Irgendwo zwischen Bieler See, Neuchâteler See und dem Murtensee wechselt die Sprache von Deutsch zu Französisch. Mit dem Wohnmobil lässt sich die Region im Westen der Schweiz perfekt entdecken.
Irgendwo zwischen Bieler See, Neuchâteler See und dem Murtensee wechselt die Sprache von Deutsch zu Französisch. Mit dem Wohnmobil lässt sich die Region im Westen der Schweiz perfekt entdecken.
Der Berg ist nicht sehr hoch – nur 653 Meter -, aber wirklich groß, was die Aussichten anbetrifft. Zwei Reisemobile sind über kurvige Sträßchen von Môtier am Murtensee nach oben auf den Mont Vully gezuckelt und parken jetzt direkt am Gipfel. Noch mehr erlebt, wer über Wiesen und Wälder zu Fuß hier herauf kommt, etwa von Sugiez aus. Man sucht sich einen schattigen Picknickplatz unter einem Baum und packt aus: das Baguette, das hier so dünn und knusprig ist wie in Frankreich. Und den Schweizer Käse (der noch mit dem roten Taschenmesser klein gesäbelt werden muss!). Dazu gibt’s einen herrlichen Ausblick auf den Murtensee, über den kleine weiße Punkte mit Schweif ziehen – die Schiffe, die die Orte am See verbinden. Sie sind zu sehen, aber nicht zu hören.
Wo aber liegt der besondere Reiz des Mont Vully, mal abgesehen davon, dass er einfach ein schönes Fleckchen Erde ist? Von diesem Berg aus sind alle drei Seen zu sehen: nicht nur der Murtensee, sondern auch der Bieler See im Norden und der Neuchâteler See im Westen. Über ein Kanalsystem sind sie alle miteinander verbunden. Mit dem Schiff Romandie I lässt sich eine Drei-Seen-Tour erfahren.
Wir erkunden das Drei-Seen-Land lieber mit dem Reisemobil und staunen, wie abwechslungsreich das ist: Mal fahren wir auf Nebenstraßen nah an grünen Ufern entlang, dann zuckeln wir von Weindorf zu Weindorf, und wieder ein anderes Mal rauschen wir auf einer mit Schallmauern abgeschotteten Autobahn am Wasser entlang und schütteln den Kopf über die Schweizer. Wieso verbauen die ein ganzes Seeufer mit Schnellstraße und Bahnlinie, so dass die Orte am Wasser vom Rest der Welt wie abgeschnitten sind?
Wie schön, dass Neuchâtel wieder aufs Wasser und auf die umliegenden Berge blickt! Die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons am Nordwestufer des Neuchâteler Sees hat ein so angenehmes Flair, dass wir sie sofort ins Herz schließen: französisch, lässig, unaufgeregt, schick genug. Hier kann man bei einem Café au Lait an der Place des Halles hocken, sich in der Fromagerie Sterchi fürs nächste Picknick eindecken und abends im Café du Cerf auch mal ein Bier trinken. Schick essen gehen ist im Angesicht des starken Schweizer Franken ja eine eher kostspielige Angelegenheit. Nudeln mit Tomatensoße für derzeit umgerechnet etwa 15 Euro? Da muss öfter die Bordküche ran.
Von den größeren Städten an den drei Jura-Seen ist jede eine Welt für sich, jede hält Überraschungen bereit, alle sind sie ein bisschen unperfekt, aber gerade deshalb liebenswert: In Biel muss man nicht länger verweilen – denkt man, bis man auf die beiden Plätze der charmanten, engen Mini-Altstadt gelangt. Man entdeckt heimelige Arkadengänge, Treppengassen und kleine Galerien und verbummelt plötzlich doch Zeit in der größten zweisprachigen Stadt der Schweiz.
Yverdon-les-Bains ganz am Südende des Neuchâteler Sees hat dramatische Berge im Rücken, es geht Richtung Alpen. Am Altstadtplatz lässt es sich an lauen Abenden gut sein, aber wir vermissen die Kurpromenade am Wasser! Das hatten wir uns so vorgestellt, so muss das doch sein in einer Bäderstadt am See? Ist es aber nicht. Das Reisemobil parkt unweit der Mole an einer Lagerhalle, und wir staunen darüber, dass eine Stadt am Wasser liegen kann, ohne ihm auch zugewandt zu sein. Das Thermalzentrum mit warmem schwefelhaltigem Wasser hat uns dann aber wieder ausgesöhnt mit Yverdon.
Eigentlich ist neben Neuchâtel nur Murten so, wie man sich’s vorstellt: klein, malerisch, allüberall und stolz geschmückt mit Schweizer Flagge, urgemütlichurig, mit kleinen Laubengeschäften, Balkonen voll üppig blühender Geranien, dem trutzigen Schloss, Restaurants und einem Yachthafen unterhalb der Altstadt.
Mit dem Reisemobil zuckeln wir am kleinsten und, wie wir finden, sympathischsten der drei Westschweizer Seen entlang, machen einen Abstecher ins Städtchen Avenches, in dessen Mitte eindrucksvoll ein römisches Amphitheater steht. Dann fahren wir weiter ans Nordwestufer, wo auch Weine angebaut werden. Ein Lehrpfad entlang der Hänge erklärt Wanderern die Sorten, die es hier eigens angebaut zur Auswahl gibt: Chasselas bzw. Gutedel bei den hier dominierenden Weißweinen und Pinot Noir bei den Roten. In Praz schmiegen sich die Weinhänge nah ans Ufer, und direkt am Hafen entdecken wir ein kleines Café. Wunderbar, so beim Eisessen aufs Wasser zu schauen, hinüber nach Murten, das von hier aus noch putziger aussieht und das sich vor neugierigen Blicken heute mit einem Dunstvorhang schützt.
Herrlich, so ein Sonntag in der Schweiz. Zwei französisch quasselnde Badenixen schaukeln auf Luftmatratzen übers Wasser, am Steg gießt ein Straßenkehrer die Geranien, und eben bricht ein Pärchen auf. Sie sind nicht mit dem Cabriolet da, auch nicht mit dem Reisemobil – das Verkehrsmittel der Wahl ist hier ein schnittiges, blendend weißes Motorboot. Der Luxusschlitten wird angeworfen und hört aufs Wort. Das Geknatter signalisiert, dass nun Madame zusteigen kann, und als die sich ausbalanciert hat, steuert Monsieur stolz aufs Wasser hinaus. Vom Mont Vully aus gesehen rast jetzt ein kleiner weißer Punkt mit Schweif auf die Seemitte zu.
Den Genfer See – mit 581 km² größter Binnensee Mitteleuropas – teilt sich die Schweiz mit Frankreich. Vor allem Genf, die elegante Metropole am Westufer, sollten Sie nicht verpassen, wenn Sie die französische Schweiz erkunden: Die Stadt ist international wie kaum eine andere im Land. Etwa 200, meist weltweit agierende Organisationen, darunter das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, der Weltfriedensrat oder die Vereinten Nationen (UNO), haben hier ihren Sitz. Ein Ausflug an den See, der übrigens nur in Genf „Genfer See“ heißt – sonst Lac Léman -, lohnt sich aber auch wegen der Sicht auf die Alpen, inklusive den Mont Blanc. Und wegen zwei weiterer Städte: Lausanne am Nordufer ist eine sehenswerte, herrlich gelegene Stadt mit Uniflair. Und in Montreux wird jedes Jahr im Juli eines der berühmtesten Jazzfestivals der Welt zelebriert. Tipp: Am Nordufer liegen mehrere schöne Camping- und Stellplätze.
Das Uhrenmuseum in der Ende 2009 von der Unesco zum Welterbe erklärten Stadt La Chaux-de-Fonds in den Bergen bei Neuchâtel beleuchtet die Geschichte der Uhrenindustrie in der Region und führt in die geheimnisvolle und exakte Welt der Zeitmessung ein. Die Stadt wurde ab dem 19. Jahrhundert auf dem Reißbrett entworfen, die Straßenzüge werden von Jugendstilhäusern und Mietshäusern geprägt. Besichtigen Sie in La Chaux-de-Fonds auch die -Bauwerke von Le Corbusier, der hier 1887 geboren wurde. www.mih.ch
Biel: Bäckerei heißt hier auch Boulangerie: Die zweisprachige Stadt an Nordufer des Bieler Sees ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge ins Drei-Seen-Land und zu Wanderungen in den Jura. Sehr schöne mittelalterliche Altstadt und eine spannende Museumsmeile mit Sammlungen aus ganz verschiedenen Epochen.
Le Landeron: Die Gemeinde am Südufer des Bieler Sees hat im Zentrum einen geschlossenen historischen Stadtkern mit zwei Stadttoren – und schönen alten Fassaden. Hier stört so gut wie nichts das Bild, nicht einmal moderne Geschäfte gibt es, so dass man sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt fühlt. www.landeron.ch
Neuchatel: Die Stadt mit dem französischsten, südlichsten Flair der Region. Neuchâtel bietet alles, was Reisende schätzen – ohne besonders touristisch zu wirken. Hier kann man nett shoppen, flanieren und essen, die Stadt am Nordwestufer des gleichnamigen Sees bietet Museen, Galerien, Theater und Festivals.
Murten: Die kleine, mittelalterliche Stadt hat malerische Laubengänge, eine Ringmauer mit Wehrgang und sogar ein Schloss zu bieten. Der Mont Vully am Nordwestufer gilt als Wanderparadies, 170 km Radwege und 90 km Rollerskate-Wege erschließen die Region, in der auch recht gute Weißweine angebaut werden.
Estavayer-le-Lac: Örtchen mit Strand, Campingplatz am Wasser, Altstadt und einem Schloss – am Südostufer des Neuchâteler Sees gelegen. Krötenskulpturen hängen über den Gassen, im Musée des grenouilles (Fröschemuseum) kann man präparierte Exemplare in (satirischem) Biedermeier-ambiente sehen.
Yverdon-les-Bains: Die Bäderstadt am Südzipfel des Neuchâteler Sees hat ein großes Thermalzentrum mit warmem schwefelhaltigem Wasser in mehreren Innen- und Außenbecken. Neben einem gut erhaltenen Stadtkern bietet die Stadt tolle Kultur. Besonderer Tipp: das Science-Fiction-Museum. www.yverdonlesbainsregion.ch
Schweiz Tourismus, 60311 Frankfurt am Main, Rossmarkt 23, Tel. 00800/10020030, www.myswitzerland.com
1470 Estavayer-le-lac: Nouvelle Plage
Komfortplatz zu Füßen des Ortes Estavayer-le-Lac, am Ufer des Neuchâteler Sees. Ebene Stellplätze auf der Wiese. Am Platz vorhanden: Restaurant, Shop, Wasserski-Lift und Surfbrett-Verleih. 1,5 ha, 169 Plätze, ca. 100 Dauercamper. Von April bis Mitte Oktober geöffnet.
Standort: Route de la Plage 1, GPS 46°51’22”N, 06°50’54”O, Telefon 0041/266631693, www.nouvelle-plage.ch
2525 Le Landeron: Camping des Pêches
Komfortplatz am Hafen von Le Landeron. Ebenes Wiesengelände. 4 ha, 335 Plätze, 115 für Dauercamper. Geöffnet von April bis Mitte Oktober.
Standort: Route du Port, GPS 43°03’09”N, 07°04’12”O, Telefon 0041/327512900, www.camping-lelanderon.ch