Nein, die grassierende Plattformstrategie hat noch nicht dafür gesorgt, dass alle ähnlich gelagerten Modelle verschiedener Marken einer Gruppe nur Einheitsbrei in unterschiedlicher Verpackung sind. Unsere beiden Kontrahenten aus der Erwin-Hymer-Group – der Hymer Van 374 und der Laika Ecovip 305 – zeigen geradezu exemplarisch, wie ideenreich verschieden zwei kompakte Teilintegrierte mit identischen 5,99 Meter Länge, beide auf Basis Fiat Ducato, trotzdem ausfallen können – dafür schon mal ein Lob vorab.
Weniger wohlmeinend könnte man sogar sagen, die beiden Modelle sind viel zu unterschiedlich, um sie wirklich vergleichen zu können. Denn während der Hymer mit schlankem Aufbau zu den Vans zählt und auf Einzelbetten im Heck setzt, baut Laika die Kabine in klassischer Breite und nutzt den für kompakte Modelle typischen Doppel-Querbett-Grundriss. Doch wer einen handlich kurzen, solide gebauten Teilintegrierten der mittleren Preisklasse sucht, fragt sich schon, welches der beiden Modellkonzepte besser für ihn passt. Der Vergleichstest der TIs von Hymer und Laika gibt Entscheidungshilfe.
Wohnen

Die Sitzgruppe im Hymer Van 374 hat Hymer mit Bedacht eingerichtet. Helle Polster- und Möbeldekors sowie zwei Panorama-Dachfenster verbreiten den Eindruck von Luftigkeit und Weite. Wenn man zu zweit auf Bank und Fahrersitz Platz nimmt, wird aber schnell klar: Die Ergonomie lässt sich nicht täuschen. Man sitzt ziemlich intim – Knie an Knie – mit einem schmalen Streifen Tisch zwischen sich. Der schlanke Aufbau und die Einzelbetten im Heck fordern hier ihren ersten Tribut. Besser sitzt man diagonal auf Bank und Beifahrersitz, was mit der ausschwenkbaren Verlängerungsplatte des etwas wackeligen Tischs auch beim Essen funktioniert.

Gerade umgekehrt erlebt man das Laika-Wohnzimmer. Mit dem dunkleren Holzdekor und dem fehlenden Sonnenlicht von oben – wegen des optionalen Hubbetts – wirkt die Sitzgruppe auf den ersten Blick eher beengt. Doch wenn man es sich erst einmal bequem gemacht hat, nimmt man die Gemütlichkeit der Eckbank, den stabileren und größeren Einsäulentisch sowie das zusätzliche Platzangebot des Seitensitzes gerne in Anspruch. Polsterschäume und Bezüge sind hier wie da von hoher Qualität.
Wenn der Magen knurrt, fällt der Blick auf die Küchenzeile, die in beiden Fällen auf der rechten Seite längs eingebaut ist. Auf dem Weg dahin gilt es beim Hymer allerdings, eine Stufe zu beachten, denn die Sitzgruppe thront auf einem Podest, so dass hier die Stehhöhe sogar geringer ist als beim Laika mit Zusatzbett.
Platzsparen lautet das Motto auch in der Hymer-Kombüse. Das Küchenblöckchen mit seiner kompakten Kombination aus Zweiflammkocher und Spüle erinnert eher an Campingbusse. Nicht dass zwei Brenner nicht ausreichen würden, viel mehr fehlt es an Fläche für größere Töpfe und Pfannen. Und mit Streichholz oder Feuerzeug die Flamme entzünden zu müssen, ist einfach unter Hymer-Niveau.

Wie im Campingbus wirken im Hymer Van auch die hilfreiche, klappbare Arbeitsplattenverlängerung und der kleine Kompressorkühlschrank mit 85 Liter, der zudem weit unten eingebaut ist. Der Stauraum im Doppelhängeschrank, der großen Schublade und dem zweistöckigen Auszug mit Mülleimer ist dagegen für ein kompaktes Zwei-Personen-Mobil völlig angemessen. Italiener legen – traditionell – viel Wert auf die Küche.
Die Laika-Kochzeile ist zwar auch nur gut 20 Zentimeter länger, bietet aber von allem etwas mehr. Eine dritte Kochflamme, eine Elektrozündung und ein Dunstabzug, eine große Spüle mit solider Armatur und einen 106-Liter-AES-Kühlschrank, der aber auch untertisch eingebaut ist und damit Bücklinge fordert.
Der Eindruck, einen Campingbus mit einem aufgebauten Reisemobil zu vergleichen, erhärtet sich noch weiter beim Blick in die Bäder gegenüber. Wegweisend sind dabei schon die Türen – hier ein klassisches Holzblatt mit Klinke, dort eine Gliederschiebetür, die sich vor allem durch ihren geringen Raumbedarf auszeichnet.
In der kompakten Hymer-Nasszelle, die fast vollständig auf Holzmöbel verzichtet, dominiert das große Klappwaschbecken den Raum. Markenkenner bemerken spätestens hier die enge Verwandtschaft des Bads mit den Ausbauten der Hymer-Car-Modelle. Funktionalität auf engstem Raum heißt die Devise, und das funktioniert in puncto Waschbecken- und Toilettennutzung auch erstaunlich gut. Weniger praktikabel ist dagegen die Duschfunktion. Nur die eine Seite wird notdürftig von einem Vorhang geschützt. Der große Spiegel rechts duscht voll mit. Sechs Kleiderhaken, Klorollenhalter, Netzsteckdose und klappbare Trockenstange an der Decke stehen für die praktische Seite des Bads.
Die vielzitierte Wellness-Oase ist es zwar nicht ganz, aber deutlich großzügiger und komfortabler, lässt das Laika-Bad keinen Zweifel aufkommen, wer in diesem Unterkapitel den Ton angibt. Die ausgetüftelte Anordnung der faltbaren Duschkabine stellt den Raum entweder für Waschtisch und Toilette zur Verfügung oder trennt genug davon ab, um bequem unter der Brause stehen zu können.

Die Top-Ausstattung im Laika tut ein übriges, um dieses Bad rundum zu loben: Fenster (Option) und Dachhaube, Seifenspender und Zahnputzbecher, Klorollenhalter und Trockenstange, 12- und 230-Volt-Steckdose, solide Armatur und geräumige Schränke sowie ein durchleuchteter Spiegel und helles Licht beim Duschen lassen praktisch keine Wünsche offen. Allenfalls das Waschbecken ist im Vergleich zum Hymer etwas klein und von schlichterer Machart.
Das Blatt wendet sich allerdings, wenn die Müdigkeit kommt und die Betten angesteuert werden. Der einfache Zugang zu den Einzelbetten beschert dem Hymer reichlich Punkte, ebenso wie die dicken Matratzen und die Tellerfedern darunter, die allerdings extra kosten. Jedoch ist das linke Bett deutlich kürzer als das rechte. Die übrige Ausstattung passt. Optional gibt es einen durchdachten Erweiterungssatz zum Querschlafen. Dafür müssen allerdings mehrere große Teile mitgeführt werden.
Auch das Laika-Doppelbett ist bequem. Der Einstieg kann aber selbst in unterster Position der serienmäßigen elektrischen Höhenverstellung nicht mit dem Hymer mithalten. Die Ausstattung ist angemessen. Gegen Aufpreis gibt es noch ein elektrisches Hubbett über der Sitzgruppe. Die Liegebreite reicht nur für eine Person, der Komfort ist mangels Unterfederung eher bescheiden.
Beladen
Klare Vorteile kann der Hymer im Kapitel Beladen für sich verbuchen. Insbesondere die Heckgarage bietet deutlich mehr nutzbaren Raum. Zwei Fahrräder sind hier problemlos unterzubekommen. Zwei identisch breite Seitentüren, beidseitige Lampen, Zurrschienen und zwei geräumige Fächer für Kleinteile stellen den Lademeister rundum zufrieden.

In die Laika-Garage können nur bei angehobenem Bett und über die rechte, größere Tür Fahrräder eingeladen werden. Dahinter verschmälert sich die Garage schon bald auf wenig mehr als 50 Zentimeter, so dass zwei Fahrräder nur schwer nebeneinander passen. Beleuchtung und Zurrschienen fehlen auch hier nicht sowie ein oder zwei Kleinteilfächer – je nach Betthöheneinstellung.
Von der ist auch die Größe und Zugänglichkeit des Kleiderschranks im Innenraum abhängig. Neben dem aufstellbaren Lattenrost gibt es auch eine Tür, die in unterster Position der Liegefläche aber blockiert ist. Einfacher ist der Zugriff von oben auf das breite Hängeabteil, aber auch hier stört ein durch die Öffnung laufender Gurt der Bettaufhängung.

Der Kleiderschrank ist auch im Hymer unter dem Bett eingebaut – in diesem Fall rechts. Klappdeckel und Tür machen das Bestücken und Entnehmen von Jacken und Hemden vergleichsweise bequem möglich. Unter dem linken Fußende nimmt ein geräumiges Fach zudem Handtücher oder Ersatzwäsche auf. Auch die fünf Hängeschränke im Heck profitieren von der Bettanordnung durch einfachen Zugriff. Dazu kommen noch ein Fach in der oberen Treppenstufe, relativ viele Ablagen sowie eine praktische Schublade, seitlich in der Sitztruhe.
Über Fahrerhaus, Sitzgruppe und Heckbett kommen auch im Laika fünf Hänge- und zwei Oberschränke nebst einigen Ablagen zusammen. Darüber hinaus bleibt aber nur noch wenig Platz für Ladegut in der lediglich vom Einstieg aus zugänglichen Seitenbanktruhe.
An Zuladungsgrenzen dürften die zwei Hymer-Besatzungsmitglieder praktisch nie stoßen. Aber auch beim Laika reicht es für zwei bis drei Personen im Normalfall aus.
Technik
Die Kabinen von Hymer und Laika sind rundum solide gebaut und geben sich kaum eine Blöße. Holzverstärkungen sind ebenso passé wie Styropor-Isolierung oder Holz am Unterboden. GfK, XPS- und PU-Schaum sind die vorherrschenden Materialien, beim Hymer gibt es aber nur gegen Aufpreis ein hagelresistentes GfK-Dach. Bei der T-Haube über dem Fahrerhaus hat Laika jüngst aufgeschlossen und verwendet nun auch ein stabiles GfK-Formteil.

Schicke, plane Rahmenfenster sowie Stauraumtüren mit Doppeldichtungen und soliden Schlössern finden sich hier wie da. Die relativ schlichte Aufbautür mit nur einer Schlossfalle wirft den Hymer etwas zurück – die Laika-Pforte ist spürbar größer, komfortabler und hier rasten zwei Riegel ins Schloss. Der Hymer kontert mit robusteren Alu-Anbauteilen an Seitenschürzen und Heckleuchtenträger, versteckter Befestigungstechnik und sauberer ausgeführten Fugen zwischen Cockpit und Aufbau.
Wer sich die Mühe macht, unters Fahrzeug zu schauen, entdeckt ganz unterschiedliche Konstruktionen. Laika baut auf dem gängigen Fiat-Flachrahmen auf. Um den Absatz zum Fahrerhaus zu egalisieren, folgen zunächst Quertraversen aus Metall, auf denen dann die Bodenplatte hoch oben thront. Hymer verwendet für seinen Kompaktvan dagegen einen Alko-Tiefrahmen – ungewöhnlich für diese Klasse.
Diese teurere Lösung hat aber nicht nur den Vorteil, dass die Fahrzeughöhe insgesamt geringer bleiben kann, sondern dass die platzsparende Hinterachse mit Drehstabfeder eine größere Garage ermöglicht und der Radstand auf die Grundrissbedürfnisse besser abgestimmt werden kann.
Die Wassertanks platziert Hymer in abgesenkten Fächern zwischen den Chassis-Holmen, die fast schon einen Teildoppelboden bilden. So bleibt die Sitztruhe frei, um neben einer Stauschublade auch die Bordelektrik mit Ladegerät, Sicherungsblock und zwei Bordbatterien (Option) aufzunehmen – zugänglich von innen und außen. Beim Laika residiert das Frischwasserreservoir ganz klassisch unter der Querbank. Für Batterie und Bordelektrik wurde ein Teil der Seitenbanktruhe abgezwackt. Der Abwassertank am Wagenboden ist auch hier serienmäßig frostgeschützt und der Ablassschieber kann – hier wie da – von innen bedient werden.

Beide bringen den Gaskasten in der Heckgarage unter – im Hymer links, im Laika rechts. Die breite Zugangstür und die Größe des Kastens machen das Hantieren mit den Flaschen im Hymer ohne Verrenkungen möglich. Fahrräder müssen allerdings vorher aus der Garage entfernt werden. Das ist beim Laika-Exemplar zwar nicht unbedingt nötig, die schmale Gaskastentür und der verwinkelte Raum erschweren aber den Flaschentausch.
Für den Winter rüsten sich beide mit Gas-Gebläseheizungen von Truma – während Hymer lediglich die 4000-Watt-Version anbietet, greift Laika gleich zur 6000er. Ob das am Ende wirklich mehr bringt, ist aber fraglich, denn der Hymer kontert mit einer aufwendigeren Wärmeverteilung, die Fahrerhaus und Heck gezielt beheizt.
Die Beleuchtung versorgt die Räume in beiden Modellen sowohl mit hellem als auch stimmungsvollem Licht – aber nur im Laika ist sie komplett serienmäßig. Heutigen Anforderungen sehr entgegen kommt die umfangreiche Bestückung des Hymer mit Steckdosen (teils Option).
Preis & Service
Der Listenpreis des Laika Ecovip 305 liegt rund 3500 Euro höher als der des Hymer Van 374. Dazu kommt beim deutschen Van aber noch das nahezu obligatorische Komfort-Line-Paket für knapp 3000 Euro, dessen Bestandteile beim italienischen Kompakt-TI fast alle serienmäßig sind. Da die Nebenkosten wegen des Transports von der Toskana nach Deutschland höher zu Buche schlagen, bleiben am Ende – ausstattungsbereinigt – rund 1000 Euro Mehrkosten für den Laika.

Neben dem Komfort-Line-Paket empfiehlt sich beim Hymer außerdem in die GfK-Dachbeschichtung als Hagelschutz zu investieren. Auch das Ambientelicht und der Tellerfederrost für die Einzelbetten sowie die Zusatzteile zur Liegeflächenerweiterung sind angenehme Optionen. Wer seinen Van so schick haben will wie der Testwagen, wählt zudem das Van-Design-Paket.

Der Laika ist bereits serienmäßig rundum gut ausgestattet. Lediglich die klappbare Verlängerungsplatte für die Küchenzeile fehlt ihm gegenüber dem Hymer – das lässt sich für 149 Euro aber leicht ausgleichen. Wer seinen Ecovip 305 ganz einfach noch etwas eleganter und komfortabler haben möchte, greift zum umfangreichen Toscana-Edition-Paket, das für 4500 Euro vom Basisfahrzeug bis zum Aus- und Aufbau nochmal einen drauflegt.
Beide Marken gewähren sechs Jahre Dichtigkeitsgarantie. Laika ist mit rund 20 Servicepunkten in Deutschland für eine Importmarke gut vertreten, kann aber mit dem engmaschigen Hymer-Händlernetz natürlich nicht mithalten.
Fahren
Eine besondere Wendigkeit zeichnet beide Modelle aufgrund ihrer Kürze – in der Länge und auch beim fast identischen Radstand – aus. Der schmalere und flachere Aufbau lässt den Hymer aber beim Fahren insgesamt handlicher wirken. Obwohl nur mit dem 130-PS-Basismotor ausgestattet, hält er mit dem 150-PS-Laika locker mit. Geringeres Gewicht und kleinerer Luftwiderstand helfen ihm offenbar dabei. Das schlägt sich auch im fast einen Liter geringeren Durchschnittsverbrauch des Hymer nieder.
Auf der Autobahn erfordert der etwas nervöse Geradeauslauf bei beiden ein wenig mehr Aufmerksamkeit im Vergleich zu längeren Modellen. Besonders der Laika zeigt sich dabei auch seitenwindanfälliger – wohl aufgrund des höher aufragenden Aufbaus.
Die Quietsch- und Klapperneigung ist bei beiden Kandidaten nicht dramatisch – aber auch längst nicht so gering, wie man es sich wünschen würde. Etwas angenehmer federt im direkten Vergleich die Hymer-Hinterachse mit Einzelradaufhängung. Im Gesamteindruck des Fahrkomforts reicht dies aber nicht für einen wirklich klaren Vorsprung.
In puncto Fahrsicherheit agieren die Kontrahenten auf Augenhöhe. Zwei Airbags und ESP sind serienmäßig mit an Bord. Ähnlich solide ist auch die Komfortausstattung.
Fazit
Zwei Sechs-Meter-Teilintegrierte mit ganz unterschiedlichen Charakteren: Der Hymer Van 374 stellt einen sportlich-quirligen TI auf die Räder, bei dem sich alle anderen Grundrisselemente den Einzelbetten unterordnen müssen. Laika hingegen versucht sich beim Ecovip 305 in dem Kunststück, allen Komfort eines größeren Modells in ein Kompaktmobil zu packen – und zu einem guten Teil gelingt das auch. Die Garage fällt allerdings recht klein aus, und der Bettzugang ist – trotz Höhenverstellung – nicht so bequem wie im Hymer. Dafür sind Küche, Bad und Sitzgruppe im Laika komfortabler und zudem gibt es optional noch ein Hubbett vorn. Klare Prioritäten also für eine Kaufentscheidung.
Laika Ecovip | Hymer Van | |
Grundpreis | 61.212,00 € | 55.990,00 € |
Aufbau | Teilintegrierter | Teilintegrierter |
Maße | 599 x 230 x 292 mm | 599 x 222 x 277 mm |
Leistung | 110 kW / 150 PS bei 3600/min | 96 kW / 130 PS bei 3600/min |
Leergewicht | 3.009 kg | 2.813 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 3.500 kg | 3.500 kg |
Sitze mit Dreipunktgurt / Zweipunktgurt | 2 / – | 2 / – |
Anzahl Festbetten / Umbaubetten | 2 / – | |
Schlafplätze | 3 bis 4 | |
Beschleunigung 0-100 km/h | 21,1 s | 22,0 s |
Kraftstoffverbrauch pro 100 km (promobil-Testrunde) | 12,10 l | 11,30 l |