Am Morgen streicht Nebel über den Fluss. Wohlgeformte Weinberge begleiten die Nahe, die sich träge durchs Tal windet. Die waldreichen Nordhänge erreichen ihren Höhepunkt am Lemberg, der mit 422 Meter höchsten Erhebung in der Region. Vom Gipfelbalkon genießen Wanderer einen großartigen Ausblick über die Naheschleife bei Oberhausen: auf das propere Winzerdorf, seine fächerförmig gepflanzten Reben und die goldgelben Getreidefelder sowie die verträumten Hunsrückhöhen am Horizont.
Doch diese Attraktion heben wir uns für später auf. Zunächst steht eine Radtour auf dem Programm. Nachdem wir im Ort auf dem Reisemobilstellplatz auf Camping Nahetal die Räder bestiegen haben, passieren wir wenig später die Luitpoldbrücke; deren Gedenktafel erinnert an den bayerischen Prinzregenten, der 1889 den Nordwestzipfel der damals zu Bayern gehörenden Rheinpfalz mit diesem Bau ehrte. Seit der Gründung des Bundeslandes Rheinland-Pfalz im Jahr 1946 fließt die Nahe – von ihrer Quelle im Saarland abgesehen – bis zur Mündung in den Rhein bei Bingen ausschließlich durch rheinland-pfälzisches Gebiet.
Auf den Spuren der Vergangenheit

Unser Ziel heute: Bad Kreuznach. Die Stadt entstand aus einer römischen Versorgungsstation mit dem Namen Cruciniacum. Sie lag an einem Handelsweg, der von Metz nach Bingen führte. Kreuznach galt schon im 19. Jahrhundert als mondäner Kurort. Das weltweit älteste Radon-Solebad erstreckt sich zu beiden Seiten der Nahe. Wahrzeichen der Altstadt sind die beiden Brückenhäuser auf der Alten Nahebrücke.
Auf unserer Strecke entlang des Flusses passieren wir auch das Heilbad Bad Münster am Stein-Ebernburg, wo sich der Rotenfels (327 Meter) eindrucksvoll über dem linken Ufer erhebt. Die schroffe Porphyrwand – sie besteht aus vor vielen Millionen Jahren erstarrtem Magma – ist die steilste Kletterwand nördlich der Alpen. Gegenüber befindet sich das sehenswerte Steinskulpturenmuseum mit zeitgenössischer Bildhauerkunst (Info: www.fondation-kubach-wilmsen.de).
Viele von Menschenhand bearbeitete Steine gibt es auch am Zusammenfluss von Nahe und Glan zu bewundern. Dort liegen im dichten Wald versteckt die Überreste des Klosters Disibodenberg – benannt nach dem schottischen Wanderprediger Disibod, der an dieser Stelle ums Jahr 600 eine Klause mit Taufkapelle errichtete. Von hier ging die Christianisierung der Naheregion aus. Ab 1108 erfolgte die Umwandlung in ein Benediktinerkloster. In der Abtei wirkte die berühmte Mystikerin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen (1098–1179). Bedauerlicherweise wurden die Gebäude später lange Zeit als Steinbruch genutzt. Dennoch gut erhalten sind immerhin die hohen Außenmauern der Kirche; sie lassen die einstige hohe Bedeutung der Anlage erkennen. Ein (gebührenpflichtiger) Fußweg – vorbei an sehr alten Orleans-Weinstöcken – führt zu den Ruinen. Am Eingangsdrehkreuz am Fuß des Berges kann man an den Wochenenden und Feiertagen ein kleines Klostermuseum besichtigen.

Im trockenen, sonnenreichen Klima entlang der Nahe und ihren Nebenflüssen Glan und Alsenz gedeihen viele herausragende Weine. Besonders beliebte Sorten sind Riesling, Müller-Thurgau und Dornfelder. Weißweine beanspruchen drei Viertel der Anbaufläche. Der rund 100 Kilometer lange Weinwanderweg Rhein-Nahe führt von Kirn bis nach Bingen am Rhein. Darüber hinaus verläuft durch das Anbaugebiet die Naheweinstraße. Der Rundkurs verbindet 35 Weindörfer. Eine Hauptsehenswürdigkeit am Weg ist das Rheinland-Pfälzische Freilichtmuseum in Bad Sobernheim. Es spiegelt den Alltag der Menschen wider, die in den letzten 500 Jahren in der Großregion gelebt haben. Zu diesem Zweck wurden 40 Gebäude aus allen Ecken des Landes zunächst mit großer Sorgfalt ab- und später hier in neuen Baugruppen wieder aufgebaut.
Der Teufel soll in Bad Münster die Burg Rheingrafenstein in einer Nacht erbaut haben. Sie ist eine wichtige Etappe an einem Zweig des Rheinischen Sagenwegs. Zum Abschluss folgen wir ab Münster den Wanderwegen zum Lemberg hinauf, genießen wie angekündigt die herrliche Aussicht vom Gipfelbalkon – und stapfen danach zur einsam gelegenen Ruine Montfort. Die Mittelalterburg wurde 1456 zerstört; sie weist als Besonderheit eine mit Kiesfilter ausgestattete Regenzisterne auf. Keine Frage: Wasser und Wein sind damals wie heute im Nahetal die kostbarsten Güter.
Alles bio, alles lecker

Bioprodukte aus der Region bietet die Heimat N05, ein kleines, ausgesprochen liebevoll eingerichtetes Selbstbedienungscafé in der Fußgängerzone in Bingen, ihren Gästen an. Hier bekommt man Dinge serviert, die es nicht überall gibt. Zum Beispiel gegrillte Brote aus Ruchmehl, hausgemachte Suppen, Salate und im Sommer eigene, besonders erfrischende Limonaden. Ebenfalls sehr köstlich: Croissants, Cappuccino, Café Latte und verschiedene Chai-Latte-Sorten. www.heimatno5.de
Stellplätze im Nahetal
Informationen
Fragen zu Outdoor-Aktivitäten, Wein und Kulinarik, Geotourismus, Wellness, Kuren, Heilbädern, Hildegard von Bingen, Kultur, Veranstaltungen, Museen, Ausstellungen und vielem mehr beantwortet gerne die Naheland-Touristik GmbH, Bahnhofstraße 37, 55606 Kirn, Telefon 0 67 52/13 76 10, www.naheland.net