BUS-Technik im Wohnmobil
promobil erklärt die komplexe Elektronik

Immer komplexere Elektronik sogar mit Internetanbindung hält Einzug im Reisemobil. Erleichtert all dies wirklich das Camperleben? promobil erklärt, wie die Vernetzung funktioniert.

Komplexere Elektronik im Wohnmobil
Foto: Dieter S. Heinz, Hans Lippert/Hersteller

Wenn bei einem Informationsgespräch im Vorfeld eines Wohnmobilkaufs plötzlich vom „Bus“ die Rede ist, könnte dies für manchen Kunden etwas verwirrend sein. Insider wissen hingegen, dass es dann um das Binary Unit System – kurz BUS – geht und nicht um besonders kompakte Campingfahrzeuge.

Tatsächlich wächst die Zahl der Reisemobile mit BUS-basierter Bordtechnik, um Heizung, Licht oder Klimaanlage von einem zentralen Punkt aus über ein Bedienpanel zu steuern und alle wichtigen Informationen von der Außentemperatur bis hin zum Tankfüllstand abzufragen. Hinzu kommt, dass all diese Steuer- und Abfragefunktionen mehr und mehr auch über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets wahrgenommen werden können. Das aber nur, wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind, eben ein solches BUS-System im Wohnmobil vorhanden ist. 

Die Entwicklung des CI-BUS

Noch keine zehn Jahre ist es her, dass sich namhafte Zulieferfirmen unter der Ägide des Herstellerverbandes CIVD darauf geeinigt haben, ein einheitliches BUS-System einzuführen, den sogenannten CI-BUS – den Caravaning-Industrie-BUS. 

Beim CI-BUS handelt es sich um ein Datenaustauschsystem. Dazu sind eine zentrale Steuereinheit, auch Master genannt, und das zugehörige Bedienteil nötig sowie verschiedene Peripheriemodule, sogenannte Slaves, die alle über ein Datenkabel miteinander verbunden sind und darüber mit dem Master kommunizieren. 

Jedes Modul hat eine eigene elektronische Adresse, über die es gezielt angesprochen werden kann und die jedem Bedien- und Steuersignal vorangestellt wird. So erkennt dann beispielsweise das Heizungsmodul, dass ein im BUS-System kursierender Befehl ihm gilt und auf dessen Anweisung beispielsweise die Heizleistung gesteigert werden soll. Eine feine Sache ist solch ein BUS-System – und eine flexible dazu. In praktisch allen modernen Pkw und Basisfahrzeugen gibt es BUS-Systeme über die nahezu alle elektrischen Verbraucher von der Sitzverstellung bis hin zum Heckwischer bedient werden. Auch in Wohnmobilen werden schon BUS-Systeme eingesetzt – auch gerätebezogene. Diese gibt es schon länger, doch nur selten spielen alle Komponenten der Bordtechnik zusammen oder sind in einem einzigen BUS-System, etwa dem CI-BUS, zusammengefasst. Beispiel: die Alde-Warmwasserheizung. Sie wird über eine eigene BUS-Leitung mit dem separaten Bedienteil verbunden und funktioniert daher auch in Reisemobilen ohne CI-BUS. Ebenso die Combi-Heizung von Truma und die Klimaanlagen diverser Hersteller. Aber erst mit einem CI-BUS im Fahrzeug lassen sich alle CI-BUS-fähigen Komponenten zentral ansprechen und bedienen. 

BUS-Technik im Wohnmobil nimmt zu

Hobby ist einer der ersten Wohnmobilhersteller, der seine Fahrzeuge mit der CI-BUS-Technik ausgestattet hat und alle Funktionen und Geräte über das zentrale Display-Bedienteilsteuert. Zur Saison 2017 kommt mit Hobby-Connect zudem eine eigene App auf den Markt, die es ermöglicht, die gesamte Bordtechnik auch über mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets zu bedienen. Das klappt im Fahrzeug, in nahem Abstand und sogar via Internet sogar aus weiter Ferne. 

Auch andere Hersteller setzen zunehmend auf BUS-Technik plus Fernbedienung, darunter LMC und Knaus, aber auch Marken wie Swift oder Kabe. Hinzu kommen Zulieferfirmen, die markenunabhängig BUS-Systeme entwickelt haben und diese teils sogar zur Nachrüstung in vorhandene Fahrzeuge anbieten.

Für die vom Panel unabhängige Smartphone-Bedienung wird im Nahfeld in aller Regel eine Bluetooth- oder WLAN-Funkverbindung genutzt, die den Bereich im und um das Fahrzeug abdeckt. Für größere Distanzen ist ein echtes Funknetz erforderlich und natürlich eine entsprechende Sende- und Empfangseinheit im Mobil. So kann dann vom Strand aus schon mal die Klimaanlage aktiviert oder beim Wintercamping von der Piste aus die Heizung hochgefahren werden.

Zwei Übertragungsstandards sind üblich: die Datenübermittlung per SMS über das mobile GSM-Telefon-(Daten-)Netz sowiedie bidirektionale „M2M“-Kommunikation (M2M = Machine to Machine) über einen Internet-Server. Damit ist es sogar möglich, Push-Nachrichten abzusetzen, etwa wenn das Wohnmobil unerlaubt vom Standort entfernt wird. Wie die Datenübertragung erfolgt, ob im Nah- oder Fernbereich, kann dem Nutzer eigentlich egal sein. Entscheidend sind Funktion und Kosten. Bei Bluetooth- oder WLAN-Verbindungen im Nahbereich fallen keine Kosten an, und Befehle oder Statusabfragen werden sofort umgesetzt. Kommt die Verbindung über das GSM-Netz zustande, entstehen Übertragungskosten. Bei der SMS-Steuerung meist unter 10 Cent pro SMS, ansonsten wird nach Datenvolumen abgerechnet, wie beim mobilen Surfen im Internet.

Bislang werden serienreife über Apps gesteuerte Fernbedienungssysteme von LMC (Truma iNet-Box) und Hobbyofferiert. Eine Browser-basierte Lösung (smartCI-App) gibt esfür Reisemobilevon Knaus.

Darüber hinaus bieten sich Lösungen von Zubehörspezialisten an. So hat etwa Teleco den nachrüstbaren HUB im Programm, der neben der Sat-auch Klimaanlage, Generator, Beleuchtung sowie ein Alarm- und Ortungssystem einbindet. Dometic bereitet derzeit ein System vor, das in Fahrzeugen von Kabe bereits probeweise eingesetzt wird.

Auch die Elektronikspezialisten Alphatronics und Votronic entwickeln eigene Systeme, mit denen sich bordtechnische Komponenten vernetzen lassen. Was derzeit machbar ist, zeigt auch eine aktuelle Studie. Der von Xtronic aufgerüstete Carthago kombiniert Komfort- und Sicherheitsaspekte, ruft alle relevanten Daten des Fahrzeugs ab, kann einzelne Leuchten schalten und sorgt mit Gassensoren, Rauch- und Bewegungsmeldern sowie diversen Kameras für Sicherheit.

Wichtig für viele Camper ist die Information über den Gasvorrat. Viele Fernanzeigen gibt es dafür aber noch nicht. Derzeit hat die über Reimo lieferbare Caracontrol-Anlage die Nase vorn. Deren programmierbare Flaschenwaage hat nicht nur ein eigenes Display, sondern sie kann ebenfalls per App abgefragt werden. Caracontrol ist kompatibel zum CI-BUS, harmoniert jedoch auch mit Komponenten von Truma und Alde. Die Zukunft gehört BUS-Systemen und der Bedienung per App-Steuerung. Dann hat der Camper alles im Griff. 

So funktioniert das BUS-System im Wohnmobil

Zahlreiche Hersteller haben sich geeinigt, den CI-BUS, das Caravan-Industrie-BUS-System, einzuführen. Bei dieser Technik hat nicht mehr jedes Gerät sein eigenes Bedienteil, sondern die Steuerung erfolgt zentral an einem Panel. In einem gemeinsamen Leitungssystem, dem BUS, sind alle Steuermodule miteinander verbunden und werden über individuelle Adressen vom Bedienpanel angesprochen. Erst die Module aktivieren die daran angeschlossenen Endgeräte – vom Licht bis zur Klimaanlage. Vorteil: Das CI-BUS-System lässt sich beinahe beliebig erweitern, auch nachträglich.

So klappt die Fernbedienung via Bluetooth und Internet

Praktisch weltweit kann über den mobilen Datenaustausch mittels eines Internet-Servers Kontakt zum Wohnmobil aufgenommen werden. Alternativ gibt es die Möglichkeit, via Mobilfunknetz mit der Bordtechnik zu kommunizieren. Das geschieht dann über eigens erzeugte SMS-Nachrichten oder Datentransfer. Im Nahbereich baut das System zudem eine direkte Bluetooth-Verbindung auf. Die Steuerung der Geräte übernimmt dann wieder das CI-BUS-System.

Praxiserfahrungen mit dem iBus-connect-System im LMC Cruiser

Eine enge Kooperation sind LMC und Truma eingegangen. Das Ergebnis: das LMC-iBus-connect-System. Das Gemeinschaftsprojekt basiert auf einem BUS-System von Schaudt, das alle Informationen aus dem Fahrzeug sammelt und die Daten über eine Schnittstelle an die Truma-iNet-Box überträgt. Camper können so über die Truma-App den 12-Volt-Hauptschalter, den Pumpenschalter oder die Heizung aktivieren sowie den Fahrzeugstatus von Tanks und Batterien prüfen. Die iNet-Box lässt sich im Nahbereich über eine Bluetooth-Funkverbindung ansprechen, echte „Fernbedienung“ geschieht hingegen per SMS-Dienst via GSM-Mobilfunknetz.

Für den Praxisversuch haben wir uns eine Prepaid-Telefonkarte besorgt, die mit zehn Euro Startguthaben der iNet-Box schon reichlich Text-Kommunikation erlaubt. Erste Hürde: Die für die Box erforderliche große SIM-Karte lässt sich zwar per Computer freischalten, muss aber per abgehendem Telefonat aktiviert werden. Für moderne Smartphones passt sie jedoch nicht; wohl dem, der noch über ein etwas älteres Handy verfügt. Steckt sie dann in der iNet-Box, gilt es, über die Bluetooth-Koppelung die GSM-Verbindung zu konfigurieren. Dazu wird in der Smartphone-App die Telefonnummer der SIM-Karte sowie deren PIN-Code hinterlegt. Dann steht der Fernabfrage und -steuerung prinzipiell nichts mehr im Weg.

Im Nahbereich klappt das mit Bluetooth spontan, beim SMS-Verkehr vergehen knapp zehn Sekunden, bis Befehle ausgeführt oder Abfragedaten geliefert werden. Nett ist die persönliche Ansprache, die sowohl App als auch Truma-Box jeweils generieren. Die technische Adaption im Fahrzeug indes machte Probleme: Wird der 12-Volt-Hauptschalter aktiviert – egal ob manuell oder per App –, gehen Deckenleuchten und Vorzeltleuchte an. Bei deaktiviertem Hauptschalter brennen die Leuchten aber weiter und ziehen Strom. Laut LMC soll dieses Manko mit einem neuen Steuermodul behoben sein.

Wenig erfreulich ist auch die Tatsache, dass nach einer Zwangspause des Smartphones wegen eines leeren Akkus das ganze System komplett neu über Bluetooth konfiguriert werden musste. Das ist jedoch nicht aus der Ferne möglich. Und auch der Heizungs-Timer ließ sich nur im Bluetooth-Nahbereich und nicht per SMS programmieren. Bleibt zu hoffen, dass mit dem neuen Modul dieser unbefriedigende Zustand behoben ist.

Nachgefragt bei Dipl.-Ing. Sebastian Köster, leitender Systementwickler bei Xtronic.

Der App fürs Reisemobil scheint die Zukunft zu gehören. Was wird die bringen?

Ziel kann es nicht sein, dass der Nutzer für jedes Gerät, das er bedienen oder abfragen will, eine eigene App braucht. Fahrzeugstatus, Füllstandsanzeigen, Lichtsteuerung sowie Heizungs- und Klimaregelung müssen von einem Gerät aus möglich sein. Das Ganze verbunden mit Rauch- und Bewegungsmelder sowie einer möglichen Kameraüberwachung für den Innen- und Außenbereich. Denkbar wäre zudem die Einbindung von Unterhaltungsmedien, um etwa Filme aus dem Internet ins Fahrzeug zu streamen.

Welche technischen Anforderungen gilt es zu beachten?

Wer beispielsweise LED-Licht dimmen möchte, braucht natürlich dimmbare Leuchten. Und den gezielten Zugriff darauf. Für uns Entwickler sind Fahrzeuge sehr angenehm, die ein CI-BUS-System aufweisen. Ansonsten müssen für einen umfassenden Zugriff auf diverse Fahrzeugkomponenten zahlreiche Kabel verlegt werden. Ein erheblicher Aufwand, den es am besten mit dem Hersteller abzustimmen gilt. Wir favorisieren kabelgebundene Geräteanbindungen, denn die sind weniger störanfällig.

Worauf kommt es bei der Auswahl der Komponenten an?

Da wir auf die Prototypenentwicklung für die Automobilindustrie spezialisiert sind, setzen wir nur Bauteile ein, die auf die harten Einsatzbedingungen in Fahrzeugen ausgelegt sind. Beispielsweise für Temperaturbereiche, die weit außerhalb der Raumtemperatur liegen. Zudem gibt es Herausforderungen im Bereich der elektromagnetischen Verträglichkeit zu meistern.

Kommentar von promobil-Redakteur Dieter S. Heinz

So einfach ist das (noch nicht)

Bei aller technischer Raffinesse dürfen die Entwickler von Steuergeräten und Apps die Praxis nicht aus den Augen verlieren. Was wir Reisemobilfahrer brauchen, sind zuverlässige, einfach zu bedienende und vor allem anwendergerechte Lösungen. Wie die ersten Stichproben zeigen, ist diese Vorgabe noch nicht erfüllt. Da zickt hin und wieder die Elektronik und wichtige Informationen wie etwa der Gasvorrat können oft gar nicht abgefragt werden. Die ersten Schritte sind gemacht – ich bin gespannt auf die nächsten.