Das „Vallée de Munster“ besteht genau betrachtet aus drei verschiedenen Tälern: dem Tal der Kleinen Fecht und der Großen Fecht sowie dem weiten vorderen Tal, das durch deren Zusammenfluss geschaffen wurde. Das erste bietet Zugang zu einzigartigen Panoramastrecken, darunter die „Route de Crête“, die Vogesenkammstraße.
Die aussichtsreiche Wandergegend im Münstertal
Über das zweite, welches zu den schönsten Tälern in der Region zählt, gelangt man zum „le Grand Ballon“, dem höchsten Vogesenberg (1424 Meter). Der Große Belchen, wie er auf Deutsch heißt, zieht nicht nur die motorisierten Ausflügler, sondern auch die ambitionierten Wanderer magisch an. Seine spärlich bewachsene Kuppe erlaubt bei guter Sicht grandiose Fernblicke – sie reichen bis zu den Schwarzwaldhöhen und in den Jura. An extrem klaren Tagen sieht man die Alpen.
Aber: Man muss nicht immer ganz nach oben klettern, um landschaftliche Höhepunkte zu entdecken. So führt etwa von Steinabruck aus ein besonders beliebter Wanderweg – er ist mit einem roten Balken gekennzeichnet – zum malerisch gelegenen Fischboedlesee. Auf Steinabruck folgt Mittlach, wo sich in einsamer Waldlage der schöne Campingplatz Langenwasen befindet. Insgesamt laden im Münstertal 365 Kilometer markierte Wege zum Wandern ein. Auch Radprofis und Otto Normalradler freuen sich über beste Bedingungen.
Die bunten Talgemeinden
Die Thermalquellen in Soultzbach-les-Bains, in denen einst Casanova badete, sind längst versiegt. Und dennoch sollte man den Ort nicht auslassen. Er konnte wie kein anderer im Tal den Charme vergangener Zeiten wahren; die Grand Rue etwa säumen wunderschöne Fachwerkhäuser. Der Löwenbrunnen (16. Jahrhundert) trägt das alte Stadtwappen. Am Haus gegenüber stechen herrliche Schnitzbalken und ein Sechseimerbrunnen ins Auge. Sehenswert ist auch die Pfarrkirche.
Nach der hohen Zahl nistender Vögel zu schließen, ist Münster die Hauptstadt der Störche. Besonders viele Nester weist der ehemalige Abtspalast auf. Man kann die majestätischen Tiere zudem in einem Gehege im Norden der Stadt bewundern. Dessen Name geht auf das frühere „Monasterium“ zurück – ein Kloster, das irische Mönche hier im siebten Jahrhundert errichteten. In Luttenbach nebenan fertigt André Haeberlé traditionelle Holzschuhe, die nach wie vor sehr gefragt sind.
Die herzhafte Käsespezialität
Bekanntester Exportschlager der Gegend ist der würzige Münsterkäse. Er wird überwiegend in den kleinen Vogesenbauernhöfen hergestellt, und zwar nach einem uralten Rezept, das einst in Münster ansässige irische Mönche erfanden. Man mischt dabei Abend- und Morgenmilch, erwärmt sie auf 32 Grad Celsius und gibt Lab hinzu – ein Enzym des Labmagens noch saugender Kälber, welches die Milch gerinnen lässt. Danach lässt man sie in den typischen runden Formen abtropfen.
In den Tagen darauf wird der entstehende Käse gesalzen und ständig gedreht. Sobald er genügend Feuchtigkeit verloren hat, kommt er in den Keller zum Reifen. Die Laibe werden dort weiterhin gewendet und zusätzlich mit lauwarmem Wasser abgewaschen, was zu der charakteristischen Kruste führt. Nach rund drei Wochen ist der Käse genussfertig. Er schmeckt am besten, wenn er eine Stunde vor dem Verzehr aus dem Kühlschrank genommen wird – kalt kann nämlich die berühmte Spezialität ihren vollen Geschmack nicht entfalten. Die Elsässer gelten gemeinhin als vorausschauende Menschen: Im Hinblick auf eine gute Verdauung servieren sie den Käse gerne mit Kümmel und trinken dazu ein Glas Gewürztraminer.
Die gelebte Tradition
Jedes Jahr im Mai und im Oktober ist das Münstertal Schauplatz eines aufregenden Spektakels: des Almauf- beziehungsweise Almabtriebs. Besonders eilig haben es die Kühe im Herbst, wenn sie nach einem Sommer von den Hochweiden herab ins Tal ziehen – mit blank geputzten Glocken um die Hälse, wie es der Brauch verlangt. Die Menschen haben sich ebenfalls prächtig herausgeputzt: Sie tragen bunte Trachten und feiern in Mühlbach fröhlich ein Fest, das sogenannte „Wandelfescht“. Musik und Tanz setzen ein, nachdem am Nachmittag die meisten der insgesamt acht Herden mit etwa 240 Tieren mit lautem Hallo empfangen wurden.
Viele Gäste begleiten die Züge den ganzen Tag, die in der Früh zum Beispiel auf dem Treh-Bauernhof starten. Dass das Leben hier nicht immer so vergnügt war, erfährt man im „Musée de la Schlitte“, ebenfalls in Mühlbach. Es zeigt den harten Alltag früherer Waldarbeiter. Sie mussten bis 1965 die geschlagenen Stämme mit riesigen Holzschlitten auf eigens dafür hergestellten Schienen zu Tal bringen. Das enorme Gewicht lastete auf ihren Rücken, und sie bremsten das Gefährt mit den Fersen!
Das Haus von Albert Schweitzer
Albert Schweitzer, der weltberühmte Urwalddoktor, Theologe und Friedensnobelpreisträger, verbrachte seine Kindheit im Münstertal, wohin er zeitlebens immer wieder gerne zurückkehrte. 1913 reiste er ins heutige Gabun und gründete in Lambarene ein Tropenkrankenhaus. Einige Jahre später erwarb der vielseitig Begabte in Gunsbach ein Haus, wo er seinen Studien nachging. Auch kümmerte er sich dort um Hilfsgüter und schöpfte Kraft für seine Afrikaaufenthalte. Heute ist in den Räumen ein Museum eingerichtet. Zu sehen ist unter anderem sein Arbeits- und Wohnzimmer, so, wie er es 1959 bei seiner letzten Abreise nach Lambarene hinterließ.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, außer an Feiertagen. www.schweitzer.org
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