Wohnmobil-Rundreise auf Elba
Kleine Insel, große Vielfalt

Elba ist zwar nur 27 Kilometer lang und 18 Kilometer breit, bietet aber mehr unterschiedliche Landschaften und Besonderheiten als viele größere Regionen. CampingurlauberInnen haben es auf der italienischen Insel leicht, einen passenden Platz zu finden.

Leser-Tour Elba
Foto: Anita Maurer

Piombino an der toskanischen Küste ist mein erstes Ziel. Von hier aus starten die Fähren nach Elba. Weil meine Fähre aber erst am nächsten Morgen ablegt, suche ich für mein Wohnmobil einen Parkplatz in Hafennähe und habe Zeit, um Piombino zu Fuß zu erkunden. In der Altstadt gibt es ein Castello und hübsche Details an Hausfassaden. Auf dem Platz am Leuchtturm lasse ich mir auf einer Bank die Sonne ins Gesicht scheinen und genieße ein köstliches Gelato. So soll es sein.

Nach einer ruhigen Nacht und der rund einstündigen Überfahrt nach Portoferraio will ich bis zum Abend Lacona – genauer den Campingplatz Orti di Mare – erreichen. Ich nehme aber nicht den kürzesten Weg, sondern fahre erst einmal fast um die halbe Insel, alles entlang der gut ausgeschilderten Küstenstraße.

Erste Station: Der Gipfel des Monte Cappane

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Anita Maurer
Cabinovia heißt die Seilbahn auf den Monte Capanne. Man steht in Metallkörben und fährt etwa 20 Minuten.

Ein paar Jahre zuvor hatte ich Elba auf einer Motorradtour kennengelernt. Jetzt will ich mir mit dem Wohnmobil gezielt die Höhepunkte ansehen. Einer davon – und zwar im Wortsinne – liegt kurz vor dem Ort Marciana. Mit der Cabinovia, einer Standseilbahn, kann man hier auf den höchsten Berg der Insel gondeln, den rund 1.000 Meter hohen Monte Capanne. Allerdings sollte man dazu schwindelfrei sein und keine Höhenangst haben. Der Gipfel lässt sich aber auch zu Fuß erreichen.

Im Bergbistro sollte man unbedingt den leckeren Apfelkuchen verkosten, aber Achtung, es besteht Suchtgefahr. Auf jeden Fall ist die Aussicht vom Monte Capanne grandios und man sieht bis nach Korsika und natürlich auch zum Festland hinüber. Während sich in den windigeren Gebieten die Macchia ausbreitet, sind die Hänge des Monte Capanne von einem schönen Mischwald mit Kastanienbäumen und jahrhundertealten Eiben bedeckt.

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Das charmante Fischerdorf Marciana Marina lohnt einen Besuch, allerdings ist es hier nahezu unmöglich, das Wohnmobil zu parken. Das E-Bike an Bord hilft weiter.

Später erreiche ich an der Südküste Elbas Marina di Campo. LiebhaberInnen edler Uhren ist der Ort ein Begriff, denn die berühmte Marke Locman hat hier ihren Sitz. Im Lauf der Jahre hat sich die Kollektion um Schmuck und Lederartikel erweitert, die man in mehreren Boutiquen auf der Insel kaufen kann.

Nur noch wenige kurvige Kilometer und das Ortsschild von Lacona taucht auf. Camping Orti di Mare liegt auf einer terrassierten Anhöhe im Zentrum der Südküste Elbas. Zum Strand sind es zu Fuß nur fünf Minuten, die durch einen kleinen Wald führen. Vom Strand aus erblickt man die naturwilde Insel Montecristo. Lacona ist insgesamt eher eine Ortschaft für Naturliebhaber und frei von Ballermannfeeling.

Badebuchten und Bergdörfer im Süden der Insel

Nach zwei Nächten in Lacona fahre ich weiter nach Capoliveri, einem schönen Bergdorf mit viel Charme, fotogenen Gassen und einem Dorfplatz mit kleinen Restaurants. Gegen den Durst hilft ein kühles Bier von der Insel. Dank sehr aktiver kleiner Brauereien kann man zwischen verschiedenen Geschmacksrichtungen wählen – etwa Bergminze, Kastanie und Honig.

Kleine Badebuchten locken im Südosten am Fuß des Felsmassivs von Capoliveri. Das klare Wasser des Golfo Stella und die einladenden Sand- und Kiesstrände bilden vor dem Hintergrund der dichten Vegetation ein wunderschönes Bild. Einer der bekanntesten Strände ist Innamorata. Vorgelagert sind zwei kleine Eilande mit reicher Unterwasserwelt.

Eine romantische Legende gab der hübschen Bucht an der Südküste ihren Namen: Der Geschichte zufolge stürzte sich hier eine unglücklich Verliebte ins Meer, um ihren verschleppten Auserwählten zu retten. An dieses Ereignis wird alljährlich am 14. Juli mit einem historischen Umzug und buntem Fest erinnert.

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Wer einen größeren Sandstrand sucht, ist in Procchio richtig. Typisch für einen Badeort hat er außerdem viele Restaurants und Geschäfte.

Nach einem feinen Cappuccino geht die Reise weiter nach Porto Azzurro, geschützt in einer tief eingeschnittenen Bucht in Elbas Osten gelegen. Zwei mächtige Festungen erheben sich über den einstigen Fischerort, in dessen Hafen heute die Kutter neben Yachten schaukeln. Ein malerisches historisches Viertel und eine attraktive Uferpromenade laden zum Flanieren ein. Dank dem Nationalpark Toskanischer Archipel stehen die Gewässer vor Porto Azzurro unter Naturschutz, weshalb es viele artenreiche Tauchplätze gibt.

Auch an Parkmöglichkeiten mangelt es nicht und in der Nebensaison ist selbst für Wohnmobile Platz. Für die Übernachtung stehen drei Campingplätze zur Auswahl. Wer eine wundervolle Aussicht genießen will, wandert vom Hafen bis zu dem auf einer Anhöhe gelegenen Gefängnis. Am Morgen danach steht Rio Marina auf meinem Programm, mit 2.100 Einwohnern auf Elba schon ein beachtliches Städtchen. Mein Wohnmobil parke ich an der Ausgangsstraße Richtung Cavo auf einem großen Platz. Zu Fuß erreicht man das Zentrum in fünf Minuten. An der kleinen Hafenpromenade aufgereiht sind Restaurants und Pizzerias zum Teil mit Gartenterrasse. Von dort kann man das Hafentreiben beobachten und dazu fein essen. Die Fähre zum Festland fährt hier ein paar Mal pro Tag ein und aus, und es macht Spaß, dieses Szenario in so einem kleinen Hafen zu bestaunen.

Für Kinder wie Erwachsene interessant ist das kleine Mineralien- und Bergbaumuseum, das keine hohen Eintrittspreise verlangt. Wenn man anschließend am kleinen Strand in Hafennähe das schöne Glitzern des dunklen Sands im elbanischen Sonnenlicht bestaunt, weiß man, dass es durch Erzvorkommen entsteht, die hier früher in Höhlen abgebaut wurden.

Endlose Sandstrände und schöne Sonnenuntergänge

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Ein Restaurant wirbt mit hausgemachter frischer Pasta. Auf Elba liebt man eine bodenständige Küche und Weine, die in guter Qualität auf der Insel wachsen.

Meine Reise führt mich nun über teils enge und holprige Straßen ins Inselinnere und dann wieder an die nördliche Küste. In Enfola gibt es einen schönen Campingplatz, der aber nur für Wohnmobile bis sechs Meter Länge geeignet ist. Die Bucht jedoch ist der absolute Hammer. Man hört immer wieder, hier gäbe es die schönsten Sonnenuntergänge auf der ganzen Insel. Um einen passenden Platz zu finden, fahre ich weiter nach Procchio zur Camper Area La Perla. Ein toller Stellplatz mit Strom, Ver- und Entsorgung sowie Dusche. Hier gefällt es mir und ich bleibe zwei Nächte.

Procchio besitzt einen der weitesten und am besten ausgestatteten Sandstrände der Insel. Einstmals wurde hier Kupfer und Eisen verarbeitet. Einige Fundstücke zeugen davon: ein Schmelzofen und ein römisches Schiff mit seiner wertvollen Ladung mit Amphoren. Der Ort selbst ist schnell durchlaufen, hat aber einen gewissen toskanischen Charme und ist auch ein Ausgangspunkt für wunderbare Wanderungen. Den Abend lasse ich vor dem Wohnmobil mit Meerblick bei einem feinen Tropfen Wein ausklingen. Der Weinbau auf Elba hat eine über 3.000 Jahre alte Tradition, und noch immer genießen die Inselweine zu Recht einen guten Ruf.

An meinem vorletzten Tag auf der Insel fahre ich wieder nach Portoferraio. Ein großer Platz am Fährhafen bietet sich für die Übernachtung an. Die schöne Altstadt mit ihren Treppengassen und mittelalterlichen Festungsanlagen liegt erhaben auf einer felsigen Landzunge. Am Hafeneingang befindet sich die Fortezza Linguella mit einem sehenswerten Archäologischen Museum. Das noch immer bewohnte Forte Stella liegt in der Oberstadt, in direkter Nachbarschaft des Leuchtturms.

Das Forte del Falcone bildet die Grenze des historischen Ortskerns zur heutigen Neustadt. Von den Festungsanlagen aus genießt man wunderschöne Ausblicke über Altstadt und Küste. In der Oberstadt steht die Villa dei Mulini und erinnert an Napoleon. Der hierher verbannte Kaiser ließ den kleinen Palast zu seinem Stadthaus ausbauen und residierte hier während seines zehnmonatigen Exils in den Jahren 1814 und 1815. Eine große Bibliothek sowie Säle mit seinen Möbeln sind ebenfalls in der Villa zu besichtigen.

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Vier unterschiedliche Fährlinien verkehren auf der Strecke zwischen Piombino und Portoferraio. Je nach Reederei dauert die Fahrt 40 bis 60 Minuten.

Dann bringt mich die Fähre am nächsten Morgen wieder zurück nach Piombino. Zeit genug, um wehmütige Blicke zurück auf die Insel zu werfen.

Reiseinformationen Elba

Städte: Elba besteht aus 8 Gemeinden mit insgesamt 32.000 Einwohnern. Die Inselhauptstadt ist Portoferraio und gilt als wichtigster Fährhafen.

Ideale Reisezeit: Elba ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. In der Zeit von Juni bis Mitte Oktober herrschen ideale Badebedingungen. Zum Wandern eignen sich hingegen die Monate April und Mai oder der Herbst.

Strände: Elba ist ein Paradies für Wasserratten. Es gibt sowohl Strände mit reichlich Angebot als auch verlassene Buchten. An fast allen Stränden ist die Mitnahme von Hunden erlaubt, diese müssen jedoch immer an der Leine gehalten werden. Die Insel ist ein beliebtes Ziel zum Schnorcheln.

Fähre: Vom italienischen Festland erreicht man Elba nur per Fähre über den Hafen in Piombino. Die meisten BesucherInnen fahren mit der Fähre nach Portoferraio, wobei eine Überfahrt ca. 1 Stunde dauert. Vier Fährgesellschaften verbinden die Insel mit dem Festland. Moby Lines und Toremar fahren das ganze Jahr über, in der Hauptsaison wird das Angebot noch von Corsica Ferries und BluNavy ergänzt.

Öffnungszeiten: Auch auf Elba wird die mediterrane Siesta eingehalten. In den Mittagsstunden haben viele Geschäfte geschlossen. Die Siesta dauert meist von 12:30 bis 15:30 Uhr. Museen sind meist dienstags bis samstags von 9 bis 19 Uhr geöffnet, sonntags oft nur vormittags.

Einkaufen: Auf Elba reist ein Inselmarkt umher, auf dem Kleidung, Schuhe, Obst, Gemüse und Inselspezialitäten gekauft werden können. Der Markt findet jeden Tag an einem anderen Ort statt.

Tanken: Durch die geringe Größe reicht eine Tankfüllung teilweise für den ganzen Urlaub. Ansonsten stehen ausreichend Tankstellen zur Verfügung, die Preise liegen etwas höher als auf dem Festland. Im Westen Elbas gibt es keine Tankstellen.

Stell- und Campingplätze auf Elba

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Mehr als 20 Campingplätze machen auf Elba die Suche nach einem Übernachtungsplatz einfach. Hinzu kommen Stellplätze für Wohnmobile wie hier die Area Camper La Perla in Procchio, die auch WC und Duschen hat.
Die aktuelle Ausgabe
Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten