unterboden
Ingolf Pompe

Der Doppelboden birgt neben den Wassertanks auch ein großes Durchladefach, quer unter der Sitzgruppe, das, wie auch die Heckgarage, von außen und innen zugänglich ist. Letztere kommt mit rund 4.850 Litern Volumen schon fast einem weiteren Zimmer gleich. Der Transport von Zweirädern und anderem Sperrgut ist auch dank der großen Außentüren kein Problem. Auf der Waage brachte es der reisefertige Testwagen inklusive Extras auf 4,44 Tonnen. Trotzdem bleibt dem 5,4-Tonner eine stattliche Zuladung von 960 Kilo.

Der Aufbau ist etwa mit Alu-Rahmenfenstern, XPS-Isolierung und breiter Aufbautür klassengerecht bestückt. Bei der Bordtechnik stechen die aufpreisfreie Warmwasserheizung und die 160 und 150 Liter großen Frisch- und Abwassertanks hervor. Lediglich eine 95-Ah-AGM-Bordbatterie und der 75-L-Dieseltank sind allerdings als Serienausstattung etwas mager. Dennoch erscheint der Grundpreis von rund 125.000 Euro akzeptabel, zumal es kaum noch Konkurrenz in diesem Marktsegment gibt.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, außen und innen GfK, Holzverstärkungen, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 34,5/34,5/42 mm, Doppelboden, Höhe 400 mm, 7 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 4 Dachhauben, 2 Pilzlüfter.
  • Bordtechnik: Warmwasserheizung/Boiler Alde Compact 3030, 23 Konvektoren (3 Heckbett, 1 Dusche, 1 Bad, 2 Heckgarage, 1 Küche, 5 Sitzgr., 1 Eingang, 2 Alkoven, 2 Fahrerhaus, 5 Doppelboden), Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Druckpumpe.
  • Basisfahrzeug: Fiat Ducato 180 Multijet 3, Alko-Tiefrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2184 cm3, Leistung 132 kW/180 PS bei 3500/min, Drehmoment 450 Nm bei 1500/min, Neungang-Wandlerautomatik.
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 7,7/18,4/34,7 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h (Automatik) 7,4/24,4 s, Testverbrauch 13,9 L/100 km.

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 124.999 Euro

(Fiat Ducato, Motor 132 kW/180 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 140.944 Euro

  • ✘ Technikpaket: Hydraulische Hubstützen, 360-Grad-Kamera, Dachklimaanlage (113 kg): ✔ 10.999 Euro
  • ✘ 22-Zoll-TV inkl. DVD-Player, DVB-S2-Satellitenreceiver und terrestrischem DVB-T2-Receiver (3,5 kg): ✔ 819 Euro
  • ✘ Automatische Sat-Anlage 85 Twin (16 kg): ✔ 3.779 Euro
  • Elektrische Markise, 6,0 m (6 kg): 709 Euro
  • Zweite 95-Ah-AGM-Aufbaubatterie (27 kg): 429 Euro
  • ✘ Feuerlöscher (4 kg): ✔ 159 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Das fiel uns auf

 In der Winkelküche bleibt Platz für eine große Arbeitsfläche. Dort lässt es sich bequem schnibbeln.
 Sehr praktisch sind die je zwei Kleiderhaken, die sich am Eingang und im hinteren Gang finden.
 Jede Menge Stauraum bieten die drei Sitztruhen, die sich unter den Bänken der Sitzgruppe auftun.

 Auf Dauer anstrengend ist die hohe Sitzposition, ein Grund sind die hier unnötigen Drehkonsolen.
 Die Warmwasserleitung der Alde-Heizung ist im Fahrertüreinstieg weitgehend ungeschützt verlegt.
 Die profanen Halterungen der Außenklappen passen nicht zum sonst hochwertigen Fahrzeugaufbau.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich/ Maßstab: Alkoven über 100.000 Euro