Der Benimar Europe gefällt dank einer reichlichen Serienausstattung. Was der stolze Spanier noch so kann, musste er auf ausgiebigen Testfahrten beweisen.
Der Benimar Europe gefällt dank einer reichlichen Serienausstattung. Was der stolze Spanier noch so kann, musste er auf ausgiebigen Testfahrten beweisen.
Spanien kommt! Die Iberische Halbinsel hat in der Wirtschaftskraft den Anschluss an die zentraleuropäischen Staaten geschafft – und auch der Reisemobilmarkt boomt. Benimar ist eine der ältesten und größten spanischen Marken und bietet ein vielfältiges Modellangebot, das vom Campingbus bis zum Integrierten reicht. Eine Spezialität ist dabei die reichhaltige Serienausstattung, die noch weiter durch nicht alltägliche Optionen wie die Warmwasserheizung verfeinert werden kann. Viele leckere Zutaten locken auf der Speisekarte, doch ob die Paella mundet, zeigt der Test.
Technische Daten (Stand: Dezember 2006) Hersteller: Benimar Modell: Benimar Europe 920 Basisfahrzeug: Renault Master dCi 140 Typ: Alkoven Preis: ab 54490 EUR Sitze mit Gurt: 4 Schlafplätze: 4-6 Zul. Gesamtgewicht: 3900 kg Länge: 6790 mm Breite: 2330 mm Höhe: 3020 mm Basismotor: Turbodiesel KW: 100 PS: 136
Aus dem breiten Modellangebot der spanischen Trigano-Tochter pickt sich der deutsche Vertriebspartner Koch FreizeitFahrzeuge eine überschaubare Anzahl gängiger Varianten heraus, darunter den Europe 920 (vormals 6000 CCX) mit Halbdinette und Seitenbank, Winkelküche, Bad mit separater Dusche und variablen Etagenbetten im Heck.
Den Familienalkoven bauen die Spanier auf dem Renault Master mit Leiterrahmen auf. Die ohnehin komfortable Federung an der Vorderachse wird unterstützt durch eine serienmäßige Alko-Zusatzluftfederung an der Hinterachse. Resultat ist ein angenehmes Fahrverhalten mit gutem Kompromiss zwischen Komfort und satter Straßenlage, der sich zudem durch Veränderung des Luftfederungsdrucks noch feintunen lässt.
Dazu gesellt sich der großvolumige 136-PS-Motor, der für bulligen Antritt sorgt, obenraus aber etwas dünn ausläuft. Als 3,9-Tonner, wie man den 920er vernünftigerweise zulassen sollte, sind die hohen Tempi ohnehin tabu. Die Auflastung verschafft dem Benimar eine angemessene Zuladung, an der Vorderachse sind aber kaum Reserven vorhanden. Etwas Luft könnte die Ablösung des 3,0-Liter-Motors des Testwagens durch den weiterentwickelten 2.5 dCi mit 146 PS als Topaggregat bringen.
Der Aufbau folgt weitgehend dem klassischen Muster mit Holzverstärkungen, als Isolierung dient jedoch Styrofoam. Die Außenhaut besteht aus GfK. Bei den Ein- und Anbauteilen greift Benimar für den Europe jeweils in das hochwertigere Fach. Die Seitenschürzen sind aus Alublech, die Heckwand teils aus GfK-Formteilen, die Fenster werden von PU-Rahmen gefasst, und auch die Aufbautüre mit Fenster, solidem Griff und zwei Schlossfallen wirkt funktional und solide. Etwas mehr Sorgfalt bei der Verfugung zwischen Fahrerhaus und Aufbau stünde dem Benimar da gut zu Gesicht.
Der Ausbau in eher dunklerem Möbeldekor mit mattsilbernen Applikationen, kombiniert mit blauen Polsterstoffen, verbreitet einen Hauch Noblesse. Die soliden Beschläge des Mobiliars vermögen diesen Eindruck zu untermauern. So sind die Kniehebelaufsteller der Hängeschrankklappen mit einstellbaren Federn ausgerüstet.
Der Schrankraum ist für ein Vier-Personen-Mobil allerdings nicht sehr üppig. Neben den fünf Hängemöbeln über der Sitzgruppe gibt es noch etwas Stauraum in der Längsbanktruhe. Der Kleiderschrank zwischen Küche und Etagenbetten bietet zwar ein angemessenes Volumen, die schmale Türe behindert aber den Zugriff. Bleibt der Heckstauraum, der über zwei große Seitentüren gut erreichbar ist. Mit hochgeklapptem Stockbett kann er als Fahrradgarage dienen.
Bei der Ladungssicherung helfen Zurrösen, Fächer nehmen Kleinteile auf, Beleuchtung und Beheizung sind ebenso vorhanden. Als schön, aber reinigungsintensiv erweist sich die mit Teppich ausgeschlagene Bodenwanne. Wird das untere Bett als solches gebraucht, schrumpft das Stauraumangebot allerdings deutlich von rund 2420 auf 830 Liter – für eine größere Tour wird es dann schon etwas knapp.
Dafür können die Etagenbetten mit erwachsenentauglichen Maßen, vernünftigen Matratzen und Lattenrosten aufwarten. Genügend Kopffreiheit, Beleuchtung, Belüftung, Absturzsicherung und eine solide Leiter sind ebenso vorhanden. Offen bleibt nur der Wunsch nach Ablagemöglichkeiten. Dieses Anliegen deckt im Alkoven die Wandverkleidung auf der linken Seite mit drei offenen Fächern nebst Beleuchtung ab. Die Matratze fällt mit 1,90 Meter und 7 Zentimetern aber ein gutes Stück kürzer und dünner aus, und auch der Federweg des Lattenrosts sowie die Kopffreiheit unter der flach geschnittenen Alkovennase sind vergleichsweise gering.
Als Highlight präsentiert sich die Küche mit Vierflammkocher-Backofen-Warmhaltefach-Kombination, großem Spülbecken mit vernünftigem Hahn und Abtropffläche, Dunstabzugshaube und 140-Liter-Kühlschrank. Geräumige Schubladen und Auszüge im Unterschrank und praktische Rolltore an den Hängemöbeln komplettieren das positive Gesamtbild. Mit seiner separaten Runddusche setzt auch der Sanitärraum auf Komfort. Die durchscheinenden Schiebetüren wirken jedoch klapprig und schließen nur mäßig dicht. Ausstattung und Mobiliar im Bad können gefallen, die Bewegungsfreiheit an Waschtisch und Toilette ist aber nicht üppig.
Im sonnigen Spanien denkt man nicht an Wintercamping – dieses Vorurteil bestätigt der Europe nur zum Teil. Warmluftausströmer im Alkoven sucht man vergeblich, aber einen isolierten und beheizten Abwassertank, die stärkere Truma-Heizung oder gar eine Alde-Warmwasserheizung gibt es immerhin optional. Mit weiteren Leckerbissen verwöhnt die Bordtechnik dagegen ohne Aufpreis: vom elektrischen Abwasserschieber, Außen-TV-Anschluss, Solaranlage, terrestri-scher Fernsehantenne, Außen-dusche, Motorwärmetauscher, bis zu einer üppigen Lampen- und Kontrollbordausstattung. Stellenweise etwas salzig, aber sehr vielseitig und insgesamt schmackhaft, eben wie eine richtige Paella, so urteilt der Gaumen über den Europe 920.