Seitenansicht VW California und Pössl Campster Daniel Bitsch, Christian Hass
Grundriss VW California
VW California mit längs eingebautem Möbelmodul
Grundriss Pössl Campster
Pössl Campster mit zweiter Schiebetür erlaubt das Herausnehmen des Küchenblocks 23 Bilder

Pössl Campster vs. VW California: Kompaktcamper im Vergleich

Pössl Campster und VW California im Vergleich Kompaktcamper-Duell California vs. Campster

Gespannt wartet die Campingbus-Gemeinde auf den neuen Pössl Campster. Wenn er da ist, muss er sich natürlich am VW California messen. promobil macht schon jetzt den Vergleich.

Noch ist die recht kleine Halle auf dem Werksgelände von Dethleffs komplett leer, schon bald wird hier aber die Produktionsstraße für Pössls Erstlingswerk im Segment der kompakten Campingbusse stehen. 700 Campster sollen im kommenden Jahr gebaut werden. Und dann? "Mal sehen." Im Vergleich zu den fast überschwänglichen Berichten der Fachmedien (ja, auch wir sind sehr angetan) und den euphorischen Reaktionen zahlreicher Campingbusfans gibt man sich bei Pössl zurückhaltend. Kampfansagen in Richtung des Platzhirsches VW California? Lässt man sein.

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Dabei ist die aktuelle Lage verheißungsvoll. Beim ersten offiziellen Auftritt des Campster auf dem Caravan-Salon wurde der Neuling vom Messepublikumgeradezu belagert. Und das dürfte nicht nur an der knallig-türkisfarbenen Lackierung des ersten Prototyps gelegen haben. Eher am interessanten Konzept mit den zwei Schiebetüren und dem herausnehmbaren Küchenblock, dessen Herd und Spüle auch außerhalb des Fahrzeugs nutzbar sind. Oder an der Möglichkeit, den knuffigen Citroën-Van flugs zum Großfamilien-tauglichen Siebensitzer umzubauen. Mit Sicherheit lockte auch der günstige Basispreis die Besucher an.

Vielleicht ist das Interesse aber auch deshalb so groß, weil sich mal wieder ein anderer Großserienhersteller in das hartumkämpfte Segment traut. Hier regiert schließlich der VW California, der erstmals vor 28 Jahren auftrat und mittlerweile als das meistverkaufte Reisemobil aller Zeiten gilt. Seit VW ihn mit Einführung der fünften T-Generation selbst ausbaut, wächst die Nachfrage stetig. Im eigens für seine Produktion errichteten Werk bei Hannover wird er seit einiger Zeit im Dreischicht-Modus gebaut und jährlich in einer 10.000er-Portion ans Volk gebracht.

Vom Pössl Campster gibt es zum Zeitpunkt unseres Vergleichs erst drei Fahrzeuge. Und die sind eigentlich ständig unterwegs – entweder auf Promo-Tour oder um von neugierigen Journalisten beäugt, bewertet und wahrscheinlich auch begrapscht zu werden (sorry, Pössl!).

Campster vs. VW California: Kult-Camper gegen heißer Herausforderer

Entsprechend schwierig gestaltete sich die Gegenüberstellung mit dem California. Doch es hat geklappt. Wenngleich auch unter nicht ganz fairen Bedingungen, denn der Campster ist noch nicht serienreif. Sei’s drum, hier ist der erste Vergleich zwischen Kult-Camper und brandheißem Herausforderer.

Viel Erklärung bedarf es beim California wahrlich nicht mehr. Als der Bulli vor über einem Jahr das letzte Mal bei uns vorbeischaute, setzte er sich in der Top-Version Ocean im Vergleichstest erfolgreich gegen seinen totschicken Verfolger Mercedes Marco Polo durch (Hier geht's direkt zum Test).

VW California Coast: Ausstattung und Alltagstauglichkeit 

Für den Vergleich mit dem Campster schickt VW den Coast, der sich vor allem bei Preis und Komfortausstattung unterscheidet. Also zum Beispiel beim Aufstelldach, das hier manuell statt elektromechanisch bedient wird, was zwar aufwendiger, aber nicht unbedingt zeitintensiver ist.

Zwei der insgesamt vier Schlafplätze kommen hier unter. Der Aufstieg in die obere Etage verlangt bekanntlich etwas Sportlichkeit, wobei die Armlehnen der Vordersitze sicherlich gute Unterstützung liefern. Die 1,20 Meter breite Matratze und ein Lattenrost bemühen sich um Komfort, wirklich weich gebettet liegt man hier aber nicht. Das gilt auch für die Liege im Untergeschoss, die in fünf Handgriffen aus der Rückbank entsteht – Kopfstützen wegklappen, Bank vorziehen, Lehne umlegen, Zusatzpolster ausbreiten, fertig. Während der Fahrt gibt es hier Platz für zwei Mitreisende, ein Zusatzsitz ist nicht verfügbar.
Seit Jahrzehnten bewährt hat sich das längsseitige Möbelmodul, das seit dem Wechsel von T4 auf T5 nicht mehr aus Holz, sondern aus leichterem Aluminium gefertigt wird. Da es fest eingebaut ist, bietet der Innenraum weniger Variabilität als der des Pössl. Dafür gibt es einen größeren Kühlschrank (42 L), den bequemer erreichbaren Kleiderschrank und wesentlich mehr Verstaumöglichkeiten.

Auch Kocher und Spüle sind im California größer als beim Campster. Beim Aufbau der Dinette gefällt, dass der Tisch bereits an der Küche eingehängt ist und aus der Ruheposition zwischen Rückbank und Kühlbox einfach hervorgezogen wird. Mühseliger ist das Umdrehen der beiden Vordersitze, das eigentlich nur bei geöffneten Türen zu bewerkstelligen ist. Immerhin haben beide jeweils zwei Armlehnen und bieten für längere Touren ausreichend Komfort.

Talent hat der Cali auch bei der Alltagstauglichkeit schon bewiesen. Wie sein Herausforderer bleibt er in der Höhe unter der Zwei-Meter-Marke und damit tiefgaragentauglich. Großeinkauf, Baumarkt-Shopping, Umzüge? Kann er. Und für den Campingtrip am Wochenende sind zwei Klappstühle und ein Außentisch immer an Bord – die einen in einer Tasche an der Heckklappe, der andere innen an der Schiebetür.
Diese Vielseitigkeit und Reife haben natürlich ihren Preis: Als Coast startet der VW California mit 102-PS-Diesel bei 51.277 Euro. Der Testwagen mit 150 PS und Vollausstattung kostet 74.211 Euro.

Pössl Campster: Das hat der Herausforderer zu bieten

Das beste Argument für den Pössl Campster steht auf seiner Preisliste. Gerade einmal 37.999 Euro ruft Pössl auf. Mit dem 150-PS-Diesel werden es 200 Euro mehr. Und damit das Konzept mit dem herausnehmbaren Küchenmodul Sinn macht, braucht es weitere 550 Euro für die linke Schiebetür. Mit allem verfügbaren Klimbim würde der Campster aktuell übrigens zirka 54.000 Euro kosten, also 3.000 Euro mehr als der Basis-California.

Es mag an der dunkleren Einrichtung liegen oder an der wuchtigeren Innenverkleidung – jedenfalls geht es im Campster trotz der in etwa gleich großen Karosserie etwas enger zu als im California. Dabei ist das Ausbaukonzept identisch, die Möblierung hier eben aus Holz. Auch bei der Verarbeitungsqualität muss man Abstriche hinnehmen. Bis zur offiziellen Markteinführung im kommenden Frühjahr soll sich aber noch einiges ändern: Die Schlafbank bietet noch keine ebene Liegefläche, der Mitteltisch hat noch keinen festen Platz und soll später unter der Bank oder der Bettverlängerung unterkommen. Letztere ist gerade noch starr und fest verankert, soll im Serienfahrzeug aber hochklappbar und einfach herauszunehmen sein.

Vor- und Nachteile der beiden Campingbusse

Die Sache mit dem herausnehmbaren Küchenblock bringt zwei entscheidende Vorteile: Der erste ist, dass man beim Camping auch außerhalb des Fahrzeugs kochen kann. Der zweite, dass man ihn zuhause lassen und dann mit der optionalen Zusatzbestuhlung (1.300Euro) mehr als eine halbe Fußballmannschaft zum Training fahren kann. Im Fahrzeug ist die Küche über zwei Schrauben in einer der Bodenschienen fixiert. Das Herausheben sollte jedem Erwachsenen gelingen. Was im Prototyp noch fehlt, sind zwei 10-L-Kanister für die Wasserversorgung und die 2,8-kg-Gasflasche für den Kocher. Beides wird später in den unteren Fächern unterkommen, was den ohnehin knappen Stauraum weiter reduziert.

Auch die Kühlbox kann mit der des California nicht mithalten – bietet nur etwa die Hälfte an Volumen. Kaum besser als im Cali gelingt der Umbau der Sitzgruppe. Das mag an der elektrischen Steuerung der Vordersitze liegen, die die Sache kompliziert und zeitintensiv macht. Aber immerhin bleiben die Türen dabei geschlossen.

Besser als im VW gefällt, dass sich das SCA-Aufstelldach vorne komplett öffnen lässt und das Bett so zur Aussichtsplattform wird. Lampen fehlen hier aber noch komplett und die Tellerfedern unter der Matratze bringen im Vergleich kein Komfort-Plus.

Genau wie VW verzichtet auch Pössl auf eine zusätzliche Isolierung. Wen wundert’s, bei diesem Preis.

VW California

  • Gurt-/Schlafplätze: 4/4
  • Gesamtgewicht: 3.000 kg
  • Länge: 4,90 m
  • ab 51.360 Euro

 Sauber verarbeiteter Ausbau, clevere Detaillösungen.
 Ordentliches Stauraumangebot, bequem erreichbarer Kleiderschrank, große Kühlbox.
 Unten leichter Bettumbau.
 Schwer drehbare Vordersitze.
 Hoher Grundpreis, teure Zusatzausstattung.

Pössl Campster

  • Gurt-/Schlafplätze: 7/4
  • Gesamtgewicht: 3.100 kg
  • Länge: 4,95 m
  • ab 37.999 Euro

 Sehr günstiger Einstiegspreis. passable Grundausstattung.
 Ausbau mit hoher Variabilität, herausnehmbare Küche, bis zu sieben Sitzplätze.
 Aufstelldach mit Panoramablick.
 Wenig Verstaumöglichkeiten, kleiner Kleiderschrank.
 In der Breite knapp bemessene Liegeflächen der Betten.

Fazit

Eine echte Alternative

Dass sich Pössl in das Segment der kompakten Campingbusse wagt, ist per se schon mal lobenswert. Dazu kann sich das Erstlingswerk durchaus sehen lassen. Werden bis zum Serienstart noch alle Kinderkrankheiten beseitigt, gibt es beim Marktführer für ausgebaute Kastenwagen eine klasse California-Alternative zu kaufen, die vor allem bei Preis und Variabilität begeistert. Um dem Topseller ernsthaft Konkurrenz zu machen, braucht es aber mehr. Zum Beispiel größere Betten und bessere Verstaumöglichkeiten. Da VW das klassische Ausbaukonzept bereits seit vielen Jahren verfeinert, gibt es hier zwar das teurere, aber auch das ausgefeiltere Fahrzeug.

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