Mit unserer Parzelle Nr. 35 treffen wir es gut an. Wir haben nette Nachbarn hier auf dem Camping Lido Salpi bei Manfredonia. Rechts wohnen Heide (70) und Klaus Maier (72) aus Stuttgart, zwei Italien-Kenner mit "Überwintern-im-Süden-Erfahrung". Seit 30 Jahren sind sie campend unterwegs, zuerst mit Zelt und ihren Kindern, später in selbst ausgebauten VW-Bullis. "Als wir damals im Dachzelt bei minus vier Grad im Mai in Portugal froren, fiel der Entschluss für das erste richtige Reisemobil", berichten Heide und Klaus. Mittlerweile sind sie in einem Integrierten auf Achse, und das viele Monate im Jahr.

Die ehemalige Kinderkrankenschwester und der pensionierte Fernmeldeinspektor verbringen nur die Sommermonate in ihrer Wohnung in Stuttgart. Spätestens im Oktober zieht es sie in den Süden, meistens nach Süditalien. Sie haben ihre Lieblingsplätze in Apulien, Kalabrien und auf Sizilien, die sie etappenweise ansteuern und dort oft Bekannte aus aller Welt wiedertreffen. "Uns tun Sonne, Meerluft und die mediterrane Kost gut", erklärt Klaus, und so hatten die zwei keine Bedenken, auch in Corona-Zeiten ihre Wohlfühlplätze fern der Heimat aufzusuchen.

Im Winter 2020/21 residieren sie wieder mal auf Camping Lido Salpi, der deutlich weniger belegt ist als in den Vorjahren – wohl wegen Corona. "Habt ihr die Sandaale heute morgen am Strand gesehen? Und übrigens: Dort drüben auf der Wiese wachsen Champignons ..." Sie kennen und lieben die hiesige Natur und genießen die täglichen ausgiebigen Strandspaziergänge mit ihren Hunden Leni und Farina. Der Platz ist von Natur umgeben, der Strand jetzt im Winter einsam, sodass sowohl Hunde als auch Menschen viel Freiheit genießen können. Die nächste Stadt, Manfredonia, ist zehn Kilometer entfernt.

Zwei Freunde mit Wohnmobil & Caravan
Genau diese Einsamkeit ist es, die Günther Löhlein (68) und Reinhard Glaser (64) aus Nürnberg, unsere Nachbarn zur Linken, auf Dauer ein wenig zu schaffen macht. "Wir sind jetzt einen Monat hier, langsam wird es langweilig", geben sie zu. "Ich bin gerade in Rente gegangen, habe als Krankenpfleger im Schichtdienst gearbeitet und komme hier gut runter, aber Günther, der muss ja immer was zu tun haben", meint Reinhard schmunzelnd. Günther, Maschinenbautechniker, ist seit drei Jahren im Vorruhestand.

Die Jugendfreunde sind mit zweierlei Gefährten unterwegs: Günther mit einem Caravan, Baujahr 2015, Reinhard im Teilintegrierten gleichen Jahrgangs, den er durch Solar und Trenntoilette auf Autarkie getrimmt hat. Ihre Frauen haben sich der Winterreise dieses Mal nicht angeschlossen. Aufgrund der zweiten Corona-Welle ab Herbst 2020 lief sowieso alles anders als geplant. "Eigentlich wollten wir nach Marokko, hatten die Fährtickets schon gekauft, das Geld aber zurückerstattet bekommen, da keine Fähren mehr fuhren."
Italien war im Herbst noch besser möglich, und so starteten die Männer Anfang Oktober Richtung Sizilien. Sie tingelten auf Landstraßen zum Gardasee, nach Bologna und zum Lago Trasimeno, bis sie am 25. Oktober den Campingplatz Lido Salpi erreichten, wo sie aufgrund der verschärften Reisebeschränkungen erst einmal festsitzen. Ende November verabschieden sich die beiden ein bisschen wehmütig von den hier noch warmen Sonnenstrahlen, treten die Heimreise an und hoffen auf weiße Weihnacht zusammen mit ihren Familien.
Das erste mal im Wohnmobil überwintert
Ingrid Lef (63), pensionierte Altenpflegerin aus Leonding in Oberösterreich, und Goldschmied Franz Strasser (63) aus Hollabrunn stehen mit ihrem betagten Mobil hinter der Rezeption. "Da habe ich den besten WLAN-Empfang", begründet Franz seine Platzwahl. Dabei hängt der Niederösterreicher nicht viel vor dem Computer. Ingrid allerdings hatte er via Internet kennengelernt. Noch kein halbes Jahr waren die beiden ein Paar, als Franz seine "Flamme" überredete, mit auf Überwinterungs-Tour in den Süden zu kommen, so wie er es seit mehreren Jahren handhabt.

"Ich kannte das Wohnmobilreisen nicht und hatte Bedenken, ob wir auf so engem Raum miteinander auskommen würden", erinnert sich Ingrid. Da springt Franz’ Hund Lilly herein und macht es sich auf einem Sitz gemütlich. "Tja, eigentlich suchte ich einen Partner ohne Hund und einen Nichtraucher", lacht Ingrid und krault Lilly.

Genau wie Franz hat Ingrid die Unabhängigkeit liebgewonnen, die das Reisemobil bietet. "Und dass man hier so viele unterschiedliche Menschen kennenlernt. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Aussteiger gibt." Nur im Sommer wollen sie noch zu Hause in Österreich sein, um sich um Haus, Hof und Familie zu kümmern. Der Rest des Jahres sei doch viel angenehmer im Süden.
Hier in Apulien sind die Campingplätze "Lido Salpi" und "Torre Sabea" ihre Anlaufpunkte. "Portugal wäre auch herrlich, aber der Atlantik ist mir dort im Winter zu frisch", sagt Franz. Apropos frisch: "Einziges Manko der Idylle hier im Winter ist das Duschen. Der Weg im Bademantel zum Waschhaus und der Moment nach dem Duschen kostet Überwindung", gibt Ingrid zu, "zumindest an den kühlsten Tagen mit 13 Grad." Im November müssen sie abends schon mal ein bisschen heizen. Ein Fernseher ist nicht an Bord. "Brauchen wir nicht, vermissen wir nicht." Abends knobeln sie lieber, stricken oder malen.
Apuliens Norden: Tipps für Ausflüge rund um den Gargano

Das Castel del Monte mit seiner achteckigen Form und der Wiederkehr der Zahl Acht im gesamten Bau ist die wohl geheimnisvollste Burg Italiens, errichtet vom Stauferkaiser Friedrich II. Das Burgmuseum war im Winter 2020/21 im Zuge der Corona-Maßnahmen geschlossen. Aber schon allein der aussichtsreiche Spaziergang rund um das Castel auf der Hügelspitze lohnt den Besuch. Abends ist es stimmungsvoll beleuchtet. Knapp 50 Kilometer entfernt liegen Altamura und Gravina di Puglia. Altamura ist die Kornkammer auf Apuliens Kalkhochebene Murgia, und das Brot von dort ist weithin berühmt. Tipp: die traditionelle Focaccia aus dem versteckt liegenden "Forno Antico", dem ältesten Backofen Altamuras (Abzweig vom Dom-Platz in die Via L. Martucci 10). In der Altstadt von Gravina di Puglia kann man die regionaltypischen Wohnhöhlen über eine Schlucht hinweg bewundern.
Der Gargano, Italiens Stiefelsporn, ist ein kleines Gebirge mit Pinien- und Buchenwald, hübschen Dörfern, einer Pilgerstätte und einer zerklüfteten Küste. Nördlich von Mattinata führt ein Wanderweg vom kleinen Wanderparkplatz in einer engen Serpentine in gut einer Stunde zum Traumstrand "Spiaggia di Vignanotica". Von dort aus genießen wir den Ausblick auf die Bucht "Baia delle Zagare" mit ihrem Felsentor im Meer. Entlang des gesamten schmalen Kiesstrands zieht sich eine steile Felswand aus weißem Gestein.

Auf der Küstenstrecke bis Vieste erblicken wir kleine, vierkantige Wehrtürme, die im 16. Jahrhundert gegen Freibeuter-Überfälle erbaut wurden. Feinsandige Buchten sind teils nur über steile, schmale Pfade oder mit dem Boot zu erreichen. Vieste selbst ist ein geschäftiges Städtchen mit guten Einkaufsmöglichkeiten. Um sein Wahrzeichen "Pizzomunno" (Spitze der Welt), einen 30 Meter hohen Monolith aus Kalkstein, rankt sich manche Sage. Weiter geht es nach Peschichi. Der Fischerort mit seinen engen Gassen, weiß getünchten Häusern, kleinen Läden und gemütlichen Restaurants thront über dem Meer. Rodi Garganico entzückt mit seinem Yachthafen, dem weiten Sandstrand und den reizenden Wand- und Treppenmalereien.
Weg von der Küste führt unsere Rundtour jetzt über Vico hinein in die Foresta Umbra, einen uralten, riesigen Buchenwald. Einst soll er sich über ganz Apulien erstreckt haben. Wir wandern durch buntes Laub auf dem kurzen Rundweg um den Umbra-See. Aus dem Wasser tauchen Köpfe von Schildkröten auf. Auch Wildschweine und Mufflons sollen hier leben. Wilde Orchideen in großer Vielfalt blühen im April und Mai.
Eine kurvige Strecke führt uns nach Monte Sant-Angelo, Unesco-Weltkulturerbe, 850 Meter hoch über dem Meer gelegen, uralte Kultstätte und seit dem Mittelalter bedeutender Pilgerort, weil dort in einer Grotte der Erzengel Michael erschienen sein soll. An höchster Stelle des Orts steht die Burg mit dem dicken "Torre del Gigante" (Turm des Riesen), etwas unterhalb die dem heiligen San Michele geweihte Wallfahrtskirche. Auf einer spektakulären Serpentinenstrecke gelangen wir von Monte Sant-Angelo in rund 30 Minuten zurück zum Camping Lido Salpi.
Camping Lido Salpi
Gut ausgestatteter Platz an großem, freiem Sandstrand mit Eukalyptus-Wald. 10 km bis zum Zentrum von Manfredonia. Sehr saubere Sanitäranlagen, Waschmaschine, Trockner, Ver- und Entsorgung, WLAN, Lebensmittel-Shop, Restaurant, Pizzaabend. Hunde willkommen.
Apuliens Süden: Die besten Ziele rund um den Stiefelabsatz
Als Zwischenetappe auf dem Weg nach Gallipoli bietet sich das Valle d’Itria mit seinen berühmten Trulli an. Die "Hauptstadt der Trulli" ist Alberobello. Rund 1500 der runden weißen Trulli-Häuser mit Steindach und Symbol-Malerei stehen allein in diesem Ort. Weniger touristisch und von anderem Charakter zeigt sich Locorotondo. Wir erleben das Dorf festlich geschmückt in der Vorweihnachtszeit.

Camping Torre Sabea liegt ganz anders als Lido Salpi: Zwar auch direkt am Meer, aber ohne Strand, stattdessen direkt am Rand von Gallipoli mit einem Supermarkt um die Ecke. Die Altstadt mit ihren hervorragenden Fischrestaurants ist bequem zu Fuß zu erreichen. Der Campingplatz bietet aber auch einen Shuttle-Service an. Hier im Süden Apuliens ist die Landschaft flach, die Küste oft steil und felsig. Herrlich erwandern kann man diese Landschaft im Parco Naturale Porto Selvaggio, 17 Kilometer nördlich des Campingplatzes. Direkt an der Küstenstraße am Eingang zum Park gibt es gute Parkmöglichkeiten und ein vorbildlich ausgeschildertes Wanderwegenetz. Zunächst durch Pinienwald führend, erreichen wir bald die raue Küste, an der sich die Wellen spektakulär brechen. In der Ferne der Wehrturm Torre del’Alto – ein toller Picknickplatz!
Schweift man vom Campingplatz aus gen Süden, erreicht man in rund 30 Fahrminuten den südlichsten Punkt Apuliens, das Capo Santa Maria di Leuca. Hier treffen das Adriatische und das Ionische Meer aufeinander. Vom Yachthafen San Leucas aus führt eine steile Treppe mit vielen Aussichtsbalkonen hinauf zum Leuchtturm. Ein künstlicher Wasserfall markiert das Ende eines Wasserversorgungsprojekts aus den 1930er Jahren.
Agricampeggio Torre Sabea
Komfortabler, grüner Platz am Meer mit Felsküste, direkt am Ortsrand von Gallipoli. Private Badezimmer (gegen extra Gebühr), Waschmaschine, Trockner, Ver- und Entsorgung, WLAN, Kinderspielplatz, Lebensmittel-Shop, Restaurant. Hunde willkommen.
Weitere Ganzjahresplätze in Apulien
Von November bis Februar haben die meisten Campingplätze in Apulien geschlossen. Die beiden genannten Ganzjahresplätze und einige weitere heißen zum Überwintern willkommen und dienen als Ausgangspunkte für zahlreiche Ziele. Alternativ finden sich auch einige Reisemobilstellplätze mit Ganzjahresöffnung. Da sich die Verhältnisse hier aber oft sehr rasch ändern können, empfiehlt sich eine Anfrage vor der Anreise.