Das Sandwich ist der zentrale Begriff, wenn es um die Aufbauwände eines Campingfahrzeugs geht. Statt Wurst, Käse und saure Gurken kommen hier allerdings Materialien wie Alu, EPS und GFK auf den Tisch. Die Sandwichbauweise heißt so, weil sie mehrere Schichten zu einer Wand vereinigt.
In der Wand eines Wohnmobils oder Wohnwagens steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Dank Sandwichbauweise können die Wände sowohl isolieren als auch stabilisieren. Sie sind Allrounder – eben ganz wie ein richtiges Sandwich.
Was steckt in den Wänden von Campingfahrzeugen?
Früher handelte es sich dabei meist um eine Innenwand aus Sperrholz, eine Außenwand aus Alu und dazwischen ein Fachwerk aus Nadelholzlatten. Dessen Zwischenräume waren zur Isolation mit EPS ausgefüllt, landläufig als Styropor bekannt. EPS hat den Nachteil, dass es sich aufgrund der Kapillarwirkung wie ein Schwamm mit Wasser vollsaugen kann und dann die benachbarten Holzlatten befeuchtet.
Das Dach ist meist nach demselben Muster aufgebaut wie die Seitenwand. Der Boden besteht oft aus Sperrholzplatten, wobei GFK inzwischen öfter anzutreffen ist.
Was bedeutet "holzfreier" Aufbau?
Heutzutage legen Hersteller vermehrt Wert auf einen holzfreien Aufbau. "Holzfrei" bezieht sich dabei allerdings oft nur auf die mittlere Schicht des Aufbau-Sandwichs, die inzwischen meistens aus XPS-Schaum (Extrudierter Polystyrol-Hartschaum) besteht. XPS ist die etwas teurere Alternative zu EPS.

Blau, rosa oder grün eingefärbt: Platten aus XPS-Schaum, die kein Wasser aufnehmen.
Die Vorteile des blauen, grünen oder rosafarbenen XPS-Schaums: Er ist so steif, dass die Holzlatten zur Aussteifung der Wand und als Schraubpunkt für die Möbel reduziert werden können. Aufgrund seiner Steifigkeit kann man sich das Holzfachwerk nun weitgehend sparen. Ansonsten nimmt das geschlossenporige Material XPS so gut wie keine Feuchtigkeit auf.
Damit ist XPS dem Isoliermaterial EPS überlegen. ESP saugt durch seine Kapillarwirkung Wasser auf, das zum Beispiel über Undichtigkeiten an den Aufbaukanten, Dachhauben oder Fenstern eindringt. So speichert EPS dFeuchtigkeit und gibt sie über eine lange Zeit an die Holzverstärkungen ab. Die Folge: Das Holz fängt an zu modern und verliert in der Folge seine Tragfähigkeit. Das kann die Struktur eines Wohnwagens so stark schwächen, dass die Reparatur sehr aufwendig und teuer und der Caravan im schlimmsten Fall zum wirtschaftlichen Totalschaden wird.
Warum ist holzfrei also gut? Obgleich Holz ein Rohstoff mit vielen guten Eigenschaften ist, hat es doch auch einen entscheidenden Haken: Es ist anfällig für Feuchteschäden, was im Wohnmobil und Caravan von Nachteil ist. Statt Holz kommen immer öfter Kantenleisten und Einleger aus Polyurethan (PU) zum Tragen (siehe unten: Aufbaukanten).
Unterschied zwischen Wohnwagen und Wohnmobilen
Holz ist nachhaltig und günstig. Aus letzterem Grund setzen noch immer viele Wohnwagen-Hersteller auf dieses Sandwich. Ein Verfechter dieser klassischen Bauweise ist übrigens Fendt. Der Hersteller nutzt es bis hinauf in die Oberklasse und hat nach eigenen Angaben keine schlechten Erfahrungen damit gemacht.

Beliebt bei Wohnwagen: Hammerschlag ist eine Lackierung mit einem speziellen Lack, der beim Trocknen eine netzartig strukturierte Oberfläche erzeugt.
Übrigens: Aluminium mit versteifender Hammerschlagstruktur ist nur 0,5 bis 0,8 Millimeter dick und deshalb sehr leicht. Aluminium-Glattblech, oft gegen Aufpreis erhältlich, muss mindestens einen Millimeter stark sein, damit es nicht knittert und wellt. Dadurch wiegt ein Glattblech-Caravan zwischen 15 und 30 Kilogramm mehr als sein Hammerschlag-Pendant. Beim Standard-Sandwichboden für Wohnwagen nehmen eine Sperrholz-Unterschicht und ein mit PVC belegter Sperrholz-Laufboden eine EPS-Dämmung in die Zange.
Beim Wohnmobilbau dagegen nahm der Holzanteil in den vergangenen Jahren immer mehr ab – gleichzeitig gewann die Bedeutung von GFK in dieser Fahrzeugkategorie. Seine Widerstandsfähigkeit gegen Hagel und Steinschlag macht ihn zur Idealbesetzung bei Dach und Unterboden – manche Versicherungen gewähren sogar Rabatte, wenn das Reisemobil über ein GFK-Dach verfügt.
Weiterer Vorteil von GFK: Er verrottet nicht und kann, anders als Aluminium, partiell ausgebessert werden. Auch bei Böden kommt immer häufiger GFK für die äußere, dem Straßenschmutz ausgesetzte Schicht zum Einsatz.
Die Verbindung der Aufbaukanten
Kantenverbindungen sind ein neuralgischer Punkt beim Wohnmobil- und Caravanaufbau. Das liegt daran, dass sie mehrere Funktionen erfüllen. Da sie den Übergang von einer Sandwichplatte zur anderen markieren, müssen sie in erster Linie die Dichtheit gewährleisten. Eine weitere Aufgabe der Kantenverbindungen ist, für die Steifigkeit und Stabilität des Aufbaus zu sorgen.

Der neuralgische Punkt bei allen aufgebauten Reisemobilen sind die Kantenverbindungen. Hersteller nutzen dafür verschiedene Verfahren. Im Bild: Frankia verwendet PU-Kanten, XPS-Dämmung und Alu-Kanten.
Die Verbindungen wurden früher verschraubt und abgedichtet, heute werden sie mehr und mehr verklebt und zusätzlich verschraubt. Für die Stabilität der Verschraubungen spielt das Trägermaterial eine entscheidende Rolle. Eine Verschraubung im Isoliermaterial würde nicht halten. Darum werden in die Ränder der Sandwichplatten Leisten aus Holz oder eben hoch verdichteten Schäumen (PU) eingearbeitet, die dann verschraubt werden können.
PU ist sehr stabil und ebenfalls verrottungsresistent. Es bietet Schrauben sicheren Halt – wichtig für die Eckverbindungen zwischen Dach, Wänden und Boden, die meist verschraubt und verklebt werden. Auch Profile aus Aluminium kommen zum Einsatz, sie garantieren eine verwindungssteife Verbindung.
Wände und Isoliermaterialien bei Campingbussen
Campingbusse haben zwar keine Sandwichplatten, doch auch die Karosseriewände der Kastenwagen müssen isoliert werden. Dafür sind flexiblere Materialien gefragt. Früher war hier Mineralwolle verbreitet. Die nimmt zwar kaum Feuchtigkeit auf, aber durch die lockere Konsistenz kann Feuchtigkeit am kalten Außen blech kondensieren. Deshalb muss zwischen Wolle und Innenraum als Dampfsperre eine Folie angebracht werden. Wegen der einfachen Verarbeitung und des Preises ist Mineralwolle bei Selbstausbauern beliebt.
Ein Dämmmaterial, das der Mineralwolle ähnelt, ist die alukaschierte PE-Fasermatte. Sie findet vor allem bei französischen und italienischen Marken Verwendung und hört auf den Namen Van Protection System. VPS verspricht neben guter Isolation auch eine merkliche Geräuschdämmung. Fast alle anderen Campingbushersteller nutzen PE-Matten für die Isolierung. Der Kunststoff, der auch als X-Treme-Isolator oder Armaflex verkauft wird, ist sehr flexibel und damit einfach zu verarbeiten.

Der Ausbau von Kastenwagen beginnt meist mit der Isolierung. Flexible Dämmmaterialien wie PE-Schaum eignen sich hier am besten.
PE-Matten sind zwar relativ schwer, bieten aber schon bei geringer Materialstärke gute Dämmwerte und dienen auch der Geräuschminderung. Preislich liegt PE zwar im oberen Bereich, nimmt aber wie XPS keine Feuchtigkeit auf. PE-Matten sind meist dunkelgrau oder schwarz.
In Kompakt-Campingbussen kommt immer öfter ein weiteres, neues Dämmmaterial zum Einsatz: Der flexible Elastomerschaum – kurz FEF – ist sehr biegsam und vereint gute Dämmwerte mit geringem Gewicht. Dieser synthetische Kautschuk (SBR-Kautschuk) nimmt ebenfalls kein Wasser auf und hat eine Beschichtung gegen Bakterien und Schimmelpilze.
Glossar – Woraus bestehen Wände im Wohnmobil und Wohnwagen?
Eine Übersicht aller Fachbegriffe und Materialien, die in der Caravaning-Branche verwendet werden.
ABS-Kunststoff
Beschreibung: im Vakuum-Tiefziehverfahren gefertigte Kunststoffteile aus Polystyrol oder Acrylnitril-Butadien-Styrol
Verwendung: vor allem als Formteile oder Aufsatzteile an Bug und Heck (z. B. als Leuchtenträger oder Deichselkastenklappen)
Aluminium
Beschreibung: Leichtmetall, als Außenhaut lackiert oder pulverbeschichtet. Als schwereres Glattblech oder als leichtere, weil dünnere Hammerschlag-Ausführung erhältlich. Verwendung: als Außenhaut oder Profilleiste an Aufbaukanten sowie als Material für Seitenschürzen.
recyclingfreundlich
relativ leicht
auch in dünner Materialstärke noch stabil
wasserdicht
feuchtigkeitsresistent
UV-beständig
schwierige Reparatur schon bei kleinen Kratzern und Beulen
Alu-Fraß (Korrosion) möglich
Alufiber
Beschreibung: Verbundmaterial aus Aluminium und GfK
Verwendung: als optionale Dachhaut bei Fendt-Caravans
Soll die optischen Eigenschaften von glattem, glänzendem Blech mit der Widerstandsfähigkeit von Kunststoff kombinieren.
schwer
teuer
EPS
Vollständiger Name: expandiertes Polystyrol, wird unter dem Markennamen Styropor vertrieben
Verwendung: häufig als Isoliermaterial in Caravan- und Reisemobilaufbauten
leicht
günstig im Einkauf
saugt Feuchtigkeit auf
instabil
GFK
Vollständiger Name: Glasfaser-verstärkter KunststoffVerwendung: als Außenhaut und als Formteile
widerstandsfähig gegen Hagel und Steinschlag
reparaturfreundlich
verrottungsresistent bei Behandlung mit einer Deckschicht (Gelcoat) gegen UV-Strahlung
Verfärbung und Rissbildung möglich
oft matte Oberfläche
etwas schwerer und weniger stabil als Alu
Holz
Beschreibung: große Bandbreite von der rohen Tannenlatte bis zur wasserfest verleimten und beschichteten Siebdruckplatte.
Verwendung: Von der rohen Tannenlatte bis zur wasserfest verleimten und beschichteten Siebdruckplatte vielfältige Verwendung. Nadelholzlatten werden häufig als tragendes Fachwerk verwendet, teils auch als Kante zur Verschraubung von Aufbauplatten, Sperrholz findet sich auch als Innen- und Außenseite für Bodenplatten oder als Innenabschluss der Wand.
günstig
einfach zu verarbeiten
relativ leicht
leicht isolierende Wirkung
anfällig für Feuchteschäden
PU
Vollständiger Name: Polyurethan, meist beige oder grau/schwarz eingefärbt
Andere Bezeichnung: Wird auch Bau- oder Montageschaum genannt.
Verwendung: als Wandisolierung sowie als Versteifungen an Plattenkanten
aufgeschäumter Kunststoff ist stabil
nimmt kaum Wasser auf hoch
verdichtete PU-Leisten sind fest und verrottungsresistent
aufwendig in der Produktion
XPS
Beschreibung: extrudiertes Polystyrol, wird u. a. unter den Markennamen Styrofoam, Styrodur oder RTM-Schaum vertrieben. Meistens blau eingefärbt.
Verwendung: als Isoliermaterial
steif und wenig druckempfindlich
durch das geschlossene Zellgefüge nimmt es so gut wie kein Wasser auf
Beispiele für die Sandwich-Vielfalt bei Wohnwagen
Noch alterungs- und witterungsbeständiger kann ein Sandwich werden, wenn die Holzlatten und -kantenleisten ganz oder teilweise durch Kunststoff ersetzt werden und beim Unterboden GFK statt Holz zum Einsatz kommt. LMC beispielsweise setzt serienmäßig bei allen Wohnwagen ab der Modellreihe Vivo die sogenannte Long-Life-Technologie (LLT) mit GFK-Boden und -Dach sowie Wänden aus Aluminium mit XPS-Dämmung und PU-Leisten ein.

Der LMC Vivo punktet mit der neuen Aufbautechnik Long-Life-Technologie (LLT).
Ein Bauprinzip, das Eriba nun auch in leicht abgewandelter Form für den Nova übernimmt. Und auch die Topmodelle der französischen Marken Caravelair und Sterckeman reduzieren Holz und beplanken ihre Wände und Dächer mit GFK. Zur Beruhigung sei aber versichert, dass ein sehr sauber verarbeitetes und jährlich auf Dichtigkeit kontrolliertes EPS-Holz-Sandwich ebenfalls lange dicht bleiben und damit funktions- und wertbeständig sein kann.
Einen ganz eigenen Weg geht Eriba mit seinen Pual-Aufbauten: Zwischen die Alu-Außenhaut und die Sperrholz-Innenwand der Modelle Feeling und Nova Light wird PU-Schaum gespritzt. Während er aushärtet, quillt er in die kleinste Ritze und umschließt Holzverstärkungen und Metall-Gitter, an denen die Möbel verschraubt werden.
Knaus hat mit den Modellen Travelino und Deseo den Fibre Frame eingeführt. Vorgefertigte Profile aus PU werden miteinander verklebt und bilden einen selbsttragenden Rahmen, der aktuell noch mit Alu-EPS-Sandwichwänden ausgefacht wird. Die Möbel müssen somit nicht mehr den Aufbau stabilisieren. Außerdem soll der Fibre Frame leichter sein als ein konventionelles Sandwich.

Beispiel für einen Exoten: Der amerikanische Hersteller Airstream präsentierte 2018 den Nest, einen Caravan mit GFK-Monocoque-Kabine.
Die Exoten: Eine alternative Bauweise ohne Sandwich findet man etwa bei der italienischen Marke Wingamm, die auf Monocoque-Konstruktionen setzt. Hierbei werden Wände und Dach sowie gegebenenfalls auch Boden und Front aus einem einzigen nahtlosen GfK-Kokon gefertigt. Einen anderen Weg schlägt Eriba mit dem Klassiker Touring und dessen Luxus-Derivat Touring 820 ein: Sein Innenleben besteht aus einem Stahlrohrrahmen, der mit EPS ausgefacht und mit Aluminium beplankt ist. Airstream vernietet Alubleche auf einem Alurahmen und dämmt die Räume zwischen den Spanten mit Mineralwolle; ein Material, mit dem auch Tabbert das Doppeldach seiner höherpreisigen Baureihen zusätzlich gegen Kälte und Regengeräusche wappnet. Darunter spannt sich ein normales Sandwichdach.